Die Zeit - 25.07.2019

(WallPaper) #1

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Ihre Großmutter wurde angerufen und wusste nicht, mit


wem sie redet?
Sie konnte sich, ehrlich gesagt, nicht an den konkreten In-
halt des Telefonates erinnern. Das tut mir weh, als Enkel.
In der Gemeinde Eppertshausen sind vor einem halben


Jahr Drohbriefe gegen Sie eingegangen, die Polizei hat da­
mals ermittelt. Was ist dabei herausgekommen?


Es gab zwei Briefe und eine E-Mail, aber das Ganze ist
viel größer in den Me dien verbreitet worden, als es war.
Damals wurde es so dargestellt, als müsste ich um mein
Leben bangen. Das war und ist nicht der Fall.

Wurden die Ermittlungen eingestellt?
Ich glaube, ja, aber ich bin nicht ganz sicher. Es konnte
wohl kein Täter ermittelt werden. Deswegen rede ich hier
mit Ihnen, um auch solche Themen richtigzustellen. Ich
war ja bislang ein Phantom. Meine Eltern sind boden-
ständige, ehrliche Menschen und haben mich mit guten
Werten erzogen. Ich habe immer hart für mein Geld ge-
arbeitet, habe mir mein Leben immer selbst finanziert. Ich
bin kein Hochstapler und kein Millionen-Verprasser.
Sie meinen Berichte wie etwa den in einer Boulevard­


zeitschrift, in dem namenlose »Helene­Anhänger« zitiert
werden, die Ihnen »ein echtes Schmarotzer­Verhalten«


vorwerfen.
Ja.


Der Sprecher Ihrer früheren Agentur hat vor ein paar Wo­
chen in einem Interview gesagt, dass Ihre Gagen jetzt nach


oben geschossen seien.
Ich habe mich gefragt, wie man zu so einer Aussage kom-
men kann. Denn ich selbst muss erst mal sehen, wie meine
berufliche Zukunft aussehen soll. So weit bin ich noch nicht.


Helene Fischer hatte ein Jahrzehnt lang Zeit, sich daran zu
gewöhnen, was es heißt, berühmt zu sein. Bei Ihnen ist es


über Nacht passiert.
Ja, so ist es.


Können Sie versuchen zu beschreiben, was da genau mit
einem passiert?


Es ist vor allem schwer zu greifen: Man findet auf einmal
in den Me dien statt, ohne wirklich etwas dafür geleistet zu
haben. Es ist ein Gefühl von Ohnmacht. Wenn vorher Me-
dien über mich berichtet haben, war das als Profisportler
oder als Entertainer. Jetzt habe ich mich in eine wunder-
schöne, sehr erfolgreiche Frau verliebt und sie sich in mich.
Das ist keine Leistung. Eigentlich geht’s mir fantastisch, ich
bin sehr verliebt – andererseits muss ich lernen, mit dieser
Art von Öffentlichkeit umzugehen. Es ist natürlich schön,
wenn Leute einen erkennen, ich hatte nie ein Problem mit
Kameras, aber man muss sich erst einmal daran gewöhnen,
ständig mit Handys gefilmt zu werden, auch wenn man
privat sein möchte. Es ist einfach anstrengend, wenn man
das immer bedenken muss. Ich werde auch mitunter so
dargestellt, als sei ich eine Gefährdung für Helene. Das ist
manchmal schwer auszuhalten. Als Leistungssportler bin
ich es gewohnt, mit Druck umzugehen, das hilft mir, aber
manchmal ist es schon sehr massiv. Man schwankt zwischen

Fassungslosigkeit und Wut – so abgezockt ist kein Mensch,
dass du so etwas liest und dann sagst: Ja gut, was soll’s. Ich
frage mich wirklich, wie lange das noch so gehen soll.
Wie gehen Sie damit in Ihrer Beziehung um?
Offen. Und gleichzeitig so, dass wir es nicht ständig thema-
tisieren. Helene und mir ist etwas passiert, was Millionen
Menschen auf der Welt passiert: Wir haben uns in ein an der
verliebt. Gefühle kann man nicht steuern, höchstens unter-
drücken, zumindest eine Zeit lang, aber dann überrollen
sie dich umso heftiger.
In den Schlagzeilen heißen Sie meistens »Helenes Neuer«.
Ja, dabei habe ich einen eigenen Namen, bin eine eigen-
ständige Person und habe selbst etwas zu sagen. Wir füh-
ren eine Beziehung auf Augenhöhe, auch wenn das in der
Öffentlichkeit anders dargestellt wird.
Helene Fischer – und damit auf gewisse Art auch Sie – hat
ein erfahrenes Management hinter sich, Berater, Anwälte.
Bei der öffentlichen Kommunikation Ihres gemeinsamen
Privatlebens vor gut einem halben Jahr gab es keine Dra­
men. PR­Experten würden sagen: Es wurde alles richtig
gemacht. Und dennoch erleben Sie seit dieser Zeit das, was
man als Shit storm bezeichnet, in Boulevardmedien und in
den sozialen Medien. Wie erklären Sie sich das?
Viele Leute konnten sich nicht vorstellen, dass sich Helene
und Florian jemals trennen würden. Und dann gibt es auch
gleich einen neuen Mann an ihrer Seite. Und es gibt nicht
mal Streit!
Nach dem Motto: Das ist zu glatt, das kann alles nicht
wahr sein.
Ja, aber es ist wahr. Normalerweise beruhigt sich die Bericht-
erstattung über prominente Paare nach ein paar Wochen, in
unserem Fall geht das so seit einem halben Jahr, Woche für
Woche, obwohl es nichts Neues zu berichten gibt.
Hat das auch mit der erfolgreichen Inszenierung der heilen
Schlagerwelt zu tun, in der Helene Fischer und Florian Sil­
bereisen berühmt geworden sind?
Ich kann mir vorstellen, dass das eine Rolle spielt. Dass es
in der traditionellen Vorstellung der Schlagerwelt so etwas
nicht geben darf.
Helene Fischer ist die meiste Zeit ihrer Kindheit und Ju­
gend in Rheinhessen aufgewachsen, das ist gar nicht so weit
weg von Ihnen.
Es ist überhaupt nicht weit weg! Ja, sie ist in Rheinhessen
aufgewachsen, hat ihre Musicalausbildung in Frankfurt
am Main gemacht, und ihre ersten En gage ments waren
in Darmstadt. Wenn ich früher, wie man so sagt, »in die
Stadt« gefahren bin, war das Darmstadt.
Ist Ihre gemeinsame Herkunft etwas, das Sie beide ver­
bindet?
Ich werde nie den Moment vergessen, als Helene auf der
Tour das erste Mal Hessisch geschwätzt hat. Ich guckte sie
an: »Sag das noch mal.« Dann hat sie den Satz wiederholt,
und ich habe gesagt: »Woher kannst du denn Hessisch
babbeln?« – »Isch komm da her.« Da ist mir das Herz auf-
gegangen.

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