Frankfurter Allgemeine Zeitung - 03.03.2020

(Michael S) #1

SEITE 8·NR.


DIENSTAG, 3.MÄRZ2020 Deutschland und die Welt FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


Eismärchen am Eriesee
Tagelang hat heftigerWind dasWas-
ser des Eriesees in denVereinigten
Staaten aufgewirbelt–nun sind meh-
rere Häuser entlang des Ufersineine
dicke Schicht aus Eisgehüllt.Die Sze-
nen aus der Stadt HamburgimNor-
den des Bundesstaats NewYorkerin-
nerten viele an den Disney-Film „Die
Eiskönigin“.Eine bis zu 90Zentime-
terdicke Eisschicht bedecke mehrere
Häuserinder Stadt unweit de rkanadi-
schen Grenze, berichtete am Montag
der Sender CNN.LangeEiszapfen hin-

genvon den Dächern, auchmehrere
Bäume seien in Eisgehüllt.„Es sieht
unwirklichaus“, sagteder An wohner
Ed Mis dem Sender CNN.Zwarhabe
er solcheWetterlagen schon zuvor er-
lebt, so schlimm wie jetzt sei es aber
nochnie gewesen. Die Menschen in
seiner Nachbarschaftsorgten sich,
dassdie Dächer der Häuser unter dem
Gewicht des Eises nachgebenkönn-
ten. Die Eisdecke auf denFensternlas-
se zudemkaum Tageslicht ins Innere
der Häuser,sagten Anwohner. dpa

Lohnenswerte Kontrolle
GleichsiebenStraftaten und Ord-
nungswidrigkeiten hat sichein Auto-
fahrer beieinerKontrollenaheBram-
sche (Landkreis Osnabrück)zuschul-
den kommen lassen.Zunächs tver-
sucht eder 23 JahrealteMann vorei-
ner Streifedavonzufahren, die ihn
kontrollierenwollte, wie diePolizei
am Montag mitteilte. Als der Mann
dochnochamspäten Sonntagabend
auf einemPark platz an derAutobahn
1anhielt, handelteersichweitere
Probleme ein: DieKennzeichenwa-
rengestohlen, derWagenwar weder
zugelassen nochversichert, derFüh-
rerschein gefälscht, und eineFahrer-
laubnis hatteder Mann nicht.Zudem
führte er einenTeleskopschlagstock
in einerTasche mit.Auf den Mann
komme jetzt „erheblicher Ärger“ zu,
sagteein Polizeisprecher. dpa

Letz te Ruhe fü rTierfreunde
Aufdem Hamburger Friedhof Ohls-
dorfsind jetzt gemeinsame Beisetzun-
genvon Menschund Tier möglich.
Dafür wurde ein neuer „Gemein-
schaftsgarten“ im Ostendes Park-
friedhofsangelegt, wie derFriedhof
am Montag mitteilte. In den Gräbern
können sowohl mehrereMenschen
als auchmehrere Tierebeiges etzt wer-
den. Fürdie Menschen sind Sarg- und
Urnenbeisetzungen möglich, dieTie-
re ge lten als Grabbeigabe und dürfen
nur in einerUrne beigesetztwerden.
Sie werden in einemTierkrematori-
um eingeäschert. epd

Wiesteckeich mich mit dem
neuartigen Coronavirus an?
Indemmichein Infizierteranhust et.Man
sprichtvonTröpfcheninfektion. Das Vi-
rus„springt“von Mensch zu Mensch
über.Auchindirektkann ic hmichmit
Sars-CoV-2, wie der Erregeroffiziell
heißt, infizieren,etwa indemich eine mit
demVirus kontaminierte Türklinkean-
fasseund danachmein Gesicht berühre.
Beider Schmier-wie derTröpfcheninfek-
tion kann da sVirus über Mund-oderNa-
senschleimhaut sowie über dieAugenbin-
dehaut in die Atemwege gelangen. Sars-
CoV-2wurde auchimStuhl vonPatien-
tennachg ewiesen, fäkal-oralkönnteeine
Infektion ebenfalls möglichsein.

Wiekann ichmichvor Sars-CoV-
schützen?
Drei Maßnahmen empfiehltdas Robert-
Koch-Institut(RKI) besonders: Husten-
un dNies-Etikette, guteHändehygiene,
Abstand zu Erkrankten. Beim Husten
und Niesen sollteman sichwegdrehen
undambesten einPapiertaschentuch
oder die Armbeugevor Mundund Nase
halten.Berührungensollte manvermei-
den, auf dasHändeschütteln zur Begrü-
ßungverzichten.Türklinken fasst man
vorsichtshalbernicht mitder Hand, son-
dernmit dem Ärmel oder einemPapierta-
schentuchan. Zudemsollteman sichre-
gelmäßig undgründlichdie Händewa-
sche n–mindestens 20 Sekunden lang
undintensiv auch zwischen allenFin-
gern.20Sekunden sind übrigens lang,in
derZeit kann man zweimalkomplett
„HappyBirthdayToYou“ singen.

Istein Mund- undNasenschutz
sinnvoll?
Eineinfacher Mund-und Nasenschutz in
Form einer chirurgischen Gesichtsmaske
istkein adäquater Schutzvoreiner Anste-
ckung, schonallein weil er schnell durch-
feucht et und die Viren an den Seiten
leicht ihren Wegzur Schleimhautfinden.
Auch teureAtemschutzmaskenschützen
nicht vordem Virus.Sie könnenaber
sinnvollsein, wenn einePerson schonin-
fiziert ist–als Fremdschutz. Darum tra-
genauchÄrzte einen Mund- undNasen-
schutz, um Patientenvor ungewolltem
Anniesen oder -husten und zumBeispiel
WundenvorKeimenzuschützen. Mas-
kenmit Respiratoren (FFP2 oder FFP3)
habenFilter undVentil. Sie schützen al-
lerdingsnur, wenn si egenau an das Ge-
sichtangepasst sindund dieFilter regel-
mäßigausgetauschtwerden.

Wielangeüberlebt das Coronavirus
zum Beispiel auf einer Türklinke?
Darüber streitet die Wissenschaft. Es
könnte nStundenoder Tage sein. Die
Weltgesundheitsorganisation(WHO)
weistdarauf hin, dassesvon den Bedin-
gungen abhängig ist, auf die das Virus
trif ft.ImFall de rTürklinkespielen also
Ober fläche undMaterial, Temperatur
undFeuchtigkeit eineRolle.Ein gewis-
sesRestrisikobesteht alsoimmer,selbst
kontaminiertes Spielzeug, das aus China
nach Deutschlandimportie rt wird,könn-
te re in hypoth etisch nochzueiner Infekti-
on führen, wasaber nahezu unwahr-
scheinlich ist. Forscher derUniversitäten
in Greifswald und Bochumhaben sich
mitdem ÜberlebenvonCornonaviren,
wiewir sievonSarsund Merskennen,
ausführlicher befasst und herausgefun-
den, dasssie sic hbei Raumtem peratur
biszuneun Tage langauf Oberflächen
halten und infektiösbleibenkönnen. Im
Schnittüberlebten sie aber vier bis fünf
Tage.„Kälte undhoheLuftfeuchtigkeit

steiger nihreLebensdauer noch“,
schreibtGünter Kampfvom Institut für
Hygieneund Umweltmedizinder Univer-
sitätsmedizin Greifswald.Obsich die Er-
gebnisse so einfachauf das neuartigeCo-
ronavirus übertragen lassen, mussnoch
geklärtwerden.

TötenDesinfektionsmittel das
Coronavirus ab?
Das Sars-CoV-2gehörtzuden behüllten
Viren ,genausowie Influenza, Mumps
und Masern. Viren miteinerHüllekön-
nen sichzwarbesser an ihren Wirt anpas-
sen und seine Immunabwehrunterlau-
fen, sie sind aber durch Desinfektionsmit-
telaucheinfacher zu inaktivieren alsun-
behüllteViren. Desinfektionslösungen
auf der BasisvonEthanol–mit einem
Gehaltvonmindestens 62 Prozent–sind
gut wirksam gegendas Virus.„AuchAl-
kohol-basierte Händedesinfektionsmit-
telauf Propanol-Basis mit der Deklarie-
rung ,begrenzt viruzid‘ funktionieren
wohl“, schreibt die „Deutsche Apotheker
Zeitung“.Wichti gsei allerdingsderen
sachgerechteAnwendung.„ZurGewähr-
leistungeinersicherenWirkung mussdie
gesamteOberfläche der Hand ausrei-
chendbenetztwerden. Hierfürwerden
mindestens 3mlbenötigt. Danach müs-
sen die Hände an derLuft trocknen.“
Desinfektionwirdvor allem im öffentli-
chen Raum empfohlen. Im privaten All-
tag, also zu Hause,genügt dasgründliche
Händewaschen.

Wielangeist die Inkubationszeitvon
Covid-19, wie die durch das neuartige
Virus Sars-CoV-2 ausgelösteKrankheit
offiziell heißt?
Der Zeitrau mzwischen Infektion und
demBeginn vonSymptomenbeträgt
zwei bis 14Tage –imSchnitt sindesnach
neueren Erkenntnissenallerdingsnur
drei Tage und nicht,wie an fangs ange-
nommen, fünfTage.Auchwennins elte-
nenFälle ndie Inkubationszeit bis zu
24 Tage dauern kann, bleibt es derzeit
auchinDeutschlandbei einer Isolations-
und QuarantänezeitvonzweiWochen.

Welche Symptome werden durch das
neuartigeCoronavirus ausgelöst?
Husten, Schnupfen, Halskratzen und
Fieber sowie eventuell Durchfall sind
auchdie Symptome vonCovid-19.Doch
Grundvoraussetzungeiner Corona-In-
fektion istder Kontakt mit einerandem
neuartigenCoron avirus erkranktenPer-
son. Unddas is tnochimmer ein sehrun-
wahrscheinlichesSzenario in Deutsch-
land. Weralso diegenanntenSymptome
aufweistund nichtgerade in China, Ita-

lienoder Iranwar, sollte zunächst vonei-
nem anderen respiratorischenErreger
ausgehen, der ihn befallen hat.Injedem
Fall soll te man vorsichti gsein und besser
den Arzt erst einmal anrufenund nicht
sofor teine Arztpraxisaufsuchen.Denn
dort könnteman lei chtanderePatien ten
infizieren,mit In fluenza–oderwomög-
lichauch mit Corona.

Gibt es Risikogruppen?
An Coronakann jeder erkranken, do ch
sind, wie sich inzwischen zeigt, einige
Personengruppenstärker gefährde tals
andere: Männer infizieren sich eher als
Frauen,Ältere eher als Jüngere, Erwach-
sene eher als Kinder. Wereine Vorerkran-
kung hat,etwa Krebs,Diabetes, Blut-
hochdruc k, eine Herz-Kreislauf-oder
chronischeAtemwegserkrankung,stirbt
besonders häufig durchCovid-19.

Wiefunktioniertein Coronavirus- Test?
MiteinemRachenabstrichinNase oder
MundkanninnerhalbwenigerStunden
abgeklär twerden, ob manTräger des Vi-
rusist.Zum Einsatzkommtmeistein
PCR-Schnelltest:Mit der Polymerase-Ket-
tenreaktion lassen sichDNA-Stücke ko-
pierenund vervielfachen, um nachspe-
zielle nDNA-Stücken zum Beispiel des
Coronavirus zu suchen.Einensolchen
Test kann mannachAngabenvon Bun-
desgesundheitsministerJens Spahn
(CDU)inzwischen fastüberall in
Deutschland vornehmenlassen .Das Ro-
bert-Koch-Institutempfiehlt beibegrün-
detemVerda cht, nic ht nurProben aus
den oberenAtemwegenzuentnehmen,
sondernauchaus den tiefen,also zum
Beispiel ausgehustetes Sekret (Sputum)
ausBronchien und/oderLunge.

Washilftgegen das Coronavirus?
Wenig bisgarnichts: Es gibtbisher kein
Medikament, das Sars-CoV-2gezielt ab-
tötet. BeiCorona-Patientenwerden die
Symptome behandelt oder wie es beim
RKI heißt: „ImZentrumder Behandlung
derInfektionstehendie optimalenunter-
stützenden Maßnahmen entsprechend
derSchwere desKrankheitsbildes...so-
wiedie Behandlung vonrelevanten
Grunderkrankungen. “Das heißt:Wenn
zumBeispiel eine Lungenentzündung
auftritt, die so schwerverläuft,dassder
Patient selbstnicht mehratmenkann,
wäre einekünstlic he Beatmung oderSau-
erstoffgabe die Therapieder Wahl. Und
falls bakterielleBegleitinfektionenauf-
treten, werden auch schon mal Anti-
biotikaeinges etzt.Bisher gibteskeine
Schutzimpfung, an ihr wirdaber auf der
ganzen Welt intensivgeforscht. Wann

ein Impfstoffgefundenist undauf den
Marktkommt,ist mehrals ungewiss.

IstInfluenza nicht eigentlichviel
gefä hrlicher als Corona?
Das lässtsichbisher nicht eindeutig be-
antworten. Influenzaviren undCoron avi-
rensind,auchwenn sie beide zur Gruppe
der RNA-Virengehören und beideden
Mund- und Rachenraum sowie Lunge
und Bronchien befallen können, doch
sehr unterschiedlich. In der Grippesai-
son 2017/2018,der stärksten seit30Jah-
ren, sindnachSchätzun gendes Robert-
Koch-Instituts in Berlin mehr als 25 000
Personen alleininDeutschland an der
Grippegestorben.Wiebei Coronaster-
benauchbei Influenza öfter äl tere und
immungeschwächtePersonen, besonders
wenn sie eineVorerkrankung haben. Ge-
gendie Grippe gibt es allerdings einen
Impf stoff, das istein signifikanterUnter-
schied.Überhauptkennen wirdie ver-
schiedenenInfluenzavirenziemlich gut,
auchwennjedes Jahr andere Viren zirku-
lieren.Leiderlassen sich abernochim-
mer viel zuwenigeMenschengegen die
saisonale Grippe impfen.Noch ein Unter-
schied:Covid-19verläuft offenbartödli-
cher als Influenza.Auch wenn es noch
keine wissenschaftlichenStatistiken gibt
und auch niemandsogenau weiß, ob es
nicht eigentlich nochviel mehr Infizierte
gibt,die unentdeckt bleiben, sokönnte
es nachderzeitigemWissensstandsein,
dasseinProzentderInfiziertensterben.
Das wäre eine zehnfachhöhereLetalität
im Vergleich zu Influenza. Sars-CoV-2 ist
auchwesentlichanstec kender alsur-
sprünglichangenommen, wie der Infekti-
onsepidemiologe Lars Schaade,Vizeprä-
sident des RKI, bestätigt. Undesist auch
infektiöserals ein Influenzavirus.

Istdas Coronavirus besonders
gef ährlich?
Vorallem in China hat es bisher einegro-
ße Zahl vonInfektionengegeben, und
dortverlie fenvier vonfünfKrankheits-
verläufen ehermild. Doch wiebei allen
Virenkann au ch dieserErreger jederzeit
mutieren. Das heißt abernicht ,dasser
nochgefährlicher wird.Viellei chtverän-
dertsichdas Virusauchzuunseren Guns-
ten, undÜbertragbarkeit oder Krank-
heitsschwere schwächensichab.

IstDeutschland auf einengroßen
Ausbruchvorbereitet?
Im Grunde ja.Wenn ni chtDeutschland,
werdann?,könnte man auch fragen.
Trotzdem gibtesb ei dieser Epidemie, die
nachMeinung einiger Experten längst
eine Pandemieist,eine VielzahlvonUn-
wägbarkeiten. Solltedie Weltgesund-
heitsorganisation Covid-19 zueiner Pan-
demie erklären, derzeit isteseine „Ge-
sundheitlicheNotlag emit internationa-
ler Tragweite“, dannkönnteauch in
Deutschland derNationalePandemie-
plan in Krafttrete n. Ei nAutomatismus
istdas abernicht .Der NationalePande-
mieplan gilt eigentlichfür die Grippe,
und er wirdergänzt durchBestimmun-
geninden Bundesländern bis hin zuden
Kommunen.Wasgenau bei einer„WHO-
Pandemie“ passiert, hängtvon derZahl
der Infektionen und Erkrankungen in
Deutschland ab.Waspassie renkönnte,
haben wir aberschon in denvergange-
nen TageninErkelenzimKreis Heins-
berggesehen. DieBehörden können
Heimquarantäne und Isolation fürmögli-
cheInfizierte anordnen, Schulen und Kin-
dergärten schließen, Ärzteund Kranken-
schwesternaus demRuhestand zurückho-
len.Würden im schlimmstenFall ganze
Städte abgeriegelt werden wie in Italien
oder China? Davonist auszu gehen.

Restlos ausver kauft:Auchwenn es in dieserFrankfurterApothekekein Desinfektionsmittel mehr gibt–gründliches Händewaschenreicht im privaten Alltag aus. FotoBloomberg

fäh. SINGAPUR. Ein ehemaliger
WachmannhatineinemEinkaufszen-
trum in Manila am Montag ausZorn
über seine Kündigung vorüberge-
hendetwa 30 Geiseln genommen.
Der Geiselnehmer,der per Video
Kontakt zuPolizei und Pressegehal-
tenhatte, hatteunter anderem eine
Entschuldigung seiner ehemaligen
Vorgesetztengefordert. Ihm warge-
kündigt worden,nachdem erwochen-
lang unerlaubt nicht zur Arbeit er-
schienenwar. Der Presse zeigteder
32 JahrealteMann unter anderem
eine mutmaßliche Handgranate, mit
der er sichbewaffne thatte. Außer-
dem soll er eine Pistole bei sichge-
habt haben. Im Verlauf einer live
übertragenen Pressekonferenz hatten
sichdann dieVorgesetzten bei ihm
entschuldigtund ihrenRücktrit tange-
boten.
Nach dem seineForderungen er-
füllt worden waren, ließ er amAbend
seine Geiseln nachrund zehnStun-
den Gefangenschaftfrei. Er selbstver-
ließoffenbarunbewaffnetdasEin-
kaufszentrum. Bevorervon derPoli-
zei verhaftetwurde, durfteersichvor
lauf endenKameras zu denVorwür-
fengegen seine früheren Arbeitgeber
äußern. Dabei sollen einigeZuschau-
er ihm sogar zugejubelt haben. Dann
wurde ervonSicherheitskräftenüber-
wältigt.Der Geiselnehmerwaram
Morgenumzehn Uhr in das Einkaufs-
zentrumgegangen und hattedas Feu-
er eröffnet. Dabei wurde einer seiner
ehemaligenKollegen verletzt. Er
mussteimKrankenhaus behandelt
werden. Die Öffentlichkeitwarzwar
aufgerufenworden, das Gebietin
dem Stadtteil San Juan zu meiden.
An dem Einkaufszentrum hattesich
trotzdem eine Mengevon Schaulusti-
genversammelt.

KurzeMeldungen


epd. BERLIN.Der WorldWide Fund
ForNature(WWF)warntvor dem
größten Artensterben seit dem Ende
der Dinosaurier-Zeit. Das Artenster-
ben sei neben der Klimakrise diegröß-
te Bedrohung auf derWelt, teilteder
WWF Deutschland am Montag zum
Tagdes Artenschutzes am 3. März
mit.Rund eine Million Artenkönnten
in den nächstenJahrzehnten ausster-
ben. Das zeigten auchdie Zahlen der
sogenanntenRoten Liste:Vonmehr
als 112 000 untersuchten Artenwür-
den mehr als 30 000 alsgefährde tge-
führ t. WWF-Vorstand Christoph Hein-
rich nannteArtensterben und Erder-
wärmung „zwei Seiten einer Medail-
le“, die auf das Engste miteinander
verwoben seien. Da viele Ökosysteme
zum Beispiel wichtigeKohlenstoff-
speicher seien, sei der Erhalt der Bio-
diversität auchein wichtigerTeil des
Klimaschutzes.
Der Präsident des Naturschutz-
bunds (Nabu), Jörg-Andreas Krüger,
sagte, für das massenhafte Artenster-
benseiendiesmalnichtNaturkata stro-
phen verantwortlich, sondernder
Mensch.Ursachen seien dieZerstö-
rung vonLebensräumen und dieVer-
schmutzungvonLuft, Wasser und Bo-
den. In Deutschland sind nachAnga-
ben des Nabu unter anderen der
Schweinswal und die Smaragdeidech-
se akutgefährde t.


Es is tnicht


immer Corona


STUTTGART. Der brutaleAuftrags-
mordimFreiburgerGewerbegebiet
Haid erschütterte nicht nur die südba-
discheStadtgesellschaft: AmAbend
des 17. Juli 2019richtete der 33 Jahre
alteKochAndreas J. den 24 Jahreal-
tenDrogenhändler Niki E. mit zwei
Kopfschüssen hin.Außergewöhnlich
an demFall warvor allem, dassder
Auftraggeber für den Mord der inFrei-
burgbekannteStrafverteidiger Gun-
tram L.war. DerAnwalthatteden
Mörder in einer Barkennengelernt
und ihn dazu angestiftet, Niki E. unter
dem Vorwand einesWaffengeschäfts
in das GewerbegebietimWesten Frei-
burgs zu locken. Niki E. lief in dieFal-
le und wurdegetöte t. DerStrafvertei-
diger und das Opferkannten sichseit
mehreren Jahren, sie sollengemein-
sameinen schwunghaften Drogenhan-
del in der südbadischen Stadt betrie-
benhaben.AusSpaniensollenbeide
jedenMonat etwa 100 Kilogramm Ma-
rihuana importiertund inFreiburg
vertrieben haben. Der Anwalt soll
denDealer „gecoacht“und die Gewin-
ne aus den Drogengeschäften in Ge-
heimfächerninseiner Privatwohnung
aufbewahrthaben. Es soll sichnach
Angaben derStaatsanwaltschaftum
etwa 164 000 Eurogehandelt haben.
Als Niki E. nachdem Absolvieren
einerAusbildung offenbar beschlos-
sen hatte, aus dem Drogenmilieu aus-
zusteigen,gabder Anwalt den Mord
in Au ftrag.Erwolltedie vonihm ver-
walteten Gewinne aus den Drogen-
geschäften seines Mandanten nicht
herausgeben. Der mutmaßlicheAuf-
tragsmörder Andreas J. soll selbstmit
40 000 Euroverschuldetgewesen
sein, weil er vorJahren als Betreiber
eines Swinger-Clubs ökonomischge-
scheitertwar.NachAuffassung der
Staatsanwaltschaftwollteder An walt
das Geld seinesMandantenvollstän-
dig behalten–erhabe aus purer Geld-
gier gehandelt.NachseinerVerhaf-
tung soll der Anwalt sogar nochver-
sucht haben, dieFreundin des Mör-
ders durch beauftragteSchläger einzu-
schüchtern. ImNovember 2019 nahm
sichGuntram L. in der Untersu-
chungshaftinder Justizvollzugsan-
stalt Of fenburgdas Leben. DieStaats-
anwaltschaftkonntedeshalb nur den
gedungenen Mörder anklagen.
Am Montag begann der erstevon
sechs Verhandlungstagen. In einer
per Videoaufnahme dokumentierten
Vernehmung hatteAndreas J. ein Ge-
ständnis abgelegt.Vor den Richtern
derStrafkammerdes Freibur gerLand-
gerichts wicheramMontag jedoch
vonseiner Aussagebei derPolizei ab.
Er könne sichandas Geschehen nicht
erinnern, er habe auf den Bodenge-
schossen. DieTatwaf fe habe er noch
in derNachtineinen Seegeworfen.
Der Anwalt habe zu ihmgesagt:„Ich
bin das Gesetz. Machdir keine Sor-
gen.“ Darauf habe ervertraut. Der
Oberstaatsanwalt sprachvon einer
„windigen“ Aussage.
Die schnelle Aufklärung des außer-
gewöhnlichen Mordfalls istder Son-
derkommission „Haid“ desFreiburger
Polizeipräsidiums zu verdanken.
50 Fahnderkonnten denFall inner-
halb eines Monats lösen, schon Mitte
August2019 saßen derAuftraggeber
sowie der Mörder inUntersuchungs-
haft. Leiter der Sonderkommission
warder Kriminaldirektor,der vor
knapp vier Jahren der „SokoDrei-
sam“ vorgestanden und den Mordan
der Studentin Maria Ladenburgermit
aufgeklärthatte. RÜDIGER SOLDT


Geiselnahme


in Manila nach


Kündigung


WWFwarntvor


Artensterben


Einneuartiges Virustreibtuns um.


Weristbesondersgefährdet,


wie schütze ichmichambesten?


13 Fragen ,13 Antworten.


VonPeter-Philipp Schmitt


„Ichbin


das Gesetz“


ProzessinFreiburg


nachAuftragsmord


Foto Polaris/Laif
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