Die Welt Kompakt - 19.08.2019

(Steven Felgate) #1

40 X


40 X ANGEBOTE


GRAVIS


*Aktionszeitraum 19.08.–31.08.2019. Nur solange der Vorrat reicht. GRAVIS Computervertriebsges. mbH, Ernst-Reuter-Platz 8, 10587 Berlin

http://www.gravis.de


enau mein digital.
GRAVIS bietet maßgeschneiderte Lösungen
für jeden individuellen Lifestyle.

NEU


Jetzt auch in
Göttingen und

Halle!


40 Knaller-Angebote bei GRAVIS!


19.–31. August 2019


DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT MONTAG,19.AUGUST2019 WIRTSCHAFT 11


sieht Werding mit Blick auf die
langfristige Entwicklung keiner-
lei Entspannung. „Die demogra-
fffische Herausforderung ist un-ische Herausforderung ist un-
verändert groß – und sie ist seit
dem letzten Tragfähigkeitsbe-
richt vier Jahre näher gerückt,
ohne dass etwas zur Entlastung
passiert ist.“ Die damaligen
Empfehlungen wie etwa eine
weitere Heraufsetzung des Ren-
teneintrittsalters, mehr Effi-
zienz im Gesundheitswesen
oder wachstums- und innovati-
onsfreundlichere Rahmenbe-
dingungen seien von der großen
Koalition nicht aufgegriffen
worden.
Die bevorstehende rasante Al-
terung der Bevölkerung hat ge-
waltige Auswirkungen auf die
Staatsfinanzen und insbesonde-
re auf die Sozialkassen. In Zu-
kunft werden immer mehr Älte-


re von immer weniger Jüngeren
alimentiert.
Dabei hat die starke Zuwande-
rung auf die Demografielast er-
staunlich wenig Einfluss, zumal
auch die Migranten älter werden
und Leistungsansprüche erwer-
ben. Die Sozialausgaben, die be-
reits heute knapp eine Billion Eu-
ro im Jahr betragen – was fast ei-
nem Drittel der gesamten Wirt-
schaftsleistung entspricht –, dro-
hen bis 2045 auf 1,6 Billionen Eu-
ro anzusteigen, wie Werding in
einer früheren Studie für die Ber-
telsmann-Stiftung berechnet hat-
te. Und auch danach ist keine
Entspannung in Sicht, weil das
Verhältnis zwischen Ruheständ-
lern und Aktiven auf absehbare
Zeit ungünstig bleiben wird.
Der demografische Wandel be-
deutet eine gewaltige Umvertei-
lung zwischen den Generatio-

nen: Während die heutigen Rent-
ner über ihr gesamtes Erwerbsle-
ben hinweg eine Sozialabgaben-
quote von gut 34 Prozent zu tra-
gen hatten, müssten die heutigen
Kinder, falls es nicht zu nachhal-
tigen Reformen kommt, in ihrem
Berufsleben eine Sozialabgaben-
quote von 54 Prozent verkraften.
Derzeit liegt dieser Anteil mit
fast 40 Prozent noch deutlich da-
runter. Doch mit den Babyboo-
mern geht ab 2025 nach und nach
die größte Generation, die es in
Deutschland je gegeben hatte, in
den Ruhestand. Und obwohl sie
selbst relativ wenige Kinder be-
kommen hat, erwartet sie den-
noch die gleichen Leistungen bei
Rente, Pflege und der Gesund-
heitsversorgung, wie sie ihre El-
tern bekommen.
Das riesige Demografiepro-
blem lässt sich auch in Schulden
ausdrücken. Denn die in den So-
zialkassen versteckten Verbind-
lichkeiten – und auch die Pensi-
onszusagen für die Beamten –
sind implizite Schulden. Wäre
der Staat ein Unternehmen,
müsste er zur Finanzierung der
Sozialversprechen heute entspre-
chende Rücklagen bilden.
Wie der Finanzwissenschaftler
Bernd Raffelhüschen im Auftrag
der Stiftung Marktwirtschaft be-
rechnet hat, ist die versteckte
Staatsschuld mit 165 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts (BIP) fast
dreimal so groß wie die offiziell
ausgewiesenen Schulden. Aller-
dings weist schon der Vierte
Tragfähigkeitsbericht darauf hin,
dass die Politik in der Wirt-
schafts- und Sozialpolitik etliche
Stellschrauben hat, um den dro-
henden Kollaps der Staatsfinan-
zen zu verhindern. Eine „konse-
quente, langfristige Einhaltung
der Schuldenbremse“ – sprich ein
Haushalt, der im Regelfall ohne
neue Kredite auskommt – wird
dabei als Grundvoraussetzung
aufgeführt.

Das Finanzministerium in Berlin

GETTY IMAGES/IMAGEBROKER RF

/KARL-HEINZ SPREMBERG

enthält Horrorprognosen für
den Fall, dass es einen EU-Exit
ohne Abkommen geben sollte.
Das Dokument soll in diesem
Monat vom Cabinet Office zu-
sammengestellt worden sein.
Laut einem anonymen Mitar-
beiter der Behörde des Premier-
ministers handelt es sich mit-
nichten um ein Worst Case Sze-
nario, sondern um die wahr-
scheinlichen Auswirkungen ei-
nes ungeregelten Brexit.
In dem Bericht namens
„Operation Yellowhammer“ ist
die Rede von Benzinknappheit,
Lebensmittelengpässen, stei-
genden Preisen, fehlenden Me-
dikamenten und blockierten
Häfen. Wegen Zollkontrollen
und riesigen Lkw-Staus käme
weniger frische Lebensmittel
ins Land, Insulin oder Impfstof-
fe würden knapp, an Flughäfen,
im Eurotunnel und in Häfen ge-
be es Verzögerungen. Grenz-
kontrollen dürften die Wirt-
schaft nicht nur der Insel, son-
dern auch von Gibraltar schwer
belasten. Laut „Times“ sagt das
Papier in der Folge landesweite
Proteste und Unruhen voraus.
Richtung Nordirland sei die
„harte Grenze“ wohl unver-
meidlich. Dort werde auch der
grenzüberschreitende Agrar-
handel wohl praktisch einge-
stellt, heißt es. In der Folge
könnte wieder Gewalt aufflam-
men, wie in den Jahrzehnten
vor dem Nordirland-Friedens-
abkommen von 1998. „Operati-
on Yellowhammer“ sagt eben-
falls mehr Schmuggel und ille-
gale Einwanderung voraus.

D


iese Sommerferien ste-
hen unter keinem guten
Stern, zumindest nicht
für Europas Politiker. Die Bun-
destagsabgeordneten mussten
in Berlin eine neue Verteidi-
gungsministerin ins Amt heben,
das italienische Parlament hatte
sich überraschend mit einem
Misstrauensvotum gegen sei-
nen Premier zu beschäftigen.
EU-Kommissionspräsident Je-
an-Claude Juncker brach gerade
die traditionelle Sommerfrische
in Tirol ab und legt sich in
Luxemburg unters Messer, weil
die Gallenblase schmerzte.

VON HANNELORE CROLLY
AUS BRÜSSEL

Aber besonders angespannt
ist die Lage in Großbritannien,
wo das Parlament über den für


  1. Oktober geplanten Brexit
    heillos zerstritten ist. Daher
    fordern nun über 100 der 650
    Abgeordneten, dass ihre Ferien
    vorzeitig beendet werden. „Un-
    ser Land steht am Rand einer
    Wirtschaftskrise, da wir auf ei-
    nen Brexit ohne Abkommen zu-
    rasen“, heißt es in einem Brief
    an Premier Boris Johnson. Der
    Regierungschef solle umgehend
    alle Parlamentarier nach Lon-
    don beordern. „Wir stehen vor
    einem nationalen Notstand.“
    Planmäßig endet die Sommer-
    pause erst am 3. September.
    Die Furcht vor einem Brexit-
    Chaos wird genährt durch ein
    Geheimdokument der Regie-
    rung, das an die „Sunday Ti-
    mes“ durchgestochen wurde. Es


ANZEIGE

Brexit-Dossier sorgt für


Panik unter Abgeordneten


„Operation Yellowhammer“: Britische
Regierung rechnet mit Engpässen und Unruhen
Free download pdf