Focus - 10.08.2019

(Sean Pound) #1
KULTUR

Ich könnte mir keinen anderen vorstellen,
der das so gespielt hätte.
Es gab also nie eine Rivalität zwischen Ihnen?
Pitt: Nein. Ich kann ja verstehen, dass
man an so was glaubt, wenn man von
außen auf Hollywood schaut. Aber ich bin
jetzt schon einige Zeit in dem Geschäft
und kann Ihnen nur sagen: So läuft das
nicht. Ich kenne keinen, der sich so ver-
hält. Das ist ein Mannschaftssport. Leo
und ich schlugen etwa zur gleichen Zeit
in dieser Industrie auf. Wir hatten die
gleichen Referenzpunkte, haben Ähnli-
ches erlebt und angeboten bekommen.
Ich bin wirklich froh, dass es ihn gibt
und ich mich darauf verlassen kann, dass
er den Konkurrenzdruck in einer netten
Weise etwas herausnimmt.

Die Wende im Filmgeschäft, die „Once
Upon A Time In ... Hollywood“
beschreibt, das Abendrot über
Old und die Morgendämme-
rung von New Hollywood,
dieser Umbruch brachte auch
ein neues Männerbild mit sich.
Aus den Steve McQueens und
Paul Newmans wurden Dustin
Hoffman und Robert Redford. Män-
ner mit Charme und Chuzpe, die aber
auch Verletzlichkeit und Sensibilität ver-
körperten. Gerade in Amerika stieß Taran-
tino nun auf große Missverständnisse bei
Kritikern, die ihm unterstellten, er würde
naiv und nostalgisch einem klassischen
Hollywood nachtrauern. Manche fanden
es sogar rassistisch und sexistisch.
Darüber kann DiCaprio nur den Kopf
schütteln. „Quentin muss immer wieder
betonen, dass die Haltung von Rick und
Cliff nicht seine Ideale sind, die er da aus-
stellt oder verteidigt“, sagt der Oscar-Preis-
träger. „Mit dieser alten Macho-Kultur, die
im Film besonders gegenüber schmäch-
tigen, langhaarigen Hippies ausgelebt
wird, will er nichts zu tun haben. Ganz
im Gegenteil, dieses Aufbrechen des alten
Männlichkeitsideals hat ja zu diesem Kino
der siebziger Jahre geführt, diesen künst-
lerisch innovativen Filmen, die er so
schätzt. Dazu, dass die Grenzen eingeris-
sen und verschoben wurden und radikale-
re Regisseure sich durchsetzen konnten.“
Man muss eigentlich nur genau hin-
schauen, bis zum Abspann. Denn da hat
es Rick, bei aller Sympathie, dann doch
nicht geschafft, Märchen hin oder her.
Er macht Tabakwerbung – seine Männ-
lichkeit taugt doch nur noch zu einem
Abklatsch des Marlboro-Manns. n

FOCUS 33/2019

Fotos: © 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH (4), dpa (11), imago images (2), DAVIDS (2), Getty Images

Marvin Schwarz
(Al Pacino), Agent, der
Daltons Karriere beleben
möchte und ihn nach
Italien vermittelt

Steve McQueen
wird im Film von Damien
Lewis verkörpert (oben)
und tritt als Konkurrent
von Dalton in Erscheinung

Hal Needham, Vorbild
für die Booth-Figur, begann
als Stuntman und wurde
später selbst Action-
Regisseur

Burt Reynolds ist ein
Vorbild für Dalton. Vor
allem die Freundschaft zu
Roman Polanski ist 1969 seinem Stuntman Needham
der heißeste Regisseur in
Hollywood und der
Nachbar von Rick Dalton


Jay Sebring
(Emile Hirsch, r.) ist
Tates Ex-Freund und
wurde mit ihr und
anderen ermordet

Charles Manson hat eine sektenartige
„Familie“ um sich versammelt, die er
auf Mordmission schickte.
Das Haus von Tate/Polanski kannte er
durch die Vormieter

George Spahn besitzt im
San Fernando Valley eine
„Movie Ranch“. Booth
kennt ihn von Dreharbei-
ten. Dort lebt inzwischen
die Manson Family

Bruce Lee,
gespielt von Mike
Moh, ist der neue
Stunt-Star in
Hollywood und
ein Rivale
von Booth

Lew Wasserman,
Agent und Studio-
mogul, war eine Inspi-
ration für die Figur von
Marvin Schwarz

Natalie Wood
kam bei einem Bootsunfall
ums Leben. Gerüchteweise
hat sie ihr Mann getötet

Robert Wagner,
Woods Gatte. Auf die Mord-
gerüchte spielt Tarantino
an, wenn es heißt, Booth
habe seine Frau um-
gebracht

Clint Eastwood
Inspiration für Daltons
Figur, weil auch er in Cow-
boy-Serien spielte und
dann Spaghetti-Western
drehte

Rick Dalton
(Leonardo DiCaprio)
hadert als TV-Star
mit seiner Karriere
und sieht sich vor neuen
Herausforderungen

Cliff Booth
(Brad Pitt) fungiert als
Daltons Stuntman und ist
sein bester Kumpel. Auch
seine Karriere neigt sich
dem Ende zu

DAS HOLLYWOOD-BIZ


DIE MANSON-MORDE


FAKTEN & FIKTION
Personen und Ereignisse, die
Tarantino zu den Figuren und der
Handlung inspirierten

Pussycat (Margaret
Qualley) ist ein Hippie-Girl,
das an das Manson-
Family-Mitglied Kitty
Lutesinger (u.) angelehnt
ist. Sie flirtet mit Booth,
der die Tramperin auf die
Spahn-Ranch zurückfährt

Sharon Tate
(Margot Robbie, r.) ist
Polanskis Ehefrau. Sie wurde hoch-
schwanger im August 1969 von Mit-
gliedern der Manson-Family ermordet
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