Süddeutsche Zeitung - 22.02.2020

(WallPaper) #1

D


ie Firma Toyota bewirbt ihren
Geländewagen Hilux mit dem
Prädikat „unaufhaltsam“. Da-
bei verweist der Hersteller
auf die Leistungsfähigkeit
und Langlebigkeit von Karosserie und Mo-
tor, es sei das ideale Arbeits- und Alltags-
fahrzeug. Im Falle Libyens aber hat sich
das Auto wegen einer weiteren Einsatzmög-
lichkeit einen Dauerparkplatz in den Ge-
schichtsbüchern gesichert, die Toyota ei-
gentlich nicht vorgesehen hat: In der jünge-
ren Geschichte des Landes hinterließ der
Hilux als Militärfahrzeug tiefe Spuren im
Wüstensand. Besonders bei zwei Ereignis-
sen, die dazu führten, dass der einst so
wohlhabende Staat heute so zerrüttet ist.
Dass sich zunächst nur lose organisierte
Milizen im Jahr 2011 erst gegen die Armee
Muammar al-Gaddafis wehren, ihn dann
in Bedrängnis und schließlich zu Fall brin-
gen konnten, lag vor allem an zwei Fakto-
ren: Aus der Luft agierte die Nato-geführte
Militärkoalition, bombardierte Gaddafis
Luftwaffe, Truppenstützpunkte und Pan-
zer. Und am Boden eilten die teils chaoti-
schen Rebellen von Sieg zu Sieg. Dank ihrer
Pick-up-Trucks waren sie agil und beweg-
lich. Und für Gaddafis Armee gefährlich:
Mit ein paar Handgriffen verwandelten sie
die Zivilfahrzeuge in mobile Geschützstati-
onen. „Selbst mit schwerer Ladung ist man
jederzeit problemlos unterwegs“, schreibt
Toyota in der Produktwerbung – die
„schwere Ladung“ der Rebellen war meist
ein auf die Ladefläche geschweißtes Stativ
samt Maschinengewehr.
Ende August 2011 nahmen sie auf diese
Weise die Hauptstadt ein. Keine zwei Mona-
te später zogen sie den Diktator nahe sei-
ner Heimatstadt Sirte aus einem Kanal-
rohr. Videosequenzen zeigten, wie sieges-
trunkene Milizionäre Gaddafi auf die Mo-
torhaube eines Geländewagens drückten,
beschimpften und misshandelten – ob es
ein Toyota war, ist nicht eindeutig zu erken-
nen. Auch was danach geschah, konnte nie
restlos aufgeklärt werden. Der Behaup-
tung der Rebellen, der 69-Jährige sei im
Kreuzfeuer getroffen worden, stehen Be-
richte von Augenzeugen gegenüber. Dem-
nach war Gaddafis Tod grausam und ent-
würdigend: Er soll erst mit einem Bajonett
anal vergewaltigt und später wohl erschos-
sen worden sein.
Frieden brachte das Ende von Gaddafis
42-jähriger Gewaltherrschaft dem Land
nicht. Die Aufständischen konnten sich in
der Folge nie auf eine Machtverteilung eini-
gen. Anstatt die Ladeflächen der Pick-up-
Trucks wieder zum Transport von Lebens-
mitteln, Baumaterial oder Herdentieren zu
nutzen, blieben die Geschütze montiert.
Schätzungen etwa der Vereinten Nationen
zufolge waren in Libyen zu diesem Zeit-
punkt zwanzig Millionen Feuerwaffen im
Umlauf – bei gerade mal sechs Millionen
Einwohnern. Anstatt endlich nach Freiheit
und Wohlstand zu streben, versank das
Land in neuen Konflikten.
So führte der Hilux-Aufstand dazu, dass
bis heute Krieg und Zerstörung Europas
Bild von Libyen prägen. Das Land auf der
anderen Seite des Mittelmeeres gilt als un-
befriedbar und unregierbar: Es hat mal
zwei, mal drei konkurrierende Regierun-
gen, verschleißt einen UN-Sondergesand-
ten nach dem anderen, führt Vermittlern
wie zuletzt Angela Merkel die eigene Macht-
losigkeit vor, wenn aufwendig vorbereitete
Initiativen wie die Berliner Konferenz vom
Januar wie im Nichts verpuffen.
Dieser zerrissene Staat besteht in seinen
aktuellen Grenzen noch keine hundert Jah-
re. Die italienischen Kolonialherren fügten
hier bis 1934 Gebiete zusammen, die sie
nach und nach erobert hatten oder abgetre-
ten bekamen – vom Osmanischen Reich,
dem von den Briten als Protektorat verwal-
teten Ägypten, den französischen Kolonial-
herren Algeriens und Westafrikas. Zuvor
waren weite Teile der Cyrenaika im Osten,
Tripolitaniens im Westen und des Fessans
im Süden zwar Provinzen des Osmani-
schen Reichs gewesen, doch Istanbuls Kon-
trolle war nicht immer gleich stark. Zeitwei-
se beherrschten Korsaren die Küste um Tri-
polis und lösten durch ihre Raubzüge
schon im frühen 19. Jahrhundert den ers-
ten Einsatz des US Marine Corps in Über-
see aus.
Ein starkes Zusammengehörigkeits-
oder gar Nationalgefühl konnte auch der
von 1951 an regierende König Idris nicht
schaffen. 1969 wurde er von einem erst
27-jährigen Hauptmann abgesetzt: Als Mu-
ammar al-Gaddafi, Sohn einer Beduinenfa-
milie, gemeinsam mit anderen Offizieren
nach der Macht griff, träumte er davon,
mit fast zwanzigjähriger Verspätung die
Revolution seines Vorbilds Gamal Abdel
Nasser zu wiederholen, des ägyptischen
Präsidenten. Die aus mehreren arabischen
Stämmen sowie Berbern, Touareg und Tu-
bu bestehende Bevölkerung sollte sozialis-
tisch organisiert werden und sich dem Ide-
al des Panarabismus verschreiben – der
mehrfach gescheiterten Idee Nassers und
anderer, einen vereinten arabischen Groß-
staat zu schaffen.
Doch nach nur wenigen Jahren wandte
sich Gaddafi von Nasser ab. Er hatte nun
seine eigenen. In seiner „Dritten Universal-
theorie“ entwarf er einen Mittelweg zwi-
schen Kapitalismus und Kommunismus,
in seinem „Grünen Buch“ seine eigene
Form der direkten Demokratie. Der schma-
le Band bekam in Libyen Verfassungscha-
rakter, Gaddafi wollte ihn aber auch der
Welt nahebringen. Zumindest engagierte
er sich zeitweise sogar als Trikotsponsor in
der deutschen Eishockey-Bundesliga und
ließ den ECD Iserlohn für sein Werk wer-
ben.
Im ersten Teil des Buches, der „Lösung
des Demokratieproblems“, entwarf der Re-
volutionsführer ein System aus Basis-, Re-
gional- und Generalvolkskongressen, das
auf einem Schaubild so verwirrend wie ein
Batikmuster daherkommt. Vielleicht war
es auch gar nicht nötig, das Konstrukt zu
durchdringen. Denn wie er sich die Macht-
verteilung in Wahrheit vorstellte, verriet
Gaddafi in den letzten beiden Sätzen sei-

ner politischen Vision: „Theoretisch ist
dies die wahre Demokratie. Aber in der
Realität herrscht immer der Starke. .. d. h.
der stärkere Teil der Gesellschaft ist derje-
nige, der herrscht.“
Dass Muammar al-Gaddafi mit „dem
Starken“ im Wesentlichen Muammar al-
Gaddafi meinte, zeigte sich bald: Am
1.März 1979 legte er sein formal letztes poli-
tisches Amt in der „Sozialistischen Libysch-
Arabischen Volks-Dschamahirija“ nieder
und schwebte in der Folge als „Bruder
Oberst“ über allem. Und herrschte.
Dabei griff er für einen Revolutionär zur
ziemlich reaktionären Methode desdivide
et impera: Gaddafi spielte die verschiede-
nen Stämme des Landes gegeneinander
aus, schuf mit Revolutionskomitees Paral-
lelstrukturen zu Staatsorganen. Zu einem
führte diese Politik der Kontrolle und des
Misstrauens jedoch nicht: dass sich ein Ge-
meinschaftsgefühl herausbildete, das Liby-
en auch ohne Übervater hätte zusammen-
halten können. Wenn es ihm passte, bedien-
te sich Gaddafi in der Geschichte: 1981 etwa
versuchte er, sich eine der bekanntesten Fi-
guren des antikolonialen Kampfes anzueig-
nen und finanzierte den 35-Millionen-Dol-
lar-Film „Löwe der Wüste“. Anthony Quinn
spielte darin den Volksschullehrer Omar al-
Mukhtar, der einen Aufstand gegen die ita-
lienischen Besatzer angeführt hatte, bei

dessen Niederschlagung 100 000 Libyer
umkamen – ein Achtel der Bevölkerung.
Dass sich in Libyen bis heute Milizen aus
verschiedenen Städten misstrauen, liegt
also zum einem daran, dass „Bruder
Oberst“ 42 Jahre lang bewusst ein Vakuum
in der Mitte der Gesellschaft klaffen ließ.
Für den Hauptkonflikt ist jedoch auch eine
Episode relevant, die sich Ende der Achtzi-
gerjahre an der Südgrenze des Wüsten-
staats zuspielte. Aufgrund von Ansprü-
chen, die ausgerechnet auf die ihm verhass-
ten Kolonialherren zurückgingen, hielt
Gaddafis Armee den Nordteil Tschads be-
setzt – auch weil dort Uranvorkommen ver-
mutet wurden, die den nach Atomwaffen
strebenden Diktator interessierten. Seine
dank der Öleinnahmen hochgerüstete Ar-
mee war den Kräften des durch
Bürgerkriege zerrütteten Nachbarlandes
weit überlegen – zumindest bis 1987, als
der Toyota Hilux als Militärfahrzeug auf
die Bühne der Geschichte rollte.
Am 22. März rasten 400 mitMilan-Rake-
ten ausgestattete Pick-ups auf Wadi Dum
zu, den größten libyschen Stützpunkt in
Tschad. Die Fahrzeuge waren eine Spende
Frankreichs an Tschads Kriegsherren His-
sen Habré – und äußerst schlagkräftig. Am
Ende des Tages waren nach französischen
Angaben 1269 der 5000 libyschen Soldaten

tot, mehr als 400 gefangen genommen.
Der Rest hatten sich Befehlen zum Gegen-
angriff widersetzt und einen aufziehenden
Sandsturm zur Flucht genutzt. Habrés
Truppen erbeuteten Unmengen an Materi-
al: Von 18 Flugzeugen, 400 Lkws und Gelän-
dewagen, 40 Werfern von Panzerabwehrra-
keten, Massen an Munition und Treibstoff
berichtet Zeit-Korrespondent Roger de
Weck. „Es war die Schatzhöhle von Ali Ba-
ba“, bilanzierte er die Schlacht von Wadi
Dum mit leicht orientalistischem Tremolo.
Für Gaddafi war die Niederlage in dem
bald „Toyota-Krieg“ genannten Konflikt
vor allem peinlich. Nach dem Scheitern der
panarabistischen Pläne hatte er sich Afrika
zugewandt, nun aber auch dort sein Ge-
sicht verloren. Gaddafis Gegner Habré ver-
spottete den zunehmend zu extravaganter
Kleidung neigenden Libyer als „verweib-
lichten Größenwahnsinnigen aus Sirte“.
Folgenreicher als die bald wieder rück-
gängig gemachte Verlegung der Haupt-
stadt ins im Landesinneren gelegene Nest
al-Dschufra – Gaddafi hoffte, dort die ho-
hen Militärs unter Kontrolle zu haben und
Putschversuche vereiteln zu können – war
für Libyen und die Welt, dass in Frankreich
geäußerte Befürchtungen wahr wurden:
Um von der Niederlage abzulenken, so
fürchtete man damals in Paris, könnte Gad-
dafi anderswo Angriffe planen. „Der Terro-
rismus wird in Europa fortfahren“, hatte er
selbst angekündigt. Auch um sich für Ver-
geltungsangriffe der USA nach dem liby-
schen Attentat auf die Berliner Disco La Bel-
le zu rächen.
Und so kam es: Im August 1987 scheiter-
ten von Gaddafi finanzierte Palästinenser
bei einem Anschlag auf ein Flugzeug, die
Bombe explodiert nicht. Im November ent-
führte die Gruppe acht belgische Bürger
von einer Yacht im Mittelmeer nach Liby-
en, in die entgegengesetzte Richtung
schmuggelten Agenten verstärkt Waffen
für die Terrorgruppen Eta in Spanien und
IRA in Nordirland. Ein Jahr später, 1988, ge-
lang der große Anschlag: Nach einer Explo-
sion fiel eine Boeing der Fluglinie Pan Am
über der schottischen Kleinstadt Lockerbie
vom Himmel, 270 Menschen starben.
US-Präsident Ronald Reagan hatte Gad-
dafi schon 1986 als „mad dog“, als verrück-
ten Hund, bezeichnet und Sanktionen ver-
hängt. Um den Druck zu erhöhen, die Atten-
täter auszuliefern, zogen vier Jahre nach
Lockerbie auch die Vereinten Nationen
nach. Gaddafi wurde spätestens jetzt als
der gefährliche Irre aus Tripolis porträ-
tiert, sein Land isoliert. Was sich zehn Jah-
re später schnell änderte: Nachdem Gadda-
fi dem Terror abschwor, die Attentäter aus-
lieferte, Libyen zwar keine Schuld, aber
„Verantwortung“ für die Anschläge aner-
kannte und Entschädigungsfonds für die
Hinterbliebenen der Opfer auflegte, ver-
gab und vergaß man vor allem in Europa
schnell.
Bald durfte Gaddafi wieder sein legendä-
res Zelt in Rom und Paris aufschlagen, in
Madrid, New York und Moskau. Mit seinen
Fantasie-Uniformen und seiner aus Amazo-
nen bestehenden Leibgarde galt er nun-
mehr bloß als exzentrischer Exot. Eine Ge-
fahr sah der Westen nun im islamistischen
Terror und der illegalen Migration. Und im
Kampf gegen beides konnte man Gaddafis
immer noch effizient arbeitenden Geheim-
dienste gut brauchen.
Dennoch wirkt sich der Toyota-Krieg
von 1987 bis heute auf Libyen aus: Unter
den Gefangenen war damals ein Mann, der
zu Gaddafis Unterstützern zählte und für
ihn als Kommandant der Truppen im
Tschad die „Schatzhöhle“ von Wadi Dum
bewachen sollte: Khalifa al-Haftar, heute
Generalfeldmarschall, damals Oberst. Ob
Haftar vor 33 Jahren gefangen genommen
wurde oder ob er überlief, kann nur er
selbst beantworten. Das Ergebnis bleibt je-
doch gleich: Nach dem Fiasko von Wadi
Dum sagte Haftar sich von Gaddafi los und
verschrieb sich dem Sturz seines einstigen
Idols. In Tschad baute er mit US-Hilfe eine
sogenannte Libysche Nationalarmee auf,
der jedoch kein großer Erfolg beschieden
war. 1990 nahmen ihn die USA auf, fortan
lebte er in Virginia, wohl nicht zufällig in
der Nähe der CIA-Zentrale in Langley.
In seiner Heimat, wo er in Abwesenheit
zum Tode verurteilt worden war, tauchte
Haftar erst 2011 wieder auf und befehligte
Truppenteile, die sich gegen Gaddafi ge-
stellt hatten. Dass er höhere Ambitionen
hat, als bloß seinen einstigen Verbündeten
zu stürzen, zeigte sich 2014: Haftar erklär-
te in einer Fernsehansprache das Parla-
ment für aufgelöst und kündigte an, in ei-
ner „Operation Würde“ gegen Islamisten
vorzugehen. Sein Mittel dazu: Die „Liby-
sche Nationalarmee“ – die denselben Na-
men trägt wie seine vor drei Jahrzehnten in
Tschad gescheiterte Miliz. Und obwohl den
selbsternannten Generalfeldmarschall zu-
nächst nicht viele ernst nahmen, gelang es
ihm, Armeeeinheiten, Teile der Luftwaffe
und einige Rebellen auf seine Seite zu zie-
hen. Zunächst eroberte er die von Islamis-
ten dominierten Städte Bengasi und Derna
im Osten des Landes, dann die Ölhäfen in
der Landesmitte.
Mittlerweile steht Haftar vor den Toren
von Tripolis und droht, seinen Krieg gegen
die international anerkannte Regierung
von Premier Fayez al-Serraj auf die Haupt-
stadt auszudehnen. Vereinbarungen zu
Waffenstillständen und zur Machtteilung
hat der mittlerweile 76-Jährige wiederholt
gebrochen. Er will die Kontrolle über das
ganze Land. Und weil seine Unterstützer in
Ägypten, Russland und den Vereinigten
Arabischen Emiraten ihn immer wieder
mit Nachschub versorgen (während Serraj
Waffen aus der Türkei erhält), hat die EU in
dieser Woche beschlossen, das geltende
Waffenembargo mit einer Marinemission
durchsetzen zu wollen.
Wie effektiv eine solche Mission sein
kann, ist ungewiss; zumal Khalifa al-Haf-
tar seinen Nachschub etwa von den Emira-
ten meist über den Luftweg erhält. Und ein
Mandat zur Einfuhrkontrolle von Gelände-
wagen dürfte die EU-Mission wohl kaum
umfassen.

Nachdem zuletzt
Spanien und der Orden der
Johanniter die Gegend
beherrscht hatten, erobern
die Osmanen das heutige
Libyen. Istanbuls Kontrolle
ist jedoch eher lose.

Benito Mussolini
proklamiert die Kolonie
„Italienisch-Libyen“.
Von 1912 an hatte Rom
Krieg auf der anderen
Seite des Mittelmeers
geführt. Erst gegen die
Osmanen, dann äußerst
brutal gegen den Widerstand
der Einheimischen.

Von 1943 an halten
Großbritannien und Frankreich
das Land besetzt, von 1949 an
regiert ein Hochkommissar
der UN. König Idris wird
1951 Staatsoberhaupt des
unabhängigen Libyen.

Als Idris in der Türkei weilt,
setzt ihn ein „Bund freier
Offiziere“ unter Führung
von Muammar al-Gaddafi
am 1. September ab.
Aus dem Königreich wird ein
sozialistischer Staat.

In Berlin explodiert
eine Bombe in der Diskothek
La Belle, eine Zivilistin
und zwei US-Soldaten
sterben. US-Präsident
Ronald Reagan nennt
Gaddafi als Schuldigen und
lässt Tripolis in der
Operation „El Dorado Canyon“
bombardieren.

Der Arabische Frühling
schwappt nach Libyen –
doch Gaddafi droht den
Demonstranten. Seine
Gegner bewaffnen sich
und töten den gestürzten
Diktator im Oktober.

Eine Konferenz in
Berlin bringt keinen Frieden,
der Bürgerkrieg hält an.
Die EU will fortan mit einer
Marinemission
Waffenschmuggel verhindern.

1551


1934


1951


1969


1986


2011


2020


Unregierbar


Seit Jahren versinkt Libyen im Chaos. Über einen


Konflikt, der nicht erst in der Ära Gaddafi begann,


sondern in die italienische Kolonialzeit zurückreicht


von moritz baumstieger


DEFGH Nr. 44, Samstag/Sonntag, 22./23. Februar 2020 HISTORIEGESELLSCHAFT 55


Gaddafi schwebte in Libyen über allem, den Lehrer Omar al-Mukhtar, der den Widerstand gegen die Kolonialmacht
geführt hatte und von den Italienern verhaftet wurde (Bild Mitte), duldete er jedoch als Helden neben sich. 2011 machten
Milizen gegen den Diktator mobil (unten). FOTOS: GIANFRANCO JACOPOZZI, KEVIN FRAYER/AP PHOTO, MAURITIUS IMAGES

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