Die Welt - 21.02.2020

(Grace) #1

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21.02.20 Freitag, 21. Februar 2020DWBE-HP


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DIE WELT FREITAG,21.FEBRUAR2020 SEITE 9


WIRTSCHAFT


A


n ihren Urlaub im Jahr 2019
werden Hunderttausende
Deutsche mit gemischten
Gefühlen zurückdenken –
sofern sie ihn überhaupt
angetreten haben. Ende September ging
der britische Reisekonzern Thomas
Cook pleite, seine deutschen Tochter-
gesellschaften stellten kurz darauf ih-
ren Betrieb ein. Zu dem Zeitpunkt hat-
ten 220.000 Kunden bei dem Unterneh-
men Reisen gebucht oder waren gerade
mit ihm unterwegs. Dass ihr Urlaub
schlagartig zu Ende war oder sie ihn
erst gar nicht antreten konnten, ist
nicht nur für sie ein großes Ärgernis.

VON DANIEL ZWICK

Es ist auch eines für den Steuerzah-
ler. Thomas Cook und seine Tochterfir-
men waren für den Fall einer Pleite
nicht ausreichend versichert. Der
Grund war eine veraltete gesetzliche
Regelung: Der Bund hatte die Absiche-
rung für solche Fälle auf 110 Millionen
Euro begrenzt. Die Klausel verstößt ge-
gen Europarecht und hätte längst geän-
dert werden müssen.
Weil das nicht geschehen ist, muss
nun der Staat für den Rest des Schadens
aufkommen. 263 Millionen Euro Steuer-
geld würden die Entschädigungen und
ihre Abwicklung kosten, so steht es in
einer Vorlage für den Haushaltsaus-
schuss des Bundestags aus dem Bundes-
ministerium für Justiz und Verbrau-
cherschutz (BMJV) von Christine Lam-
brecht (SPD). Dafür verspricht sie: Den
betroffenen Pauschaltouristen soll der
Schaden komplett ersetzt werden, ob-

wohl ihre Insolvenzversicherung dies
nicht abgedeckt hatte.
Künftig aber werden die Urlauber
nicht mehr so billig davonkommen. Um
ähnliche Fälle zu verhindern, arbeitet
das Ministerium mit Hochdruck an ei-
ner Gesetzesänderung. Dabei zeichnet
sich ab, dass in Zukunft nicht mehr nur
Versicherer einspringen werden, wenn
ein Pauschalreiseanbieter pleitegeht,
sondern auch ein gemeinsamer Fonds
der Branche. Auf diese Aufteilung deu-
ten die Vorschläge von Experten aus
nicht öffentlichen Anhörungen im Mi-
nisterium hin. Und auch die Fachpoliti-
ker von Union und SPD im Bundestag
sind sich in diesem Punkt einig. „Da es
am Markt nur noch wenige Anbieter für
Reiseinsolvenzversicherungen gibt,
muss die Reisebranche den Schutz
durch einen Fonds ergänzen“, sagte Jo-

hannes Fechner, verbraucherschutzpo-
litischer Sprecher der SPD, gegenüber
WELT. Sein Kollege Sebastian Steineke
(CDU) ergänzt: „Die Haftungsdecke
muss erhöht werden, aber Maximalrisi-
ken lassen sich nicht alleine mit einer
Versicherung bezahlbar absichern – da-
für braucht es zusätzlich einen Fonds
der Reiseanbieter.“
Unklar ist noch, wie weit die Aufga-
ben des Fonds reichen sollen. Er wird
wohl mindestens für Kosten aufkom-
men müssen, die entstehen, wenn Ur-
lauber im Fall einer Pleite aus dem Aus-
land zurückgeholt werden müssen. Da-
für sprechen sich auch die Versicherer
aus. „Wir halten es für sinnvoll, die Or-
ganisation von Rückführungen an die
Reisebranche abzugeben“, sagte Nils
Hellberg, Abteilungsleiter beim Ge-
samtverband der Deutschen Versiche-
rungswirtschaft (GDV). Im Fall Thomas
Cook hatte der Versicherer Zurich dafür
nach eigenen Angaben 59,6 Millionen
Euro aufgewendet. Nun streitet er sich
mit der Bundesregierung darüber, ob
diese Kosten Teil der Versicherungs-
summe von 110 Millionen Euro sind
oder nicht.
Das Konzept des Deutschen Reise-
verbandes (DRV) geht Teilnehmern der
Gespräche zufolge noch weiter. Ihr Ga-
rantiefonds soll auch die Anzahlungen
der Kunden mit absichern. Neben den
Unternehmen sollen dafür auch die
Kunden bei jeder Reise eine direkte Ab-
gabe von zwei bis drei Euro an den
Fonds bezahlen, berichtet die Fachzeit-
schrift „fvw“. Klar ist, dass die Absiche-
rung der Reisen teurer wird und die
Kunden das über den Preis mit bezahlen

müssen. „Es wird dazu kommen, dass
die großen Veranstalter viel mehr De-
ckung einkaufen müssen und die Versi-
cherer für höhere Schadensummen ein-
stehen müssen“, sagt Hellberg. Dass
nun zunächst die Steuerzahler mit Mil-
lionen einspringen müssen, liegt an ei-
ner jahrelang verschleppten Gesetzes-
änderung, die die Opposition mehrfach
angemahnt hatte.
Zuletzt hatten die Grünen im vergan-
genen März einen Antrag in den Bun-
destag eingebracht, in dem sie gefordert
hatten, die Haftungssumme auf 300
Millionen Euro zu erhöhen und die Ein-
führung eines Fonds zu prüfen. Am 25.
September, dem Tag des Insolvenzan-
trags in Deutschland, lehnte die große
Koalition den Antrag im Verbraucher-
schutzausschuss des Bundestags ab. Die
FDP kritisiert nun, dass die Entschädi-
gungen für die Kunden von Thomas
Cook bisher nicht im Parlament disku-
tiert wurden. „Eine solche Entschei-
dung zu treffen, ohne den Bundestag
einzubeziehen, ist nicht akzeptabel“,
sagt Roman Müller-Böhm, Obmann der
FDP im Reiseausschuss.
Er fordert für die anstehende Neure-
gelung der Insolvenzabsicherung eine
Transparenzklausel. „Künftig sollte
Kunden bei Pauschalreisen zu jeder Zeit
klar sein, wie ihr Geld im Fall einer In-
solvenz abgesichert ist“, sagt er.
Die Koalition will da wohl einen
Schritt weiter gehen. Bisher sind Pau-
schalreisekunden davon ausgegangen,
dass sie ein Rundum-sorglos-Paket ge-
bucht haben, inklusive Pleitenschutz.
Dieses Gefühl will man ihnen offenbar
wieder zurückgeben.

NNNach der Insolvenzach der Insolvenz
von Thomas Cook
strandeten viele
UUUrlauber an ihremrlauber an ihrem
Reiseziel

PICTURE ALLIANCE / MARKUS MAINKA

/DPA

Nicht mehr ohne


PLEITEVERSICHERUNG


Gut eine


Viertelmilliarde Euro


müssen die


Steuerzahler an die


Kunden des


insolventen Konzerns


Thomas Cook zahlen.


Der Bund arbeitet an


neuen Regeln für


Pauschalreisen


Wer die Kosten für teurere


Aufbereitung trägt Seite 12


Trinkwasser


SAP


Büroschließung


wegen Virus H1N


Zwei Mitarbeiter des Software-
Konzerns SAP in Indien sind positiv
auf das Grippe-Virus H1N1 – auch
bekannt als Schweinegrippe – getes-
tet worden. Der Dax-Konzern
schließe daher vorsorglich alle Bü-
ros in Indien, teilte SAP mit. Die
Büros würden desinfiziert. Bis auf
weiteres sollten die Mitarbeiter von
zu Hause aus arbeiten. SAP hat
Büros in der indischen Technologie-
metropole Bangalore, in der Wirt-
schaftsmetropole Mumbai und in
Gurgaon nahe der Hauptstadt Neu-
Delhi. Nach Angaben der Welt-
gesundheitsorganisation WHO
treten bei Viruserkrankungen mit
H1N1 ähnliche Symptome wie bei
einer normalen Grippe auf. Die
Todesrate bei jungen, gesunden
Erwachsenen ist aber höher als bei
einer normalen Grippe.

DAIMLER


Autohersteller stellt


Führung neu auf


Daimler stellt inmitten seiner Er-
tragskrise die Führungsmannschaft
neu auf. Die zuletzt schwächsten
Geschäftsfelder Mercedes-Benz
Cars und Vans werden künftig stär-
ker von der Konzernspitze gelenkt.
Konzernchef Ola Källenius über-
nehme zum 1. April die Verantwor-
tung für die Sparte Vans. Diese war
unter Leitung von Personalvorstand
Wilfried Porth wegen hoher Lasten
des Dieselskandals und des Flops
des Pick-up-Modells tief in die Ver-
lustzone geraten. Auch das Pkw-
Geschäft wird künftig stärker von
der Konzernspitze kontrolliert:
Konzern-Finanzchef Harald Wil-
helm übernimmt diese Funktion
beim Tochterunternehmen. Der
bisherige Finanzvorstand von Mer-
cedes-Benz Cars, Frank Lindenberg,
verlässt das Unternehmen.

VOLKSWAGEN


Finanzvorstand


Witter will gehen


Volkswagen-Finanzvorstand Frank
Witter will den Konzern – einem
Insider zufolge – im Sommer nächs-
ten Jahres verlassen. Der Vertrag
des 60-Jährigen laufe im Oktober
aus. Er habe sich bereit erklärt,
noch bis Juni 2021 zu bleiben, damit
es genug Zeit gebe, die Nachfolge zu
regeln, sagte ein mit dem Vorgang
Vertrauter der Nachrichtenagentur
Reuters. Witter habe aus privaten
Gründen einen zweiten Fünfjahres-
vertrag abgelehnt, schreibt das „Ma-
nager Magazin“. Ein VW-Sprecher
wollte den Bericht nicht kommen-
tieren.

LOT


Kartellamt billigt


Condor-Übernahme


Das Bundeskartellamt hat die Über-
nahme des Ferienfliegers Condor
durch den Mutterkonzern der pol-
nischen Fluggesellschaft LOT frei-
gegeben. Condor und LOT dürften
fusionieren, teilte die Bonner Be-
hörde am Donnerstag mit. Condor
werde durch den Zusammenschluss
im Wettbewerb mit dem deutschen
Marktführer Lufthansa gestärkt,
erklärte Kartellamtschef Andreas
Mundt. Condor war durch die Über-
nahme der Pleite der früheren Mut-
tergesellschaft Thomas Cook ent-
kommen. LOT hatte angekündigt,
Condor werde unter dem neuen
Eigner wachsen. Zusammen bilde-
ten LOT und Condor einer der
führenden Luftfahrtkonzerne Eu-
ropas mit Deutschland und Polen
als Kernmärkten, hatten die Airlines
weiter erklärt. Die staatliche pol-
nische Fluggesellschaft bediente
den Tourismus bisher so gut wie
nicht. Auch das Bundeskartellamt
erklärte, es gebe zwischen den Air-
lines keine Überschneidungen, die
den Wettbewerb behindern würden.

KOMPAKT


I


n Deutschland wird weniger geflo-
gen: Erstmals seit der Finanzkrise im
Jahr 2009 werden die Airlines in die-
sem Jahr ihr Angebot verringern. Die im
Zuge des Klimawandels um sich greifen-
de Flugscham dürfte einer von verschie-
denen Gründen für diese Entwicklung
sein. Doch wer gehofft hatte, dass es
bald größere Passagierflugzeuge mit
umweltfreundlichem Elektroantrieb ge-
ben könnte, der wird nun von Deutsch-
lands führendem Triebwerkshersteller
MTU Aero Engines enttäuscht.

VON GERHARD HEGMANN

In der Diskussion um große E-Flieger
habe „Ernüchterung“ eingesetzt, sagte
Vorstandschef Reiner Winkler. Kurz-
fristig wäre umweltfreundlicheres Flie-
gen nur durch nachhaltig alternative
Kraftstoffe (SAF) möglich. Doch die
sind drei- bis viermal teurer als übliches
Kerosin, zudem sind diese Treibstoffe
bislang nur in minimalen Mengen ver-
fügbar. Nach Angaben der Lufthansa

entspricht die SAF-Produktion derzeit
nur 0,01 Prozent der Kerosin-Menge.
Für MTU gewinnt das Thema um-
weltfreundliches Fliegen dennoch im-
mer mehr an Bedeutung, auch wenn
Vorstandschef Winkler bei der Bilanz-
vorlage in München von einer vor allem
deutsch-europäischen Diskussion
spricht. Der Konzern ist im vergange-
nen Jahr in die Börsen-Königsklasse der
30 Dax-Unternehmen aufgestiegen.
Während Larry Fink, Chef des welt-
größten Vermögensverwalters Black-
rock, MTU in einem Brief zu mehr Kli-
maschutz auffordert, gibt es von den In-
vestoren bislang keine Ankündigung,
dass sie womöglich aus ihrem Engage-
ment aussteigen.
Technische Lösungen auf dem Weg
zum emissionsfreien Fliegen bräuchten
Zeit, heißt es von MTU. Ein größeres
Flugzeug mit etwa 100 Tonnen Startge-
wicht würde nach derzeitigem Stand
der Technik Batterien mit ebenso viel
Gewicht benötigen, erklärte Finanzvor-
stand Peter Kameritsch. Hinzu kämen

noch ungelöste Fragen wie die Infra-
struktur am Boden, die Ladezeiten der
Batterien und vieles mehr. Vor dem
vollelektrischen Fliegen könnten Zwi-
schenschritte mit hybrid-elektrischen
Antrieben bis hin zur Stromerzeugung
aus Brennstoffzellen stehen.
Kameritsch plädierte dafür, über eine
staatliche Quotenregelung für nachhal-
tige alternative Kraftstoffe oder eine
staatliche Anschubfinanzierung zum
Aufbau der Produktion grünes Fliegen
zu fördern. Die Branche fordert, die
Einnahmen aus der Luftverkehrssteuer
zur Entwicklung von nachhaltigem
Treibstoff zu nutzen. Im Mittelpunkt
stehen dabei sogenannte Power-to-Li-
quid-Treibstoffe. Aus Strom aus erneu-
erbaren Quellen, wie etwa Windkraft,
sowie Wasser und CO2 aus der Luft
wird Treibstoff gewonnen. Im Flug wird
dann nur das CO2 freigesetzt, das zuvor
der Atmosphäre entnommen wurde.
Doch auch die herkömmlichen Trieb-
werke sind nach Ansicht von MTU noch
nicht am Ende ihrer Entwicklung. So

produziert das Unternehmen gemein-
sam mit dem US-Konzern Pratt & Whit-
ney Antriebe, die über ein Getriebe
(GTF/Geared Turbo Fan) gut 16 Prozent
weniger Kerosin als sonst übliche Trieb-
werke verbrauchen. Sie werden bei-
spielsweise für die A320Neo-Modelle
von Airbus angeboten. Weitere zehn
Prozent Einsparung wären in der nächs-
ten GTF-Generation möglich, die etwa
ab 2030 zum Einsatz kommen könnten.
MTU hofft darauf, seinen Arbeitsan-
teil am Triebwerk von 18 auf 25 Prozent
zu erhöhen. Mit dem neuen Antrieb
könnte die Nachfolgegeneration der
A320-Familie von Airbus, aber auch ein
737Max-Nachfolger von Boeing ausge-
rüstet werden. Bislang hat CFM, ein Ge-
meinschaftsunternehmen aus Safran
und General Electric, bei der 737-Bau-
reihe das Monopol auf die Triebwerke.
MTU hofft, dieses Alleinstellungsmerk-
mal gemeinsam mit Pratt & Whitney zu
knacken.
Weitere Treibstoffeinsparungen sei-
en mit revolutionären Konzepten zu er-

reichen, erklärte das Unternehmen.
Hierfür haben die MTU-Entwickler
zwei Ideen entwickelt. Sie wollen die
bewährte Turbine mit einer Art Kolben-
motor als Verdichter kombinieren
(Composite-Cycle-Ansatz). Bei einem
zweiten Ansatz (STIG Cycle Engine)
wird eine Gasturbine mit Wasserdampf-
einspritzung kombiniert. Experten
sprechen von einer nassen Verbren-
nung. Dazu müsste aber die Flugzeugar-
chitektur geändert werden.
Während die MTU-Ingenieure be-
reits über Zukunftsantriebe nachden-
ken, läuft das aktuelle Geschäft auch
schon sehr gut. Der Umsatz stieg 2019
um gut ein Prozent auf 4,63 Milliarden
Euro und der Gewinn nach Steuern um
gut zwölf Prozent auf 537,6 Millionen
Euro. Die Dividende soll für 2019 von
2,85 auf 3,40 Euro deutlich angehoben
werden. In diesem Jahr soll der Umsatz
um bis zu neun Prozent zulegen. MTU-
Chef Winkler erwartet ein weiteres Re-
kordjahr. Angst, den Dax wieder verlas-
sen zu müssen, hat der Konzern nicht.

Die große Ernüchterung beim Traum vom grünen Fliegen


Triebwerkshersteller MTU hält Flugzeuge mit Elektroantrieb kurzfristig für unrealistisch. Kraftstoff einsparen lässt sich allerdings schon


M


eister und Techniker liegen
beim Gesamteinkommen die
meiste Zeit ihres Lebens vorn.
Erst mit Anfang 60 werden sie von den
Akademikern überholt, die dann durch-
schnittlich ein höheres Lebenseinkom-
men haben. Das geht aus einer Untersu-
chung des Tübinger Instituts für Ange-
wandte Wirtschaftsforschung (IAW)
hervor, die der Baden-Württembergi-
sche Industrie- und Handelskammertag
(BWIHK) vorstellte. Für die Studie un-
tersuchten die Wissenschaftler des IAW
das Lebenseinkommen von 12.453 Per-
sonen der Jahrgänge 1948 bis 1986, also
das Geld, das sie bis zu einem bestimm-
ten Alter insgesamt verdient hatten. Die
Wissenschaftler hatten Zugriff auf die
anonymisierten Sozialversicherungs-
meldungen der Untersuchten und
konnten daher exakt berechnen, wie
viel Menschen mit einer bestimmten
Bildungsbiografie zu einem bestimmten
Zeitpunkt verdienten.
Ein Studium hat sich in der Vergan-
genheit erst mit Mitte 30 finanziell ge-
lohnt: Bis zu einem Alter von 35 hatten
Akademiker weniger Lebenseinkom-
men angesammelt als Menschen mit
Ausbildung. Die hätten in der Phase die
Nase vorn, in der Hausbau und Famili-
engründung wichtig seien, sagte
BWIHK-Präsident Wolfgang Grenke.
Mit 35 hatten Menschen mit Ausbildung
und Studium um die 260.000 Euro ver-
dient, Meister und Techniker kamen zu
dem Zeitpunkt schon auf 355.000 Euro.
Beließen es Menschen bei einer Aus-
bildung und machten keine Weiterbil-
dung, fielen sie laut der Studie aber im
Laufe des Arbeitslebens zurück und ver-
dienten insgesamt rund ein Drittel we-
niger als Akademiker sowie Techniker
und Meister. Mit 65 hatten Menschen
nur mit Ausbildung insgesamt rund
962.000 Euro, Meister und Techniker
rund 1,41 Millionen Euro und Akademi-
ker rund 1,45 Millionen Euro brutto ver-
dient.
Die Studie unterscheidet nicht nach
einzelnen Berufen, außerdem sind etwa
auch Personen eingerechnet, die zwar
einen Abschluss erwarben, dann aber
arbeitslos wurden oder aus anderen
Gründen lange nicht arbeiteten. Die ab-
soluten Zahlen sind laut dem Studien-
autor Tobias Brändle vom IAW daher
weniger aussagekräftig als ihr Verhält-
nis zueinander.
Laut der Studie hatten Personen, die
erst eine Ausbildung machten und dann
noch ein Studium draufsetzten, am En-
de fast genauso viel Lebenseinkommen
angesammelt wie diejenigen, die direkt
studierten. Personen ohne Abschluss
verdienten demnach am Ende des Ar-
beitslebens rund 822.000 Euro und da-
mit knapp 15 Prozent weniger als Men-
schen mit Ausbildung. In die Kategorie
„ohne Abschluss“ fallen auch etwa Stu-
dienabbrecher, die tendenziell einen gu-
ten Bildungshintergrund haben. dpa

AAAkademikerkademiker


verdienen erst


aaab 60 am bestenb 60 am besten


IAW-Studie analysiert Höhe


der Lebenseinkommen


WIRTSCHAFTSREDAKTION: TELEFON: 030 – 2591 71830|FAX: 030 – 2591 71870|E-MAIL: [email protected]|INTERNET: WELT.DE/WIRTSCHAFT


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