Die Welt - 22.02.2020

(Barré) #1

SÄNGERIN


Lesen sei für sie immer „ein Fluchtauto“ gewesen, reinspringen und weg aus der Enge dessen, was einen
gerade umgibt, sagt Inga Humpe und erklärt dann, wie sie, die Komponistin und Sängerin, zu ihren Tex-
ten kommt, wie sich beides, Text und Sprache, zueinander verhält: „Auf alle erdenklichen Arten und Wei-
sen. Es gibt manchmal zuerst Musik, manchmal Töne, manchmal ein Lied, manchmal gibt es Sätze oder
Bilder. Wenn sich das verbindet, ist es magisch. Ich bin regelrecht verliebt in diesen Prozess.“ Ihre Texte
sind gerade als Buch erschienen („Wir trafen uns in einem Garten“, KiWi, 288 S., 16 €), das sich auch wie
eine Skizze der späten Achtziger- und frühen Neunzigerjahre in Berlin liest, der Welten zwischen Punk,
Neuer Deutscher Welle und Techno. Nach dem Mauerfall, wo sie und ihr Partner Tommi Eckart in Prenz-
lauer Berg gewohnt und ihre Band 2raumwohnung gegründet haben, sei es eine „andere Motivation“ ge-
wesen, auf Deutsch zu singen, neu mit Sprache umzugehen: „Die Art und Weise, wie Ostler mit Sprache
umgehen, das war auch irgendwie anders als im Westen“, sagt Humpe. „Die Sprache war irgendwie biss-
chen holpriger, irgendwie simpler auch. Wie die Leute miteinander gesprochen haben, das war nicht so
konventionell.“ In Berlin sei damals alles möglich gewesen: „weil einfach die ganze Stadt nicht kontrol-
lierbar war“. Auch wenn es in Prenzlauer Berg diese Freigeist-Pionierstimmung nicht mehr gebe, man
könne sie ja an anderen Orten finden: „Man muss sich nur bewegen.“

Inga Humpe,


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BIOGRAFIE IN BÜCHERN


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22.02.20 Samstag, 22. Februar 2020DWBE-HP


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32 DIE LITERARISCHE WELT DIE WELT SAMSTAG,22.FEBRUAR2020


Lawrence Durrell:
The Alexandria Quartet
–Justine, Balthazar,
Mountolive, Clea

Lawrence Durrell hat richtig
im Kopf etwas geöffnet bei
mir. Er beschreibt die glei-
che Geschichte aus mehre-
ren Perspektiven. Das hat
mich als Teenager komplett
umgehauen. Da merkt man
natürlich auf einmal, es gibt
keine Wahrheit, sondern es
gibt nur Sichtweisen. Ich bin
ja so protestantisch erzogen
worden, diese Einsicht war
wirklich so ein krasser Mo-
ment: wie wenn man auf ein-
mal allein auf einem Felsen
steht. Es gibt keine Wahr-
heit, das gibt es nicht.

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D.M .Thomas:
Das weiße Hotel

„Das weiße Hotel“ ist von einem Englän-
der: Eine Art Notizbuch in Briefen über
erotische Phantasien einer Patientin von
Sigmund Freud Anfang des 20. Jahrhun-
derts. Es geht nicht einfach um Tabus, eher
um eine spezielle, eigene Perspektive.

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Emmanuel Carrère:
Alles ist wahr

Carrère ist ein toller Beobachter: Alles ist
da. Am Anfang wollte ich das nicht lesen,
weil es so einen komischen Horror-Tsuna-
mi beschreiben soll. Und dann geht das ja
noch ganz woanders hin, in ganz andere
Grenzsituationen. Er hat da eine Emotio-
nalität – das Gegenteil von viel Gefühl, was
ich furchtbar fände –, es ist so eine klare
ruhige Emotionalität.

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Wiliwak:
Abhauen und
Zuhause finden

Das ist ein Kinderbuch: Da geht’s um so ei-
nen komischen Pinguin, der loszieht in die
Welt, und ich glaube, ich habe mich mit
ihm identifiziert, obwohl es eine blöde
männliche Pinguinfigur war. Lesen war für
mich immer wie ein Fluchtauto. Ich glaube,
schon mit acht Jahren ging ich in diese Bü-
chereien in der Kleinstadt, in der ich aufge-
wachsen bin. Da habe ich einfach alles leer
gelesen. Ich hab dann immer mehr ge-
merkt, dass da was anderes existiert, als
was so in meinem unmittelbaren Gesichts-
kreis war. Lesen war für mich immer auch
eine Rettung. PROTOKOLL: MARA DELIUS

John Cheever:
Der Schwimmer

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Virginie Despentes:
Vernon Subutex und
King Kong Theorie

Ich habe das alles erst letztes Jahr gelesen.
Am Anfang durchaus mit Vorbehalten, weil
es so reißerisch wirken könnte, wie
Despentes schreibt. Sie ist einfach auch ei-
ne bahnbrechende Person insgesamt, auch
diese Radikalität, die Theorien dahinter
sind unglaublich stark und wichtig. Ich ha-
be die Bücher meinen 14-jährigen Paten-
töchtern geschenkt, auch wenn das viel-
leicht noch ein bisschen früh ist.

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Simone de Beauvoir:
Sie kam und blieb

Das war für mich ein Schlüsselbuch. Ich
hatte das Gefühl, als hätte ich zum ersten
Mal ein Buch von einer Frau gelesen, auch
wenn das natürlich nicht stimmte. Mir
war, als schwärmerische 16-Jährige, klar,
dass sie die Frau von Sartre war. Es ist so
dunkel und so tragisch, wie sie schreibt.
Man wusste ja auch, wie die beiden als
Paar lebten, dass sie eben in dieser Bezie-
hung waren und er trotzdem immer wie-
der Affären hatte mit anderen Frauen; man
wwwusste, wie sie damit umging. Das fand ichusste, wie sie damit umging. Das fand ich
unglaublich gut.

Ich fand die Form der Kurzgeschichte im-
mer toll, besonders die Geschichten des
amerikanischen Schriftstellers John Chee-
ver. Es heißt ja immer, Kurzgeschichten
würden sich in Deutschland nicht verkau-
fen – ich zumindest liebe Kurzgeschichten.

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