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ie Frage verblüffte Ni-
co Schulz dann schon
ein wenig. Ob er nach
drei Wochen Training
bei Borussia Dortmund schon ei-
nen belastbaren Eindruck gewon-
nen habe, ob er bei seinem neuen
Verein mithalten könne und
Chancen auf regelmäßige Einsät-
ze sehe. „Ich spiele in der Natio-
nalelf, warum sollte ich hierher
kommen und mir Gedanken ma-
chen, ob ich spiele oder nicht?“,
antwortete Schulz und stellte
klar: „Ich bin nach Dortmund ge-
kommen, um zu spielen und der
Mannschaft zu helfen.“ Weshalb
auch sonst.
VON OLIVER MÜLLER
Der 26-Jährige mag zwar nicht
der Spektakulärste unter den
Neuen des BVB sein, doch er
könnte einer der Wichtigsten
sein. Mit ihm, so hoffen die Ver-
antwortlichen, soll endlich eine
jahrelange Baustelle geschlossen
werden. Auf der linken Abwehr-
seite gab es fast schon chronische
Probleme. Also entschlossen sich
die Dortmunder, ungewöhnlich
viel Geld für einen Außenverteidi-
ger zu zahlen. 25 Millionen Euro
Ablöse kostete Schulz, in etwa ge-
nauso viel wie die Offensivkünst-
ler Thorgan Hazard und Julian
Brandt. Lediglich Mats Hummels,
der neue Abwehrchef, war noch
teurer (31 Millionen). Auch daraus
bezieht Schulz sein Selbstvertrau-
en: „Ich weiß, was ich kann, und
ich weiß, warum ich geholt wor-
den bin.“ Mit dem BVB wolle der
ehemalige Hoffenheimer „den
nächsten Schritt gehen“.
Umgekehrt ist es genauso.
Nachdem es Lucien Favre vergan-
gene Saison nicht gelungen ist, ei-
ne befriedigende Lösung für hin-
ten links zu finden, setzt der Trai-
ner seine Hoffnungen in Schulz,
der mit der Empfehlung von acht
Länderspielen gekommen ist und
zu den schnellsten Spielern der
Liga zählt. Der geborene Berliner
schafft Spitzengeschwindigkeiten
von 35 km/h und mehr – das hat er
seinen vereinsinternen Konkur-
renten Marcel Schmelzer und Ra-
phael Guerreiro voraus.
Mit Schulz und Hummels wol-
len die Dortmunder kompakter
stehen und weniger Gegentore
zulassen. 44 waren es vergangene
Saison – zwölf mehr als die Bay-
ern und 15 mehr als die drittplat-
zierten Leipziger. Doch nicht
nur das Defensivverhalten soll
sich verbessern, das Spiel soll
nach vorn noch flüssiger und un-
berechenbarer werden. Hum-
mels kann mit seinen strategi-
schen Fähigkeiten Axel Witsel im
Aufbau entlasten, und Schulz
könnte mit Achraf Hakimi, der
als Rechtsverteidiger gegenüber
Routinier Lukasz Piszczek die
Nase vorn haben dürfte, für
Hochgeschwindigkeitsfußball
auf den Außenbahnen sorgen.
Derzeit arbeitet die Mann-
schaft an der Abstimmung. Favre
setzt im Schweizer Trainingsla-
ger auf Trainingsinhalte, die das
Gespür für die richtige Balance
zwischen Defensive und Offensi-
ve vermitteln sollen. „Es ist im-
mer wichtig, kein Tor zu kriegen“,
SPORT DIE WELIE WELIE WELT KOMPAKTT KOMPAKT MITTWOCH, 31. JULI 2019 SEITE 28
FUSSBALL
Neymar kommt wohl
ungeschoren davon
Im Ermittlungsverfahren ge-
gen den brasilianischen Fuß-
ballstar Neymar (27) nach
einer vermeintlichen Vergewal-
tigung in Paris hat die zu-
ständige Polizeibehörde in Sao
Paulo den Fall abgeschlossen.
Laut brasilianischen Medien
wegen nicht hinreichendem
Tatverdacht. Die Entscheidung
über eine Anklage liegt nun bei
einer Sondergruppe der Staats-
anwaltschaft. Neymar hatte die
Vorwürfe stets bestritten und
von einvernehmlichem Sex mit
dem Modell Najila Trindade
gesprochen. Die Staatsanwalt-
schaft hat nun 15 Tage Zeit,
neue Schritte einzuleiten oder
den Fall ad acta zu legen.
Frankfurt verpflichtet
Hinteregger fest
Der Wechsel von Abwehrspieler
Martin Hinteregger vom FC
Augsburg zu Eintracht Frank-
furt ist doch noch zustande
gekommen. Er soll zwölf Millio-
nen Euro gekostet haben. Der
26 Jahre alte Österreicher war
in der vergangenen Rückrunde
nach einer Suspendierung be-
reits an die Eintracht verliehen.
Schalke leiht Rudy
an Hoffenheim aus
Der ehemalige Nationalspieler
Sebastian Rudy wird Schalke
wohl verlassen. Der 29 Jahre
alte Mittelfeldspieler war war
2018 für 16 Millionen Euro vom
FC Bayern gekommen, konnte
nach dem Wechsel aber nie
Fuß fassen. Er soll nun an
seinen alten Klub 1899 Hoffen-
heim ausgeliehen werden.
TENNIS
Kohlschreiber steht
im Achtelfinale
Philipp Kohlschreiber hat die
erste Runde beim Turnier in
Kitzbühel überstanden. Der
Deutsche besiegte den Franzo-
sen Richard Gasquet 6:3, 6:2
und trifft nun auf Pablo Andu-
jar (Spanien).
HANDBALL
Kreuzbandriss bei
Magdeburgs Preuss
Bundesligist SC Magdeburg
muss mitten in der Saison-
vorbereitung einen personellen
Ausfall verkraften. Kreisläufer
Moritz Preuss (24) zog sich im
Training einen Kreuzbandriss
zu. Der Zugang vom VfL Gum-
mersbach wird voraussichtlich
neun bis zehn Monate fehlen.
KOMPAKT
Hinten
alles neu
beim
BVB
Borussia Dortmund will sich
nicht mehr mit Platz zwei
zufrieden geben. Der Klub setzt
bei seinem Angriff auf die
Meisterschaft auf eine defensiv
stabilere, aber offensiv
dennoch gefährlichere Abwehr.
Hierfür wurden
zwei Schlüsselspieler geholt
Haufen brachte sich Klinsmann
in Stellung. Ein kluger, weitsich-
tiger Stratege war er schon im-
mer, mit Herz für den VfB Stutt-
gart – und mit eigener Agenda.
Eine Rückkehr von Klinsmann
zum VfB Stuttgart scheint nun
jedenfalls realistischer zu wer-
den. Ein erstes Gespräch über
eine Zusammenarbeit mit sei-
nem einstigen Klub hat der ehe-
malige Bundestrainer schon ein-
mal geführt. „Der Informations-
austausch verlief sehr positiv“,
VfB schlägt“ und es ihn „mit mei-
ner Erfahrung und meinem Netz-
werk in den Profizirkus zurück-
zieht“. Stuttgart war da längst
ins Trudeln geraten, die Füh-
rungsspitze bei den Fans in Un-
gnade gefallen.
Es waren Aufregung, Aufruhr,
Auflösungserscheinungen da.
Und die Sehnsucht nach einem
starken Mann, der die Verhält-
nisse wieder ordnet, war groß.
In diesem ungeordneten und
wild über andere herfallenden
E
s war etwa Mitte Juli, da
entsandte Jürgen Klins-
manns Berater eine kleine
Grußnote an den VfB Stuttgart.
„Der VfB ist ein besonderer Ver-
ein für ihn“, hatte Roland Eitel da
gesagt, „wenn ihn jemand vom
VfB anruft – egal aus welchem
Grund –, wird er immer ans Tele-
fon gehen. Wie in der Vergangen-
heit auch.“ Der in den USA leben-
de Klinsmann hatte im vergange-
nen November geäußert, dass
sein „Herz noch immer für den
sagte Klinsmann der „Stuttgar-
ter Zeitung“.
Nach Angaben der Zeitung hat
sich der 55-Jährige mit Aufsichts-
räten des Zweitligisten sowie
dem kommissarischen Klubchef
Bernd Gaiser getroffen. „Es wer-
den weitere Treffen folgen“, sag-
te der einstige Torjäger. Über In-
halte äußerte er sich nicht. Der
Verein bestätigte den Austausch
mit seinem früheren Star über
ein mögliches Engagement. „Wir
führen viele Gespräche. Das ist
Klinsmann auf Weg zur Macht in Stuttgart
NNNico Schulz tritt seinen Dienst bei Borussa Dortmund mit vielico Schulz tritt seinen Dienst bei Borussa Dortmund mit viel
Selbstvertrauen an. Er soll ein großes Problem lösen
DPA
/MICHAEL CATERINA