... ein besonderes Vergnügen
Feiern sind wie ein »Paradies auf Zeit«, schreibt Rainer
Wiegand in seinem opulenten Buch der Feste und lässt
dann fast 3500 Jahre lang Menschen zu Wort kommen,
die mitgefeiert haben oder als Beobachter am Rand
standen: Homer erzählt vom Gastmahl der Phaiaken
für Odysseus. Goethe beschreibt die Krönung Josephs
II. in Frankfurt. Honoré de Balzac war bei einer Pariser
Orgie dabei und Oskar Schlemmer beim Metallischen
Fest am Bauhaus Dessau. Andy Warhol lädt ein ins
New Yorker Partyleben, und Timothy Garton Ash war
mitten im Getümmel, als die Berliner Mauer fiel.
Rainer Wieland: »Das Buch der Feste«, Propyläen Verlag, 400 S. mit zahlreichen
Abbildungen, 48 Euro
... eine Arznei
Einen Pfad durch das unübersichtliche Labyrinth der
Wirklichkeit weist der österreichische Schriftsteller
Christoph Ransmayr: Seine Geschichten, die er ur-
sprünglich als Dankreden geschrieben hat, lindern den
pochenden Schmerz des Vergessens. Sie sind ein Kraut
gegen die Vergänglichkeit, Balsam für wunde Seelen,
wenn er davon erzählt, wie er vor einem Berggorilla im
afrikanischen Ruwenzori-Gebirge niederkniete, als Bub
das alles entscheidende Eigentor schoss und sein Vater
still in einer Bushaltestelle starb. Wer Trost sucht, findet
ihn bei Ransmayr, der mit viel Empathie eine Brücke
über den Abgrund der Sprachlosigkeit schlägt.
Christoph Ransmayr: »Arznei gegen die Sterblichkeit«, S. Fischer, 64 S., 12 €
VERSCHENKEN
SIE ...