Focus - 16.08.2019

AGENDA RUSSLAND

Fotos: dpa (13), imago images, AFP

28 FOCUS 34/2019

Wladislaw Surkow, 54

Persönlicher Berater

und Chefideologe

des Präsidenten. Gilt

als Architekt der

Ukraine-Politik

Gerhard Schröder, 75

Der Altkanzler nannte

Putin einen „lupenreinen

Demokraten“. Seit 2017

leitet er den Aufsichtsrat

des russischen

Ölkonzerns Rosneft

Dmitrij Medwedew, 53

Der Ministerpräsident

ist sein engster politischer

Weggefährte. Sie lernten

sich in den 1990er-Jahren

in St. Petersburg kennen

Kyrill I., 72

Das geistliche Oberhaupt

der russisch-orthodoxen

Kirche stützt Putin.

Dafür behält die Kirche

ihre Pfründe

Baschar al-Assad, 53

Der syrische Machthaber wird im Bürger-

krieg von Putin militärisch unterstützt.

Russland betreibt eine Marinebasis in Syrien

Petro Poroschenko, 53

Er wurde Staatschef

der Ukraine, nachdem

Russland die

Krim annektiert hatte.

2018 verhängte er im

Konflikt beider Länder

um den Donbass das

Kriegsrecht

Hassan Rohani, 70
Putin sieht den iranischen
Präsidenten als strategi-
schen Partner im Mittleren
Osten. Gemeinsamer
Gegner: die USA

Viktor Orban, 56

Ungarns Regierungschef

teilt Putins Abscheu gegen

die liberale Demokratie

Jewgenij Prigoschin, 58

Der Unternehmer aus St.

Petersburg war Eigentümer

der „Agentur für Internet-

Forschung“, die die US-Wahl

2016 über soziale Netzwerke

beeinflusst haben soll

Dmitrij Peskow, 51

Der Diplomat ist seit

2012 Putins Presse-

sprecher. Seine

Tochter machte

ein Praktikum im

EU-Parlament

Galina Timtschenko, 57

Die Gründerin des regime-

kritischen Online-Portals

Meduza erreicht

von Lettland aus viele

junge Russen

Dalia Grybauskaite, 63

Litauens frühere

Präsidentin warnt immer

wieder vor russischer

Aggression im Baltikum

Wladimir Putin, 66

Der Ex-KGB-Agent mit Deutschland-

Erfahrung ist seit 2000 mit einer

Unterbrechung von 2008 bis 2012 russischer

Staatspräsident

VERTRAUTE

VERBÜNDETE

PUTINS ZIRKEL

DER MACHT

Wem er vertraut, wer ihn stützt

und wen er politisch

fürchten muss

Begeisterung mehr hervor.“ Das

Gefühl, durch Konflikte mit dem

Westen bedroht zu sein, weicht all-

mählich anderen Themen. Ange-

sichts des fallenden Lebensstan-

dards leuchtet manchem wohl

auch nicht ein, warum Putin

13,5 Milliarden Dollar in die Infra-

struktur der Halbinsel investieren lässt.

Doch was kann Putin dann seinen

Landsleuten anbieten, welche Idee,

welche Vision von der Zukunft den jun-

gen Russen? „Das Regime hat nichts

anzubieten außer Gewalt“, glaubt die

bekannte Regierungskritikerin Irina

Scherbakowa. Sie fürchtet eine Radika-

lisierung der Situation – zwischen Oppo-

sition und Sicherheitsbehörden.

Neue Verfassung oder neuer Job?

Wäre Putin überhaupt in der Lage, die

Bedürfnisse der Bevölkerung anzuer-

kennen, wenn es um mehr als die Verla-

gerung einer Müllhalde geht? Viel wird

davon abhängen, wie der Staatschef

seine politische Zukunft entscheidet.

2024 endet seine vierte Amtszeit als

Präsident.

Sollte er noch einmal kandi-

dieren wollen, müsste er ein

weiteres Mal die Verfassung

ändern lassen. Das würden

viele Russen wohl nicht

mehr hinnehmen. Es gibt

aber auch andere Überle-

gungen: Er könnte als eine

Art Aufsichtsratsvorsitzen-

der der Russland AG an die

Spitze des Staatsrates wech-

seln. Das etwas verschlafene

Beratungsgremium bemüht sich

schon jetzt um ein professionelle-

res Image. Gouverneure und Frak-

tionschefs arbeiten neuerdings hemds-

ärmelig und krawattenlos an ihrem

Teambuilding und lassen ihre Debatten

über den russischen Messenger-Dienst

Telegram laufen. Und Parlamentsspre-

cher Wolodin schlug vor, dem Parlament

mehr Rechte bei der Regierungsbildung

zu geben, sollte Putin nicht mehr Prä-

sident sein.

Irgendwie bewegt sich also etwas im

Russischen Reich – unklar ist nur, in wel-

che Richtung. Es passiert sogar Uner-

hörtes: Ein Abgeordneter des Lipezker

Regionalrats will Putin verklagen, weil

er seine Motorrad-Spritztour über die

Krim ohne Helm absolviert hat. Wo soll

das noch hinführen? n

Michail Chodorkowskij, 56

Nach zehnjähriger Haftstrafe

opponiert der Ex-Oligarch

aus dem Londoner Exil mit seiner

„Open Russia“-Organisation

gegen Putin

GEGNER

Arkadij Rotenberg, 67

Der Bau-Oligarch machte

mit Staatsaufträgen ein

Vermögen. Früher war er

Putins Sparringspartner

beim Judo

Alexej Nawalny, 43

Der Oppositionspolitiker

sitzt seit Juli in Haft, weil er

Anti-Putin-Demonstra-

tionen in Moskau anführte

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