Der Immobilienmarkt der «NeuenZürcher Zeitung», 28. März 2020 http://www.nzzdomizil. ch
Peak bei Eigenheimtransaktionen ist überschritten
Im vierten Quartal 2019 registrierte der
Swiss Real EstateDatapool (SRED),
der grösste öffentlich verfügbarePool zu
Eigenheimtransaktionen in der Schweiz,
knapp 4000 Eigenheimtransaktionen.
Ein Rekord wert, der das letzte Mal im
vierten Quartal 2009 erreicht worden
war.Verantwortlich fürdiese starke Ent-
wicklung Ende 2019 dürfte dieTatsache
sein, dass zahlreiche private Haushalte
zu Recht zur Überzeugung gelangt sind,
dass uns dierekordtiefen Zinsen noch
einige Jahre begleiten dürften.
AbgeflachtesPreiswachstum
Es stellt sich dieFrage, ob wir uns im
Eigenheimsegment wieder in Richtung
Immobilienblase bewegen. Der gesamt-
schweizerischen UBS-Immobilien-Bub-
ble-Index stieg jedoch nicht an. Der
Index blieb im Bereich «Boom», unter-
halb des Bereichs «Risiko». Besonders
erfreulich war die Entwicklung des Sub-
indikators, der dasVerhältnis desWachs-
tums zwischen Hypothekarvolumen und
Haushaltseinkommen misst: Er zeigte
einen parallelen Anstieg dieser beiden
Grössen und nicht wie früher ein über-
proportionalesWachstum des Hypothe-
karvolumens mit einer entsprechenden
Zunahme derVerschuldung der priva-
ten Haushalte. Der Grund dafür liegt
wahrscheinlich darin, dass beim Eigen-
heimkauf vermehrt auf die sogenannte
«Mom andDad»-Bank zurückgegriffen
werden muss.
Aufgrund des hohenTransaktions-
volumens sind imJahr 2019 gege nüber
dem Vorjahr auch die Eigenheimpreise
weiter angestiegen.Derdurchschnittliche
Preisanstieg bei Einfamilienhäusern aller
vier privatwirtschaftlich angebotenen In-
dizes hat sich dabei mit 1,7% etwas ab-
geflacht. Das durchschnittliche Preis-
wachstum von Einfamilienhäusern liegt
im Schnitt der letzten zwanzigJahre bei
2,9% proJahr. Eine Abflachungdes
Preiswachstums verzeichneten auch die
Eigentumswohnungen mit 2,3% (lang-
jähriges Mittel: 3,5%).
Interessant ist, dass die einzelnen
Transaktionspreisindizes der vier An-
bieter im letztenJahr zwischen einem
Preiswachstum bei Eigentumswohnun-
gen von 1,8 bis7, 5% lagen. Es ist so-
mit gut nachvollziehbar, dass die Politik
einen Immobilienindex vom Bundesamt
für Statistik fordert, um genauereAus-
sagen zurWertentwicklung des grössten
Investments vieler Schweizer Haushalte
zu erhalten.
Eine Betrachtung der einzelnen
Regionen, in denen die drei SRED-
Banken (Credit Suisse, UBS, ZKB) die
meisten Hypothekenvergeben, zeigt,
dass dieTreiber desWachstumsregio-
nal sehr unterschiedlich sind:In derAb-
bi ldung wurde dabei die AnzahlTrans-
aktionen imJahr 2019 mit denen des
Vorjahres verglichen. Dies zeigt, dass
vor allem in denRegionen Bern,Tessin
und Zürich die Zahl derTransaktionen
stark zugenommen hat. In derRegion
Genfersee wurde garkeine Zunahme
mehr verzeichnet.
Es fragt sich, wie sich die gegenwär-
tige Corona-Krise auf den Eigenheim-
marktauswirkt. Momentan arbeiten
noch rund 80% der arbeitstätigen Be-
völkerung, die übrigen 20% werden
mit dem Nothilfepaket des Bundes-
rates unterstützt.Wir gehen davonaus,
dass dies auch in diesemRahmen bleibt,
wenn sich die Situation im Sommer wie-
der normalisiert, was das wahrschein-
lichste Szenario ist.Eine Studie der Cre-
di t Suisse zeigt, dass die jährliche Zins-
belastung pro Eigenheim von 10 000
Fr. im Jahr 2008 auf derzeit noch 50 00
Fr. gesunken ist. Bei Hypothekenver-
gaben in jüngerer Zeit wurde dieTrag-
barkeitshü rde bei einem Zinsniveau von
5% angesetzt.Wir gehen deshalb davon
aus, dass diejenigen Eigenheimbesitzer,
die zu diesen betroffenen 20% gehören
und gewisse Einkommensreduktionen
in Kauf nehmen müssen, nicht unter
Druck geraten.
Kein Preiszerfall zu erwarten
Somit dürfte es kaum Notverkäufe von
Eigenheimen geben,schongar nicht in
einem Umfang, der zu einem Preiszer-
fall führenkönnte. Aufgrund der un-
sicheren Wirtschaftslage und des Ab-
sturzes der Börsen werden Eigenheim-
käufe wahrscheinlich verschoben wer-
den, und dieVerkäufer brauchen etwas
mehr Geduld.Somit dürfte derPeak der
Anzahl Eigenheimtransaktionen wohl
überschritten sein.
Peter Ilg
Swiss Real EstateDatapool
Inhalt
Objekt im Fokus
Wie man bei begrenzten Platzverhält-
nissen e in grosses Wohngefüh l schafft,
zeigen fünf kleine Reihenhäuser, die in
Horgendirekt am Ufer des Zürichsees
stehen. 7
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Chefredaktion: Eric Gujer. Verantwortlich
für dieseBeilage: Andrea Martel,David Strohm.
Redaktion undVerlag: NeueZürcherZeitungAG,
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Historische Luftaufnahmen der Schweiz
Bilderschatz der Schwei zeri schen
Nationalbibl iothek
Die Graphische Sammlung der Schwei-
zerischen Nationalbiblio thek verfügt
über einenbedeutenden Bilderschatz.
Seit 1988 hütet sie auch das Archiv des
Luftbildfotograf en Hugo Kopp, der
von 1938 bis 1990 in Zürich ein Studio
betrieb. Unsere Serie mit Kopps Flug-
aufnahmenwurde möglich dank der
Mithilfe derNationalbibliothek.
Di ese Aufnahmevon Solo-
thurn, mit der wir unsere
Serie der his torischen Luft-
aufnahmenvon HugoKopp
abschliessen, ist etwas aus
dem Lot geraten. Sielässt
die schwankendeDynamik
erahnen, derKopp beim
Fotografieren aus der Luft
ausgesetzt war. Wahr-
scheinlich hätte er gerne
die gesamte Altstadt ins
Bild gerückt.Doch der Flug
zwang ihn zurschnellen
Arbeit. Gleichwohl ist eine
gültigeWiedergabe der
Ambassadorenstadt ent-
standen.Fast parallel zu der
ostwärts nach oben flies-
senden Aare führt eine
Sichtachsevom weiten
Amthausplatz durch das
Bieltor zum Marktplatz mit
dem Zeitglockenturm und
dannvorbei an derbaro-
cken Jesuitenkirche zur
frühklassizistischenSankt-
Ursen-Kathedrale, die über
dem Gewirr der Dächer zu
schwebenscheint. (holl.)
SCHWEIZERISCHE NATIONALBIBLIOTHEK, EIDGENÖSSISCHES ARCHIVFÜR DENKMALPFLEGE,ARCHIV HUGOKOPP
Veränderung der Ma rktliquidi tät
Nach Regionen, Ve ränderun g der Anzahl Transaktionen
Stark zunehmend Zunehmend Gleich
Abnehmend Stark abnehmend
- Quartal 2019
QUELLE: SWISS REALESTATE DATAPOOL NZZ / ast.
Baselbie t/Aargau Züri ch
Bern
Genfersee Tessin
NZZDIGITALK
DasCoronavirusbedrohtnichtnur Menschenleben,sondernauchviele Bereiche der
Wirtschaft.Wietrifftes das KMU-LandSchweiz?Wieentwickelt sich die Kriseund
wie schützen sich Unternehmen?Werden die Massnahmen desBundesdie Schweizer
Wirtschaft rettenkönnen?Diese und vieleweitere Fragen diskutiert unsereWirtschafts-
redaktorin NicoleRütti zusammen mit RolandM. Rupp ,PräsidentSchweizerischer
KMUVerband, und Jan-Egbert Sturm ,Professor für angewandteWirtschaftsforschung
an der ETH Zürich, in unserem erstenNZZLiveDigitalk. Profitieren SievomHinter-
grundwissen der Experten und stellen Sie Ihrepersönlichen Fragen.
WirtschaftimHärtetes t:
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