ERLÖSUNG Diese Zwangsprostituierten wurden im April 1945 von amerikanischen
Truppen auf der Pazifikinsel Okinawa befreit. Ihre Narben und Traumata aber blieben
BESIEGT Im September 1945 wurde
die Fahne der Besatzer in Seoul ein
geholt. Das Gebäude der Kolonialver
waltung (l.) wurde 1996 abgerissen
Im japanischen Verteidigungsminis
terium tauchten nun auch Dokumente
auf, durch die sich die Opferberichte
zweifelsfrei belegen ließen. Dennoch
ist die Aufarbeitung bis heute kom
pliziert. Noch 2007 äußerte der japa
nische Premierminister Shinzo Abe,
es gebe keinen Beweis dafür, dass die
Frauen tatsächlich zur Prostitution ge-
nötigt worden seien. 2015 einigten sich
Südkorea und Japan zwar auf eine Ent
schädigung - Japan sollte 8,8 Millionen
Dollar an die Opfer zahlen-, doch diese
waren mit der erkauften Lösung nicht
zufrieden. "Was ich will, ist eine öffent
liche Entschuldigung", so Kim Bok-dong.
J
apan dagegen führte an, bereits
mehrfach ein aufrichtiges Bedau
ern erklärt zu haben, "endgültig
und unwiderruflich", wie der japani
sche Premier sagte. Doch in dieser Ent
schuldigung bleibt die Verantwortung
der damaligen japanischen Regierung
unerwähnt, wie die Opfer kritisierten.
Auch in japanischen Schulbüchern
würde die geschichtliche Realität bis
heute verzerrt dargestellt, so die "Trost
frauen". Südkoreas Präsident Moon
Jae-in hatte Japan erst im Januar auf
gefordert, eine "demütigere Haltung"
gegenüber seiner Geschichte anzuneh
men. Eine Antwort steht bis heute aus.
Noch immer demonstrieren ehema
lige "Trostfrauen" und ihre Unterstürzer
daher jeden Mittwoch vor der japani
schen Botschaft in Seoul. "Entschuldigt
euch!", rufen sie, alte Damen mit Kopf
tüchern und Mützen. Sie halten Plakate
und Spruchbänder nach oben und die
Fäuste gereckt. Etwa 20 der ehemali-
gen Opfer leben noch -und wollen für
ihre Rechte kämpfen, solange sie noch
können. Inzwischen hat Südkorea au
ßerdem einen offiziellen Gedenktag für
"Trostfrauen" ins Leben gerufen, der an
jedem 14. August begangen wird, dem
Datum, an dem Kim Hak-sun 1991 zum
ersten Mal ihr Schweigen brach und in
der Öffentlichkeit von ihren traumati
schen Erlebnissen berichtete.
Auch Kim Bok-dong hat ihre Ge
schichte seither unzählige Male erzählt,
hat demonstriert und in Kameras ge
sprochen. Für sie ist dadurch nichts bes
ser, nichts leichter geworden. Ihre Wor
te an den Fernsehreporter hallen nach:
"Sie hören das alles vielleicht zum ers
ten Mal. Aber für mich ist es jedes Mal
wieder schmerzhaft."
Der südkoreanische Präsident Moon
Jae-in sagte erst vor einigen Monaten,
es gehe darum, die "Würde und die
Ehre der Opfer wiederherzustellen".
Kim Bok-dong wird das nicht mehr mit
erleben. Sie starb im Januar dieses Jah
res mit 92 Jahren in Seoul. •
Tanja Beuthien empfiehlt das
erschütternde TV-Interview
mit Kim Bok-dong - zu finden
auf YouTube unter dem Titel
.. Life as a .Comfort Woman'".