Süddeutsche Zeitung - 20.08.2019

(National Geographic (Little) Kids) #1
Die Organisation „Religions for Peace“ (Re-
ligionen fürden Frieden) wurde 1961 als
Reaktion auf den Zweiten Weltkrieg und
die atomare Bedrohung im Kalten Krieg
gegründet. Heute gehören der Organisati-
on Gruppen aus mehr als 100 Ländern an.
Seit 1973 von den Vereinten Nationen als
Nichtregierungsorganisation registriert,
vermittelte das Bündnis schon in zahlrei-
chen Konflikten: unter anderem in Bosni-
en-Herzegowina, in Ruanda, im Kongo, im
Irak und in Syrien. Auch nach Naturkatas-
trophen setzte sich die interreligiöse Alli-
anz beispielsweise in Haiti, Nepal und Ja-
pan für die Betroffenen ein. EPD

Berlin– Markus Söder war voll des Lobes.
Der CSU-Vorsitzende sprach am Montag-
morgen über die Interimsvorsitzenden der
SPD, Manuela Schwesig, Malu Dreyer und
Thorsten Schäfer-Gümbel. Das Trio hatte
am Vorabend gemeinsam mit Vizekanzler
Olaf Scholz und Fraktionschef Rolf Mütze-
nich einmal mehr die SPD im Koalitions-
ausschuss vertreten. „Es ist eigentlich scha-
de, dass das nur bis zum Dezember geht“,
flötete Söder über die kommissarische
Spitze der Sozialdemokraten.
Doch diese Spitze verabschiedet sich En-
de des Jahres unwiderruflich in die Ge-
schichtsbücher. Dann soll die Nachfolge
für die zurückgetretene Andrea Nahles in
der SPD geregelt sein. Mit der Zwischenlö-
sung sei „ein sehr gutes und verlässliches
Miteinander darstellbar gewesen“,
schwärmte Söder. Man habe „Willen zum
Handeln und Willen zum Regieren“ erlebt.
Nun müsse man abwarten, wie sich das wei-
ter gestalte, so der CSU-Vorsitzende.

Die Ungewissheit über die Zukunft der
Koalition – sie hat zwei Teile. Aber beide ha-
ben vor allem mit der SPD zu tun. Im Koali-
tionsvertrag von CDU, CSU und Sozialde-
mokraten ist geregelt, dass zur Halbzeit ei-
ne Bilanz der bisherigen Regierungsarbeit
gezogen werden soll. Das war eine Bedin-
gung der SPD, ehe sie sich Anfang 2018 be-
reit erklärte, Angela Merkel noch einmal
zur Kanzlerin zu wählen. Entlang dieser Bi-
lanz wollen die Sozialdemokraten entschei-
den, ob sie in der Koalition bleiben oder
das Bündnis aufkündigen.
Der Koalitionsausschuss, der am Sonn-
tagabend rund fünf Stunden lang im Kanz-
leramt tagte, hat nun beschlossen, dass die
Bundesregierung bis spätestens Mitte Ok-
tober eine solche Bilanz erarbeiten soll:
Welche Vorhaben aus dem Koalitionsver-
trag wurden umgesetzt, welche auf den
Weg gebracht, wo hakt es, was fehlt? Die
SPD wolle die Liste für sich anschließend al-
lerdings nicht „spiegelstrichartig“ abarbei-
ten, sondern „eine politische Bewertung“
vornehmen, wie Interims-Parteichef Schä-
fer-Gümbel am Montag berichtete. Dazu

gehöre auch, wie die Arbeit der Koalition
bei den Menschen ankomme. Schäfer-
Gümbel bezog sich damit wohl auch auf ei-
ne am Montag vorgestellte Studie der Ber-
telsmann-Stiftung und des Wissenschafts-
zentrums Berlin für Sozialforschung, die
der schwarz-roten Regierung attestierte,
dass ihre Arbeit deutlich besser sei als ihr
Ruf. „In den ersten 15 Monaten ihrer Regie-
rungsarbeit hat die große Koalition bereits
mehr als 60 Prozent ihrer insgesamt 296
Koalitionsversprechen umgesetzt oder an-
gepackt“, heißt es in der Studie. Das sei ei-
ne „rekordverdächtige Halbzeitbilanz“. In
der Bevölkerung allerdings ist das Image
der Regierung schlecht: Nur jeder Zehnte
sei der Meinung, dass die Versprechen des
Koalitionsvertrages zu einem großen Teil
eingelöst würden. Und ausweislich der Um-
fragezahlen leidet die SPD darunter be-
kanntlich am meisten.

Das SPD-Präsidium und die Führung
der Bundestagsfraktion stellten sich am
Montag hinter das Verfahren für die Halb-
zeitbilanz. Der Parteivorstand, so Schäfer-
Gümbel, werde dann im Spätherbst für
den Parteitag Anfang Dezember eine Emp-
fehlung abgeben – „im übrigen auch ge-
meinsam mit der dann sicherlich neuen
Parteiführung“, über die bis dahin in ei-
nem Mitgliederentscheid abgestimmt wor-
den sein soll.
Und genau da könnte die Sache noch be-
sonders spannend werden. Denn die SPD-
Mitglieder dürfen zwar in den kommen-
den Wochen die neue SPD-Parteispitze be-
stimmen (auch wenn der Parteitag sie am
Ende formal noch wählen muss). Doch ob-
wohl die große Koalition Anfang 2018 erst
nach einem SPD-Mitgliederentscheid zu-
stande gekommen war, soll über ihre Fort-
setzung nicht die Basis, sondern der Partei-

tag entscheiden. Personalentscheidung
und Parteiwille sollen dann möglichst im
Einklang stehen. Doch theoretisch ist es
durchaus denkbar, dass die Basis Kandida-
ten für die Spitze bestimmt, die für die Koa-
lition sind, der Parteitag sich dann aber da-
gegen entscheidet. Oder umgekehrt.
Natürlich will sich die Union nicht in das
Innenleben der SPD einmischen, aber wen
zumindest die CSU für die Parteispitze klar
favorisiert, ist am Montag nicht schwer zu
erraten. „Ich finde es ein gutes Signal, dass
auch Scholz sich bereit erklärt zu kandidie-
ren“, sagt Markus Söder. CSU-Landesgrup-
penchef Alexander Dobrindt geht noch wei-
ter: Der Wille zur Zusammenarbeit, den er
auf Seiten der SPD im Koalitionsausschuss
festgestellt habe, unterscheide die fünf so-
zialdemokratischen Verhandlungspartner
„von der Mehrheit der Kandidaten“, die bis-
lang ihre Bewerbung für den SPD-Vorsitz

angekündigt hätten. Dobrindt hält deshalb
die jetzt angekündigte Bewerbung von
Scholz „für einen gelungenen Schachzug“.
Damit werde klar, dass es innerhalb der
SPD weiter „eine starke Bewegung gibt, die
gerne Verantwortung in Deutschland über-
nehmen will und nicht ihre eigene Exis-
tenz aus der Flucht aus der Verantwortung
begründet“, sagt der CSU-Mann. Ob so viel
schwarzes Lob Scholz wirklich hilft?
Den Wahlkampf in der SPD erwartet
man in der CSU mit gemischten Gefühlen:
23 Regionalkonferenzen ab September fül-
len auch den Terminplan von Olaf Scholz
beträchtlich auf. Andererseits, so formu-
lierte Dobrindt etwas umständlich, sei zu
hoffen, dass die SPD erkenne, „dass viel-
leicht die ständige Weiterentwicklung in
mangelnde Verantwortung nicht das ist,
was am Schluss zu einer besseren Umfrage-
situation führt“. nico fried

von matthias drobinski

Lindau– Was ein Möbiusring ist? Gisbert
Baarmannholt einen Streifen Papier her-
aus. „Sie können daraus einen Ring ma-
chen“, sagt er und hält die beiden Enden an-
einander. „Oder Sie drehen den Streifen
vorher einmal in sich.“ Dann gibt es in die-
sem Ring nicht mehr oben und unten, in-
nen und außen, die Mathematik spricht
von „nicht orientierbarer Mannigfaltig-
keit“. So ein Ding hat Baarmann, Holzdesig-
ner aus Templin in Brandenburg, entwor-
fen und mit Holzbauingenieuren aus der
Schweiz gebaut. Jetzt steht der in sich ge-
drehte „Ring for Peace“ in Lindau im Luit-
poldpark, direkt am Bodensee. Siebenein-
halb Meter hoch, aus Lärchenholz, 36 Höl-
zer aus aller Welt wurden auch noch inte-
griert. Rund um den Ring ist es matschig,
aber das wird besser, da sind sich Baar-
mann und Lindaus Bürgermeister Ger-
hard Ecker sicher, die das Kunstwerk prä-
sentieren. Und gibt es ein besseres Symbol
für den Frieden unter den Religionen, oh-
ne oben und unten, innen und außen?
In Lindau wird an diesem Dienstag die
zehnte Weltversammlung der „Religions

for Peace“ eröffnet, mit einer Zeremonie
von mehr als 900 Frauen und Männern aus
mehr als 100 Ländern und 17Religionen,
nach einer Rede von Bundespräsident
Frank-Walter Steinmeier. Bis zum 23. Au-
gust werden sie diskutieren, wie die Religi-
onen in einer Zeit wachsender Intoleranz,
zunehmendem Fundamentalismus und re-

ligiös aufgeladener Konflikte dazu beitra-
gen können, Frieden zu schaffen, Gerech-
tigkeit zu fördern und die Umwelt zu be-
wahren. Es gibt Panels über Frauen als Frie-
densstifterinnen und über Jugendliche
und Terrorismus. Die Lindauer können
den Delegierten bei den ökumenischen
Morgenandachten begegnen oder der in-
terreligiösen „Langen Tafel der Lindauer
Kirchengemeinden“; vier Tage lang wird
es bunt zugehen in der Stadt am Bodensee.
Das Schöne wie Problematische bei sol-
chen Treffen ist, dass sich meist jene Religi-
onsvertreter begegnen, die ohnehin den Di-
alog wollen – und die zu bekehrenden Fun-
damentalisten daheim bleiben. Wolfgang
Schürer, emeritierter Wirtschaftsprofes-
sor in St. Gallen und Vorsitzender der Stif-
tung „Friedensdialog der Weltreligionen
und Zivilgesellschaft“ betont aber, dass
das Treffen „weder Selbstzweck noch fröh-
liche Gipfelei“ sei – „es gibt viele Non-Mee-
tings hinter verschlossenen Türen, wo es
ziemlich konkret wird“, sagt er. So werden
sich Vertreter aus Nord- und Südkorea zu-
sammensetzen, Abgesandte der muslimi-
schen Rohingya sowie der buddhistischen
Mehrheit in Myanmar, Christen aus dem

Süden des Sudans und Muslime aus dem
Norden – Gespräche, die außerhalb des ge-
schützten Rahmens nicht möglich wären.
Religiöse Wahrheitsfragen bleiben außen
vor, es geht ums gute Zusammenleben.
Mal macht ein solches Treffen die erste
Begegnung verfeindeter Gruppen mög-
lich. Mal treffen sich Konfliktparteien zum
hundertsten Mal, was die Sache auch nicht
immer einfacher macht; aber auch der Ver-
treter des American Jewish Committee
und die den Muslimbrüdern nahestehen-
de Muslimin müssen hier miteinander aus-
kommen. Manchmal dienen solche Tref-
fen dazu, neue Ideen populär zu machen.
Religions for Peace unterstützt die Verbrei-
tung eines DNA-Tests, der es nach einer
Vergewaltigung erlaubt, den Täter zu iden-
tifizieren – eine große Hilfe, wenn es um
den Nachweis von Kriegsverbrechen geht
und den Kampf gegen Vergewaltiger.
Schürer hat Erfahrung darin, Menschen
aus unterschiedlichen Sphären zusammen-
zubringen, seit Jahren organisiert er die
Treffen der Nobelpreisträger in Lindau. Ge-
schäftsführer der Stiftung ist Ulrich Schnei-
der, der Erfahrungen bei evangelischen Kir-
chentagen und dem Reformationsjubilä-

um 2017 gesammelt hat. Er kam, nachdem
sich die Stiftung vom früheren Jenaer Ober-
bürgermeister Albrecht Schröter getrennt
hatte – aus Sicht der Stiftung hatte er mit
Äußerungen, die als antiisraelisch kritisiert
wurden, seine Neutralitätspflicht verletzt.
Religion hat immer eine politische Di-
mension. Dennoch überrascht, wie sehr
das Auswärtige Amt und der Freistaat Bay-
ern das Treffen fördern. Die Kirchen in
Deutschland stehen dem Treffen positiv,
aber zurückhaltend gegenüber: Der katho-
lische Bischofskonferenzvorsitzende Kar-
dinal Reinhard Marx und Heinrich Bed-
ford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evange-
lischen Kirche in Deutschland, sprechen
ein gemeinsames Grußwort, doch die Zahl
der in Lindau vertretenen hochrangigen
deutschen Kirchenvertreter bleibt über-
schaubar. Das Auswärtige Amt aber hat sie-
ben Millionen Euro bereitgestellt, Bayern
mehr als eine Million; vor allem aber ha-
ben die Referenten des Ministeriums im
Büro der Religions for Peace in New York
geholfen, das Referat „Religion und Außen-
politik“ begleitet die Vorbereitung und
Durchführung der Weltversammlung.

Die Diplomatie entdeckt die Religionen.
Lange waren für Diplomaten andere Diplo-
maten bevorzugte Gesprächspartner. Das
ändert sich, seit man gemerkt hat, dass
man in Afghanistan, im Nahen Osten oder
in Russland nur wenig bewirken kann,
wenn man die Religionen ignoriert. „Es hat
sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass
man weltweit die kulturellen Faktoren jen-
seits der staatlichen Strukturen kennen
und begreifen muss“, sagt Andreas Gör-
gen, der die Abteilung für Kommunikation
und Kultur leitet, zu der das Religionsrefe-
rat gehört, „und da sind die Religionen nun
einmal die wichtigsten Kräfte“.
Unter dem damaligen Außenminister
Frank-Walter Steinmeier legte das Amt ei-
nen Schwerpunkt auf die Kultur- und Ge-
sellschaftspolitik. Unter Sigmar Gabriel or-
ganisierte dann ein Arbeitsstab „Friedens-
verantwortung der Religionen“ 2017 einen
hochkarätig besetzten Kongress, auch mit
Hilfe der Religions for Peace, die sich da-
nach entschieden, nach Lindau zu gehen.
Mehr als 80 Prozent der Weltbevölkerung
gehörten einer Religionsgemeinschaft an,
analysierte Gabriel. Man wolle die „Kraft,
das Wissen, die Widerstandsfähigkeit und
die Langfristigkeit von Religionen nutzbar
machen für die Friedensarbeit“.
Vor einem Jahr schließlich richtete Hei-
ko Maas das Religionsreferat mit aktuell
sechs Mitarbeitern ein. Das staatliche In-
teresse an den Kräften der Religion ist mitt-
lerweile so groß, dass mancher Kirchenver-
treter misstrauisch wird: Religionen und
Staat haben schließlich unterschiedliche
Rollen, kirchliche Hilfsorganisationen wie
Misereor müssen auch das kritische Gegen-
über des Außen-, Entwicklungs- oder Ver-
teidigungsministeriums sein. Wolfgang
Schürer betont deshalb die Unabhängig-
keit der Organisation: „Es gibt Unterstüt-
zung, aber keine Instrumentalisierung.“
Was bleibt, wenn Hindus, Sikhs, Baha’i,
Shintos, Juden, Muslime und Christen sich
am Friedensring getroffen haben? Das wis-
se man nicht, sagt Schürer. „Aber ohne Dia-
log ist der Frieden chancenlos.“

Es war die innenpolitische Überraschung der
vergangenen Woche: Olaf Scholz will SPD-
Vorsitzender werden. Das Nachrichtenmaga-
zinDer Spiegelhatte damit eine starke Exklu-
sivmeldung, die am vergangenen Freitag zu-
nächst Parteikreise und schließlich der Vize-
kanzler und Finanzminister selbst in einem
Interview mit derBild am Sonntagbestätig-
ten. Das war eine Kehrtwende gegenüber sei-
ner bisherigen Haltung, wonach Parteivor-
sitz und das Amt des Finanzministers allein
zeitlich nicht vereinbar seien. Am nachrichtli-
chen Kern der Meldung gab und gibt es kei-
nen Zweifel.
Trotzdem lastet nun ein Vorwurf auf der
Geschichte. Ihre Autoren, drei Reporter im
Berliner Hauptstadtbüro desSpiegel, bezie-
hen sich in ihrem Text auf eine telefonische
Schaltkonferenz, in der Scholz am Montag
der vergangenen Woche seine Bereitschaft
zur Kandidatur für den Parteivorsitz mitge-
teilt habe. Zitat aus dem Artikel in der aktuel-
len Ausgabe: „Am frühen Montagmorgen
wählt sich Scholz noch vor neun Uhr in eine
Telefonschalte mit den drei kommissari-
schen Parteichefs ein, Manuela Schwesig,
Malu Dreyer und Thorsten Schäfer-Gümbel.
Er sagt: ‚Ich bin bereit anzutreten, wenn ihr
das wollt.‘“

Einer der Teilnehmer dieses Gesprächs be-
streitet nun diese Darstellung – und zwar
nicht etwa ein Detail, sondern den ganzen
Vorgang. Thorsten Schäfer-Gümbel sagte
am Montag in einer gemeinsamen Presse-
konferenz mit Malu Dreyer und Manuela
Schwesig im Willy-Brandt-Haus: „Wir erle-
ben es regelmäßig, dass es Meldungen gibt,
die mit der Realität nichts zu tun haben. Bei-
spielsweise diese angebliche Telefonkonfe-
renz in der vergangenen Woche zwischen
uns drei und Olaf Scholz: Die hat‘s nie gege-
ben.“ Zwar ging Schäfer-Gümbel nicht direkt
auf das Zitat von Olaf Scholz ein – wenn aber
die Schaltkonferenz in Frage steht, gilt das
letztlich auch für das Zitat.
Ein solcher Vorwurf wiegt schwer gegen
jedes Medium – für denSpiegelist er aber
nach der Affäre um die erfundenen Reporta-
gen des Reporters Claas Relotius besonders
heikel. Das Nachrichtenmagazin teilte am
Montag auf Anfrage mit: „Der Spiegelbleibt
bei seiner Darstellung.“ Der Sprecher von Fi-
nanzminister Olaf Scholz wollte die Äuße-
rung Schäfer-Gümbels nicht kommentieren.
Ein SPD-Sprecher erklärte auf Anfrage: „Es
hat am Montag, den 12. August, vor 9 Uhr kei-
ne Schalte der drei kommissarischen SPD-
Vorsitzenden mit Olaf Scholz gegeben.“ NIF

Friedensdienst


Manche Fans kann man sich nicht aussuchen


Die SPD entscheidet im Herbst über den Parteivorsitz und die große Koalition – seit der Kandidatur von Olaf Scholz ist zumindest die CSU wieder optimistisch


Ring frei


In Lindau beginnt die Weltversammlung der „Religions for Peace“, gefördert mit Millionen aus Berlin und Bayern.


Das Interesse der Politik an der Kraft der Glaubensgemeinschaften ist groß – zu groß für manche Kirchenleute


Bremen– Der 43-jährige Mustafa Gün-


gör ist in einer Kampfabstimmung mit


nur einer Stimme Mehrheit zum neuen


Vorsitzenden der SPD-Fraktion in der


Bremischen Bürgerschaft gewählt wor-


den. Er setzte sich am Montag mit zwölf


zu elf Stimmen gegen seine Mitbewerbe-


rin, die stellvertretende Landtagspräsi-


dentin Antje Grotheer (52), durch. Die


Fraktion stellt 23 der insgesamt 84 Ab-


geordneten im Landtag. Güngörs Eltern


stammen aus der Türkei. Der selbständi-
ge IT-Unternehmer ist damit laut SPD


der erste Abgeordnete mit Migrations-


hintergrund in der Funktion des Bre-


mer SPD-Fraktionschefs und Nachfol-


ger des vorige Woche zum Bürgermeis-


ter und Senatspräsidenten gewählten


Andreas Bovenschulte. dpa


Potsdam– Zwei Bürgerinitiativen ha-


ben bundesweite Online-Petitionen


gegen die Potsdamer Garnisonkirche


gestartet. So fordert ein Bündnis aus


Wissenschaftlern, Kulturschaffenden


sowie politisch, kirchlich und zivilgesell-


schaftlich Engagierten in einem am


Montag veröffentlichten offenen Brief


an Bundespräsident Frank-Walter Stein-


meier und andere Politiker deutliche


Veränderungen beim geplanten Wieder-


aufbau der Kirche. Notwendig sei „ein


Lernort anstelle eines Identifikations-


orts“. Die Bürgerinitiative „Für ein Pots-


dam ohne Garnisonkirche“ fordert


einen Förderstopp und ein Moratorium


für das Bauprojekt Garnisonkirche. Um


den Wiederaufbau der 1945 bei einem


alliierten Luftangriff weitgehend zer-


störten und 1968 abgerissenen Kirche


wird seit Jahren gerungen. Kritiker


verweisen auf ihre Geschichte als preu-


ßische Militärkirche und ihre Instru-


mentalisierung durch die Nationalsozia-


listen. epd


„Die hat’s nie gegeben“


Karlsruhe–Wegen Kriegsverbrechen


in Syrien ist ein früherer Milizenführer


rechtskräftig zu lebenslanger Haft ver-


urteilt. Die obersten Strafrichter des


Bundesgerichtshofs (BGH) in Karlsruhe


verwarfen die Revision des Mannes, wie


am Montag mitgeteilt wurde. Die Über-


prüfung des Urteils des Oberlandesge-


richts Düsseldorf habe keinen Rechts-


fehler ergeben. Dieses hatte im Septem-


ber 2018 die besondere Schwere der


Schuld festgestellt. Damit ist so gut wie


ausgeschlossen, dass der Mann vorzei-


tig nach 15 Jahren freikommt. Die Düs-


seldorfer Richter waren überzeugt, dass


der bei der Urteilsverkündung 43-Jähri-


ge für Entführungen, Folter und einen


Mord verantwortlich war. Unter dem


Kampfnamen Abu Dhib („Vater des


Wolfes“) habe er in Aleppo als Anführer


einer Miliz eine grausame Schreckens-


herrschaft ausgeübt. Später hatte er in


Deutschland Asyl beantragt. dpa


Wiesbaden– Das Bundeskriminalamt


muss von Rechtsextremisten zusam-


mengestellte Namenslisten weiterhin


nicht veröffentlichen. Ein Verfahren vor


dem Verwaltungsgericht Wiesbaden


wurde am Montag nach einstündiger


mündlicher Verhandlung eingestellt.


Ein Journalist und Aktivist hatte unter


Berufung auf das Informationsfreiheits-


gesetz die Herausgabe von Datensamm-


lungen erzwingen wollen, die als „Fein-


desliste“ bekannt geworden sind. Rund


25 000 Namen stehen insgesamt in den


Verzeichnissen, die Ermittler bei Razzi-


en gegen rechte Extremisten gefunden


hatten. Vor Gericht beriefen sich BKA-


Vertreter auf ein laufendes Ermittlungs-


verfahren beim Generalbundesanwalt


und erklärten sich für nicht zuständig.


Der Richter argumentierte, wenn das


BKA im Auftrag der Staatsanwaltschaft


handle und die Listen Teil eines laufen-


den Ermittlungsverfahrens seien, beste-


he kein Anspruch auf Herausgabe nach


dem Informationsfreiheitsgesetz. dpa


Düsseldorf– Unter allen neu geschlos-


senen Ehen zwischen Oktober 2017 und


Dezember 2018 haben sich einem Zei-


tungsbericht zufolge bei jeder 14. Hoch-


zeit gleichgeschlechtliche Paare das


Jawort gegeben. Das berichtet dieRhei-


nische Postunter Berufung auf das


Statistische Bundesamt. Demnach wur-


den in diesem Zeitraum 449466 Ehen


geschlossen, davon 16 766 zwischen


Männern und 16 138 zwischen Frauen


(FOTO: REUTERS). Hinzu kommen 21477 in


eine Ehe umgewandelte Lebenspartner-


schaften. Kurz nach Inkrafttreten der


Regelung für die „Ehe für alle“ im Okto-


ber 2017 gab es zunächst einen Boom


von Hochzeiten gleichgeschlechtlicher


Paare. In den letzten drei Monaten des


Jahres 2017 seien es 11147 Eheschließun-


gen zwischen Männern oder Frauen


gewesen sowie 8989 umgewandelte


Lebenspartnerschaften. kna


DEFGH Nr. 191, Dienstag, 20. August 2019 (^) POLITIK HMG 5
Eine Studie bescheinigt der
Koalitioneine „rekordverdächtige
Halbzeitbilanz“
Kein Oben und Unten, kein Innen und Außen: Der „Ring for Peace“ im Luitpoldpark ist das Symbol des Lindauer Treffens der Weltreligionen. FOTO: RINGFORPEACE.ORG
Güngör führt SPD-Fraktion
Protest gegen Garnisonkirche
Auch die kommissarische SPD-Spitze – Manuela Schwesig, Thorsten Schäfer-Gümbel
undMalu Dreyer (v.l.) – erhielt verdächtig viel Lob aus Bayern. FOTO: WOLFGANG KUMM/DPA
Wer die Religionen ignoriert,
kann in Afghanistan oder im
Nahen Osten nur wenig bewirken
Lebenslange Haft bestätigt
„Feindesliste“ bleibt geheim
Jede 14. Heirat ist Homo-Ehe
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