Focus - 10.08.2019

(Sean Pound) #1

Fotos: Luis do Rosario, David von Becker, Martin Joppen, VG Bild-Kunst, Bonn


2018

FOCUS 33/2019 87

Yorker Museum of Modern Art (MoMA).
Dass die Partnerschaft zwischen „Volks-
wagen of America“ und dem renommier-
ten Kunsthaus sogar und vielleicht auch
erst recht nach dem Diesel-Gate bestehen
blieb, gehört wohl zur Taktik. Wer in den
USA Gutes tut, und dazu gehört das Bil-
dungsprogramm im MoMA, pflegt sein
Image. Meistens spart er dadurch auch
Steuern.

Die Fördersummen sind Betriebsgeheimnis
Der Wolfsburger Autobauer vergibt auch
Stipendien an junge Kuratoren, veranstal-
tete „Art & Tech“-Symposien in Peking,
finanzierte Konferenzen zu Design und
Digitalem. Es sollen nicht nur Mittel an
Institutionen fließen, sondern Ideen zwi-
schen Kreativen draußen in der realen
und digitalen Welt und den Strategen im
Unternehmen ausgetauscht werden. Eine
Win-win-Situation. Benita von Maltzahn,
Head of Cultural Engagement bei VW,
betont jedoch die soziale Seite der Kunst-
förderung: „Wir wollen Kultur und Bildung
möglichst vielen Menschen zugänglich
machen.“ Das meint sie wörtlich. Seit
April 2018 finanziert VW dem Hamburger

Bahnhof, dem Museum
für Gegenwart in Ber-
lin, an einem Abend
im Monat freien Ein-
tritt für alle. Wie viel
sich die Wolfsburger
ihre Kunstförderung
kosten lassen, bleibt, wie
bei den meisten Unterneh-
men, ein Betriebsgeheimnis.
Eine Summe „im niedri-
gen zweistelligen Millionen-
Euro-Bereich“ für das gesamte
Kulturengagement gibt BMW
pro Jahr aus, verrät immerhin
Thomas Girst, der Leiter des
Kulturengagements bei dem
bayerischen Autobauer. Der
Dax-Konzern fördert neben Kunst auch
klassische Musikevents wie die „Oper für
alle“ in München und Berlin. Das Wort
„Sponsoring“ mag der promovierte Ameri-
kanist nicht. Girst spricht lieber von „Part-
nerschaften“, von „langfristig angelegten
Interaktionen“ mit Künstlern. Er betont
deren „kreative Freiheit“, die der Münch-
ner Konzern gewährt, etwa mit dem Reise-
stipendium BMW Art Journey oder dem

Preis der Nationalga-
lerie Berlin. Die Aus-
zeichnung vergibt der
Autobauer seit 2000 an
einen in Berlin ansässi-
gen Künstler unter 40
Jahren. Anfangs war
sie noch mit 50 000 Euro
dotiert, jetzt muss die Aus-
stellung der vier Kandidaten
und des Auserkorenen im
Hamburger Bahnhof als Aner-
kennung genügen.
Produktnah begann der Flirt
des Autobauers mit der Kunst.
1975 beauftragte BMW erst-
mals einen Künstler, ein „Art
Car“ zu gestalten. Den ers-
ten dieser Rennwagen jagte der Pariser
Auktionator Hervé Poulain beim 24-Stun-
den-Rennen von Le Mans über die Stre-
cke, aber nach nicht einmal einem Viertel
der nötigen Runden machte die Gelenk-
welle des BMW 3.0 CSL schlapp. Der von
Alexander Calder mit gelben, blauen, wei-
ßen und schwarzen geometrischen For-
men bemalte Bolide wanderte ins Depot.
Doch Poulains Idee, Rennwagen

Beste Adresse Berliner Palais
mit Tony-Cragg-Skulptur

Farbspielerin
Caline Aoun wurde von
einer Jury zur Künstlerin
des Jahres der Deutschen
Bank gekürt

In den Zwillingstürmen
der Deutschen Bank in
Frankfurt am Main sind
die Etagen mit Kunst gut
bestückt. Auch an den
weltweiten Standorten
hängen Werke aus der
rund 50 000 Papier-
arbeiten umfassenden
Sammlung. In Berlin er-
öffnete im September
2018 das PalaisPopulaire


  • ein zum Museum aus-
    gebautes Rokoko-Palais
    aus dem 18. Jahrhundert,
    in dem Ausstellungen,
    Workshops oder auch
    Talks stattfinden.


Palais in Berlin


Deutsche Bank
Der Kommunikationsprofi
Thorsten Strauß verant-
wortet seit 2016 die Abtei-
lung Art, Culture & Sports
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