Die Welt Kompakt - 08.08.2019

(Michael S) #1

8 POLITIK DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT DONNERSTAG,8.AUGUST


W


as seine Kollegen bei
der türkischen Ta-
geszeitung „Cumhu-
riyet“ mit Worten und Fotos be-
richten, das drückt er mit seinen
Zeichnungen aus: Musa Kart,
preisgekrönter Cartoonist. Be-
reits ab 1994 zeichnete er mit
teils spitzer Feder den politi-
schen Alltag in der Türkei. Und
das oft so treffend, dass er 2006


den Pressefreiheitspreis der
Türkischen Journalistenvereini-
gung erhielt. Doch das war zu
Zeiten, als es in der Türkei so et-
was wie Pressefreiheit gab. 2014
wwwurde er während eines Korrup-urde er während eines Korrup-
tionsskandals wegen der „Belei-
digung und Verleumdung von
Ministerpräsident Erdogan“ an-
geklagt. Damals ließ das Gericht
die Anklage fallen. Kurz nach
dem Putschversuch 2016 jedoch
wwwurde Kart mit vielen seinerurde Kart mit vielen seiner
Kollegen erneut verhaftet.
Der Vorwurf lautete auf Un-
terstützung der Kurdischen Ar-
beiterpartei (PKK) und der Gü-
len-Bewegung, die in der Türkei
als Terrororganisation gilt.
Nach mehr als einem Jahr Un-
tersuchungshaft entließ man
Kart zunächst aus dem Gefäng-
nis. Doch am 25. April 2018 wur-
de er zu drei Jahren und neun
Monaten Haft verurteilt. Ein
Jahr später wurde das Urteil be-
stätigt – und so mussten Kart
und fünf seiner Ex-Kollegen ih-
re Haftstrafe antreten. Am 21.
AAApril 2019 stellten sie sich frei-pril 2019 stellten sie sich frei-
willig der Polizei.


AFP/ GETTY IMAGES

/ YASIN AKGUL

#Free


them


all


FFFreeree


them all


Musa Kart


Im Ostkongo sind nach Angaben
einer Hilfsorganisation bislang
mehr als 500 Kinder an Ebola
gestorben. „Wir sind an einem
dramatischen Punkt angekom-
men bei dieser Epidemie, die so
erbarmungslos Kinder in den
Tod reißt – vor allem die jüngs-
ten“, teilte Heather Kerr mit, die
Leiterin von Save the Children
im Kongo. Insgesamt hätten
sich mindestens 737 Kinder mit
dem gefährlichen Virus infiziert.
4 0 Prozent davon sind Kerr zu-
fffolge jünger als fünf. Seit einemolge jünger als fünf. Seit einem
Jahr wütet die Seuche Ebola in
den Provinzen Nordkivu und
Ituri im Osten des Landes. Den
Behörden im Kongo zufolge sind
bislang 2764 Menschen erkrankt
und 1857 Menschen gestorben.


Mehr als 500


Kinder an Ebola


gestorben


D


eutschland bleibt das
Sehnsuchtsziel Num-
mer eins vieler Mig-
ranten in Europa. Die
Zahlen sind immer noch hoch:
185.853 Personen haben im ver-
gangenen Jahr in Deutschland
Asyl beantragt, in diesem Jahr
waren es bis Juli insgesamt
84.866. Sie haben auf ihrem Weg
nach Europa häufig auf die Hilfe
von kriminellen Menschen-
schmugglern gesetzt.

VON CHRISTOPH B. SCHILTZ
AUS BRÜSSEL

Dabei werden die Tricks dieser
Schleuser immer fieser, ihre
Routen immer komplexer und ih-
re Geldforderungen immer hö-
her. Europäische Flughäfen sind
mittlerweile zu Hotspots für
Menschenschmuggel geworden.
Das geht aus vertraulichen EU-
Dokumenten hervor, die dieser
Zeitung vorliegen. Sie basieren
vor allem auf der erfolgreichen
Arbeit der europäischen Asyl-
agentur (EASO) und von Polizei-
beamten (Europol), die die
Schleuser gefasst und ihre krimi-
nellen Methoden entlarvt haben.
Ein dunkler Kosmos aus Krimi-
nalität, Korruption, Elend und
Gewalt. WELT dokumentiert di-
verse Beschreibungen und Fälle
aus den Dokumenten der EU-Be-
hörden im Originalton, ein Groß-
teil davon stammt aus den ver-
gangenen zwölf Monaten.

*
„Mit Blick auf den Schmuggel
(von Migranten) auf die grie-
chischen Inseln nutzen die
Schmuggler immer häufiger klei-
ne und schnelle Boote (immer
mehr Holzboote, aber auch

Schnellboote oder Jetski). Sie
transportieren nun weniger Mig-
ranten (15–20). Zuvor wurden bis
zu 60 Migranten in größeren
Schlauchbooten befördert.“

*
„Am 5. Oktober wurde ein Poli-
zist aus Zagreb verhaftet, der 18
Pakistaner in seinem Transpor-
ter geschmuggelt hatte.“

*
„Menschen aus Drittstaaten ge-
hen Scheinehen ein, um legal in
die EU zu gelangen. Dabei han-
delt es sich meistens um Männer
aus Pakistan, Indien und Bangla-
desch, aber auch aus Serbien, Ne-
pal, der Ukraine und einigen
nordafrikanischen Staaten. Die
Frauen, die sich für eine Scheine-
he bereit erklärten, stammten im
Allgemeinen aus Bulgarien, Por-
tugal, Rumänien und der Slowa-
kei. Sie verfügten über eine ge-
ringe Bildung und sehr wenig
Einkommen.“

*
„Die Überwachung sozialer Me-
dien ergibt: Schmuggler boten in
der Farsi-Sprache (Iran, Afgha-
nistan) neue Trips vom Iran in
die EU über Serbien an. Kosten:
von Iran nach Serbien 1000 Eu-
ro. Von Serbien nach Ungarn
2500 Euro (Landweg). Von Ser-
bien nach Österreich 3000 Euro

2500 Euro (Landweg). Von Ser-
bien nach Österreich 3000 Euro

2500 Euro (Landweg). Von Ser-

(Landweg). Von Serbien nach
Deutschland 3000 Euro (Land-
weg). Von Serbien nach Großbri-
tannien 5000 Euro (Flugzeug),
von Serbien nach Kanada 7000
Euro (Flugzeug). In separaten
Mitteilungen boten sie auch
neue Trips von Belgrad nach
Schweden und Norwegen für
3500 Euro an.“

*
„Am 9. Januar verhaftete die ita-
lienische Polizei acht Tunesier,
die im Verdacht standen, einen
Schmugglerring von Tunesien
nach Südsizilien organisiert zu
haben und dabei Schnellboote
einzusetzen. Mindestens fünf
Transporte wurden beobachtet.
Alle Schmuggler folgten dem so-
genannten Islamischen Staat (IS)
auf Facebook und verbreiteten
dort IS-Propaganda.“

*
„Instagram wird von iranischen
Schmugglern genutzt, um Hun-
derte gefälschte oder gestohlene
EU-Reisedokumente anzubieten.
Dadurch sollen die Menschen
glauben, die Reise sei legal und si-
cher. Es gibt auch explizit Nach-
richten, die sich auf Organhandel
beziehen und die Iraner glauben
machen sollen, dass sie umsonst
eine Nierentransplantation er-
halten, sobald sie Großbritannien
oder Deutschland erreichen.“

*
„Im Dezember fassten die italieni-
schen Behörden zwei Mitglieder
einer kriminellen Gruppe, die ille-
gale Migranten zu den Bahnhöfen
vvvon Gallarate (Varese), Veronaon Gallarate (Varese), Verona
und Novara eskortierten und ih-
nen spät in der Nacht dabei halfen,
heimlich in Güterzüge oder in das
Innere von Containern zu gelan-
gen. Dafür nahmen die Schmugg-
ler 150 bis 300 Euro.“

*
„Die ungarische Polizei unter-
sucht eine kriminelle Gruppe, die
von einem Afghanen angeführt
wird, der vor allem Afghanen und
Iraner von Serbien nach Ungarn
schmuggelt. Diese kriminelle
Gruppe nutzt die Dienste von
serbischen und rumänischen
Staatsbürgern. Die serbischen
Staatsbürger führen die irregulä-
ren Migranten zu Fuß über die
serbisch-ungarische Grenze.
Wenn die illegalen Migranten
sich dann in Ungarn befinden,

Die Tricks der


Schleuser


Interne Dokumente der EU zeigen, dass


die Menschenschmuggler immer brutaler


und raffinierter werden. Sogar Polizisten


beteiligen sich an dem schmutzigen Geschäft.


WELT schildert Fälle, die EU-Behörden jüngst


aufdeckten, im Originalton


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