Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung - 28.07.2019

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22 wirtschaft FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG, 28. JULI 2019, NR. 30


D


reimal im Jahr stehen die Leu-
te schon am Morgen Schlange
vor Heino Firnungs Tattoo-
Studio. Nicht etwa, weil es
dort dann etwas kostenlos gäbe. Sondern
weil dann – und nur dann – die Behand-
lungstermine für die kommenden Mona-
te verteilt werden. Zwischendurch
kommt keiner dran, der sich spontan ein
Muster in die Haut stechen lassen möch-
te. Firnung ist ausgebucht, aktuell bis
zum Ende des Jahres. „Ich könnte auch
noch viel länger im Voraus Termine ver-
geben“, sagt er. „Aber das ist nicht mein
Ding. Ich will mich nicht zum Sklaven
meines eigenen Kalenders machen.“
Vor 15 Jahren hat sich Firnung als Tä-
towierer selbständig gemacht. Nicht
etwa in Berlin, der Trend-Hauptstadt
der Republik, wo jede noch so schrille
Mode bis zum Letzten ausgekostet wird.
Sondern in Fulda, der konservativen Bi-
schofsstadt in Osthessen, wo die CDU
seit dem Zweiten Weltkrieg verlässlich
den Oberbürgermeister stellt. Dass
selbst dort die Tätowierer volle Auftrags-
bücher haben, sagt fast schon alles dar-
über, wie mehrheitsfähig Tattoos in
Deutschland geworden sind.
Dass sich der Umsatz der deutschen
Tattoo-Studios zusammen auf mehr als
eine Milliarde Euro im Jahr summieren
dürfte, ist eine vorsichtige Schätzung.
Eine verlässliche Statistik gibt es dazu
nicht, bürokratische Auflagen für Unter-
nehmensgründer auch nicht. Mehr als ei-
nen Gewerbeschein für 20 Euro braucht
man nicht, um ein Tattoo-Studio eröff-
nen zu dürfen. Rund 10 000 davon gebe
es heute vermutlich, ungefähr doppelt so
viele wie vor zehn Jahren, heißt es vom
Bundesverband Tattoo. Dazu kämen
aber noch einmal mindestens doppelt so
viele Hinterhof- und Wohnzimmer-Täto-
wierer, die ihre Arbeit unter der Hand
oder auch nur im Freundes- und Ver-
wandtenkreis anbieten. Ähnlich ungewiss
ist die Zahl der Tätowierten. Dass es vie-
le sind, steht außer Frage. Mindestens
zehn Millionen seien es, wird kolpor-
tiert, vielleicht sei sogar schon jeder vier-
te Deutsche tätowiert. Der Augenschein
legt nahe, dass zumindest unter den Frei-
badgängern die Quote noch höher ist.
Anders ausgedrückt: Zurzeit ist kaum
eine Branche besser geeignet als die der
Tätowierer, um die Folgen eines rasan-
ten Nachfragebooms zu dokumentieren.
Es ist schließlich noch nicht allzu lange
her, dass Tattoos als Insignien der Unter-
welt verfemt waren und ihre Träger fast
ausschließlich an den Rändern der bür-

gerlichen Gesellschaft zu finden waren.
Tätowiert waren Seeleute und Ganoven,
Ex-Häftlinge und Prostituierte.
Dabei ist das Prinzip, Farbstoff mit ei-
ner Nadel in die Haut einzubringen,
schon jahrtausendealt. Ötzi, der berühm-
te Steinzeitmann, trug schon vor 5000
Jahren unter seiner Jacke aus Schaf- und
Ziegenleder Dutzende von Tätowierun-
gen auf der Haut. Die Ötzi-Forscher glau-
ben, dass er sich von ihnen eine schmerz-
lindernde Wirkung erhoffte. Viel später
trugen verfolgte Christen Fische und
Kreuze als geheime Erkennungszeichen
ihrer Religionszugehörigkeit auf der
Haut. Und im Nazi-Deutschland wurden
KZ-Häftlinge zwangstätowiert.
Wann die ersten Schauspieler und
Rockmusiker ihre Tätowierungen in al-
ler Öffentlichkeit vorzeigten, als Ausweis
der eigenen rauhen Vergangenheit oder
als provozierendes Zeichen ungezügelter
Lebenslust, gilt es im Detail noch zu er-
mitteln. Es mag irgendwann in den Sech-
zigern oder Siebzigern gewesen sein.
Leichter festzustellen ist, seit wann Täto-
wierungen in Deutschland salonfähig
sind: Als Bettina Wulff 2010 mit einem
Tribal-Tattoo auf dem Oberarm als Gat-
tin des Bundespräsidenten ins Schloss
Bellevue einzog, wurden dazu zwar noch
Aufsätze in den Zeitungen abgedruckt.
Aber das Erregungspotential der Bevölke-
rung war in diesem Punkt viel geringer
als bei der Frage, von wem sich Christian
Wulff aufs Oktoberfest einladen ließ.
Wie es dazu kam, beschäftigt die Kul-
tursoziologen. Am Anfang stand gewiss
der Reiz des Verruchten. Aber der ging
längst verloren, ohne dass die Nachfrage
gesunken wäre. Von Dauer ist in der
Wohlstandsgesellschaft aber der Drang,
den Körper nach eigenen Vorstellungen
zu verändern. Dafür sitzt, quer durch
alle Schichten, das Geld locker. Die ei-
nen wollen aussehen wie ihre Vorbilder
aus den Hochglanzmagazinen und gehen
zum Schönheitschirurgen. Die anderen
wollen aussehen wie sonst keiner und ge-
hen zum Tätowierer. Dass inzwischen
auch diese Funktion der Tätowierung ins
Gegenteil verkehrt ist, weil Fans sich in
Scharen die gleichen Motive wie ihre In-
stagram-Stars in die Haut stechen lassen,
gehört zu den Paradoxien der Aufmerk-
samkeitsindustrie im Internetzeitalter.
„Von 18 bis 80, jeder lässt sich heute tä-
towieren“, fasst Heino Firnung aus Ful-
da die Lage nüchtern zusammen. Was
aber passiert, wenn eine einstmals exklusi-
ve Ware wie das Tattoo innerhalb weni-
ger Jahre zum Massenphänomen wird?
Wenn die Nachfrage weit größer ist als

das Angebot, sosehr der Markt auch ver-
sucht für einen Ausgleich zu sorgen, in-
dem mehr und mehr Anbieter zum Zug
kommen? Vier Punkte sind eingetreten:
Erstens bilden sich Schlangen, wie vor
Heino Firnungs Tattoo-Studio am Rand
der Fuldaer Altstadt. Sechs Monate War-
tezeit sind auch anderswo eher die Regel
als die Ausnahme, einzelne Tätowierer
sollen sogar bis 2024 ausgebucht sein.
Zweitens steigen die Preise. Veteranen
aus der Branche erinnern sich noch dar-
an, dass sie früher für 50 Euro die Stunde
gearbeitet haben. Heute gelten alle Täto-
wierer als billig, die weniger als 100 Euro
die Stunde nehmen. Besonders nachge-
fragte Studios stellen 250 Euro je Stunde
oder mehr in Rechnung.
Drittens fächert sich das Angebot auf,
preislich und stilistisch. Es gibt Billighei-
mer, die von den Alteingesessenen äu-
ßerst skeptisch beäugt werden, weil sie an-
geblich schlechtbezahlte Tätowierer aus
dem Ausland beschäftigen, zum Teil auch

ohne Arbeitserlaubnis. Diejenigen unter
den Tätowierern, die sich als Kunsthand-
werker verstehen, raten von solchen Ange-
boten selbstredend ab. Kritisch stehen
die meisten von ihnen auch dem gegen-
wärtigen Trend zu Hals- und Gesichtstä-
towierungen gegenüber. Auch das ist eine
Folge des Massenphänomens: Je mehr
Menschen ein Tattoo haben, desto schwie-
riger wird es, sich von der Masse abzuset-
zen. Ein gefälliges Muster auf dem Arm
reicht dafür jedenfalls nicht mehr.
Viertens entsteht, rund um das eigent-
liche Kerngeschäft im Tattoo-Studio,
eine eigene Zulieferbranche. Tätowierun-
gen müssten ein Leben lang gepflegt wer-
den, sagt etwa Jenny Fischer. Sie hat 2012
die Firma Tattoo-Med gegründet und
vertreibt spezielle Pflegecremes und
Waschlotionen; ihre Kunden gäben
durchschnittlich zwischen 15 und 20
Euro im Monat dafür aus. Die teuersten
Werbeflächen auf den großen Tattoo-
Messen belegen derweil längst die füh-

renden Hersteller von Tätowiergeräten
mit ihren Plakaten.
So weit, so vorhersehbar. Eine andere
Entwicklung, die vermutlich in jeder an-
deren Branche mit ähnlichen Zuwachsra-
ten schon zu beobachten wäre, fehlt dage-
gen im Tattoo-Boom bislang. Noch hat
kein besonders geschäftstüchtiger Täto-
wierer Dutzende Studios zusammenge-
kauft; mehr als vier oder fünf verschiede-
ne Adressen haben auch die größten An-
bieter in Berlin und im Ruhrgebiet nicht
vorzuweisen. Noch hat auch kein ausge-
fuchster Finanzinvestor auf der Suche
nach Opportunitäten die Innenstädte
der Republik von Norden bis Süden mit
überall gleich eingerichteten Tattoo-Stu-
dios überzogen, die überall die gleichen
Motive zum gleichen Preis anbieten, mit
dem erwartbaren Effekt jeder Mengen-
ausweitung, sprich sattem Profit.
Das liegt vielleicht daran, dass es aus
den rauhen alten Zeiten eine Portion Wi-
derständigkeit und Individualismus in

der Zunft gibt. „Tätowierer eignen sich
vom Naturell her eher nicht zum Ange-
stelltendasein“, drückt der Rechtsanwalt
Urban Slamal aus dem Vorstand des Bun-
desverbands Tattoo den Sachverhalt aus.
Außerdem sei das Misstrauen gegenüber
Branchenfremden ausgeprägt, das mache
es jedem Neuanbieter schwer. Vielleicht
ist für die Zurückhaltung der Finanziers
und Konzerne aber auch ein anderer
Grund entscheidend. Es fehlt schlicht an
den nötigen Daten für steile Umsatzprog-
nosen und verlockende Renditekurven,
an denen in der Welt des Kapitals so viel
hängt. „Die Branche ist nicht greifbar ge-
nug für Investoren“, sagt jedenfalls Jenny
Fischer von Tattoo-Med aus Stuttgart.
Das Einfallstor für die Standardisie-
rung der gesamten Tattoo-Branche
könnte sich nun ironischerweise dort
öffnen, wo es nicht ums Tätowieren,
sondern um die Beseitigung von miss-
lungenen oder in Ungnade gefallenen
Tätowierungen mittels teurer Lasertech-
nik geht. Während Kunden für ein Tat-
too typischerweise zwischen 300 und
500 Euro ausgeben, kostet die Entfer-
nung etwa das Zehnfache. Schon heute
gibt es dafür Franchise-Systeme wie
„Endlich ohne“ mit 19 und „Tattoolos“
mit 11 Standorten.
Demnächst sollen diese Laser wegen
der von ihnen ausgehenden Strahlung
nur noch von Ärzten bedient werden dür-
fen, was die bisherigen Anbieter in
Schwierigkeiten bringen könnte. Des-
halb bereitet sich nun der größte Anbie-
ter von Schönheitsoperationen in
Deutschland, die Firma Medidate, auf
den Einstieg in diesen Markt vor. „Wir
wollen das noch in diesem Jahr in eini-
gen unserer Praxen testen“, kündigt Ge-
schäftsführer Sebastian Vohradnik an.
„Es wäre der nächste logische Schritt,
dort nicht nur das Entfernen, sondern
auch das Anfertigen von Tätowierungen
anzubieten.“ Ob sich Medidate selbst ei-
nes Tages daran versuchen oder das Feld
zunächst Wettbewerbern überlassen
wird, lässt Vohradnik offen. „Aber es
würde mich wundern, wenn es in zwei
bis drei Jahren nicht eine Tattoo-Studio-
Kette in Deutschland geben würde.“
Doch jeder Boom hat einmal ein
Ende. Kommen die Investoren womög-
lich zu spät, um den großen Reibach zu
machen? „Die Bevölkerung ist doch
schon durchtätowiert“, sagt Maik Frey
vom Esslinger Studio Wilde 13, einer der
Pioniere der Szene in Deutschland.
„Noch ein paar Jahre, dann gehen die
Zahlen wieder runter. Und falls eine Re-
zession kommt, dann ist das Tattoo das
Erste, worauf die Leute verzichten.“

M


itte Juli herrschte in New York
Dunkelheit. Die Leuchttafeln
auf dem New Yorker Times
Square erloschen. Kinos unterbrachen
ihre Aufführungen. Und noch schlim-
mer: Tausende Haushalte waren stun-
denlang ohne Strom. Wenige Wochen
zuvor ereignete sich in Südamerika das
gleiche Schauspiel: In Argentinien, Uru-
guay, Teilen Brasiliens und Chiles fiel
der Strom aus. Droht uns im heißen
Sommer ein solcher Blackout auch in
Deutschland?
Die möglichen Gründe für einen
Stromausfall sind vielfältig. Defekte
Haushaltsgeräte können die Stromzu-
fuhr unterbrechen und die Leitungen
schädigen. Bauarbeiten, bei denen Lei-
tungen beschädigt werden, sind ebenfalls
ein häufiger Grund für Stromausfälle.
Zudem können Ungleichgewichte in der
Elektrizitätsproduktion und -nachfrage
zu Ausfällen führen. Wenn die Netzaus-
lastung stark schwankt, ist die Zuverläs-
sigkeit des Stromnetzes gefährdet.
Das spielt eine Rolle in der Debatte
um den Umstieg vom Verbrennungsmo-
tor auf den Elektroantrieb. Wenn nach
Feierabend alle ihr E-Auto an die Steck-
dose hängen, werde es zu Ausfällen kom-
men, heißt es. Auch um darauf vorberei-
tet zu sein, investieren die Netzbetreiber
jedes Jahr viele Millionen Euro in die Er-
neuerung ihrer Netze. „Durch die Ener-
giewende, die zunehmende Anzahl de-
zentraler Erzeugungsanlagen und den
Ausbau der Elektromobilität steigen die
Anforderungen an die Energienetze“,
fasst Thomas Breuer vom Versorger In-
nogy die Lage zusammen.

Vor eine besonders große Herausfor-
derung stellt der nahezu gleichzeitige
Ausstieg aus dem Atom- und dem Kohle-
strom die Netzbetreiber. „Wir haben ein
erhöhtes Risiko“, sagt Annett Urbaczka
vom Übertragungsnetzbetreiber Trans-
net BW dazu. „Das ist so, wie wenn ich
mit einem modernen Auto auf der Auto-
bahn fahre und bei 200 Stundenkilome-
tern den Sicherheitsabstand zum Vorder-
mann von 100 auf 20 Meter verringere.“
Dank Assistenzsystem könne man zwar
im Prinzip recht gut reagieren. „Eine
Vollbremsung sollte der Vordermann
aber nicht machen.“
Das Assistenzsystem aus dem Auto
steht in diesem Vergleich für besonders
geschulte Ingenieure, die in den Schalt-
zentralen der Netzbetreiber versuchen,
die Systembilanz im Gleichgewicht zu
halten. Bislang mit Erfolg. „Das deut-
sche Stromnetz zählt seit Jahrzehnten zu
den sichersten und zuverlässigsten der
Welt“, versichert Thomas Breuer von In-
nogy. Die Statistik dazu ist eindeutig.
Verglichen wird, wie viele Minuten im
Jahr jeder Verbraucher, statistisch gese-
hen, wegen Ausfällen ohne Strom aus-
kommen musste. Ein Jahr hat mehr als
525 000 Minuten. Im Durchschnitt hat-
ten die Deutschen davon zuletzt gerade
mal 15 Minuten lang keinen Strom. In
Kroatien, Irland und Polen blieb der
Strom je Verbraucher durchschnittlich
mehr als 100 Minuten im Jahr weg. In
Malta waren es sogar gut 500 und in den
Vereinigten Staaten 114 Minuten.
Gegenüber dem Netz in Nordamerika
hat das deutsche Stromnetz einen bedeu-
tenden Vorteil. Es wurde nach dem soge-

nannten N-1-Prinzip konzipiert. „Das
heißt, es muss immer einen zweiten Weg
geben, über den der Strom fließen kann,
wenn ein Weg verstellt sein sollte“, erläu-
tert Annett Urbaczka von Transnet BW.
Die Netzbetreiber sprechen von einer
„Vermaschung“ des Netzes. Störungen
können so in den meisten Fällen umgan-
gen werden, und die Versorgung wird
nicht unterbrochen.
Davon abgesehen, lässt sich das deut-
sche Stromnetz in drei Bereiche aufteilen:
Das Übertragungsnetz überträgt die Elek-
trizität von den Kraftwerken in das Verteil-
netz. Dieses wiederum versorgt das Mittel-
spannungsnetz und große Industriebetrie-
be über Umspannwerke mit Strom. Von
dort gelangt die Energie über das Nieder-
spannungsnetz in die Haushalte. Je höher
die Ebene, auf der sich eine Störung ereig-
net, desto größer die Auswirkungen. Die
letzte Störung im deutschen Übertra-
gungsnetz, also auf der höchsten Netzebe-
ne, ereignete sich im November 2006.
Gegen manche Einflüsse ist jedoch
auch das beste Netz nicht gewappnet.
Das Wetter zum Beispiel. Blitzeinschlä-
ge und Stürme können die Stromversor-
gung beeinträchtigen. Auch die anhalten-
de Hitze kann zu einem echten Problem
für die Stromversorgung werden. So
heiß wie in Lingen im Emsland, wo am
Donnerstag 42,6 Grad Celsius gemessen
wurden, war es in Deutschland seit Be-
ginn der Wetteraufzeichnungen noch
nie.Dürre und Hitze wirken sich auf die
Stromproduktion in den Kraftwerken
aus, und zwar auf vielfältige Weise. Im
vergangenen Sommer etwa konnten eini-
ge Kohlekraftwerke nicht mehr per Schiff

mit dem Brennstoff versorgt werden, weil
der Rhein zu wenig Wasser führte. Und
in der vergangenen Woche war das Was-
ser in der Weser so warm, dass die Betrei-
bergesellschaft Preußen-Elektra ent-
schied, das Atomkraftwerk im niedersäch-
sischen Grohnde vorübergehend vom
Netz zu nehmen. Ein weiteres Aufheizen
des Wassers hätte das ökologische Gleich-
gewicht des Flusses gefährden können.
In Frankreich sind die Stromlieferun-
gen aus den Atomreaktoren wegen der
Hitze um acht Prozent zurückgegangen,
wie Daten des Netzbetreibers RTE zei-
gen. Das ist in Frankreich besonders von
Gewicht, weil dort üblicherweise mehr
als drei Viertel des Stroms aus Atomkraft-
werken kommen. Dennoch sei die Versor-
gungssicherheit gewährleistet, heißt es
vom Netzbetreiber RTE.
Auch die Stromkabel leiden übrigens
unter der Hitze. Wenn sich der Boden
aufheizt, verstärkt das die Zug- und
Druckkräfte auf die im Boden verlegten
Kabel. Mit der Zeit wird die Isolierung
porös. Dadurch kann Feuchtigkeit ein-
dringen, die zu einer Unterbrechung in
der Stromleitung führt. Es kommt – wie
in der vergangenen Woche in Hamburg


  • zu Stromausfällen.
    Gefährden solche Einzelfälle aber
    auch schon die „Versorgungssicherheit“,
    wie es in der Debatte um die Zuverlässig-
    keit der deutschen Stromnetze manch-
    mal heißt? Die Zahlen sprechen dage-
    gen. Und die Mehrheit der Bevölkerung
    ist entspannt: Einer Umfrage zufolge,
    die von Eon in Auftrag gegeben wurde,
    halten 63 Prozent die Versorgungssicher-
    heit für „hoch“ oder „sehr hoch“.


Das Stromnetz


im Hitzetest


Tattoos sind salonfähig:
Hier lässt ein junger Mann
seinen „Sleeve“
vervollständigen, einen
komplett tätowierten Arm.
Foto Andreas Müller

Amerika kämpft im heißen Sommer
mit Stromausfällen. Müssen wir damit auch in

Deutschland rechnen? Von Anna Steiner


Große Teile New Yorks blieben Mitte Juli ohne Strom und damit dunkel. Foto AFP

Tätowierungen sind zum Massenphänomen
geworden. Vom Rocker-Image der Vergangenheit
ist wenig übrig. Die Zahl der Tattoo-Studios hat
sich in zehn Jahren verdoppelt. Von Sebastian Balzter

Darf’s noch


ein bisschen


Tinte sein?

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