Frankfurter Allgemeine Zeitung - 18.02.2020

(Jacob Rumans) #1

SEITE 18·DIENSTAG, 18.FEBRUAR2020·NR.41 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


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as ginggerade nocheinmal gut.
Nachdem die Flugbegleiter ge-
werkschaf tUfo nacheinemWarn-
streik bei den Lufthansa-Tochtergesell-
schaf tenSunexpress, Cityline, German-
wings und Eurowings im Oktober,einem
zweitägigenStr eik imNovember bei der
DeutschenLufthansa und einem dreitägi-
genStreik bei Germanwings über den Jah-
reswechsel eigentlich schon unbefristete
Streiksbei derLufthansa angekündigt hat-
te,konnten sichder Konzernund die Ufo
Ende Januar dochnochauf ein Lösungs-
procederezur Konfliktbeilegung einigen.
Das Schreckgespenst der mobilitätsver-
wöhnten Bürgergeht nunvorerstdoch
nicht um in Deutschland, dieStr eiksbei
der Lufthansa wurden abgesagt.
Die Konfliktparteienhaben sichauf ei-
nendreistu figenProzesszurLösung derta-
rifliche nund ni chttariflichenKonflikte ge-
einigt, der einegroßeSchlichtung zurKlä-
rung allerTariffragen, ein eMediationzur
Aufarbeitungder vergangenenAusein an-
der setzu ngen und ein außergerichtliches
Güteverfahren zur Klärung aller rechtli-
chen Fragenvorsieht.Die Wende kam
durchaus überraschend.Zu verhärtetschie-
nendie Fronte nindem Konflikt, derweit
mehr istals ei nregulärerTarifkonf likt.


Konflikt istnicht gleichKonflikt.Kon-
flikte habenverschiedeneUrsache nund
Hintergründe. Sie werden mitunter-
schiedlichenMitteln ausgetragen und
sindinihremVerlauf, ihrem Eskalations-
grad sowie in ihrem Ausgang höchstver-
schieden.Wasfür Konflikt eimAllgemei-
nengilt,gilt fürTarifkonflikteinbeson-
dere mMaße. Betrachtet man die Tarif-

auseinandersetzungender letzten Jahr-
zehnt ebei derLufthansagenauer, dann
zeigt sich, dassesKonfliktegibt, die prak-
tisc hkonfliktfreiverlaufen sind und
schnell aufgelöstwerdenkonnten, und
dass es Konflikt egibt, die langeandauer-
ten, nahezukompromisslos ausgetragen
wurden undvon bisweilen heftigen
Str eiksbegleit et waren. Vorallemdie Pi-
lotenstreikszwischen2014 und 2016so-
wieder große Kabinenstreik 2015 dürf-
tennochgut im Gedächtnis sein, sieprä-

genden Blickauf da sStreik geschehen
bei Lufthansa.
Dauer, Intensität und Eskalationsni-
veau eines Tarifkonflikts hängen ent-
scheidendvomKonflikttypus undvom
Konfliktgegenstand ab.Währendreine
Tarifauseinandersetzungenum dieHöhe
der Löhne in derRege lkein besonderes
Eskalationspotential in sichbergen, eska-
lierenvorallemAuseinandersetzungen
um jene Themenfelder, in denenes um
das große Ganzeund Grundsätzliche
geht:umden Umbau derKonzernstruk-
tur,umArbeitsplätze, um diegrundlegen-
de Tarifvertragsstruktur oder um den Ge-
werkschaftsstatus. Zudem zeigtsich,
dass esvorrangiggewerkschaftlicheAb-
wehr-und Verteidigungskämpfesind, die
außerordentlich heftig eskalieren. Haben
Gewerkscha ften etwaszuverlie ren–
etwa ihreRolle und ihren Status imKon-
zernoder alteBesitzstände undPrivile-
gien-,zeigen sie ein hohes MaßanKon-
flikt- undStreikbereitschaft. Besonders
problematisch wirdes, wenn sichkontro-
verseThemenkonfliktemit persönlichen
Konflik ten, egoistischen Interessen oder
reinen Machtfragen überkreuzen.
Dergegen wärtigeKonflikt mit Ufoist
insofernein Konflik tmit Ansagegewe-

sen. Esgeht bei diesemKonflikt zwar
auch um herkömmlicheTariffragenwie
Entlohnung undSonderzahlungen, aber
es geht au ch undzuvörderstumGrund-
sätzliches: um denGewerkschaftsstatus
derUfo sowie dengrundlegendenUm-
gang des Konzerns mit der Gewerk-
schaf tbeziehungsweise einzelnen Ge-
werkschaftsfunktionären.
Das Verhältnis zwischen der Ufound
derLufthansa istnicht zuletzt aufgrund
diverser juristischer Auseinandersetzun-
geninder jüngsten Vergangenheit ange-
spanntund fragil.ImZugegewerkschafts-
interne rStreitigkeiten undTurbulenzen
hatt edie DeutscheLufthansazunä chst
eine hohe sechsstellig eSummevonder
Ufound einzelnenVorstandsmitgliedern
zurüc kgefordert,weil dieselaut Lufthan-
sa unrechtmäßigweiter Gehalt bezogen
hätten. Mittlerweile konnten sichdie Par-
teien zumTeil auf einenVergleicheini-
gen. Ferner hattedie Lufthansaeine Kün-
digungvonTarifverträgen durch die Ufo
nicht anerkanntund warjuristischdage-
genvorgegangen ,vor Gerichtjedochge-
scheitert.Die Problematikkulminierte,
als dieLufth ansaden grundsätzlichen
Gewerkschaftsstatus derUfo gerichtlich
überprüfenließ.Ende Novemberhat die

Lufthansa die Klagejedochzurückgezo-
gen. Darüberhinaushattedie Lufthansa
bereits Ende Septemberden früheren
Chef und derzeitigen Vorstandsbeauf-
tragtender Ufo, NicoleyBaublies,frist-
los entlassen.
Die Arbeitskampfmaßnahmender Ufo
müsseninsofernals vorläufiger End-
punkt einer tiefer liegendenAuseinander-
setzung zwischen derGewerkschaftund
der Lufthansaverstandenwerden. Bei
dem Konflik thandelt es sichumeinen
Fundamental- beziehungsweise Grundla-
genkonflikt, bei dem sichunterschiedli-
cheTarifthemen sowiejuristischeAus-
einandersetzungen mit persönlichenAni-
mositäten überlappen. Die Eskalation
waralso vorprogrammiert,eine Lösung
nicht absehbar.
Nunaber dieWende in einemKon-
flikt, in demnahezualles falsc hgelaufen
ist,was falschlaufenkann. DerKonflikt
istein Paradebeispielfür die sukzessive
Konflikt eskalation, fürverpatzte Streit-
schlichtung und suboptimalesKonflikt-
managementauf beiden Seiten.Aber so
paradoxesauch klingen mag: DerKon-
flikt beziehungsweisedas nunvereinbar-
te innovativeLösungsprocedere hat das
Potential,auch über den spezifischen

Konflikt hinaus stilbildendzuwirken
und Vorbildcharakter für anderefestge-
fahreneKonflikt ezuhaben. Der dreiteili-
ge Lösungsprozesskönnte,wenn es den
Konfliktparteien wirklichernst istmit ei-
ner Einigung, nicht nurdazu führen, da ss
der aktuelleKonflik tgelöstwird, son-
derndarüberhinaus dazu beitragen,ein
konstruktives Konfliktmanagementbei
der Lufthansa zuetablieren,das Verhält-
nis zwischender Uf ound demKonzern
neuauszutarieren sowie einenangemes-
senenUmgang mit zukünftigen Konflik-
tenzufinden. Ganzgrundsätzlichist ja
nich tder Konflik tzwischen Arbeitge-
bernund Gewerkschaf tenansichdas Pro-
blem, sondernein dysfunktionalerUm-
gang damit.
Sollt edas vereinbarte Procederezur
Lösungdes Konfliktsgelingen, könnte
die langeKonfliktgeschicht ezwischen
derUfo und derLufthansaamEndedoch
nochwas Gutes für alle beteiligtenPartei-
en habenund Wege in einkonstruktive-
resKonfliktmanagement aufzeigen.

PeterImbuschist Professor fürPolitische So-
ziologie an der BergischenUniversitätWup-
pertal,JorisStegwissenschaftlicher Mitarbei-
teramLehrstuhl fürPolitische Soziologie.

Warumder Dauerstreit zwischenLufthansa und Ufonochetwas Gutes habenkann


VonPeterImbuschundJorisSteg

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ie Zitterpartie nimmt
kein Ende. „Dankean
alle Passagiere, dassSie
in diesen hartenZeiten
zu unsstehen.“ Mit die-
sem Satz hattesichder
Pilotdes FlugsvonSouth African Air-
ways (SAA)vonMünchen nachKapstadt
Anfang Januarverabschiedet. Drei Wo-
chen späterwaressoweit:SAA strich vor-
läufig dieStreckesowie weiter eVerbin-
dungen im Inland.Zudem wurde einTeil
der Flotte auf dieVerkaufslistegesetzt.
AnfangFebrua rwurde die traditionsrei-
chen Fluggesellschaft86Jahrealt.Doch
immer nochist unklar,obsie die nächs-
tenWochen überstehen wird. Dieexter-
nen Verwalter ,die einenRettungsplan
aufsetzensollen,fordernvom Staat weite-
re 2MilliardenRand, alsorund 126 Millio-
nen Euro, um die laufendenKosten zu be-
gleichen und die Fluggesellschaftnach
dem Vorbild des Chapter-11-Verfahrens
in denVereinigtenStaaten umzubauen.
Dochauchnachdem jüngstenKrisentref-
fender Führungsspitzekann sichdie Re-
gierungsparteiAfrikanischer National-
kongress (ANC) nicht zu diesem Kraftakt
durchringen.Stattdessen sollten „alle die
Daumen drücken“, schrieb der sonstmit-
teilungsfreudigeFinanzministerTito
Mboweni knapp aufTwitter.
Die goldenenZeiten vonSAA sind lan-
ge her:Vor neun Jahren hattedie Gesell-
schaf t–ein Mitglied derStar Alliance –
zum letzten Mal Gewinn erwirtschaftet.
Danachging es sukzessiveabwärts. Im-
mer wieder mussteder Steuerzahler aus-
helfen. In denvergangenen zwei Jahren
legtedie Fluggesellschaftgar keine Ge-
schäftsberichtemehr vor.
Die katastrophaleFinanzlage isteiner
Fülle vonGründengeschuldet. Obwohl di-
verseRegierungen denstaatlichen Mono-
polistenals Aushängeschild derNation be-
tracht eten, fehlte es seit den achtziger Jah-
renander nötigenKapitalausstattung.
Stattdessen steckten diePolitikerange-
sichts der Apartheidlieber in dieVerteidi-
gung und Sicherheit Geld.
Anfang der neunziger Jahrewar dann
zeitweise ein Börsengang im Gespräch,
dochmit der Machtübernahme des sozia-
listisc hgesinntenANC wurdedas Vorha-
ben fallengelassen.Zudem hattedie neue
Regierung andere Sorgen, als sichumeine
Fluggesellschaftzukümmern, die nurwe-
nigeihrer Wählernutzten. Den Nieder-
gang beschleunigten dann politischeEnt-
scheidungen sowie Missmanagement und
Korruptio ninder Chefetagevon SAA.Ar-
beitskämpfeinder Belegschaftwaren die
Folge. Alleinder achtTage langeStreik
Ende 2019kostet edie Gesellschaftrund 3
Millionen EuroamTag.
Die Miserevon SAAkönntefür Kon-
kurrenten in Afrikaein warnendes Bei-
spiel sein. Dochdas Gegenteil istder Fall:
Allein inWestaf rika entstehen gegenwär-
tig drei neue Fluggesellschaften. Bereits
im Märzplant Mali, einStaat, der derzeit
eher mitterroristischen Anschlägen als
mit Sehenswürdigkeiten Schlagzeilen
macht, denStarteiner neuen Fluggesell-
schaf tmit einer Boeing 737.NachAnga-
ben desPortals Maliwebstecke ein Ge-
schäftsmann namens El Baba Haïdaradit
Sandy hinter demVersuch, die 2012still-
gelegtenationale Air Mali wiederzubele-
ben. Bis Ende des Jahres soll Gabun mit


zwei Millionen Einwohnernwieder eine
nationale Flugliniegeschaf fenhaben –so
will es zumindestder Premierminister
des Zwergstaats, Julien Nkoghe Bekalé.
Air Gabonwar2006 zusammengebro-
chen. Ähnliche Pläne hat Benin (12 Mil-
lionen Einwohner). „DieAusstattung der
zivilenLuft fahrtBenins miteiner interna-
tionalen Fluggesellschaftist die wichtigs-
te Garantie für eineweiter eVerbindung
mit demRest der Welt“, verkündete kürz-
lichTransportministerHervé Hêhomey.

Hat AfrikasLuftverkehr Zukunft?

Die Westafrikaner sind nicht die einzigen
mitderar thochfliegenden Plänen. Imver-
gangenenAuguststarteteUganda Air-
lineswieder ihren Betrieb.Die Fluggesell-
schaf tjenes Staats, der einstvon Winston
Churchill di e„PerleAfrikas“genannt wur-
de, war1976 unter Idi Amingegründet,
aber 2001stillgelegtworden. Rund 400
Millionen Dollar hat sichdie no torisch
klammeRegierungvonMinisterpräsident
Yoweri Museveni das ehrgeizigeVorha-

ben bislangkosten lassen. Dafür mussten
neue Schuldenvon330 Millionen Dollar
aufgenommenwerden.Nun verfügt Ugan-
da Airlines über vierPassagierjetsvom
TypBombardier CRJ700. Jederkann 68
Passagieretransportieren–dochbeim
Jungfernflug vonUganda Airlines II nach
Nairobi verloren sichgerade einmal acht
Menschen auf den Sitzen.
Nicht viel erfolgreicher istderzeit die
staatliche Gesellschaftdes Nach barlan-
des Tansania. 1977, nochunter dem Präsi-
denten Julius Nyerere,wardie AirTanza-
nia gegründetworden, 2002 mussteder
BetriebwegenErfolglosigkeit eingestellt
werden. Nach seiner Machtübernahme
2015 hat der diktatorischregierende Präsi-
dent John Magufuli einenNeustart des
maroden Unternehmens angeordnet.
Mittlerweile verfügen die „Flügeldes Ki-
limandscharo“ (Air-Tanzania-Eigenwer-
bung) über ein Flottevon zehnPassagier-
jets, darunter zwei jeweils 225 Millionen
Dollarteure 787-8 DreamlinervonBoe-
ing.Allerdings sind beide nicht immer im
Einsatz. Bereits zweimal wurden Magufu-

lis stolze Fliegerfestgesetzt :einmal im
südafrikanischen Johannesburg, einmal
in Kanada. EintansanischerFarmer,der
1980 vonden Sozialistenumeine Farm,
250 Autosund zwölf Kleinflugzeugege-
brachtworden war, hattenochRechnun-
genmit derRegierung in Dodoma offen.
Erst nachzähenVerhandlungen wurden
die Flugzeugefreigegeben.
Einerseits gilt Afrikaals einer der letz-
tengroßen Wachstumsmärktefür den
Flugverkehr.Soprognostiziertder inter-
nationale Branchenverband IATA,dass
die Zahl derPassagiereinAfrik abis 2037
um 200 Millionen aufrund 334 Millionen
im Jahrsteigen wird. 12 Prozent derWelt-
bevölkerung leben in Afrika, dochder
Kontinent hat an derglobalenPassagier-
zahl nur einen Anteilvon2,5 Prozent.

ZahlungskräftigePassagierefehlen

So is tesverständlich, dassauchkleinere
Staaten die Chance nutzenwollen, um
den Tourismus und die eigeneWirtschaft
anzukurbeln, zumal es zwischen vielen

Ländernkeinedirekten Verbindungen
gibt.Passagieremüssen über die Dreh-
kreuzeAddis Abeba, Johannesburgoder
Nairobi fliegen oder sogar einenUmweg
überEuropa inKauf nehmen.Das macht
das Reisen innerhalb Afrikas zu einem ner-
venaufreibendenund teurenVergnügen.
Je Kilometergerechnet, istes achtmal so
teuer,von SüdafrikanachBotswana zu
fliegen alsvonSüdafrikanach NewYork.
Andererseitsist der Flugbetrieb in Afri-
ka trotzder hohen Preise einVerlustge-
schäf t. NachAngaben der IATA verbuch-
tendie Fluggesellschaften2019 im Durch-
schnitt einenVerlust von1,54 Dollar je
Passagier.Die Flugzeugesind nur zu 60,
Prozent ausgelastet–ein Tiefstwertim in-
ternationalen Branchenvergleich.
Es fehlt an einer zahlungskräftigen Mit-
telschicht.Außerdem hemmen strikte
Visa-Vorschriften, hohe Flughafengebüh-
renund Pr otektionismus einzelnerStaa-
tendas Wachstum. Der IATA-Verband
mahnt denn auchimmer wieder einewei-
tere Öffnung desLuftraums über Afrika
an, um das Geschäftinsgesamt anzukur-

beln. Dochdas kommt nur schleppend
voran. Zwar haben bisher 28 Länder ein
Open-Sky-Abkommen der Afrikanischen
Union unterzeichnet, aberweniger als die
Hälf te der Mitglieder änderte die nationa-
lenGesetze, um es umzusetzen.
Undschließlichbleiben die Fluggesell-
schaf tenauchvon Krisen in einzelnen
Ländernnicht verschont.Soschuldetbei-
spielsweise dasvonInflation und notori-
scher DevisenknappheitgebeutelteZim-
babwe allein der insolventen SAArund
60 Millionen Dollar aus demVerkauf von
Flugticketsimeigenen Land.
„Viele afrikanischeStaaten begrenzen
den Zugang zu ihremLuftraum, um ihre
eigenenstaatlichen Fluggesellschaftenzu
fördern“, moniertdie 1946 inNewYork
gegründete Foundation forEconomic
Education (FEE) in ihrer aktuellen Analy-
se „Warum Afrikanur eine einzigeprofi-
table Fluglinie hat“. PrivatenKonkur ren-
tenwürden beizeiten „die Flügel ge-
stutzt“, bevorsie überhauptdie Chance er-
halten würden, abzuheben, heißt es.

PrivateKonkurrentenohne Chancen
Die Traditiongehe zurückauf die sechzi-
gerJahre, als viele neue afrikanischeStaa-
tenFluggesellschaftenaus derTaufeho-
ben, um ihren „Status alsNation“ zu be-
haupten. Dochdiese nationalen Airlines
hätten „wenig Grund,stolz zu sein“,wen-
detdie Denkfabrik ein. Die meistenseien
irgendwanngescheitertund nie in der
Lagegewesen, ihreKostenzudecken. Ihr
Überlebenverdankten sie nurstaatlichen
Zuschüssen,während sieVerluste in der
Höhevonvielen hundertMillionen Dol-
lar verursachten.Vonden dreigroßen des
Kontinents–Kenya Airways ,Ethiopian
Airlines undSAA–seien nur dieÄthio-
pier,die mit 125 Flugzeugen derzeit 113
verschiedene Ziele ansteuern, wirtschaft-
licherfolgreich.
Tatsächlichist der Unterschied zwi-
schen Ethiopian Airlines und demgroßen
RivalenSAAbemerkenswert. Trotzder
Krise nachdem Absturzder Boeing 737
Max beförderte Ethiopian imvergange-
nen Geschäftsjahr mehrPassagiereund
Fracht und erzielteeinen Gewinn, der
fast doppelt so hochist wie dieStaatshil-
fe,umdie SAAgeraderingt. DochBran-
chenexpertensind zurückhaltend, die
Fluggesellschaftals „S taramafrikani-
schen Himmel“ zu preisen, an dem sich
andereein Beispiel nehmenkönnen.
Zumeinen haben dieÄthiopierdas
Glückeiner besseren geographischen Lage
näher an Europaund Asien.Zumanderen
istder dortigeMarkt strikt reguliertundbe-
schränkt denWettbe werb. Zudem erlaubt
dieGesetzgebung dorteine Quersubventio-
nierung der Fluggesellschaftaus Über-
flug-, Landegebührenund sonstigenEin-
nahmendesstaatlichen Flughafens. In Süd-
afrik aist das rechtlic hnicht möglich.
In zweierlei Hinsicht aber istEthiopian
vorbildhaft, sind sichdie Fachleuteeinig:
die Regierung rüstete die Fluggesellschaft
vonAnfang, um nicht nur in Afrika, son-
derninternational einweites Strecken-
netz zu bedienen.Zudem lässt sie dem
Management unterVorsitz des erfahre-
nen Tewolde GebreMariam freie Hand.
Er führtdie Fluggesellschaftseit 2011.
SAAerlebteindieser Zeit acht Chefwech-
sel. Im Moment hat die Fluggesellschaft
wieder einmal nur eine Interims-Chefin.
Solangekeine neuenStaatshilfenfließen,
wirddas wohl auchsobleiben.

STANDPUNKT


Acht Chefwechsel
binnen neun
Jahren:Passagier-
jetvon SAAam
Flughafen
Johannesburg
Foto Bloomberg

Afrikas Fluglinien trudeln


Die Tage vonSouth African Airways sind gezählt.Dochdie Miseredes staatlichen


MonopolisteninS üdafrikahält viele kleinereStaaten in Afrikanicht davonab, eigene


Fluggesellschaftenzugründen.VonClaudia Bröll und Thilo Thielke,Kapstadt


Je grundsätzlicher das
Thema desKonflikts ist,
umso schneller und heftiger
eskalierter.
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