Korea
wurden gezwungen, ihre Töchter zu
vergewaltigen, Kinder an die Wand
genagelt, Männer kastriert. Reihenwei
se wurden Frauen misshandelt, brutal
vergewaltigt und anschließend getötet.
Exzesse wie diese gelangten auch
in die internationale Presse. Richterin
Argibay berichtet in einem Aufsatz von
2003 darüber, dass der japanische Kai-
ausweiteten, wurde auch der Bedarf an
Sexsklavinnen immer größer. Mit fal
schen Versprechungen und mit Gewalt
rissen die Japaner daher Mädchen aus
ihren Familien und isolierten sie für viele
Jahre vom Rest der Gesellschaft. So auch
Kim Bok-dong.
Als der Zweite Weltkrieg endgültig
für das japanische Kaiserreich verlo-
Nach dem Krieg wurden die
Verbrechen vertuscht, die Bordelle
zu Lazaretten umdeklariert
ser Hirohito, entsetzt über das negative
Image seiner Truppen, mit Ministern
und Beratern einen Ausweg suchte.
Durch die "Trostfrauen"-Lager hofften
die Militärstrategen, neuerlichen Ge
waltorgien entgegenzusteuern.
Nachdem sich die Kämpfe aber im
Verlauf des Zweiten Japanisch-Chine
sischen Krieges (1937-1945) und des
Konflikts mit den USA immer mehr
ren war - nach den Atombombenab
würfen auf Nagasaki und Hiroshima
durch die Amerikaner-, versuchten die
ehemaligen Besatzer, "die Existenz der
Trost-Stationen zu vertuschen", erzählt
Kim Bok-dong.
Einige der Bordelle wurden nun
offiziell zu "Krankenstationen" umde
klariert, die Zwangsprostituierten zu
"Krankenschwestern". Andere blie-
UNERSÄTTLICH Auf dem Höhepunkt seiner Macht im Jahr 1942 kontrollierte das
Kaiserreich Japan weite Te ile von Ost-und Südostasien (Häuserkampf in China. 1938)
ben auch über das Kriegsende hinaus
in Betrieb, wie eine Untersuchung der
Nachrichtenagentur Associated Press
erst 2007 enthüllte: So sollen Tausen
de US-amerikanische Soldaten die
Einrichtungen noch genutzt haben, bis
der amerikanische Oberbefehlshaber
Douglas MacArthur 1946 die Bordelle
endlich schließen ließ.
Mit einem Flüchtlingsboot kehrte
Kim Bok-dong nach Korea zurück, acht
Jahre nachdem man sie weggebracht
hatte. Sie schwieg, wie all die anderen,
wenigen Frauen, die in den Kriegsbor
dellen überlebt hatten: traumatisiert,
depressiv, vernarbt, oft verstümmelt,
unfruchtbar und zutiefst beschämt.
Vorehelicher Geschlechtsverkehr galt
im konservativen Korea zudem bis in die
1990er-Jahre hinein als Tabu. Wie hätten
die Mädchen über die unvorstellbaren
Dinge reden, "wie hätte ich von meiner
Erfahrung erzählen sollen"?
K
im Bok-dong sagte lange nichts
über ihre Zeit in der Fremde -
bis ihre Mutter von ihr wissen
wollte, warum sie nicht heiratete. Da
berichtete sie ihr von der Gewalt und
dem Missbrauch, die man ihr zugefügt
hatte. Dass ihr Körper noch immer von
Narben übersät war. Und dass sie nicht
noch das Leben eines weiteren Men
schen zerstören wollte. Das war mehr,
als ihre Mutter ertragen konnte. Sie be
hielt das Geheimnis ihrer Tochter für
sich, wurde depressiv und starb wohl an
einem Herzinfarkt, so Kim Bok-dong.
Auch Tokio bestritt die Existenz
der Zwangsbordelle über Jahrzehn
te vehement. Erst als am 14. August
1991 die Überlebende Kim Hak-sun im
Fernsehen von den Gräueltaten berich
tete, fassten andere Opfer Mut. Mehr
als 500 Frauen aus 13 Ländern traten
daraufhin öffentlich auf und forderten
eine offizielle Entschuldigung Japans.
Erst 1992, mit über 60 Jahren, trau
te sich auch Kim Bok-dong selbst, öf
fentlich über all die Grausamkeiten zu
sprechen. Mit anderen Opfern gründete
sie die internationale "Trostfrauen"-Be
wegung, die bald auch von Amnesty
International und der UNO-Menschen
rechtskommission unterstützt wurde.