Süddeutsche Zeitung - 09.03.2020

(Steven Felgate) #1
Nove Mesto –Einlanges Jahr mit vielen Ta-
gen des Zweifelns musste Franziska Preuß
auf diesen Moment warten. Und dement-
sprechend groß war nach ihrem ersten Po-
destplatz seit dem 21. März 2019 die Genug-
tuung der Biathletin. „Ich war oft nah dran,
und deshalb freue ich mich total, dass es
endlich mal nach ganz vorne geklappt hat“,
sagte die 25-Jährige nach Platz drei im ab-
schließenden Massenstarts (Bild) des Geis-
ter-Weltcups im tschechischen Nove Mes-
to, ehe Arnd Peiffer am Sonntag ebenfalls
als Dritter auch den zuvor enttäuschenden
Männern ein versöhnliches Ende bescher-
te. „Ich freue mich sehr über diesen Ab-
schluss, weil ich mich bei den Bedingun-
gen nicht zu Besten gezählt habe“, sagte
der Sprint-Olympiasieger im ZDF.
Mit dem Sprintsieg durch Denise Herr-
mann und Rang drei in der Staffel beende-
ten die deutschen Biathletinnen den ers-
ten Weltcup nach der WM, der wegen der
Angst vor der Ausbreitung des Coronavi-
rus ohne Zuschauer stattfand, mit drei Po-
destplätzen in drei Rennen. Bei den Män-
nern lief es vor dem zweiten Saison-Podi-
um von Peiffer nicht ganz so rund: Mit zu
vielen Schießfehlern setzten die Schützlin-

ge von Bundestrainer Mark Kirchner den
Trend der WM fort, wo sie in den Einzelren-
nen ohne Medaille geblieben waren. Offen
übten sie Selbstkritik nach Platz fünf in
der Staffel. „Wir haben am Schießstand
wieder viel vergeben, und das zieht sich ein
bisschen durch die Saison, dass wir über-
haupt nicht zufrieden sein können, was
wir da abliefern“, sagte Peiffer. „Wir müs-
sen da hart mit uns ins Gericht gehen.“
Er setzte das einen Tag später bei
schwierigen Laufbedingungen mit tiefem
und stumpfem Schnee nahezu perfekt mit
nur einem Fehler um. Johannes Kühn (4
Fehler/12.), Benedikt Doll (5/17.) und Phil-
ipp Horn (7/27.) blieben beim neunten Sai-
sonsieg des Norwegers Johannes Thingnes
Bö wieder weit unter ihren Möglichkeiten.
Schon während der Welttitelkämpfe in An-
tholz waren Rufe nach einem Schießtrai-
ner laut geworden. Doch der Sportliche Lei-
ter Bernd Eisenbichler sieht diesbezüglich
kein Problem. „Ich würde wirklich nicht
von einem Schießproblem sprechen“, hat-
te er gesagt. Nach der Saison folgt aber wie
immer eine genaue Analyse. Ob man dann
personelle und strukturelle Veränderun-
gen vornimmt, ist abzuwarten. dpa

Podestplätze für Preuß und Peiffer


beim Geister-Weltcup in Nove Mesto


FOTO: MARKKU ULANDER / DPA

von gerald kleffmann

Düsseldorf/München –Die Feierlichkei-
ten waren überschaubar, die deutschen
Spieler waren ja nicht, was sich angeboten
hätte, in die Altstadt von Düsseldorf weiter-
gezogen, sondern versammelten sich – so
nüchtern ist manchmal das Profileben – in
der Umkleide. „Es war nett“, versichert
aber Michael Kohlmann, der auch von ei-
nem entspannten Essen danach berichtete


  • bei dem es dann erste Auflösungserschei-
    nungen gab. „Einige wie Philipp und Domi-
    nik machten sich auf den Weg nach Indian
    Wells, sie flogen nach Frankfurt“, erklärte
    der Davis-Cup-Teamchef, er meinte Phil-
    ipp Kohlschreiber und Dominik Koepfer.
    Jan-Lennard Struff wiederum fuhr kurz
    nach Hause, der Warsteiner ist seit vergan-
    genem Jahr Vater. Die Zurückgebliebenen
    in Düsseldorf, erzählt Kohlmann, die Team-
    betreuer und -helfer, saßen dafür noch zu-
    sammen, ließen den Erfolg nachwirken.
    „Wir wollten uns diese Chance geben, wie-
    der bei der Finalwoche anzutreten“, sagt
    Kohlmann, „wir sind nicht nur froh, dass
    wir gewonnen haben, sondern auch, wie.“
    Mit 4:1 setzte sich das deutsche Team in
    der ersten Runde gegen Weißrussland
    durch, am Freitag hatte Struff im Castello
    Düsseldorf vor 3000 Zuschauern Ilja
    Iwaschka 6:4, 6:4 besiegt, Kohlschreiber
    unterlag Egor Gerassimow 6:4, 5:7, 6:7 (3),
    der als 68. der Weltrangliste fünf Plätze vor
    ihm rangiert. Am Samstag sicherten sich
    dann Kevin Krawietz und Andreas Mies
    das Doppel gegen Iwaschka/Andrej Wassi-
    lewski mit 6:4, 7:6 (5) – und Struff holte
    den Siegpunkt beim 6:3, 6:2 gegen Gerassi-
    mow; Koepfer gelang der bedeutungslose
    vierte Punkt gegen Daniil Ostapenkow mit
    6:0, 6:2.
    Der 29-jährige Struff unterstrich somit
    wieder, dass er der wertvollste deutsche
    Davis-Cup-Spieler seit fünf Jahren ist.
    2016 und 2017 verhinderte er den Abstieg
    aus der Weltgruppe. Nie fehlt er, immer ist
    auf ihn Verlass. „Er bringt viel Energie rein
    und ist ein total positiver Typ“, sagte Kohl-
    schreiber anerkennend demSportinforma-
    tionsdienst. „Er hat immer das komplette
    Commitment“, hebt Kohlmann wiederum
    gegenüber der SZ hervor. „Struffi ist im-
    mer bereit zu spielen, er ist so wichtig für


uns. Und ich wünsche ihm auch den letzten
Schritt“, nämlich dass Struff einmal ein
Turnier gewinnt. „Er ist absolut ein poten-
zieller Top-20-Spieler“, sagt Kohlmann,
„so viele sind da nicht mehr vor ihm“; aktu-
ell ist der Angriffsspieler im Ranking 34.
Struff selbst schwärmte nicht von sich,
das wäre nicht mal im Ansatz seine Art:
„Wir haben einen guten Umgang, wir figh-
ten miteinander und sind füreinander da.

Ich habe das Gefühl, da ist richtig etwas
zusammengewachsen.“ Daher richtet sich
der Blick bereits auf die Davis-Cup-Aufga-
be im kommenden November: „Jetzt freu-
en wir uns auf Madrid und dass wir da wie-
der angreifen dürfen“, sagte Struff.
Der neue Modus des Davis Cup, der
nach der ersten Runde sofort in einer Final-

woche in Spanien mündet, an der 18 Teams
teilnehmen, hatte die Tenniswelt ja von
Beginn an gespalten. Der Deutsche Tennis-
Bund war stets ein Kritiker des Formats ge-
wesen, und einigen DTB-Vertretern miss-
fiel explizit die Machtübernahme durch
den spanischen Fußballer Gerard Piqué,
der mit einer Investorengruppe hinter
dem Relaunch steht. Aber erstens steckt
viel Geld in dem Projekt, zu dem letztlich
doch nicht jeder nein sagt, auch nicht der
DTB. Und zweitens fällt die Kritik nach der
Premiere 2019 gemäßigter aus. „Es ist in
der ersten Ausführung nicht alles so gut
gelaufen, es gab Matches bis halb vier Uhr
morgens aufgrund der Ansetzungen“, schil-
dert Kohlmann. „Das muss man perfektio-
nieren. Und wenn man es versucht, findet
man irgendwann doch eine richtig gute
Lösung.“ Die seiner Meinung nach so aus-
sehen könnte: „Generell würden wir schon
noch die Heim- und Auswärtspartien be-
fürworten, die ja nur für die erste Runde ge-
spielt werden. Man könnte die ersten zwei

Runden im Heim- und Auswärts-Modus
spielen, damit jeder mal ein Heimrecht
hat. Und dann ein Finalturnier mit weniger
Mannschaften.“ Sicher ist sich Kohlmann
indes, dass die schlimmsten Befürchtun-
gen, die gar den Tod des Davis Cup pro-
gnostizierten, sich nicht erfüllen werden.
„Wir müssen feststellen, dass der Davis
Cup unglaubliches Potenzial hat. Das hat
man in Madrid gesehen. Wenn Novak Djo-
kovic verliert, heult er auf der Pressekonfe-
renz. Rafael Nadal spielt durchgehend Ein-
zel und Doppel,nachden ATP-Finals!“ Für
Kohlmann steht fest: „Die Bedeutung die-
ses Nationenwettbewerbs geht auch nicht
durch eine Veränderung des Formats ka-
putt. Ich glaube, dass der Wert dieses Cups
immer bestehen bleibt.“
Für die Veranstaltung vom 23. bis 29. No-
vember sind neben den Deutschen die vier
Halbfinalisten 2019 (Spanien, Kanada,
Russland, Großbritannien), die zwei Wild-
card-Begünstigten Frankreich und Serbi-
en sowie Australien, Österreich, Kolumbi-
en, Kroatien, Tschechien, Ecuador, Un-
garn, Italien, Kasachstan, Schweden und
die USA qualifiziert. Am kommenden Don-
nerstag findet die Auslosung der sechs
Dreiergruppen statt, damit ist zunächst
auch das kein Thema, was im Hintergrund
als Idee schwelt: dass die Gruppenphase in
verschiedenen Ländern ausgetragen wird.
Dieser Modus hätte seine Vorteile, böte
aber logistische Herausforderungen.
Die Deutschen gehen in jedem Fall opti-
mistisch die Finalwoche an. Denkbar ist
neuerdings ja auch, dass Top-Ten-Profi
Alexander Zverev doch noch seinen Boy-
kott zur neuen Finalwoche revidiert. „Er
hat auch gesehen, dass die Nationen mit
dem neuen Format viel enger aneinander-
rücken, da ja dann nur drei Punkte zu ver-
geben sind“, sagt Kohlmann. „Wir haben in
den vergangenen Jahren gezeigt, dass wir
ein sehr gutes Doppel haben. Und wenn
wir mit Sascha spielen, haben wir in beiden
Einzeln eine Chance, mindestens einen
Punkt zu holen.“ Eine strikte Ablehnung
liege bei Zverev nicht mehr vor, sagt Kohl-
mann. Aber ob Deutschland dann in Best-
besetzung antritt, müsse man sehen. In
Düsseldorf wurde immerhin recht souve-
rän dafür gesorgt, dass sich Zverev nun bis
November den Kopf zerbrechen darf.

München –Inder Deutschen Eishockey Li-
ga zieht ein Außenseiter auf jeden Fall in
das Playoff-Halbfinale ein. Im Viertelfina-
le kommt es zum Duell der Straubing Ti-
gers gegen die Fischtown Pinguins aus Bre-
merhaven. Das ist nach dem letzten Vor-
rundenspieltag klar. Außerdem treffen die
Eisbären Berlin auf die Düsseldorfer EG.
Meister Adler Mannheim hat zum Ab-
schluss der Hauptrunde den zweiten Tabel-
lenplatz und damit die bessere Ausgangs-
position vor dem Überraschungsteam aus
Straubing verteidigt. Die Adler gewannen
am Sonntag das Duell gegen Schwennin-
gen 4:2 (2:0, 0:1, 2:1). Schwenningen been-
det die Saison als Tabellenletzter. Strau-
bing hingegen verlor 1:4 (1:1, 0:3, 0:0) ge-
gen die Iserlohn Roosters, für die die Sai-
son ebenfalls vorzeitig vorbei ist. Die Nie-
derbayern beenden die Vorrunde hinter
dem Tabellenersten München, der 4:1 in
Krefeld gewann, und Mannheim auf Rang
drei. Der Gegner im Viertelfinale vom


  1. März an ist nun Bremerhaven.
    Das Team aus Norddeutschland verlor
    am Sonntag beim Tabellenvierten Eisbä-
    ren Berlin 3:4 (2:2, 1:2, 0:0) und verpasste
    den Sprung auf Rang fünf. Den sicherte
    sich die Düsseldorfer EG trotz eines 2:3
    (2:0, 0:1, 0:1) nach Verlängerung in Nürn-
    berg. Damit steht als zweite Viertelfinal-
    paarung die Serie Berlin gegen DEG fest.
    Unklar ist, ob Charlie Jahnke mitwirken
    kann, der DEG-Stürmer verletzte sich am
    Sonntag und musste unter offenbar star-
    ken Schmerzen vom Eis getragen werden.
    München und Mannheim müssen auf ih-
    re Gegner dagegen noch warten. Die restli-
    chen beiden Viertelfinalteilnehmer wer-
    den in der Playoff-Qualifikation ausge-
    spielt. Zuvor berät an diesem Montag die
    DEL über die Folgen der Ausweitung des
    Coronavirus und die Empfehlung von Bun-
    des-Gesundheitsminister Jens Spahn zur
    Absage von Großveranstaltungen. Von
    Mittwoch sollen in jeweils maximal drei
    Spielen Nürnberg auf die Grizzlys Wolfs-
    burg und der ERC Ingolstadt auf die Augs-
    burger Panther treffen.
    Augsburg besiegte die Kölner Haie 4:1
    und fügte Uwe Krupp als neuem Trainer
    im fünften Spiel die erste Niederlage zu.
    Für Köln ist die Saison wie für Krefeld, Iser-
    lohn und Schwenningen vorbei. dpa


Kiel –Rekordmeister THW Kiel hat das
Spitzenspiel der Handball-Bundesliga ge-
gen die Rhein-Neckar Löwen 27:21 (13:15)
gewonnen und die kleine Siegesserie der
Löwen mit dem neuen Trainer Martin
Schwalb beendet. Seit Schwalbs Antritt am


  1. Februar hatte der Klub zweimal in der
    Bundesliga und einmal im EHF-Cup ge-
    wonnen. Kiel behauptete die Tabellenfüh-
    rung. Die SG Flensburg-Handewitt bleibt
    aber weiter auf Verfolgungskurs: Der Titel-
    verteidiger gewann am Sonntag das um-
    kämpfte Auswärtsspiel bei den Füchsen
    Berlin 35:33 (15:15) und hat weiterhin nur
    vier Punkte Rückstand auf Kiel.
    Die Rhein-Neckar Löwen hingegen
    mussten einen Dämpfer im Rennen um die
    Europapokalplätze hinnehmen. „Wir ha-
    ben verdient verloren“, bilanzierte
    Schwalb. „Es ist nur unglaublich ärgerlich,
    weil wir es die ersten 30 Minuten sensatio-
    nell gemacht haben.“ Zur Pause hatte der
    THW noch 13:15 zurückgelegen. Die Ab-
    wehr der Kieler kam oft einen Schritt zu
    spät bei den von Regisseur Andy Schmid
    gewohnt souverän eingeleiteten Angriffs-
    aktionen der Löwen. Das wurde erst bes-
    ser, als der Kieler Trainer Filip Jicha in der

  2. Minute die Abwehr auf 6:0 umstellte
    und Kiel mit drei schnellen Toren nachein-
    ander den 11:11-Ausgleich schaffte. Bester
    Werfer des THW Kiel war der frühere kroa-
    tische Welthandballer Domagoj Duvnjak
    mit sechs Treffern. sid, dpa


Zum Abschluss der Saison haben die Eis-
sprinterJoel Dufterund Nico Ihle noch
einmal ordentlich Geschwindigkeit auf-
genommen. Beim Weltcupfinale der Eis-
schnellläufer in Heerenveen platzierten
sich die Trainingskollegen in den Top
Ten, Dufter, 24, als Achter über 1000 Me-
ter in 1:08,67 Minuten, gefolgt von Ihle
in 1:08,92 Minuten. Die schnellsten Run-
den des Winters über diese Distanz ab-
solvierte der Holländer Thomas Krol,
der den Gesamtweltcup gewann. Bei
den Langstrecklern wurde der WM-Drit-
te Patrick Beckert aus Erfurt über 5000
Meter Elfter. Claudia Pechstein kam
über 3000 Meter als Elfte ins Ziel, im
Massenstart wurde sie Sechste. sz

Therese Johaug hat jede Menge Welt-
cuprennen, Medaillen (meist goldene)
bei Olympischen Spielen und Weltmeis-
terschaften gewonnen – und doch feier-
te sie nun einen Erfolg, der neu ist für
sie. Zum dritten Mal sicherte sich die
Skilangläuferin aus Norwegen den Ge-
samtweltcup – und zum ersten Mal
nach ihrer Dopingsperre, die im April
2018 abgelaufen war. Sie wird es daher
verschmerzen, dass sie beim traditionel-
len Langstreckenrennen am Holmenkol-
len eine überraschende Niederlage kas-
sierte und im Zielsprint nach 30 Kilome-
tern der Schwedin Frida Karlsson unter-
lag. Katharina Hennig aus Oberwiesen-
thal glänzte dabei als Sechste. sz, sid

Kvitfjell/München –Für das letzte Bild
seiner herausragenden Saison hätte Tho-
mas Dreßen kaum einen besseren Rahmen
finden können. Die Abfahrt der Weltcupsai-
son war gerade vorüber, als er sich am Fu-
ße des Olympiabakken in Kvitfjell in Nor-
wegen ein weiteres Mal zu einem Siegerfo-
to aufstellen durfte. Geehrt wurden die Bes-
ten des Winters in der alpinen Königsdiszi-
plin, und hinter dem Schweizer Beat Feuz,
dem Souverän der Hochgeschwindigkeits-
pisten, hat es Dreßen unerwartet in die Rol-
le des Kronprinzen geschafft.
„Grundsätzlich war die Saison unglaub-
lich, und die drei Siege waren eh der Wahn-
sinn“, sagte Dreßen, 26, nachdem er die
neunte und wegen der Absage des Weltcup-
Finales letzte Abfahrt des Winters auf
Rang acht beendet hatte. „Ich bin in Schön-
heit gestorben, das war nichts Besonde-
res“, fügte er selbstironisch an, am Gesamt-
eindruck hatte er freilich wenig auszuset-
zen: „Wenn mir das jemand vor der Saison
gesagt hätte, dass ich auf dem zweiten
Platz liege, hätte ich es nicht geglaubt.“
Tatsächlich hätte im Herbst wohl kaum
jemand eine derart optimistische Progno-
se für Dreßen gewagt: 2018 war er bereits
Dritter gewesen im Abfahrtsweltcup. Doch
nach seinem Sturz mit Totalschaden im
Knie im November 2018 war dieser Winter
eigentlich als „Aufbausaison“ gedacht, wie
der Alpinchef des Deutschen Skiverband,

Wolfgang Maier, am Sonntag nochmals er-
läuterte: „Wir wollten ihn unabhängig von
Ergebnissen wieder an die Weltspitze her-
anführen.“ Dann aber ging alles unfassbar
schnell beim Comeback. „Er ist die völlige
Rakete gewesen“, sagte Maier.
Zunächst gewann Dreßen zur Überra-
schung der Experten die erste Abfahrt der
Saison in Lake Louise in Kanada, zuletzt
dann auch die Rennen in Garmisch und in
Saalbach in Österreich. Wohlgemerkt in ei-
nem Winter, in dem ein frisch Genesener
solch eine Verletzung „ja auch erst mal
mental verarbeiten“ muss, wie Maier zu Be-
denken gab. Dreßen und sein Team könn-
ten daher extrem stolz sein auf diese „au-
ßergewöhnlich gute Saison“, sagte der Al-
pinchef, sie zeige auch, welche „außerge-
wöhnlichen Fähigkeiten er hat“.
Konstanter als der formidable DSV-Ab-
fahrer war nur Beat Feuz: Der muskulöse
Schweizer Spezialist stand nach der Absa-
ge der Finalrennen in Cortina, die vom


  1. bis 22. März geplant waren, schon am
    Freitag zum dritten Mal nacheinander als
    bester Abfahrer der Saison fest, 212 Punk-
    te lag er vor Dreßen. Der zweimalige öster-
    reichische Olympiasieger Matthias Mayer,
    der die letzte Schussfahrt in Norwegen vor
    Aleksander Aamodt Kilde aus Norwegen,
    sowie den Schweizern Carlo Janka und
    Feuz gewann, kam nur noch bis auf 14
    Punkte an den Dreßen heran.


Mit seinem Rennen war Dreßen indes
nicht ganz zufrieden. Er sei doch zu sehr
auf Nummer sicher gegangen, aber „nach
der Brezn in Hinterstoder war das okay“,
sagte er; bei besagter „Brezn“ (für Nichtski-
fahrer: Sturz) vor einer Woche hatte er sich
beide Schultern ausgekugelt. Weil der Su-
per-G am Sonntag in Kvitfjell wegen Ne-

bel, Regen und weicher Piste abgesagt wur-
de, war der Skiwinter für Dreßen früher be-
endet als geplant. Angesetzt sind nur noch
ein Riesenslalom und ein Slalom am nächs-
ten Wochenende in Kranjska Gora. Kilde
reist mit einem Vorsprung von 54 Punkten
im Gesamtweltcup auf den Franzosen Ale-
xis Pinturault nach Slowenien. sid

FOTO: ERNST WUKITS / IMAGO

FOTO:JOHANNA LUNDBERG / IMAGO

Mal wieder Struff-Tage


Das deutsche Davis-Cup-Team besiegt Weißrussland 4:1 und erreicht dank seines Führungsspielers die Finalwoche.
Vielleicht wird in Madrid dann auch Alexander Zverev mitwirken, der das neue Format nicht mehr strikt ablehnt

Duell der


Außenseiter


Straubing und Bremerhaven im
Eishockey-Viertelfinale

Dämpfer für Schwalb
Kiels Handballer schlagen die Löwen

Ungewöhnlich still war es am Holmen-
kollen, als der Norweger Jarl Magnus Rii-
ber den letzten Wettbewerb der Nordi-
schen Kombinierer gewann. Die Wett-
kämpfe in Oslo wurden unter Aus-
schluss der Öffentlichkeit ausgetragen.
Fabian Rießle, 29, aus Breitnau wurde
in seinem besten Rennen des Winters
Zweiter. Insgesamt mussten die DSV-
Athleten feststellen, dass sie ein gutes
Stück hinter die Norweger zurückgefal-
len sind. Riiber entschied 14 von 17 Ren-
nen für sich, „Norwegen ist uns enteilt“,
stellte Bundestrainer Hermann Wein-
buch fest. Viel Zeit bleibt nicht, die Ver-
hältnisse wieder umzukehren: Die
nächste Weltmeisterschaft 2021 findet
in Oberstdorf statt. sz

Komplimente für eine Rakete


Thomas Dreßen beendet den Skiwinter als Weltcup-Zweiter in der Königsdisziplin Abfahrt


So sieht eine Sicherheitsfahrt aus – zumindest beim Hochgeschwindigkeitsspezia-
listen Thomas Dreßen, Achter in Kvitfjell. FOTO: GABRIELE FACCIOTTI / AP / DPA

Teamchef Michael Kohlmann
wäre für zwei Runden mit
Heim- und Auswärtsspiel

28 HF3 (^) SPORT Montag, 9. März 2020, Nr. 57 DEFGH
FOTO: MICHAL CIZEK / AFP
Siegertänzchen: Jan-Lennard Struff (Mitte oben) mit Philipp Kohlschreiber (von
li.), Andreas Mies, Dominik Koepfer und Kevin Krawietz. FOTO: PAUL ZIMMER / IMAGO
Rießles Rennen
Dufters Finale
Johaugs Premiere
WINTERSPORT

Free download pdf