Süddeutsche Zeitung - 09.08.2019

(Frankie) #1

Im Pariser Prinzenpark haben sie eine
neueLounge eingerichtet, gleich am Ende
des Korridors, der die Spieler zum Rasen
bringt, sehr exklusiv. Wer da drinsitzt, der
kann den Fußballern live dabei zusehen,
wie sie die Muskeln dehnen, an der Haar-
pracht zupfen, ihrem Aberglauben frönen,
manchmal auch ihrem Glauben, sich ge-
genseitig motivieren, necken, herzen. Wie
viel der Spaß kosten soll, weiß die Zeitung
Le Parisiennicht, wahrscheinlich eine gan-
ze Menge. Dabei ist nicht einmal klar, ob
sich das Spektakel, das da künftig geboten
wird, auch lohnt. Es hängt auch vom Promi-
nenzfaktor des Personals ab.


Geht Neymar? Bleibt er? Man sollte
Hamlet nicht allzu oft bemühen, schon gar
nicht profan, aber in diesem Fall ist das
Gehen oder Bleiben eben alles: Sein oder
Nichtsein. Frankreichs Vereinsfußball tritt
in eine neue Saison, und vielleicht ist es
auch schon wieder eine neue Ära. Wegen
dieser einen Personalie.
Geht Neymar Júnior weg, was er weltbe-
kannterweise unbedingt tun will, dann ver-
lieren der Meister Paris Saint-Germain
und die gesamte Ligue 1,die an diesem Wo-
chenende wieder beginnt, ihre internatio-
nale, erst vor zwei Jahren für 222 Millionen
Euro erkaufte Strahlkraft. Ihre Ikone, ihre
stürmende Litfaßsäule, den inkarnierten
Glamour – und ein paar Hundert Millionen
Euro für Fernsehrechte, die nur deshalb
fließen, weil der Brasilianer Neymar zuwei-
len etwas „Jogo bonito“ aufführt, den Fuß-
ball, der fröhlich macht. Das kam zwar zu-
letzt nicht mehr sehr oft vor, doch damit
macht die Liga Werbung für sich. Muss
„Ney“ aber bleiben, weil sich sein Gehen
kein neuer Klub leisten kann, dann ist das
auch Drama. Seine Lustlosigkeit in den
Trainings von Paris ist so augenfällig, dass
nur wenig zum Streik fehlt. Am liebsten


würde er wohl nie mehr für PSG spielen. In
ein paar Wochen endet der Transfermarkt.
Neymar will am liebsten dahin zurück,
wo er schon mal war: zum FC Barcelona.
Doch wollen ihn die Katalanen überhaupt?
Er war 2017 ja nicht im Guten gegangen.
Außerdem hat Barça ausgerechnet in der
Offensivabteilung ein Übermaß an heraus-
ragenden Angestellten, nach der Verpflich-
tung von Weltmeister Antoine Griezmann
(von Atlético Madrid) sowieso. So zirkuliert
nun das Gerücht, die Neymars, Senior und
Junior, seien bereits länger in Verhandlun-
gen mit Real Madrid. Die katalanische
ZeitungSportberichtet, Florentino Pérez,
Reals Präsident, habe Paris 120 Millionen
Euro angeboten für Neymar – plus Welt-
fußballer Luka Modric, im Tausch.
Natürlich ginge es bei diesem Real-Deal
nicht nachrangig darum, dem Rivalen Bar-
ça eins auszuwischen. Oder ist es anders:
Versuchen die Neymars nur, Barcelona
zum Handeln zu drängen, und drohen des-
halb mit Real? Es wäre nicht das erste Mal.
Und vielleicht klappt es sogar. Gérard Pi-
qué jedenfalls versprach dem einst Wegge-

gangenen eine Menge offener Arme in der
Umkleide, sollte er zurückkommen.
Bei PSG hält Neymar niemand zurück,
zumindest keiner der maßgeblichen Funk-
tionsträger. „Wenn ein Spieler einen Ver-
ein verlassen will, ist das der normale Gang
der Dinge“, sagte Leonardo, der alte und
wieder neue Sportdirektor – recht unro-
mantisch. Er ist Brasilianer wie Neymar,
die beiden ignorieren sich aber demonstra-
tiv. Neulich umarmte Leonardo nach dem
Training alle Spieler ganz innig, einen
nach dem anderen. Nur Neymar nicht.
Leonardo, heute 49, spielte in den Neun-
zigern mal eine Saison für PSG. Als vor acht
Jahren der Emir von Katar den Verein kauf-
te, um seine Soft Power auszubauen und
mit Paris zu prahlen in der Welt, vertraute
er dem Ehemaligen die sportliche Verant-
wortung an. Von Fußball verstanden die
Katarer selbst nicht so viel. In zwei Jahren
gelang es Leonardo, etliche große Namen
nach Paris zu holen, die „le foot“, wie die
Franzosen ihren Fußball nennen, vorher
für eine unattraktive Provinzbrache hiel-
ten. Die Katarer lockten mit viel Geld und

der unerhörten Ambition, binnen kürzes-
ter Zeit den europäischen Fußball zu er-
obern. Fünf Jahre würden reichen, dann
werde man die Champions League gewon-
nen haben, sagte damals Nasser al-Khelai-
fi, der Präsident des Klubs, ein Freund des
Emirs und ehemaliger Tennisprofi, einst
die Nummer 995 der Welt. Wer will da also
nicht hin? Auch Neymar sagte sich wohl,
dass ihm den Ballon d’Or für den Weltfuß-
baller niemand mehr würde nehmen kön-
nen, wenn er mit Paris mal alles gewinnen
würde. Mit Paris!
Es ist anders gekommen. Das katari-
sche PSG hat es in acht Jahren nie weiter
als bis ins Viertelfinale der Königsklasse ge-
schafft. In den vergangenen zwei Jahren
war schon im Achtelfinale Feierabend, und
das mit Neymar, Gianluigi Buffon und Kyli-
an Mbappé, dem Wunderkind des „foot“.
Und mit Thomas Tuchel als Trainer. Die
Enttäuschung ist groß, Leonardo soll nun
Struktur und Disziplin einbauen. Alle ste-
hen auf dem Prüfstand, auch Tuchel.
In Italien, wo Leonardo lange aktiv war
und beste Verbindungen hat, glaubt man
zu wissen, dass der deutsche Coach bis
zum Winter Zeit habe, sich zu beweisen. Im
anderen Fall stehe Massimiliano Allegri
bereit, der bisherige Meistertrainer von
Juventus Turin, der nun eine schöpferi-
sche Pause einlegt. Paris mag nicht mehr
länger warten auf den großen Erfolg.
Bei Neymar wuchs wohl zuletzt die Er-
kenntnis, dass er in Paris die besten Jahre
seiner Karriere vertrödelt. Um seinen Weg-
gang zu legitimieren, erzählt er jetzt, der
Verein wolle über klubnahe Meinungsma-
cher, Journalisten und Blogger seinen Ruf
mit angeblich unwahren Gerüchten über
Privilegien und Macken ruinieren. Es sei
zum Beispiel nicht wahr, dass er darauf ge-
drängt habe, eher am Nachmittag zu trai-
nieren als am Morgen. Auch seine Reisen
nach Brasilien: alles abgesprochen mit der
Vereinsleitung. Neymar ist es eben nicht so
gewohnt, dass man ihn kritisiert. Es hieß

auch schon, dass er die Jungen im Team
von oben herab behandle und mit den an-
deren Brasilianern einen Clan bilde.
In Doha hat man sich das etwas anders
vorgestellt. Die ZeitungLe Mondeversuch-
te nun, mit dem Präsidenten zu reden:
über Neymar, über die plötzliche Beschei-
denheit bei Neuverpflichtungen, über die
Ziele des Klubs. Doch al-Khelaifi trägt den
gar nicht so charmant gemeinten Spitzna-
men „Patron fantôme“, Chefgespenst. Nie
ist er im Büro, immer ist er unterwegs:
China, Hollywood, Amerika. Al-Khelaifi ist
das lachende Gesicht Katars, nicht nur für
den Fußball. Da er aber doch alles selber
entscheiden möchte bei PSG, türmen sich
in Paris die unerledigten Geschäfte.

Manchmal, schreibtLe Monde, werden
auch Rechnungen für Hunderttausende
Euro über Monate nicht bezahlt. Einmal,
als PSG auf Tour war, blieb der Privatjet,
der die Spieler zurückbringen sollte, stun-
denlang auf der Piste stehen. Die Firma ver-
langte die Zahlung des Treibstoffs vorab,
dann erst gab sie dem Piloten das Okay.
Alles gar nicht so glamourös, wie es der
Schein vermuten ließe. Und sollte nun
auch noch Neymar fortgehen, wer bucht
dann die neue Lounge? oliver meiler

Hamburg– DerDonnerstagnachmittag
war veränderlich bewölkt und windig im
schönen Hamburg, außerdem hat der HSV
trainiert, öffentlich neben dem Volkspark-
stadion. Mit Bakery Jatta, der auf einmal
gar nicht mehr Bakery Jatta sein soll, wenn
die Vorwürfe stimmen, die so unange-
nehm laut geworden sind. Er ging in erster
Reihe die Stufen zum Rasen hinab, er schüt-
telte Hände, die Fans klatschten. „Wir ste-
hen voll hinter Bakery und werden ihn wei-
terhin vollumfänglich im Trainings- und
Spielbetrieb einplanen“, ließ Sportvor-
stand Jonas Boldt mitteilen. Jatta sei „ein
wertvoller Spieler und voll integrierter, ge-
schätzter Teamkollege“.
Ob der Linksaußen aus Gambia am
Sonntag auch beim DFB-Pokalspiel in
Chemnitz mitmacht, wird sich zeigen. Es
soll sich überhaupt möglichst bald klären,
was es mit dieser derzeit etwas verworre-
nen Personalie auf sich hat und was das für
diesen jungen Mann bedeuten könnte.
Bisher war Bakery Jatta, der laut Pass
und Spielgenehmigung 21 Jahre alt ist, ein
beliebter Profi, der es auf erstaunlichem
Wege in die erste Elf dieses wundersamen
Klubs geschafft hat. Die Leute mögen ihn,
auch wegen einer Geschichte, die so ging:
aufgewachsen ohne Eltern, in Afrika nie
im Verein gespielt, Flucht aus seiner ar-
men, damals von einem Diktator be-
herrschten Heimat durch die Sahara und
über das Mittelmeer, Ankunft in Deutsch-
land mit Tasche und Tüte, Probetraining
und Vertrag beim HSV, Aufstieg zum
Stammspieler. Selbst den Abstieg des HSV
überstand er. Und nun das.

Die ZeitschriftSport-Bildhatte am Mitt-
woch den Verdacht in die Welt gesetzt,
dass Bakery Jatta in Wirklichkeit Bakary
Daffeh heiße, bereits 23 Jahre alt sei und
bei mehreren Vereinen gespielt habe,
außer in Gambia auch in Senegal und Nige-
ria. Zwei frühere Trainer glauben ihn auf ei-
nem Foto erkannt zu haben, auf Bildern se-
hen sich Bakery Jatta und der seit 2015
nicht mehr sichtbar in Erscheinung getre-
tene Bakary Daffeh sehr ähnlich.
Ganz neu sind die Zweifel nicht, vor al-
lem die Frage nach seinem Alter hatte ihn
schon bei seiner Landung 2015 in Bremen
und 2016 in Hamburg begleitet. Aber jetzt,
nachdem er sich geradezu märchenhaft in
Deutschland und seiner Lieblingssportart
etabliert hat, ist Jatta plötzlich Gegenstand
von Protest und Ermittlungen.
Der Kontrollausschuss des DFB unter
Leitung des früheren 1860-Stürmers und
heutigen Deggendorfer Gerichtspräsiden-
ten Anton Nachreiner untersucht die Sa-
che. Das Bezirksamt Hamburg-Mitte, die
für Jatta zuständig Behörde, will „den Fall
intensiv prüfen“ und „im Rahmen einer An-
hörung“ den Hinweisen nachgehen. „Soll-
te sich im weiteren Verlauf der Verdacht
auf Falschangaben bestätigen, ist über ein
Rücknahmeverfahren zu entscheiden.“

Eine Einreise mit gefälschtem Pass wä-
re ein Vergehen, doch bislang ist eine Fäl-
schung durch nichts belegt. Auch sind War-
nungen vor Haft und Abschiebung vorläu-
fig nur wilde Theorie. Obendrein hat der
1.FC Nürnberg angesichts der Meldungen
Einspruch gegen die 0:4-Niederlage vom
Montag gegen den HSV eingelegt.
HSV-Manager Boldt wundert sich über
den Nürnberger Club und fordert DFB und
DFL auf, sich zu positionieren, „was die
Spielberechtigung von Bakery Jatta be-
trifft, damit ein rechtssicherer Ablauf des
Pokal- und Punktspielwettbewerbs ge-
wahrt bleibt“. Schließlich habe „unser Spie-
ler seit drei Jahren einen gültigen Pass und
eine Spielerlaubnis.“ Es sei „nicht akzepta-
bel, dass diese Spielberechtigung auf-
grund von Vermutungen angefochten“
werde. „Da es bisher keinen Beweis für ei-
ne falsche Identität des Spielers gibt, be-
hält die Spielberechtigung von Bakery Jat-
ta, geboren am 6. Juni 1998, aktuell ihre
Gültigkeit“, twitterte die DFL. Boldt ist er-
schüttert, dass sich Jatta „teilweise einem
gesellschaftlichen Spießrutenlauf ausge-
setzt sieht“. Denn: „Baka hat uns gegen-
über die Korrektheit seiner Passangaben
noch mal bestätigt.“
Tatsächlich ist da die in Migrationsfra-
gen übliche Hetze, aber auch enormer Bei-
stand. Zahlreiche Unterstützer sind der
Meinung, dass sich dieser hochtalentierte
Zuwanderer seinen Platz so oder so ver-
dient habe. Bakery Jatta hatte wie viele Mi-
granten einen Traum, seiner war der deut-
sche Berufsfußball. Wie er ihn sich erfüllt
hat, das müssen DFB und Hamburgs Be-
zirksamt beurteilen. peter burghardt

von benedikt warmbrunn

Rottach-Egern– Schweigen. Im Raum
„Hirschberg“ des Hotels Überfahrt ist nur
das Tschirpen der Vögel aus dem Garten zu
hören, keiner sagt etwas. Thomas Müller
hat gerade darüber gesprochen, dass seine
Mitspieler beim FC Bayern und er nach
drei harten ersten Einheiten im Trainings-
lager „bissl schwere Beine“ hätten, aber
das gehöre im Sommer ja dazu, „dass es
auch ein bisschen raucht im Getriebe“.
Aber nun: Schweigen. Keine Fragen. Und
wo keine Fragen sind, gibt es keine Antwor-
ten. Außer in Medienrunden mit Müller.
In mehr als einem Jahrzehnt als Fußball-
profi hat Müller nie seine Schlagfertigkeit
verloren, wegen seines speziellen Witzes
hat er irgendwann den EhrentitelKarl Va-
lentin des Fußballsverliehen bekommen,
er weiß, was Journalisten hören wollen.
Wann immer es schwierig ist, sich zu aktu-
ellen Dingen zu äußern, schickt der FC Bay-
ern seinen vereinseigenen Valentin vor.
Am Donnerstagmittag unterbricht daher
Müller selbst das Schweigen.
„Wenn sich keiner die unangenehme
Frage zu stellen traut“, sagt Müller, dann
mache er das eben selbst: „Zu Transfers
kann ich immer noch nichts sagen.“
Der Donnerstag dürfte in die Geschich-
te des FC Bayern eingehen als einer der ner-
vösesten Tage in einem Transfersommer.
Zumal die Nervosität am Nachmittag noch
einmal größer wurde: Viabild.dekam die
Schlagzeile, dass der von den Münchnern
seit Wochen umworbene Leroy Sané, 23,
von Manchester City sich am Sonntag ei-
nen Anriss des Kreuzbandes im rechten
Knie zugezogen habe. Da eine Operation
notwendig sei, werde die Ausfallzeit des
deutschen Nationalspielers wohl wie in sol-
chen Fällen üblich mindestens sechs Mona-
te betragen. Am Abend kam dann auch die
offizielle Meldung des englischen Klubs:
Das Kreuzband sei beschädigt, ein unter


der Woche eigens nach Manchester gereis-
ter Spezialmediziner habe dies bestätigt.
Kommende Woche stehe der chirurgische
Eingriff an, der Klub wünsche Sané eine
„schnelle und vollständige Genesung“.
Dies ist eine bittere Pointe hinter ein
Münchner Transfervorhaben, das sich Ka-
pitel auf Kapitel zum Krimi zugespitzt hat.
Monatelang hatte sich in der großspurig
angekündigten Marktoffensive des FC Bay-
ern wenig bewegt, vor einer Woche kam
dann das ersehnte Signal: Leroy Sané will
nach München! Danach ging alles ganz
schnell. Nur ganz anders, als sich das der
FC Bayern vorgestellt hatte.
Vergangenen Sonntag spielte Sané für
Manchester City im Supercup gegen den
FC Liverpool, in der achten Minute verletz-
te er sich und wurde ausgewechselt. Zur
Siegerehrung kam er humpelnd mit Ver-
band ums rechte Knie. Am Montag wurde
er ein erstes Mal untersucht, dann blieb die
Schwere seiner Verletzung lange unklar.

Am Mittwoch meldete dieBild, dass Sané
noch freie Flüssigkeit im Knie habe. Es wur-
de Donnerstag, es war zunächst der Tag
des Schweigens. Dann kam die Diagnose.
Beim FC Bayern hielten sie sich an die
neue Strategie, dass es zweckdienlicher
sei, zu Transfers nichts zu sagen, nachdem

die Verantwortlichen monatelang getönt
hatten, was für ein großartiger Transfer-
sommer das werde (Präsident Uli Hoeneß:
„Wenn Sie wüssten, was wir alles sicher ha-
ben...“). Dass der Klub nun aber schon so
lange keinen Spieler mehr verpflichtet hat,
liegt an verschiedensten Gründen, einer
ist, dass bereits im Winter zwei Verteidiger
kamen, darunter der aktuelle Rekordein-
kauf, Lucas Hernández (für 80 Millionen

Euro von Atlético Madrid). Ein weiterer
Grund ist aber womöglich, dass der FC Bay-
ern sich nicht immer sonderlich geschickt
verhalten hat; das offenbarte vergangene
Woche Vorstandsboss Karl-Heinz Rumme-
nigge, als er Trainer Niko Kovac öffentlich
dafür tadelte, dass dieser sich „sehr zuver-
sichtlich“ gezeigt hatte, dass Sané kom-
men werde. Am Donnerstag also schweigt
der Klub zumindest in Fragen zu Sané erst
einmal kollektiv. Keiner will zuversichtlich
sein, keiner will nicht zuversichtlich sein.
Schweigen. Nur Müller sagt etwas, er muss
ja sprechen.
Müller sagt: „Ich bin weder Mediziner
noch Transferpolitiker.“
Wie schwer Sané verletzt ist, beschäftigt
nun weiter alle professionellen Mediziner
und Transferpolitiker im Klub, davon hän-
gen ja mehrere Fragen ab: Will der FC Bay-
ern auch einen verletzten, ja sogar ernst-
haft verletzten Sané kaufen? Und wie viel
Geld will er dann für ihn ausgeben? Und

wenn der Verein einen ja sogar ernsthaft
verletzten Sanénichtkaufen will – hat er
dann bereits andere Spieler kontaktiert?
Es sind auch solche Fragen, die den Don-
nerstag am Tegernsee zu einem so nervö-
sen Tag machten. Eigentlich hat sich der
Klub ja derart auf Sané festgelegt, dass ein
Verzicht bereits eine argumentative Her-
ausforderung wäre: Wenn der Klub einen
Spieler für vier bis fünf Jahre verpflichten
will – warum sollte er dann doch einen
Rückzieher machen, nur weil der Wunsch-
spieler ein paar Wochen oder Monate lang
fehlt? (Vorausgesetzt, Sané würde weniger
als die knapp 150 Millionen Euro kosten,
die City intern dem Vernehmen nach als Ab-
löseforderung formuliert hat).
David Gardner, der Sané gemeinsam
mit dessen Eltern berät, sagt am Donners-
tag auf SZ-Anfrage, dass er „nichts sage“,
nicht zur Verletzung, erst recht nicht zu
möglichen Gesprächen.
Am Donnerstag läuft die Vorbereitung
seit einem Monat, und viel Zeit zum War-
ten bleibt nicht. Mit jedem Tag, an dem das
Ende der Transferfrist am 2. September
näher rückt, werden umworbene Spieler
nicht unbedingt billiger. „Es ist ja schon al-
les vermeldet worden, von perfekt zu ge-
platzt bis zwischendrin“, sagt Müller, „da
weiß man natürlich nicht immer genau,
wem man da glauben soll – und wann.“
Am Donnerstagmittag sagt Präsident
Uli Hoeneß vor dem Mannschaftshotel zu
einem möglichen Aus des Sané-Transfers:
„Fragen Sie die Engländer.“ Auch sonst
hält er sich an das selbst auferlegte Schwei-
gegebot, indem er rein gar nichts zum aktu-
ellen Stand der Verletzung des Spielers so-
wie zu den Verhandlungen verrät. „Wir wer-
den Fakten bekanntgeben.“ Ob er zuver-
sichtlich sei? Hoeneß sagt: „Tschüss.“
Es waren erstaunlich neutrale Sätze für
einen, der da vermutlich bereits ein weite-
res Kapitel aus dem Krimi über das lädier-
te Knie des Leroy Sané kannte.

DEFGH Nr. 183, Freitag, 9. August 2019 HMG 25


HSV-Sportchef Boldt ist irritiert
über den Nürnberger Einspruch

Frankreich – 1.Spieltag


Der Krimi um das Knie


Leroy Sané hat sich einen Anriss des Kreuzbandes zugezogen und muss operiert werden. Wechselt er trotzdem aus Manchester nach München?
Auf seiner Transferoffensive scheint der FC Bayern in eine Sackgasse geraten zu sein

Die Frage nach Bakery Jattas Alter kommt
nicht zum ersten Mal auf. FOTO: ZINK / IMAGO

Strahlkraft zu verkaufen


Bescheidene Einkäufe, ein deutscher Trainer auf Bewährung und das Transfer-Drama um Neymar – bei Paris Saint-Germain ist völlig offen, wohin die Reise geht


Neymar will zu Barça – aber Real


bietet 120 Millionen plus Modric


Uli Hoeneß hält sich am Tegernsee
ans Schweigegebot. Er sagt nur:
„Fragen Sie die Engländer!“

Grübelnd sah man das Bayern-Quintett schon nach dem Supercup-0:2 in Dortmund: Co-Trainer Flick, Präsident Hoeneß, Sportchef Salihamidzic, Vorstand Rummenigge, Trainer Kovac (v.l.). FOTO: SCHATZ / IMAGO


SPORT

AS Monaco – Olympique Lyon Fr. 20.45
Olympique Marseille– Stade Reims Sa. 17.30
Montpellier HSC – Stade Rennes Sa. 20.00
OGC Nizza – SC Amiens Sa. 20.00
Stade Brest(A)– FC Toulouse Sa. 20.00
Angers SCO – Girondins Bordeaux Sa. 20.00
Dijon FCO – AS St. Etienne Sa. 20.00
OSC Lille – FC Nantes So. 15.00
Racing Straßburg – FC Metz(A) So. 17.00
Paris St.-Germain(M)– Oly. Nimes So. 21.00

(M) = Meister; (A) = Aufsteiger.

HSV geht


in die Offensive


Fall Jatta: Klub schützt den Spieler,
DFB und Bezirksamt ermitteln

Wer hört auf wen? Thomas Tuchel (links) muss den launischen Neymar vorerst wei-
ter anleiten, obwohl der Brasilianer Paris verlassen möchte. FOTO: FRANCK FIFE / AFP

Moment mit Folgen: Leroy Sané nach seiner Verletzung im Spiel gegen Liverpool. FOTO: CARLTON MYRIE / IMAGO
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