Frankfurter Allgemeine Zeitung - 18.02.2020

(Jacob Rumans) #1
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Wirtschaft DIENSTAG, 18.FEBRUAR2020·NR.41·SEITE 15

Seite16SSeite20 eite

Die EU will digital aufrüsten.


Deshalb legt sie sichnun auchmit


den Internetgiganten an.


Rohan Vosbietetseit mehr als


30 Jahren Luxusbahnreisen wie


„anno dazumal“ an.


DerJuris tAxelHalfmeierglaubt


zu wissen,waszum Scheitern des


VW-Vergleichs geführt hat.


IM DIGITALEN WETTBEWERB DERLOKFÜHRERAUSKAPSTADT KLAGEMITKONSTRUKTIONSFEHLER

E


in früherer Konjunkturchef
des Ifo-Instituts zähltevor
Prognosesitzungen als Kon-
junkturindikator die Baukräne, die in
den Himmel über Münchenragten.
Zu Zeiten des Coronavirus istinJa-
pan ein anderer Indikatorgeboten:
die Zahl der Gesichtsmasken, die auf
denStraßengetragenwerden. Siever-
mitteln ein Gespür dafür,wie groß
die Ängstevordem Virusund wie
groß die Risiken für den privatenKon-
sum sind. Eine unwissenschaftliche
Beobachtung inTokio in denvergan-
genen Tagenzeigt, dassdie Zahl der
Schutzmaskenträger deutlichgestie-
genist. Es sieht aber nicht viel anders
aus als in normalenWintern, in de-
nen der Gesichtsschutz als Barriere
gege neinfache Erkältungsviren dient.
Das lässt die Hoffnung zu, dassdas
Coronavirus JapansWirtschaf tnicht
zu starktreffen wird. Dochjede Aus-
sageist in diesemFall mitmehr Unsi-
cherheitbehaftetals sonst. Sicher ist,
dassdas größteRisikofür Japan nicht
die chinesischenTouris tensind, die
öffentlichkeitswirksam nicht mehr
kommen. Chinastellt zwar 30 Pro-
zent der Besucher,doch liegt derKon-
sumbeitrag allerTouris tenzum Brut-
toinlandsprodukt beiweniger als
1Prozent.Weniger riskant, wenn
auchimHandelsstreit desWestens
mit China medial überzeichnet, sind
für Japan die Lieferketten mit dem
großen Nachbarn.
In einzelnen Branchen wie elektri-
sche Maschinen oder Bauteile der In-
formationstechnik haben chinesische
Zulieferer ein etwasgrößeres Ge-
wicht,nicht aberfür diegesamte japa-
nische Volkswirtschaft. Schwerwie-
gender könntesicheine geringer eIm-
portnachfrageChinas auswirken.
Das größte Coronavirus-Risikofür Ja-
pan aber ist, dassbesorgteVerbrau-
cher auf denKonsumverzichten, der
etwa die Hälfte des Bruttoinlandspro-
dukts ausmacht.Deshalb mussman
in Tokio Schutzmasken zählen.
Wiestark wirddas Virusdie Japa-
ner vomKonsum abhalten? Das
hängt maßgeblichvon der Längeder
Epidemie ab. Die Sars-Epidemie
2003 zog sichüber sechseinhalb Mo-
natehin, bis dieWeltgesundheitsor-
ganisation die Gefahr für einge-
dämmt erklärte.Käme es wieder so,
wäre die Lagebis knappvorBeginn
der Olympischen Spiele in Tokio
Ende Juli nochunsicher,mit allen
Folgen für das Sportfest. Die Sars-
Epidemie schädigteJapansWachs-
tum füretwa ein Quartal, derKon-
sum erholtesichdanachrecht
schnell. DochSarsist nur bedingt
mit demVirusCovid-19 zuverglei-
chen. Damalsgabeskeine Infizierten
in Japan. Dieses Mal aber liegt die
Zahl der Angestecktenschon bei
mehr als 60 plus mehr als 450 Infizier-

te vondem Quarantäne-Kreuzfahrt-
schif finYokohama. Oftlässt sich
kein direkter Bezug mehr zu China-
Reisenden herstellen. DieUnsicher-
heit istgrößer als 2003.
Die Virus-Sorgentreffen auf eine
deutlichgeschwächteWirtschaft.Im
Jahresschlussquartal2019 schrumpf-
te das Bruttoinlandsprodukt um 1,
Prozent.Der Hauptschuldigeist Mi-
nisterpräsident ShinzoAbe, der im
Oktober dieKonsumsteuer von8auf
10 Prozentpunkteheraufsetzen und
damitden privatenVerbraucheinbre-
chen ließ. EinenvorgezogenenKon-
sum gabeskaum. DieVirus-Ängste
der Japaner dürften nun dazu füh-

ren, dasseine Erholung des Kon-
sums vorerstausbleibt.Mindestens
so beunruhigend ist, dassdie In vesti-
tionen derUnternehmengemäß der
ersten, oftunzuverlässigen Schät-
zung derStatistiker am Jahresende
starksanken und auchfür das dritte
Quartaldeutlichnachunten revi-
diertwurden.Die Konjunkturschwä-
cheist nicht nur einKonsumproblem.
Volkswirte in Tokio schließen
nicht aus, dassdie Wirtschaf tauch
am Jahresbeginn 2020 schrumpfen
wirdund Japan in dieRezession fällt.
Die Schätzungen für den Einfluss
des Coronavirus auf dasWachstum
belaufen sichfür das Gesamtjahr auf
etwa minus 0,2 Prozentpunkte, unter
der Annahme, dassdie Epidemie im
Märzoder April ausläuft. Das klingt
nicht nach schrecklichviel. Doches
würdereichen, um das für Japan er-
warteteschwacheWachstum fürsGe-
samtjahr aufzuzehren.
Jetzt rächtsich, dassAbe sichmit
seinenAbenomics in denvergange-
nen sieben Jahr zu sehr auf eine dras-
tischexpansiveGeldpolitik verließ
undtrotzeiniger wichtigerReformer-
folgezuwenig zur Stärkung des
Wachstums tat. Jetzträchtsichauch,
dassAbe die höhereKonsumsteuer
zweimal auf scheinbar bessereZeiten
verschob, nun aber die höhereSteuer-
lastzusammen mit dem Coronavirus
die Verbraucher zweifachbelastet.
Jetzt rächt sich,dassdie BankvonJa-
pan,die dieAbenomicsdochnur hat-
te anschieben sollen, die monetäre
Expansion immer mehrweitete. Im
Gegensatz zur Sars-Epidemie hat sie
nunkeine Luftmehr zum Gegensteu-
ern. Das Olympiajahr,das dieAbeno-
mics krönen sollte, beginnt wenig
verhei ßungsvoll. Schuld daran trägt
nicht allein dasVirus.

L


adenhüterwerden nicht da-
durch attraktiver,dassman
sie immer wieder ins Schau-
fensterstellt.Eine imAuftrag der Ber-
telsmannStiftung entstandeneStudie
zum Krankenversicherungsmarkt
kommt zu dem Schluss, dasssichMil-
liarden sparen ließen,wenn alle Pri-
vatversicherten in die gesetzlichen
Krankenkassenwechselten. Das Er-
gebnis istkeinesfalls neu, klingt aber
solidarischund gegendie angebliche
„Zwei-Klassen-Medizin“ gerichtet.
Deshalbstößt es auf den Beifall der
Befürworter einer Bürgerversiche-
rung, also der SPD, der Grünen und
der Linken.
Dochdie Studie hatgroße Mängel,
schon methodisch. DieAutorenge-
ben selbst zu, dassihr Szenario unrea-
listisc hist.Inder Tat: Der Zwangs-
wechsel is tverfassungswidrig, weil er
die Grundrechteder Berufs- und der
Vertragsfreiheit missachtet.Erwürde
die Privatversicherungen als beson-
dersfreigebigeZahler im Gesund-
heitswesen und als wichtigeInnovati-
onstreiber ausschalten; vondieser
Vorreiter rolle haben auch dieKassen-
patienteninderVergangenheitstark
profitiert. Völlig unberücksichtigt
lässt die Studie dieFrage, wasmit

den riesigen privatenRückstellungen
passieren soll,welche dazu da sind,
die Versorgung derVersicherten im
Alter sicherzustellen.
Große Zweifel sind auchanjenen
Teil der Unte rsuchung zurichten, der
nahelegt, dasssichÄrzte in bestimm-
tenGegenden niederlassen,weil dort
besondersviele Privatversicherte
wohnen. Da mag es eineKorrelation
geben, weil sic hMediziner und ande-
re (privatversicherte)Freiberufler
und Akademiker in ähnlichen Mi-
lieus bewegen. Eine wissenschaftlich
überprüfbareKausalität lässt sich
aber nicht belegen.
Besser als alteNeiddebatten wie-
derzubeleben, wäre es gewesen,
wenn dieStudie die jüngstenEmpfeh-
lungen derWissenschaftlichenKom-
mission für ein modernesVergütungs-
system aufgegriffen hätte. Daraus
wirdklar,dasssichdie privaten und
gesetzlichen Systeme zumindestteil-
weise harmonisieren lassen, dassdie
Preise aberweiterhingetrenntverein-
bartwerden sollten. Das deutsche Ge-
sundheitswesen braucht Justierungen
an verschiedenen Stellschrauben.
Der Vorschlaghammer der Bertels-
mannStiftung istaber nicht dasgeeig-
nete Werkzeug dafür.

E


ineStudie imAuftrag derBertels-
mannStiftung zu den möglichen
Vorteilen einer Bürgerversiche-
rung sorgt fürWirbel in der Ge-
sundheitspolitik.Während Ärzte, Beamte,
Wissenschaftler und di eCDU die Erkennt-
nisse ablehnen, gibt es Zustimmungvon
SPD, Grünen und Linken. DieUntersu-
chung des Berliner IGES-Institutskommt
zu dem Ergebnis, dassesnicht nur solidari-
scher ,sondernauchbilligerwäre,die pri-
vatenKranken versicherungen (PKV) ab-
zuschaffenund ihreMitglieder in diege-
setzlichen Krankenkassen (GKV) aufzu-
nehmen.Wärenalle Deutschengesetzlich
versichert,könnten dieKassen ihreBei-
tragssätze um 0,2 bis 0,6 Prozentpunkte
senken, schreiben dieAutoren. Fürjedes
derzeit in der GKVversicherte Mitglied
ließen sich145 EuroimJahr einsparen,
„wenn auchGutverdiener,Beamteund
einkommensstarke SelbständigeamSoli-
darausgleichder GKV teilnähmen“.
Die Ergebnisse sind Wasser auf die
Mühlen jener Kräfte, die eine Bürgerversi-
cherung befürworten. Die stellvertretende
SPD-Fraktionsvorsitzende Bärbel Bas sag-
te,die privatenVersicherungenkämen die
gesetzlichen teuer zustehen. „Gerade die,
die mehrverdienen,beteiligen sichnicht
an der Solidargemeinschaft. Wirfordern
daher schon langeeine Bürgerversiche-
rung.“ Bestätigt fühlen sichauchdie Grü-
nen. „Erneut haben wir es schwarzauf
weiß: Das Nebeneinandervongesetzli-
cher und privater Krankenversicherung
macht die Versicherung insgesamt teu-
rer“, sagtedie gesundheitspolitische Spre-
cherin Maria Klein-Schmeink. Achim
Kessler vonder Linksfraktion sagte, in ei-
ner Einheitsversicherung müssten auch
Kapitaleinkünfte berücksichtigt und die
Bemessungsgrenze aufgehoben werden:
„Dannwärendie Beitragssenkungen noch
um einVielfaches höher.“
Das vonJens Spahn (CDU)geführte
Bundesgesundheitsministerium hält von
der Studie wenig. Die Integration aller
PKV-Patienten in die GKV sei unrealis-
tisch, auchgebe es dazukeine Vereinba-

rungen im Koalitionsvertrag, sagteein
Sprecher.Die vomIGES errechnete Er-
sparnis sei imVergleichzum Gesamtbei-
tragssatzgering, „teilweise sogargeringer
als bei einem Krankenkassenwechsel“.
Der Hauptgeschäftsführer des Arbeitge-
berverbands BGA, SteffenKampeter,sag-
te,der Wettbewerb im dualen System sor-
ge für eine hohe Qualität in derVersor-
gung und bremse zugleichdie Kosten.
BrigitteMohn vomVorstand der Ber-
telsmannStiftungverwies allerdings auf
Umfragen,wonacheine Mehrheit der Bun-
desbürgereine einheitliche Krankenversi-
cherung ohneTrennung nachEinkom-
men und Berufsgruppen befürworte. Bis-
her is tess o, das snur Beamte, Selbständi-
ge und solche Angestellten privatversi-
chertsein können, die mehrverdienen als
die Versicherungspflichtgrenze von
EuroimMonat.Vor Eintritt in die PKV ist
eine Gesundheitsprüfung nötig. Die Bei-
trägerichten sichnach Alter,Gesundheit
und anderen Kriterien. In der GKV indes
zahlen alleVersicherten unabhängigvon
Alter oderFitness14,6 Prozent der bei-
tragspflichtigen Einnahmen bis zu einer
Bemessungsgrenzevon4688 EuroimMo-
nat.Hinzu kommen Zusatzbeiträge.

Die Rechnung derStiftung legt ein „in
doppelter Hinsicht günstigeres Risikopro-
filder Privatversicherten“ zugrunde. Zum
einenverdienten sie im Durchschnitt 57
Prozent mehr alsgesetzli ch Versicher te,
zum anderen seien sie auchgesünder.Die
finanziellen und gesundheitlichen Zu-
gangsvoraussetzungen zur PKV führtenzu
dem „paradoxenResultat“, dassgerade
diephysischund finanziellStarkenden ge-
setzlichenKassen fehlten, heißt es in der
Studie mit dem Titel „Geteilter Kranken-
versicherungsmarkt“.Wärenalle Privat-
versicherten MitgliedergesetzlicherKas-
sen, könnten diese bei zusätzlichenAusga-
be nvon 28bis 30 Milliarden Euromit
Mehreinnahmenvon39Milliarden Euro
rech nen. Darausfolgeein Überschussvon
9bis 11 Milliarden.
Die BertelsmannStiftung treibt auch
um, dassdie Medizinerdichteinsolchen
Gebietenhöher sei,wo viele Privatversi-
cherte lebten. Am Beispiel Bayernslasse
sichfolgendes Musterzeigen:„Womehr
PKV-Versicherte wohnen, gibt es auch
mehr niedergelassene Ärzte.“ InRegio-
nen, wo der Anteil der Privatversicherten
um einen Prozentpunkt über dem Durch-
schnitt liege,gebe es 1,7 Prozent mehr

Hausärzteje100 000 Einwohner und 4,
Prozent mehr Kinderärzte.
Ausder Ärzteschaftschlägt derStudie
Skepsis entgegen. Der Präsidentder Bun-
desärztekammer,Klaus Reinhardt, sprach
von„mehr als zweifelhaftenZahlenspiele-
reien“. Dievonder Stiftung angestrebte
Einheitsversicherung ermögliche nur gut-
situiertenSelbstzahlernZugang zur Spit-
zenmedizin. Andreas Gassen, derVor-
standsvorsitzende der Kassenärztlichen
Bundesvereinigung, sagte:„Wie fragwür-
dig die zentraleAussagedieser Studie ist,
räumen dieVerfasser selbstein.“ ImText
heiße es nämlich, esgehe ausdrücklich
nicht um ein „umsetzungsnahes“ Szena-
rio. Der Chef des Deutschen Beamten-
bunds, UlrichSilberbach, nanntedie Stu-
die „reißerisch“ und „totalen Quatsch“.
Der Bonner Juraprofessor Gregor Thü-
sing,welcher derKommission für ein mo-
dernesVergütungssystem (KomV) ange-
hört, sagte, die sofortigeEinbeziehung
der Privatversichertenindie GKV seiver-
fassungswidrig. Außerdem ließen sichPri-
vatversicherungen als Innovationstreiber
kaum ersetzen.Zurörtlichen Ärztevertei-
lung habe dieKomV festgestellt, dassdie
Honorarhöhe dafürkeine Rolle spiele.

Japans Sorgen im Olympiajahr


VonPatric kWelter ,Tokio

Vorschlaghammer im Gesundheitswesen


VonChristianGeinitz

ash. FRANKFURT. Unabhängig von
Konjunkturschwächen der Wirtschaft,
vonHandelsstreitigkeiten odervonFi-
nanzkrisen hat die Fußball-Bundesliga
kontinuierlichanWertgewonnen und
zum 15. Mal inFolgeein Geschäftsjahr
mit einemUmsatzrekordbestritten.Erst-
mals kamen die 18 Klubs der ersten Li ga in
der abgeschlossenenSaison 2018/
knapp überdie Erlösmarke von4Milliar-
denEuro–ein Anstieggegenüber demVor-
jahr u m5,4 Prozent. Diesgeht aus dem ak-
tuellenWirtschaftsberichtder Deutschen
Fußball Liga (DFL)hervor, welcher der
F.A.Z. vorabvorliegt. DFL-Geschäftsfüh-
rerChristian Seifertsprac hvon einer be-
achtli chen Wachstumsgeschichte. „Der
deutsche Profifußball hat sichzueiner zu-
kunfts fähigenIndustrie entwickelt, die in-
zwischen direkt und indirekt 56 000Ar-
beitsplätze schafft und über eine hohefi-
nanzielleStabilitätverfügt.“
Mit einem Schnittvon fast 43 000ver-
kauften Eintrittskar ten je Spiel seidie Bun-
desliga die Fußballligamit den meisten Zu-
schauerninder Welt.Die Auslastung der
Stadien beträgt nachAngaben desStatis tik-
portals Statista 92,4 Prozent.Die er steund
zwei te Liga setztenvergangene Saisonfast
19 MillionenTickets ab .Einevon der Liga
in Auftraggegebenerepräsentative Erhe-
bung des InstitutsKantar habe ergeben,
dass74Prozent dieBundesligaals „festen
Bestandteil der Gesellschaft“ in Deutsch-
land bezeichneten. Der GewinnvorZin-
sen,Steuernund Abschreibungen (Ebitda)
erhöhtesichinder vergangenenSaison
abermalsauf durchschnittlich etwa smehr
als 48 Millionen Euroje Klub undinsge-
samt rund 869 Millionen Euro.Nach Steu-
ernverzei chneten14der 18 Klubs ein posi-
ti vesErgebnis. Die Eigenkapitalquote
stiegbinnen eines Jahresvon43auf 48Pro-

zent.Die Verbindlichkeiten gingen um 5
Prozent auf 1,5 Milliarden Eurozurück.
Die Ausgaben erhöhten sichleichtauf 3,
Milliarden Euro, dergrößtePostenwaren
mit einem Anteilvon37Prozent diePerso-
nalkostenfür Spielerund Trainer.Sie leg-
tenum8,6 Prozent auf mehr als 1,4Milliar-
den E urozu.
Zugleichwirdersichtlich, dassein Groß-
teil der Klubsgeradeiminternationalen
VergleichDefizit eaufweist–und national
an Grenzenstößt.Sogingen die Erlöse aus
den Spieltagen mit Eintrittskar tenund
dem GeschäftimStadion (520 Millionen
Euro) ,der Werbung (845 Millionen) und
aus demFanartikelverkauf (176 Millio-
nen) leicht zurück. Die medialeVermark-
tung der Bundesligamacht inzwischen mit
knapp 1,5 Milliarden Eurofast37Prozent
des Gesamtumsatzes aus. Der Betrag er-
höhtesichineinem Jahr um fast240Millio-
nen Euro.

„GewisseWachst umsgrenzen“
Derzeit zahlen Medienpartner für die na-
tionalenRechterund 1,1 Milliarden Euro
im Jahr,die DFL erlöstimAusland 250
MillionenEurojeSaison. DenRestder
Medieneinnahmen erwirtschaften die
Klub simDFB-Pokal undinden interna-
tionalenWettbewerben. ZumVergleich:
Diedominierende PremierLeague in
England erlöstaus der Medienvermark-
tung jede Saisonderzei tzweiMilliarden
Euro zu Hause und1,6 Milliarden inter-
national. DerGesamtumsatz der 20 Pre-
mier-League-Klubsbetru gnachAnga-
ben derWirtscha ftsberatungDeloitt e5,
MilliardenEuro–allerdingsnachder Sai-
son 2017/18und ohneTransfergeschä ft.
Diespanische Ligasetztezuletzt fast so
viel u mwie die Bundesliga, die SerieAin
Italie nliegt mehr als eineMilliarde Euro

dahinter,dann folgt Frankreich(1,7 Milli-
arde nEuroinder Saison2017/18).
Wenn derVerkau fder internationalen
Medienrechte die Attraktivitätder Bundes-
ligaimAusland dokumentiert, dann liegen
die deutschen Klubs dort nicht mehr auf
Platz zwei hinter der Premier Leaguewie
beimGesamtumsatz,sonder nauf de mvier-
tenRanghinter England (1,6 Milliardenim
Jahr), Spanien (fast1Milliarde)und Italien
(340 Millionen). Diehöheren Einnahmen
der anderen aufausländischen Märkten
wie Asien,Nord-und Südamerika resultie-
renunteranderemausmehrsportli chen Er-
folgen in internationalen Wettbewerben.
DieInternationalisierungderMarkeBun-
desligaist für den DFL-Geschäftsführer
eine zentraleAufgabe. Der nächsteWachs-
tumsschritt seidannmöglich,wenn dieVer-
eineihresportlicheLeistungsfähigkeitwei-
tersteigerten, um darüberdie Attraktivität
insbesondereimAuslan dzuerhöhen, sagt
Seifer t. „DieFans, egalwo,wollen erfolgrei-
chenFußballsehen.Nationalkommtdie
Bundesligafrüher oder späterangewisse
Wachstumsgrenzen.“
Hinter Bayern Mün chen und Borussia
Dortmundklafftin vielerlei Hinsicht eine
Lücke. Beide Klubs haben seit mehr als
fünf Jahren einen Anteil am Gesamtum-
satz der Bundesliga vonetwa31Prozent.
Der FC Bayern wies für die Saison
2018/19rund 750 Millionen Euroaus, die
Dortmunder 490 Millionen. Der FC Bay-
erngewann einmal die Champions Lea-
gue (2013gegenDortmund), erreichte
darüber hinaus in denvergangenen zehn
Jahren fünfmal mindestens das Halbfina-
le derKönigsklasse. Das zahlte sichmit
zusätzlichen Ausschüttungen aus. Der
BVBkam nochzweimal insViertelfinale
der Champions League (2017, 2014) und
einmal insViertelfinale der Europa Lea-
gue (2016). EintrachtFrankfurtkam in

der vergangenen Saison immerhin ins
Halbfinale der Europa League. Daswar’s.

Spanische Klubs am effektivsten
Dabeistehen den anderenVereinen der
Bundesligahinter Bayern und BVBgenug
finanzielle Mittel für mehr Erfolg zurVer-
fügung. Zudem zeigt dasgleichbleibende
Umsatzverhältniszwischen den beiden
deutschen Topklubs und demRest der
Liga, dassdie sogenannteScherezwi-
schen Armund Reichkeinesfallsweiter
auseinandergeht.Inder spanischen Liga,
in welcher dieUmsatzdominanzvonReal
Madrid und des FC Barcelonakonstant an
die 50 Prozent beträgt, holte der andere
Teil der Klubs in denvergangenen zehn
Jahren sechs Titel in der Europa League
und kam16Mal ins Halbfinale internatio-
naler Wettbewerbe –mit vielweniger
Geld, als den deutschen Klubs hinter Bay-
ernund BVBseit Jahren zurVerfügung
stand. So produzieren die Bundesliga-
klubs für den hohenAufwand zuwenige
Talente. Immerweniger U-21-Spielerkom-
men zum Einsatz. Zunehmend laufenwe-
niger Nationalspielerauf. In derRangliste
der50wertvollsten Spieler (www.trans fer-
markt.de) liegt die deutsche Bundesliga
derzeit auf Platz vier hinter England, Spa-
nien und Italien, obwohl dieTransfererlö-
se auf 675 Millionen Eurokletterten (
Prozent des Gesamtumsatzes).AusSicht
Seiferts habe die DFLeinesolide Grundla-
ge geschaf fen. Der deutsche Profifußball
besitze eine positiveVerankerung in der
Gesellschaft, sei gut organisiertund Vor-
reiter in der Digitalisierung. „DieVerant-
wortung für das eigentliche Produkt, den
Fußball auf dem Platz, haben die Klubs.
Es geht künftig zunehmend darum,was
sie aus denfinanziellenMöglichkeiten ma-
chen.“ (Kommentar Seite22.)

Fürdie Schwäche der
KonjunkturinJapan ist
vorallem dieRegierung
verantwortlich.

Die Bundesligabrummt –und vergibt Chancen


Topklubs setzen erstmals 4Milliarden Euroum, aberhinter Bayern und Dortmund klaffteine große Lücke


Angriff auf die Privatversicherung


Eine Bürgerversiche rung


würdeim


Gesundheitssystem


Milliarden Euro sparen,


sagen Forscher.Esgibt


Beifallvon lin ks.Ärzte


sind skeptisch.


VonChristian Geinitz,


Berlin


Privatversicherte sind im Durchschnitt gesünder


1) Stand 2016; Auswahl.

Anteil dergesetzlich(GKV)bzw. privatKrankenversicherten (PKV), beidenen
eine derfolgenden Erkrankungen diagnostiziert wurde,inP rozent1)

Bluthochdruck 26,
27,

Diabetes 8,
6,

Herzerkrankung 10,
9,

Krebserkrankung 5,
6,

Depression 8,
5,

Gelenkerkrankung 20,
18,

Chronische
Rückenbeschwerden

18,
13,

Schlaganfall 2,
2,

Kein eKrankheit
diagnostiziert

35,
39,

GKV-Versicherte

23 Prozent
der GKV-Versicherten
werden jährlichstationär
behandelt,17 Prozent
der PKV-Versicherten.

57 Prozent
verdient ein PKV-
Versicherterim Durch-
schnitt mehrals ein
GKV-Versicherter.

38 Mrd.€
Beiträgewürden privat
Versicherte beisteuern,
wenn sie gesetzlich
krankenversichertwären.

Quelle: Bertelsmann Stiftung/Foto Imago/F.A.Z.-Grafik Brocker Kopf einer 46-Jährigen i mMRT

PKV-Versicherte
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