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esammelt hat er bis
zuletzt. Auch mit
über achtzig hat die
Neugier an der be-
ständigen und sich
immer wieder er-
neuernden Kunst
nicht nachgelassen. 83-jährig ist der Ba-
den-Badener Kunstsammler und Muse-
umsgründer Frieder Burda gestorben.
Sein Haus und seine Bilder bleiben ein
überwältigendes Vermächtnis.
Was der Verlegersohn zusammenge-
tragen hat – er begann erst Anfang der
Achtzigerjahre, alles in seinem Leben
auf die Karte der Kunst zu setzen –,
steht zu Recht im Ruf, eine der bedeu-
tendsten Sammelleistungen in Deutsch-
land zu sein. Ohne professionelles Bera-
terteam oder einflüsternde Lakaien um
sich hat Frieder Burda mit rasch wach-
sender Professionalität seine sehr eige-
nen Wege auf dem kaum mehr über-
schaubaren Feld der Gegenwartskunst
gesucht. Ein Kenner wurde er auch.
Aber vor allem war er ein leidenschaftli-
cher Künstler- und Bilderfreund.
Man kann die mit weit über 4000 In-
ventarnummern gewichtige Sammlung
nicht wirklich beschreiben. Aber aus der
kleinen Auswahl ergibt sich vielleicht
doch so etwas wie ein Charakterprofil.
RICHTER
Eine Ikone in der Sammlung. Zuweilen
hat Frieder Burda bekannt, dass Rich-
ters „Kerze“ (1982) vielleicht doch sein
Lieblingsbild sei. Im ruhigen Fluss sei-
ner Arbeit hat Richter immer wieder
mit Nachdruck vorgeführt, wie sich Ma-
lerei kraftvoll behauptet vor dem Mil-
lionenhintergrund der medial vernutz-
ten Bilder. Es ist gewiss nicht falsch, im
Thema eine Allusion auf das barocke
Vanitas-Motiv zu erkennen. Aber zu-
gleich handelt die ungemein differen-
zierte Malerei davon, wie sich der stoff-
liche Vorgang des Brennens in vollends
entstofflichtes Leuchten verwandelt.
Die Kerze zergeht, bevor sie ver-
brannt sein wird, auf der einen Seite im
Olivton des Hintergrunds und auf der
anderen im Weiß der Flamme. Was
bleibt, ist zarter Schimmer, flirrendes
Farblicht. Gerhard Richter nimmt ne-
ben Sigmar Polke, mit dem er einst den
„kapitalistischen Realismus“ erfand, in
der Sammlung einen der obersten
Rangplätze ein. Mit wenigen Ausnah-
men sind alle Werkphasen von 1963 bis
ins Jahr 2011 repräsentativ vertreten.
BECKMANN
Als Burda zu sammeln begann, war klar,
dass die klassische Moderne nicht mehr
einholbar sein würde. Aber mit Macke,
Kirchner, Miró und Beckmann hat die
Privatgalerie ein solides Fundament be-
kommen. Max Beckmann hatte mit der
Machtergreifung der Nazis seine Pro-
fessur an der Frankfurter Städelschule
verloren. Auf einer Reise nach Paris er-
wog der Maler erstmals die Auswande-
rung in die USA. Dunkle Jahre, in denen
sich der Künstler auch mehrfach zur
Kur in Baden-Baden aufhielt.
Er wohnte im Hotel „Europäischer
Hof“ mit Blick auf die Trinkhalle, wo
die Kurgäste hinter der Brüstung flanie-
ren. Zwei mächtige Bäume versperren
die Sicht, markieren auf ihre unerbittli-
che Art, dass es keine Teilhabe am Le-
ben drüben gibt. Der „Blick aus dem
Fenster“ (1936) ist ein Blick, der am
Fenster endet, am Fenster abprallt und
auf die Fensterbank zurückfällt, wo
Dinge arrangiert sind, die alle nach in-
nen weisen.
POLLOCK
Ein Bild des Übergangs. Es ist, als näh-
me es Anlauf auf die gestische Aktion,
die Jackson Pollocks Malerei nach je-
nem Entstehungsjahr 1946 bestimmen
wird. Figuren und Raum sind nur noch
in aufblitzenden Chiffren erkennbar, in
blau-gelb-roten Farbspots, die sich über
die Bildfläche verteilen und dabei den
alten Grundfarben-Akkord schrill auf-
reißen. Zwar steht die Architektur des
Bildes noch. Auch oben, unten, links,
rechts sind noch so definiert, dass man
sie nicht verkehren könnte. Und doch
scheint der Bildraum gerade dabei, sich
voller Ungestüm und Drängen in die
unbestimmbaren Dimensionen der Af-
fekte und Reflexe zu entgrenzen.
COPLEY
Rundlich aufgeblasen, erinnern Copleys
bizarre Figuren zuweilen an Sexpuppen,
die sich der Maler in die Passform biegt.
William N. Copley, 1919 geboren, Fin-
delkind, wuchs in San Diego auf, wurde
Soldat, begann mit 28 Jahren zu malen,
lebte in den Fünfzigern in Paris, ließ
sich von Man Ray und Marcel Duchamp
ermuntern, lernte Max Ernst kennen
und blieb bis zu seinem Tod 1996 einer
der produktivsten Vermittler zwischen
Europa und Amerika.
Andy Warhol war bei einer der zahl-
reichen Copley-Hochzeiten eingeladen:
„Ich beneidete die Braut, weil sie eine
145.000-Dollar-Perlenkette von Tiffa-
ny’s trug. Diese Frau war in Wirklich-
keit eine Puffmutter.“ Bei Copley geht
es prall zu, sinnlich, schamlos. Auch das
mochte Frieder Burda.
VONHANS-JOACHIM MÜLLER
Bilder voller Leben
Frieder Burda
hinterlässt ein
öffentliches Museum
und eine private
Sammlung von über
4 000 Kunstwerken.
Vier seiner
Lieblingsstücke
zeichneten den
Charakterkopf aus
FFFrieder Burda (1936–2019) vor seinemrieder Burda (1936–2019) vor seinem
Museumsgebäude in Baden-Baden
Schlüsselwerke in der Sammlung
FFFrieder Burda: Gerhard Richter, rieder Burda: Gerhard Richter,
„Kerze“, 1982. Jackson Pollock,
„The Tea Cup“, 1946.
Max Beckmann, „Blick aus dem
FFFenster in Baden-Baden“, 1936.enster in Baden-Baden“, 1936.
WWWilliam N.Copley, „Garmentilliam N.Copley, „Garment
Center“, 1983 (im Uhrzeigersinn)
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MUSEUM FRIEDER BURDA, BADEN-BADEN
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MUSEUM FRIEDER BURDA, BADEN-BADEN / POLLACK-KRASNER FOUNDATION / © 2019 VG BILDKUNST BONN
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MUSEUM FRIEDER BURDA, BADEN-BADEN / © 2019 VG BILDKUNST BONN
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MUSEUM FRIEDER BURDA, BADEN-BADEN / © 2019 VG BILDKUNST BONN
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Abgezeichnet von:
Artdirector
Abgezeichnet von:
Textchef
Abgezeichnet von:
Chefredaktion
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Chef vom Dienst
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21.07.1921. JULI 2019WSBE-VP1
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54 KUNSTMARKT WELT AM SONNTAG NR.29 21.JULI2019
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Ein namenloser Kopf
von Marisa Merz
„Il cielo è grande spazio.“ Der Him-
mel ist ein weiter Raum. Diese Aus-
stellung von Marisa Merz im Salz-
burger Museum der Moderne hat
mir wieder bewusst gemacht,
welch ein Verlust es für meine Ga-
lerie war und ist, die Künstlerin
nicht in Wien zeigen zu können.
Ich liebte besonders ihre ge-
heimnisvollen Kopf- und Gesichts-
skulpturen aus den Achtziger- und
Neunzigerjahren, die ich schon
fffrüh in der Galleria Christianrüh in der Galleria Christian
Stein, damals noch in Turin, gese-
hen hatte. Die Salzburger Ausstel-
lung (kuratiert im Jahr 2018 von
Sabine Breitwieser) bewies für
mich erneut diese Fragilität, die
Scheu und das Ephemere im Werk
von Marisa Merz.
Immer schon – „naturgemäß“,
hätte Thomas Bernhard gesagt –
interessierte mich das Werk von
Künstlerinnen. Schon in den ersten
Jahren meiner Galerietätigkeit in
Wien ab 1989 zeigte ich Louise
Bourgeois, Maria Lassnig, Adriena
Šimotová, Rebecca Horn, Magdale-
na Jetelová. Marisa Merz fehlte!
Als einzige Frau in der von Män-
nern dominierten Arte povera ent-
wickelte sie seit den Sechzigerjah-
ren eine eigene Sprache mit Mate-
rialien wie Aluminium, Kupfer-
draht, Nylon, Wachs oder unge-
branntem Ton. Sie betitelte und
datierte sehr selten, aber sie wie-
derholte und transformierte Teile
ihrer Skulpturen über die Jahr-
zehnte hinweg. Könnte das signifi-
kant weiblich sein? Diese Frage be-
schäftigt mich immer wieder bei
Künstlerinnen.
Also besuchte ich Marisa Merz
1 993 in Mailand. Wir verbrachten
einen ganzen Nachmittag zusam-
men in ihrer Wohnung in der Via
Lazzaretto. Sie wollte aber gar
nicht über ihre Arbeit als Künstle-
rin sprechen, auch nicht über mei-
ne Galeriearbeit. Mir schien, dass
es sie nervös machte. Dabei hatte
ich mich als junge Galeristin nicht
nur theoretisch sehr gut vorberei-
tet, ich brachte ihr sogar ein Ge-
schenk mit: die italienische Über-
setzung des vorzüglichen Textes,
den Christiane
Meyer-Thoss 1989
über sie für den
Katalog zur Aus-
stellung „Bilder-
streit“ geschrieben
hatte. Und ich er-
wähnte auch mit
keinem Wort ihren
berühmten, mäch-
tigen Ehemann
Mario Merz.
AAAber Marisaber Marisa
Merz wollte nur
Persönliches über
mich erfahren und
nicht über ihre
Kunst sprechen.
Ich musste ihr aus
meinem Leben er-
zählen, sie wollte
von meiner klei-
nen Tochter hö-
ren. Und sie freute
sich, dass ich Ita-
lienisch sprach. Sie
meinte, wie man
eine Fremdsprache
benütze, das er-
zähle sehr viel
über den Men-
schen, über das
Gegenüber.
Bruno Corà,
Theoretiker der
Arte povera und ein gemeinsamer
Freund, schlug anschließend vor,
mit Marisa Merz nach Wien zu
kommen, um eine Ausstellung in
meiner Galerie zu besprechen.
Doch Gianfranco Benedetti, der
Direktor der Galleria Christian
Stein, verhinderte ein weiteres
Treffen und in der Folge die Aus-
stellung.
VVVor einigen Jahren in Turin trafor einigen Jahren in Turin traf
ich Marisa bei meinem Kollegen
Giorgio Persano wieder. Sie fragte
mich sehr liebenswürdig und sehr
erstaunt, warum nur? Warum es
denn nie zu einer Ausstellung bei
mir in Wien gekommen sei?
WAS ICH WILL
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skulptur von Marisa Merz. Die 1926 in Turin ge-
borene Künstlerin wird heute von der Gladstone
Gallery in New York vertreten
COURTESY FONDAZIONE MERZ © RENATO GHIAZZA, 2016
/MARISA MERZ; ESEL
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