Die Welt am Sonntag - 28.07.2019

(Barry) #1

E


swar ein Vorgeschmack
aaauf das, was ihn heute er-uf das, was ihn heute er-
wartet. Mick Schumacher,
2 0, dreht an diesem Wo-
chenende in Hockenheim
die Zeit zurück. Er setzt
sich in das Auto, mit dem
sein Vater 2004 eine Rekordsaison been-
dete. Michael Schumacher gewann da-
mals 15 von 18 Rennen. Der F2004 machte
ihn zum souveränsten Weltmeister der
Formel-1-Geschichte. Dass sich nun sein
Sohn in den geschichtsträchtigen Ferrari
setzt, begeistert die Anhänger. Denn nun
wissen sie, dass Mick Schumachers Weg
ebenfalls in die Formel 1 führen wird.

WELT AM SONNTAG: Sie waren fünf
Jahre alt, als Ihr Vater mit dem F2004
alle Rekorde brach. Wären Sie nicht
gern ein bisschen älter gewesen, um
mehr davon mitzuerleben?
MICK SCHUMACHER: Witzigerweise
kann ich mich sehr gut an dieses Jahr
und diese Erfolge erinnern. Da hat alles
gepasst, wie es passen musste. Das war
genau das Jahr, in dem ich begann, da-
von zu träumen, selbst einmal Formel-1-
Pilot zu werden.

Mit fünf?
Sicher (lachtlachtlacht). Ich saß mit zweieinhalb). Ich saß mit zweieinhalb
bereits im Kart und fuhr damit durch
den Garten. Es hatte einen Kettensägen-
motor. Das Kart hatten sie zuerst in der
Mitte durchgeschnitten, um es kleiner
zu machen. Sie haben es dann verkürzt
wieder zusammengeschweißt, damit es
für mich passt. Ich war halt wirklich
noch sehr klein.

Und sind dann im Garten die Rennen
Ihres Vaters nachgefahren?
Kann man so sehen, ja. (lachtlachtlacht))

Haben Sie die Siege Ihres Vaters an
der Strecke erlebt?
Meistens im Fernsehen.

Ich hätte vermutet, Sie kennen die
meisten Siegfahrten Ihres Vaters aus
Erzählungen oder Videos, nicht so
sehr durch eigene Beobachtungen.
Ich kann mich wirklich ziemlich gut da-
ran erinnern. Aber natürlich bin ich auch
sehr an den Storys anderer dazu interes-
siert. Von Menschen, die mit meinem Va-
ter zusammengearbeitet haben. Men-
schen, die ihn in seiner aktiven Zeit tag-
täglich erlebt haben. Die haben ganz an-
dere, interessante Perspektiven als ich.

Was wird am Wochenende in Hocken-
heim überwiegen, der Stolz oder die
Emotionen?

Beides. Ich bin unheimlich stolz, dass
ich in diesem Auto sitzen durfte und
noch einmal darf. Aber es war natürlich
auch sehr emotional, und ich denke, so
war es wohl auch für die meisten Leute,
die an der Strecke waren.

Das ist auch ein Statement: Hier ist
der nächste Schumacher. Ich möchte
auch ein großer Racer werden wie
mein Vater. Ist der Zeitpunkt dafür
jetzt gekommen?
(Mick Schumacher nickt)

Sie nicken. Das heißt?
Das ist genau das, wofür ich antrete.
Was ich erreichen will, was ich errei-
chen werde.

Hockenheim müsste doch ohnehin
den Namen Schumacher-Ring tragen.
Ihr Vater feierte dort seine größten
Erfolge, und Sie holten dort den EM-
Titel, Ihren bislang wichtigsten Sieg.
Das scheint in der Tat ein richtig gutes
Pflaster für uns zu sein. Daran haben si-
cher auch die Fans ihren Anteil, mit ih-
rer geballten Unterstützung. Es sind
wirkliche Heimrennen dort. Ohne Fra-
ge, es war schon speziell, dort den EM-
Titel zu feiern.

Und jetzt steigen Sie ausgerechnet
dort in den F2004. Der gehört mit sei-
ner Geschichte eigentlich wohlbehü-
tet ins Museum.

Ich konnte das gar nicht erwarten zu
spüren, wie sich ein solches Auto früher
fahren ließ. Heutzutage ist so vieles an-
ders. Damals gab es Spielereien wie die
Traktionskontrolle oder Launch Con-
trol. Inzwischen wurde das alles abge-
schafft. Ich bin überzeugt, dass der
F2004 eines der schnellsten Autos ist,
das es bis heute da draußen gibt. Da-
mals gab es kein DRS wie heute, trotz-
dem ist der Ferrari F2004 ganz nah an
den Zeiten von heute. Das ist bemer-
kenswert, setzt man voraus, welche
Technik sie damals hatten. Und dann
natürlich der V10 (er rollt fast verliebt
mit den Augen).

Sie meinen den lauten Motor. Lassen
Sie es in Hockenheim also richtig kra-
chen?
Auf jeden Fall. Der Sound verursacht
einfach eine Gänsehaut.

Haben Sie sich in irgendeiner Form
darauf vorbereitet?
Worauf ich mich innerlich vorbereitet
habe, war, das Auto endlich mal zu fah-
ren. Es hat mich einfach gekitzelt, mit
diesem Auto ein paar Runden in Ho-
ckenheim zu drehen.

Und wie war es?
Unglaublich, einfach gigantisch. Die
zehn Minuten, die ich warten musste,
kamen mir vor wie eine Stunde, die
Fahrt dagegen wie Sekunden. Die Fans

habe ich zwar gesehen, aber leider
nicht gehört, dafür war der Motor ein-
fffach zu laut.ach zu laut.

Ross Brawn spricht von einem hoch-
emotionalen Moment, wieder einen
Schumacher in diesem Auto fahren zu
sehen.
Ja, das war es auch. Ich durfte das 2017
schon mal erleben, als ich in Spa in ei-
nem 1994er-Benetton saß. Der F2004
ist trotzdem eine andere Nummer. Es
gab kein einziges Rennen, bei dem die-
ser Wagen nicht auf dem Podium war,
er hat 15 von 18 Rennen gewonnen.
Nicht von vielen Autos kann man sa-
gen, dass sie zwei Fahrer-Generationen
am Lenkrad hatten. Doch, das war
schon emotional.

Sie haben durch Ihren Namen sehr viel
Druck. Erhöhen Sie ihn nicht noch,
wenn Sie sich in einem solchen Auto
auf den Platz Ihres Vaters setzen?
Nein. Deshalb habe ich ja Spaß daran.
Und ich möchte auch allen danken, die
mir diese Chance ermöglicht haben.

Und wenn dann einer wie der Ex-
Weltmeister Fernando Alonso Ihnen
eine riesige Zukunft voraussagt, ist
das nicht, als würden Sie DRS für Ihre
Karriere aktivieren?
Ja. Und Kers wahrscheinlich auch, wenn
es das noch gäbe. Mich spornt das nur
zusätzlich an.

Sind Sie denn mit Ihrer Entwicklung
zufrieden?
In dieser Saison ist es einige Male ganz
schön unglücklich gelaufen, so nach
dem Motto: falscher Ort zur falschen
Zeit. Das erste Rennen an einem F2-Wo-
chenende ist enorm wichtig, weil es die
Startaufstellung für das zweite Rennen
bestimmt. Wenn du dann ein techni-
sches Problem hast und in die letzte
Startreihe rückst, hast du im zweiten
Rennen von vornherein eine schlechte
Ausgangsposition. Wir haben es den-
noch zum Beispiel in Spielberg fast noch
aufs Podium geschafft. Über die bisheri-
ge Saison gesehen haben wir gezeigt,
dass wir konstant unter die Top fünf
fahren können, nur spiegeln das die Er-
gebnisse eben noch nicht wider. Wir ler-
nen und versuchen, uns zu verbessern.

Sind Sie ungeduldig? Warten Sie auf
Ihren ersten Sieg?
Ja, klar. Ich glaube, das tut jeder Fahrer.
Für den Sieg kämpfen wir, wir fighten und
geben nie auf. Aber letztlich gehört auch
ein bisschen Glück dazu, das fehlte uns
bislang. Aber wir sehen, dass Potenzial da
ist, und darauf konzentrieren wir uns.

Alle möchten Sie in der Formel 1 se-
hen. Bremsen Sie solche Leute, oder
lassen Sie sich von deren Wunsch
treiben?
Das hängt von der Situation ab. Natür-
lich sollte man den Schritt erst machen,
wenn man bereit dafür ist, wenn man
das Gefühl hat, dass der Moment
stimmt. Allerdings muss man auch da-
rauf achten, was in der Formel 1 abgeht.
Es ist ja nicht immer ganz einfach, ein
Cockpit zu bekommen. Dementspre-
chend muss man Augen und Ohren of-
fen halten, um solche Optionen dann
auch wahren zu können.

Trägt sich ein Overall von Ferrari wie
ein normaler Rennanzug oder eher
wie eine Ritterrüstung? Weil er so tra-
ditionell, so mächtig ist.
In der Vergangenheit war das tatsäch-
lich mal so. Da waren die Rennanzüge
um einiges schwerer als heute, wo sie
insgesamt gerade noch 500 Gramm wie-
gen. Der Name Ferrari wiegt natürlich
schwer, das Nostalgische, damit haben
Sie recht. Deshalb kann man den Ver-
gleich schon ziehen, auch wenn sie nicht
mehr wie Ritterrüstungen aussehen.

Sind Sie denn modebewusst?
Jein. Ich bin gerne in Jeans und T-Shirt
unterwegs. Häufig auch in Sportklamot-
ten, was natürlich auch damit zusam-
menhängt, dass ich mit Under Armour
den richtigen Partner habe. Aber wir
trainieren auch einfach recht viel.

VONSTEFAN FROMMANN

UNDER AMOUR; AP/ JENS MEYER; PA/DPA/GREG WOOD

„Genau dafür trete ich an“


Mick Schumacher fährt in Hockenheim im Rekordauto seines Vaters. Ein Statement, dass mit dem nächsten


Schumi in der Formel 1 zu rechnen ist. Ein Gespräch über laute Motoren, Stolz und Emotionen


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Abgezeichnet von:
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Textchef

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Chefredaktion

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Chef vom Dienst

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28.07.19 28. JULI 2019WSBE-HP


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WELT AM SONNTAG NR.30 28.JULI2019 SEITE 23

SPORT


Zehn Jahre nach ihrem ersten WM-
Titel über 200 Meter Freistil siegte
Italiens 30 Jahre alte Schwimm-Diva
auch in Südkorea. Seit 2005 kraulte
sie damit bei acht Weltmeisterschaf-
ten in Folge auf derselben Strecke
auf das Podest. Chapeau!

TOPS & FLOPS


Federica


Pellegrini


GEWINNER

Artur


TTTaymasowaymasow


Der usbekische Ringer hat wegen
Dopings Olympiagold verloren – und
das zum zweiten Mal. Schon seine
2008 gewonnene Medaille musste er
zurückgeben. Nachproben überführ-
ten ihn erneut. Auch das Gold aus
London ist er los. Beschämend.

VERLIERER

AFP/OLI SCARFF; DPA

/PAUL SANCYA

ICH HOFFE, DASS EINEICH HOFFE, DASS EINEICH HOFFE, DASS EINE
KLIMAANLAGE EINESKLIMAANLAGE EINESKLIMAANLAGE EINES
DER UPDATES FÜRDER UPDATES FÜRDER UPDATES FÜR
UNSEREN WAGEN IST

GUT GEBRÜLLTGUT GEBRÜLLTGUT GEBRÜLLT

MAX VERSTAPPEN,Red-Bull-Pilot,
über die Hitze auf dem Hockenheimring

Supercup: Dortmund beginnt die Jagd auf Bayern S. 25


Die Regelhüter, Sittenwächter und
moralinsauren Herren an der Spitze
der Verbände hatten diese Woche wie-
der Hochkonjunktur. Mit der Empa-
thie eines Bulldozers begraben sie mit
ihren ZK-Beschlüssen ja in der Regel
zuverlässig jedes kleinste Pflänzchen
an Meinungsvielfalt und Gefühlswal-
lung. So war es auch diesmal.
Im Fußball soll es bald eine Gelb-
sperre für Trainer geben, die ihren Job
aaausüben. Es gebe Disziplinierungsbe-usüben. Es gebe Disziplinierungsbe-
darf, hieß es beim DFB. „Diese Oster-
hasen“, fiel Ex-Trainer Ewald Lienen
dazu nur ein. Wer also in Zukunft von
Lienens Kollegen eine emotionale Bin-
dung an das Spiel entwickeln sollte,
der ist entweder fehl am Platz oder
fffindet sich eher auf der Tribüne als vorindet sich eher auf der Tribüne als vor
der Trainerbank wieder. Eine Dauer-
karte dort sollten sich deswegen
schon mal engagierte Männer wie der
Düsseldorfer Trainer Funkel oder der
Freiburger Streich sichern, die in Zu-
kunft zuverlässig auf dem Disziplinie-
rungsbedarfsradar auftauchen wer-
den. Funkel nannte das „den größten
Schwachsinn aller Zeiten“ und dass
sich die Schiedsrichter „lieber um ih-
ren Videokeller kümmern sollten“. Da
hätten sie genug mit zu tun.
Die Fußballer aber sind in diesen
Tagen nicht allein von Einfältigen um-
zingelt, denn auch der Weltschwimm-
verband hatte sich gerade einiges an
Mumpitz ausgedacht. Weil einige
Sportler bei dieser WM gegen den un-
ter Dopingverdacht stehenden chine-
sischen Seriensieger Sun Yang ihrem
Protest Ausdruck verliehen, indem sie
bei der Siegerehrung nicht mit aufs
Podest stiegen oder ihm nicht die
Hand schüttelten, wurde flugs eine
neue Regel erlassen. Sollte das noch
mal vorkommen, kann es Sperren
oder Medaillenentzug geben.
Es ist das Bemühen, im Becken wie
aaauf dem Fußballplatz, alles klinischuf dem Fußballplatz, alles klinisch
steril, glatt gebügelt, also so eintönig
wie möglich unter der Decke zu hal-
ten. Der Versuch ist lächerlich. Um es
mit Lienen zu sagen: „Wir werden es
zu verhindern wissen.“

Kampf gegen


den Osterhasen


GRÄTSCHE

VONPATRICK KRULL

Sebastian Vettel hat in der Qualifi-
kation zu seinem Heimrennen auf
dem Hockenheimring ein Debakel
erlebt. Der 32-jährige Heppenheimer
schied wegen Problemen an seinem
Ferrari schon in der ersten K.-o.-
Runde aus. „Ich habe ein Problem,
ich habe Leistung verloren“, klagte
Vettel nach wenigen Minuten und
musste ohne gezeitete Runde an die

Garage zurückfahren. Etwas mehr
als vier Minuten vor Ablauf des ers-
ten Qualifikationsabschnitts stieg
der viermalige Weltmeister dann
tief enttäuscht aus seinem Wagen
aus und nahm den Helm ab. Damit
muss Vettel am Sonntag (15.10 Uhr,
Sky und RTL live) von ganz hinten
starten. Weltmeister Lewis Hamil-
tonhat sich die Poleposition für das

elfte Saisonrennen gesichert, die 87.
erste Startposition für den Briten.
Der Mercedes-Pilot verwies Max
Verstappen(Niederlande) im Red
Bull und seinen Teamkollegen Valt-
teri Bottas(Finnland) auf die Plät-
ze. Nico Hülkenberg(Emmerich/
Renault) belegte den neunten Platz.
Unter Normalbedingungen sind die
Mercedes kaum zu schlagen. ws

Debakel für Vettel im Qualifying

Der Sohn des 7-
maligen Formel-1-
Weltmeisters Micha-
el Schumacher wur-
de 2018 Meister in
der Formel 3, tritt
nun in der Formel 2
an. Der 20-Jährige
begann 2008 im
Kart unter dem
Pseudonym Mick
Betsch, dem Mäd-
chennamen seiner
Mutter Corinna. ws

Mick
Schumacher
Rennfahrer

Hockenheim 2004: Michael Schumacher gewinnt
den Grand Prix und pulverisiert die Formel 1

Hockenheim 2019: Mick Schumacher fährt im F2004,
dem Rekordwagen seines Vaters

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