von marlene weiss
W
er über Methanemissionen
nachdachte, riskierte bislang
stets, von einem deprimieren-
den Gefühl der Hilflosigkeit übermannt
zu werden. Das stark wirksame Klimagas
lauert schließlich überall. Natürliche
Quellen wie Feuchtgebiete setzen es mas-
senhaft frei; wenn dazu noch tauender
Permafrost oder Ozeane anfangen soll-
ten, riesige Mengen Methan in die Atmo-
sphäre zu entlassen – dann gute Nacht.
Zwei in dieser Woche erschienene Stu-
dien haben die Situation jedoch verän-
dert, und das ist eine gute Nachricht. In
Natureberichteten Forscher, dass viel we-
niger Methan aus geologischen Quellen
oder Schlammvulkanen entweicht als an-
genommen. Im Umkehrschluss bedeutet
das, dass mehr Methan in der Förderung
und Verarbeitung von Öl, Gas und Kohle
frei wird: Um bis zu 40 Prozent dürften
diese Emissionen bislang unterschätzt
worden sein. InSciencewiederum haben
Forscher die Bedrohung aus Permafrost
und Ozeanen untersucht – mit dem Er-
gebnis, dass von dort in den kommenden
Jahrzehnten eher keine Methan-Bombe
droht, zu langsam sind diese Prozesse.
Beide Arbeiten geben die Verantwor-
tung für den Methanhaushalt an den
Menschen zurück: Er trägt bis auf Weite-
res die Hauptschuld am hohen Methange-
halt der Atmosphäre. Damit hat er aber
auch die Macht, ihn wieder zu senken.
Denn anders als CO2 ist Methan in der At-
mosphäre recht kurzlebig, es reagiert mit
Hydroxylradikalen und ist nach 20 Jah-
ren weitgehend verschwunden. Da Me-
than bis heute etwa 30 Prozent zur Erwär-
mung der Erde beigetragen hat, ist das
ein starker Hebel, um den Temperatur-
anstieg zu dämpfen.
Aber man muss ihn auch betätigen. Da-
für braucht es dringend bessere Daten:
Es kann nicht sein, dass niemand weiß,
wo wie viel Methan entweicht. In Kalifor-
nien etwa stammen laut einer weiteren
Nature-Studie fast die Hälfte der Emissio-
nen aus Einzelquellen, die hoch konzen-
trierte Methanwolken abgeben – nicht
nur Einrichtungen der Öl- und Gasindus-
trie, sondern auch Mülldeponien und
Kuhställe. Viele Betreiber haben keine Ah-
nung, was sie da anrichten, und unterneh-
men daher auch nichts.
Die neuen Erkenntnisse zeigen auch,
wie problematisch der noch immer stei-
gende Ölverbrauch und der anhaltende
Gasboom sind. Erdgas, das hauptsäch-
lich aus Methan besteht, ist zwar viel we-
niger klimaschädlich als Kohle. Aber
wenn zu viel davon in Produktion und Ver-
arbeitung entweicht, kann das die Bilanz
deutlich verschlechtern. Es ist ein weite-
res Argument dafür, dass nicht nur das
Verbrennen von Kohle, sondern auch von
Erdgas so bald wie möglich aufhören
muss. Das sollte man bedenken, bevor
man in Gas-Infrastruktur investiert, die
auf Jahrzehnte ausgelegt ist.
DEFGH Nr. 44, Samstag/Sonntag, 22./23. Februar 2020 33
WISSEN
Man meinte doch, ihn zu kennen, den Ju-
piter. Welche großen Geheimnisse sollte
der Gasriese schon noch haben? Aber sie-
he da, was für ein Irrtum. In dieser Woche
wurden Beobachtungen der Nasa-Sonde
JunoinNature Astronomyveröffentlicht:
Demnach enthält Jupiters Wasserstoff-
Helium-Atmosphäre am Äquator auch
0,25 Prozent Wasser. Weil Jupiter wohl
als erster Planet der Sonne entstand, ist
seine Zusammensetzung wichtig, um das
frühe Sonnensystem zu verstehen. Zu-
letzt hatte dieGalileo-Sonde 1995 bei
ihrem kontrollierten Absturz den Wasser-
gehalt unterhalb der charakteristischen
Wolken aus Ammoniak, Sulfiden und Eis
vermessen, fand aber wenig vor. Die Nasa-
Forscher nehmen an, das sei wohl Pech
gewesen –Galileohabe eine extrem tro-
ckene Stelle erwischt. weis
Marlene Weiß findet es
unfassbar, wie wenig man
über Methanausstoß weiß.
von werner bartens,
felix hütten und berit uhlmann
B
abys sind ziemlich unzuverläs-
sig. Das fängt schon mit ihrer
Geburt an, die wenigsten hal-
ten sich an den errechneten
Termin. So bleiben Babys in
den meisten Fällen nicht jene 280 Tage –
also 40 Wochen – im Mutterleib, die eine
Schwangerschaft laut Lehrbuch dauert.
Aber was ist bei einer Geburt schon nor-
mal? Gerade mal vier Prozent aller Kinder
kommen am errechneten Termin auf die
Welt, gut 40 Prozent in den Tagen danach.
Ist der Termin schon länger überschrit-
ten, stehen werdende Eltern, Hebammen
und Geburtshelfer vor dem Dilemma: Wei-
ter abwarten – oder die Geburt einleiten?
Bleibt das Baby zu lange im Bauch, drohen
irgendwann Schäden, etwa durch Infektio-
nen. Wann genau, das hängt von vielen
Faktoren ab wie dem Alter der Mutter und
dem Gesundheitszustand des Kindes.
„Wir leiten Geburten ein, damit kein Kind
und keine Mutter geschädigt wird oder
stirbt“, sagt Maria Delius, Leiterin der Ge-
burtshilfe an der Innenstadt-Frauenklinik
der Ludwig-Maximilians-Universität in
München.
Um die Geburt einzuleiten, gibt es Medi-
kamente in Form von Tabletten, Gels, Vagi-
nalzäpfchen („Inserts“) und Infusionen. In
den vergangenen Tagen hat die Berichter-
stattung um eines dieser Wehenmittel mit
dem Handelsnamen Cytotec deutschland-
weit für heftige Diskussionen gesorgt. Vor-
ausgegangen war eine Berichterstattung
vonSüddeutscher ZeitungundBayeri-
schem Rundfunk. Darin wurde die Proble-
matik der Geburtseinleitung in Deutsch-
land anhand seltener Fälle von Müttern
und deren seit Geburt behinderten Kin-
dern geschildert. Die Schäden sollen in Zu-
sammenhang mit einem Wehensturm ste-
hen; ausgelöst durch das Medikament.
Für Empörung sorgte auch die Tatsa-
che, dass Cytotec in Deutschland nicht für
die Einleitung von Wehen zugelassen ist
und als sogenanntes Off-Label-Medika-
ment verabreicht wird. Ärzte dürfen im
Rahmen ihrer Therapiefreiheit auch für
diesen Zweck nicht zugelassene Medika-
mente verwenden, wenn sie die Patienten
vorher aufgeklärt und diese zugestimmt
haben. Off-Label-Mittel sind allerdings
keine Seltenheit in der Medizin, sondern
in Geburtshilfe und Kinderheilkunde tra-
gende Säulen der Therapie. Der Gesetzge-
ber lässt dies bewusst zu, um lebensretten-
de Behandlungen zu ermöglichen.
Ursprünglich kam Cytotec als Magen-
schutzmittel auf den Markt. Der im Medi-
kament enthaltene Wirkstoff Misoprostol
ist ein Prostaglandin, das auch in der Ge-
bärmutter wirkt, weshalb es zur Geburts-
einleitung verwendet werden kann. 2006
nahm Hersteller Pfizer Cytotec vom deut-
schen Markt. Kritiker halten dem Konzern
vor, das Medikament aufgrund geringer
Gewinnerwartungen und dem schlechten
Ruf als „Abtreibungsmittel“ nicht mehr zu
verkaufen. Zudem vertreibe die Pharma-
firma andere Mittel zur Geburtshilfe, die
lukrativer sind. Pfizer nimmt auf SZ-An-
frage keine Stellung, sondern verweist auf
fehlende Zulassungsstudien.
Warum aber wird ein nicht zugelasse-
nes Medikament zur Geburtseinleitung
verwendet, wenn es zugelassene Mittel
gibt? Offenbar überwiegen bei korrekter
Dosis die Vorteile, denn etliche Studien zei-
gen, dass der im Medikament enthaltene
Wirkstoff Misoprostol vor allem in Tablet-
tenform seltener zu Kaiserschnitten führt
im Vergleich zu anderen Mitteln wie Dino-
proston oder Oxytocin. Dies zeigt eine
Auswertung des renommierten Cochrane-
Netzwerks von 75 relevanten Studien mit
14000 Teilnehmerinnen. Cochrane-Analy-
sen gelten als sehr zuverlässig, denn dafür
werden nur die hochwertigsten Daten zu-
sammengefasst.
Zu extrem seltenen, gravierenden Ne-
benwirkungen von Misoprostol könne die
Auswertung aber wenig beitragen, schrei-
ben die Autoren. „Das liegt daran, dass
diese selbst unter den 14000 Studienteil-
nehmerinnen zu selten waren, um valide
Aussagen ableiten zu können.“ Hinzu
kommt, dass die Alternative Oxytocin bei
unreifem Muttermund nicht verwendet
werden kann. „Und das ist nun mal mehr-
heitlich der Fall“, sagt LMU-Ärztin Delius.
Und nach Blasensprung sei die zugelasse-
ne vaginale Anwendung von Inserts häu-
fig schwierig, „das schwimmt ja davon“.
Dass ein Baby im Mutterleib stirbt, ist
zwar selten, kann aber während der gesam-
ten Schwangerschaft vorkommen. Ist das
Kind „über Termin“, steigt diese Wahr-
scheinlichkeit. Deshalb gilt es abzuwägen
zwischen den Risiken durch weiteres Ab-
warten und einer Intervention.
Michael Abou-Dakn, Chefarzt am St.-Jo-
seph-Krankenhaus in Berlin und Sprecher
der Pränatal- und Geburtsmedizin der
Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie
und Geburtshilfe (DGGG), sagt, er habe in
den vergangenen zehn Jahren allerdings
keine der in den Medien beschriebenen
schweren Fälle beobachtet. Seine Klinik
zählt mit mehr als 4000 Entbindungen im
Jahr zu den größten Geburtshäusern
Deutschlands. Ähnliches berichten Ärztin-
nen und Ärzte weiterer großer Geburtskli-
niken: „Ich habe nie die Ruptur einer Ge-
bärmutter im Zusammenhang mit einlei-
tenden Mitteln erlebt“, sagt LMU-Ärztin
Maria Delius. „Es ist insgesamt sehr, sehr
selten.“ Auch in der Fachliteratur sind
kaum Fälle beschrieben, bei dem eine
Frau nachweislich nach einer regelkonfor-
men Einleitung mit Cytotec gestorben ist.
Die US-Arzneimittelbehörde FDA und
die französische Gesundheitsbehörde
ANSM haben vor gefährlichen Komplikati-
onen bei Cytotec gewarnt. Auch das Bun-
desinstitut für Arzneimittel und Medizin-
produkte (BfArM) veröffentlicht regelmä-
ßig Warnhinweise zu Nebenwirkungen
zahlreicher Medikamente, auch zu Cyto-
tec. Eine Warnung bedeutet allerdings
nicht automatisch, dass ein Medikament
nicht verwendet werden soll, da jeder
Wirkstoff Nebenwirkungen hat oder
Komplikationen auslösen kann, teils auch
lebensbedrohliche. Eine Einordnung der
Warnungen, etwa in definierte Risikoklas-
sen, nehmen die Behörden nicht vor. Ob
ein Medikament in der Anwendung also
mehr Nutzen als Schaden bringt, müssen
Studien ermitteln und Leitlinien der Fach-
gesellschaften aufzeigen.
In Deutschland wird über das Prozede-
re zur Geburtseinleitung fachintern inten-
siv debattiert. „Derzeit bieten wir nach sie-
ben Tagen über Termin die Einleitung an,
ab zehn Tagen empfehlen wir sie“, sagt
Frauenärztin Delius, „aber das kommt
sehr auf die Vorgeschichte und den aktu-
ellen Zustand der Schwangeren an.“ Als
korrekte Dosierung zur Einleitung gelten
25 Mikrogramm Misoprostol, „die werden
von Klinikapotheken zubereitet, Ärzte
und Hebammen zerbröseln da nichts“.
In den vergangenen Tagen schilderten
zahlreiche Frauen im Internet, nicht aus-
reichend über Alternativen aufgeklärt wor-
den zu sein oder eine zu hohe Dosis Miso-
prostol bekommen zu haben. Daraufhin
hätten sie schmerzhafte Übererregungen
der Gebärmutter bekommen, sogenannte
Wehenstürme. „Leider gibt es eine Thera-
pielücke“, sagt Delius. „Alle weheneinlei-
tenden Mittel sind nur in ausgewählten
Situationen hilfreich und anwendbar. In je-
der Lage gibt es ein Mittel, das besser ist.“
Michael Abou-Dakn sagt: „Tatsächlich
gibt es Unsicherheiten in der Literatur hin-
sichtlich Dosierung, Anwendungshäufig-
keit und Überwachung. Die Leitlinien da-
zu werden gerade überarbeitet.“
Fachliteratur und Fallzahlen belegen,
wie sicher das Medikament ist. „Orales Mi-
soprostol wird nicht bevorzugt, ist aber ei-
ne gute Alternative“, sagt Delius. Etwa ein
Viertel aller Geburten werden in Deutsch-
land eingeleitet, davon geschätzt die Hälf-
te mit oral gegebenem Misoprostol. Bei
etwa 790 000 Geburten im Jahr entsprä-
che dies knapp 100 000 Einleitungen. Dem
stehen 74 Verdachtsfälle von Komplikatio-
nen gegenüber, die dem BfArM in den zehn
Jahren von 2010 bis Oktober 2019 gemel-
det wurden; pro Jahr fünf bis 14 Fälle – und
es ist ein Verdacht, kein Beweis. Insgesamt
werden Komplikationen von Ärzten wie
Patienten selten gemeldet, weshalb diese
Zahlen nur bedingt aussagekräftig sind.
Nach der umfangreichen Berichterstat-
tung wurden dem BfArM seit Mitte Febru-
ar weitere 257 Verdachtsfälle zugetragen,
die man derzeit prüfe, auch auf Dopplun-
gen. Die Gesamtzahl neuer Verdachtsmel-
dungen sei daher noch nicht zu beziffern,
sagte ein Sprecher. Damit die Meldung in
die Datenbank aufgenommen wird, muss
es allerdings keinen kausalen Zusammen-
hang zwischen dem Medikament und
Komplikationen geben.
Kliniken wird immer wieder vorgewor-
fen, Profite vor die Interessen der Patien-
ten zu stellen, auch in der aktuellen Diskus-
sion um Cytotec. Doch die Unterstellung,
dass Kliniken mit Misoprostol eine Geburt
„durchpeitschen“, um kosteneffizienter
zu arbeiten, trifft nicht zu, im Gegenteil. Ei-
ne Geburtseinleitung ist aus betriebswirt-
schaftlicher Sicht nicht attraktiv. Werden
Wehenmittel gegeben, kann es zwei bis
drei Tage dauern, bis das Kind geboren
wird – in dieser Zeit ist die Frau in der Kli-
nik. Da in Deutschland wieder mehr Kin-
der geboren werden, sind Kreißsäle über-
füllt. Ein Kaiserschnitt wäre zeit- und kos-
tensparender als die Einleitung und wür-
de Planungen des Personals erleichtern.
Die Kaiserschnittrate in Deutschland
schwankt zwischen 13 und mehr als 60 Pro-
zent. Das ist nicht allein medizinisch zu
erklären. Auch in Kliniken, die häufiger
Risiko-Schwangerschaften und Notfälle
betreuen, sind die Unterschiede groß. So
hat die Geburtshilfe-Abteilung der Univer-
sitätsklinik Wien eine Kaiserschnittrate
von 50 Prozent. Ihr Leiter, Peter Husslein,
der in einem Interview mit derSüddeut-
schen Zeitung Geburtseinleitungen mit
Misoprostol deutlich kritisierte, rät Frau-
en zu zugelassenen Präparaten oder Kai-
serschnitten. In der vergleichbaren Ge-
burtshilfe der Uni-Frauenklinik München-
Innenstadt kamen 2019 hingegen nur
23 Prozent der Kinder per Kaiserschnitt
zur Welt.
Eine geringe Kaiserschnittrate gilt in
der Geburtsmedizin als erstrebenswert,
denn erstens wünschen sich die meisten
Frauen eine vaginale Geburt. Zweitens
deckt sich der Wunsch mit internationa-
len Empfehlungen, eine weniger invasive
Entbindung zu bevorzugen. Auch eine Rou-
tine-Operation wie ein Kaiserschnitt birgt
zusätzliche Risiken, etwa eine Infektion
oder Probleme bei weiteren Geburten.
Cytotec könnte demnächst sowieso aus
der Geburtsmedizin verschwinden. So ist
etwa in Dänemark eine Misoprostol-Ta-
blette für die Geburtseinleitung zugelas-
sen; Experten erwarten die Zulassung
bald in Deutschland. „Dann wäre das Off-
Label-Thema bei Einleitungen vom
Tisch“, sagt Michael Abou-Dakn.
Das Problem hinter der aktuellen Debat-
te liegt womöglich woanders. „Wir haben
verstanden, dass es zu viele Interventio-
nen in der Geburtshilfe gibt“, sagt Abou-
Dakn. Man werde daher für neue Leitli-
nien verstärkt hinterfragen, ob eine Einlei-
tungsquote von 25 Prozent in Deutschland
nicht zu hoch ist. „Wir sollten bei der Ent-
scheidung für oder gegen die Einleitung
stärker berücksichtigen, wie es dem Kind
im Bauch geht, statt wie lange es schon
drin ist“, sagt Abou-Dakn. „Gefahren las-
sen sich auch verringern, indem man ge-
nauer hinschaut. In Deutschland werden
Schwangere nach Termin öfter überwacht
und untersucht als in vielen anderen euro-
päischen Ländern“, sagt Maria Delius.
Kritik an der Geburtsmedizin hat einen
tieferen Hintergrund: zu wenig Zeit, zu we-
nig Personal. In vielen Kliniken ist nicht
genug Geld für die sorgsame Betreuung
Schwangerer da. Dann können Hebam-
men und Ärzte nicht immer ohne Zeit-
druck mit der Schwangeren Risiken abwä-
gen, auf Fragen und Sorgen eingehen,
und, ganz wichtig, werdende Mütter wäh-
rend der Entbindung intensiv begleiten.
Viele Frauen fühlen sich entmündigt,
gedrängt, haben das Gefühl, die Kontrolle
über ihren Körper im Kreißsaal abzuge-
ben und ruppig behandelt zu werden. Die
Geburtsmedizin muss besser werden,
dem stimmen viele Experten selbstkri-
tisch zu. Personalmangel und rote Zahlen
sind ein Problem, denn im Unterschied zu
anderen Disziplinen der Medizin „haben
wir eine wahnsinnige Präsenz, Tag, Nacht
und wochenends sollen Hebammen, Ärzte
und Oberärzte verfügbar sein – und alle
Eventualitäten beherrschen“, sagt Delius.
Manchmal muss zudem daran erinnert
werden, dass eine Schwangerschaft keine
Krankheit und eine Geburt kein Unfall ist.
Trotzdem gibt es Notfälle und es ist nicht
selbstverständlich, ein gesundes Kind zu
bekommen. „Geburtshilfe erfordert
manchmal Eingriffe“, sagt Delius. „Aber es
geht um zwei Menschen, die am Ende ge-
sund die Klinik verlassen sollen. Sind die
Risiken für Mutter und Kind zu groß, ist es
ein Segen, wenn die Medizin eingreift.“
Nasser als gedacht
METHAN
Schuld
und Sühne
Seit 5000 Jahren lieben Menschen
Gesellschaftsspiele. Sie sind viel
mehr als Zeitvertreib Seite 34/35
Zug um Zug
Schwere Geburt
Deutschlandweit wird über das nicht zugelassene Wehenmittel
Cytotec diskutiert. Die größeren Probleme im
Kreißsaal liegen allerdings woanders
FOTO: NASA/JPL/SWRI/MSSS/GERALD EICHSTÄDT
Frauen wünschen sich von Ärztinnen, Ärzten und Hebammen eine intensive Betreuung im Krankenhaus. FOTO: JUSTIN PAGET/ GETTY IMAGES
Der Mensch verantwortet einen
großen Teil des Methananstiegs.
Also kann er ihn auch senken
Man habe im Verlauf von
zehn Jahren bei mehreren
Tausend Geburten keinen der
in den Medien beschriebenen
Fälle erlebt
Viele Frauen fühlen sich
entmündigt, gedrängt und
haben das Gefühl, in der Klinik
die Kontrolle über ihren
Körper abgeben zu müssen