Frankfurter Allgemeine Zeitung - 25.03.2020

(Joyce) #1
FIRMENINDEX Seite
AB Inbev ............................ 22
Advent ................................. 23
Aldi Süd .............................. 19
Allianz .................................. 25

Amazon .............................. 21
Asklepios ........................... 19
Axel Springer ................. 19
Bertelsmann .......... 19, 22
BYD ........................................ 22

CNH Industrial .............. 20
Crop-Energies ............... 22
Daimler ............................... 22
DB ............................................ 20
Dillinger Hütte .............. 19

Dräger .................................. 22
Fiat Chrysler .................... 22
Ford ........................................ 22
Gruner+Jahr ................. 19
Jägermeister .................. 22

Knorr-Bremse ................. 20
Lufthansa ......................... 20
Maredo ................................ 19
Mediaset ........................... 19
Netflix ................................. 19

PG&E ..................................... 20
ProSieben Sat 1 ......... 19
Rewe ..................................... 19
Rhön-Kliniken ................ 19
RTL ......................................... 19

Saarstahl ............................ 19
Salzgitter .................. 19, 22
ToyotaMotor ................. 20
Transdev ............................ 20
Volkswagen ........... 21, 22

A


bstand halten, dasgalt nur im
Ausland.Nach der Landung in
Deutschland hieß es,gedrängt
am Gepäckband auf dieKoffer
warten. So habenRückkehrer in denver-
gangenenTagenihreAnkunf tinder Hei-
mat erlebt.Docherschrocken warennicht
nurdieUrlauberselbst, auchLuftfahrtma-
nagerstauntenüberdieBilder,diedieeige-
ne Branche lieferte. „DieWurstthekebei
mir im Ortwar mit Notmaßnahmen
schneller als die deutscheLuftfahrt“, sagt
einer,der ungenannt bleiben will. Mittler-
weile wurde eilig nachjustiert. Es gibtAb-
standsmarkierungen, wo nochzuWochen-
beginn keine waren, und mahnende
Durchsagen, die zuvor nie ertönten.
In denAbflughallen wirkt das skurril:
Es brichtfast niemand auf, seit das Aus-
wärtigeAmt vorallen touristischenRei-
seninsAusland warnt.IndenAnkunftszo-
nen haben sichWartebereiche und Ge-
päckausgaben aber als Flaschenhälse er-
wiesen.Passagierekommen sichnäher,
als es vielen in Corona-Zeiten lieb ist. Mit
dem Kürzen vonFlugplänen und dem
SchließenvonGebäudetraktenwarenAir-
lines und Flughäfenschnell, als dieNach-
frageeinbrach. Klebebänder,die Abstand
gebieten, wurden erst später angebracht.
Es sei für alle Beteiligten eine neue Her-
ausforderunggewesen, gibt man sichhin-
terden Kulissen selbstkritisch. Offiziell
wirdbeteuert, fortan besondersvorsichtig
zusein.DieFlughäfenbegrüßten,dassBe-
hörden die Verbreitung der Co-
vid-19-Krankheit mit höchsterAufmerk-
samkeitbekämpften.„Diedamiteinherge-
henden notwendigen Maßnahmen wer-
den vonden deutschenVerkehrsflughäfen
mitgroßerAnstrengungundallenzurVer-
fügung stehenden Mitteln unterstützt“,
teilteder Flughafenverband ADVmit.
An Deutschlandsgrößtem Flughafen in
Frankfurtzeigeder BetreiberFraportnun
zusätzlicheSicherheitsinformationen auf
Monitoren,sagteinSprecher.ImZehn-Mi-
nuten-Takt schalle eine Durchsagedurch
die Gänge, dassman zu anderenReisen-
den zwei MeterAbstand halten solle. Zu
Flugzeugen schicke man mehr Busse, die
jeweils nur zu einem Drittel besetzt wür-

den, Koffer werden so zu Gepäckbändern
gelenkt, dassdas Entstehen vonPulks
möglichstvermiedenwerde.Da fürDiens-
tag nur noch360 Flugbewegungenstatt zu
normalenZeiten 1400 angekündigtwa-
ren, warenKapazitätenverfügbar.Aller-
dings ballen sichdie für denTagerwarte-
ten29000 Passagiereauf die ausgelaste-
tenRückkehrerflüge. Flughafenmitarbei-
terüberwachten Abstandsgebote,letztlich
sei aber jeder selbstein Stückweit für die
Einhaltung derRegeln verantwortlich.
Vorsorge hattemanschonvorhergetrof-
fen–gemäß den InternationalenGesund-
heitsvorschriften derWeltgesundheitsor-
ganisation. Die schreiben unter anderem
das Schaffenvon Versorgungsflächen für
Infizierte vor. Auchdie Bundespolizei in-
tensiviertePasskontrollen. Ein Bundespo-
lizei-Sprecher sagte, dassseit vergangener
WochealleininFrankfurtHundertePa ssa-
giereander Einreisegehindertwurden.
Seitdem dürfenAusländer ohneAufent-
haltsstatus oder „dringendem Reise-
grund“ nicht mehr einreisen.Kontrollen
vonPassagieren schreibt der Bund aber
nur für Einreisende aus Staaten außerhalb

des europäischen Schengen-Raums sowie
für Ankünfte aus Italien, Spanien, Öster-
reich, Frankreich,Luxemburg, Dänemark
und der Schweizvor. Diese vorübergehen-
deWiedereinführungvonAusweiskontrol-
lenkonzentrieresichauf„dieBinnengren-
zen,andenendiesaktuellbesonderserfor-
derlic herscheint“, erklärtdas Bundesin-
nenministerium. Ein Kriterium sei dabei
„die Einstufung einerRegion als Risikoge-
biet“. Eine lagebedingteAnpassung der
Einreiseregelnwerdelaufendgeprüft.
Bei alltäglichenAufgaben zeigesichzu-
dem, wie schwer das Zusammenspiel ei-
ner Vielzahl Beteiligter an Flughäfen ist.
FluggesellschaftenmüssenvomRobert-
Koch-Institut(RKI)fürzahlreicheAnkünf-
te verlangteAussteigerkarten vonPassa-
gieren einsammeln; Flughafenbetreiber
für Sicherheit imTerminalgebäude sor-
gen, Bundespolizisten die Einreise über-
wachen, kommunale Gesundheitsbehör-
den entscheiden, wie mit möglicherweise
oder bestätigt Infiziertenumgegangen
wird.Diesollna ch MöglichkeiteinFlugka-
pitän schon imVoraus anmelden. Dazu
kommen nochexterne Dienstleister. Ein

Beispiel, wie leicht es unter den vielen Be-
teiligten hakenkann, sind die Busse, die
Passagierevon Flugzeugen abholen. Flug-
gesellschaftenmüssen diese bestellen –
und bezahlen. InFrankfurtist in dieser
Funktion nebenFraportselbstein exter-
ner Anbieter auf demVorfeld unterwegs.
Orderte eine Airline nichtkostenpfli chtig
zusätzlicheFahrzeuge,rolltebislang zu-
nächs tnur dieStand ardzahlvor. Fraport
schickt für eigeneFahrten nun mehrWa-
gen, um Warteschlangen zuvermeiden.
ManchePassagierebekamenvondem
Gedrängeschon amWochenende nichts
mit.Ihnen erging esganz anders.Wiedas
GesundheitsministeriumdesLandesBran-
denburgerklärte,bekamenUrlauber aus
Ägypten –laut RKI ein Corona-Risikoge-
biet–am Flughafen Berlin-Schönefeld
eine Sonderbehandlung. Das Flugzeug
wurde zu einer Sonderpositiongeleitet,
alle Passagierezueiner Untersuchungs-
stelle gebracht, Angehörigedurften die
Heimkehrer nicht abholen. Passagiere
ohneSymptomesolltenvonHilfsor ganisa-
tionen zu ihrenWohnortengebracht und
dortfür 14 Tage häuslich isoliertwerden.

Waslangewährt:Bodenmarkierungen gibt es jetzt auchamFrankfurterFlughafen. Fotodpa

bth./lid. BERLIN/NEWYORK.Werdie-
ser Tage auf Homeoffice umstellen
mussund realisiert, dassihm dafür
nochein Netzwerkkabel, ein Drucker
oder einAdapterfehlt, dem bleibt nur
die Bestellung im Internet. Denn wie
alle anderen Nicht-Lebensmittel-Ge-
schäf te in Deutschland haben Elektro-
nikmärkteseitmehralseinerWochege-
schlossen. Man solltemeinen, dassdas
die Internethändler freut–dochdie
Realität istoffenbar nicht so einfach.
Ein Beispieldafür liefertausgerech-
netder Online-Handelsriese Amazon,
der sonstmeistfür seinengroßen Maß-
stab bekannt ist. Weil mehr Menschen
online einkaufen, sind dortzurzeit eini-
ge starknachgefragte Produktenicht
vorrätig. Darunter sind zum Beispiel
Haushalts- undKörperpflegeprodukte,
Lebensmittel, Babyartikel undHaustier-
bedarf. Deshalb zieht Amazondiese
Warengruppen nochbis zum 5. April
im Wareneingangvor. „Dadurch kön-
nenwirdies eProdukteschnelle ranneh-
men, auffüllen und anKunden versen-
den“, sagt der Sprecher.Die Kehrseite
dessen ist, dassalle Produkte, die nicht
zu diesenstarknachgefragtenKatego-
rien gehören,teils wesentlich langsa-
mer geliefer twerden. Das trifft unter
anderem die eingangs erwähnten Elek-
tronikartikel fürsHomeoffice. Ein
Adapterfür einen Laptopbeispielswei-
se, der sonstinAmazonsPremium-Pro-
gramm Prime innerhalbvonzweiTa-
genangekommenwäre,sollteselbstun-
terden Vorzugskonditionen erst Ende
April geliefer twerden,wie einBetroffe-
ner derF.A.Z. berichtet.Das hätteeine
LieferzeitvonmehralsfünfWochen er-
geben. Der Betroffene hat die Bestel-
lung stornier t.
Es is tunklar,obder Engpassbei
Amazonnur bis zum 5. April oder noch
länger andauernwird. DasUnterneh-
men versucht jedenfalls, zumindestsei-
ne personellen Kapazitäten aufzu-
stocken, um mit derNach frag eSchritt
halten zukönnen.Inder vergangenen

Wochekündigteesan, 100 000 neue
Stellen in denVereinigtenStaaten zu
schaf fen, insbesondereinseinen Distri-
butionszentren und seinen Lieferdiens-
ten.Außerdem sollen die Mindestlöhne
inAmerikaundauchineinigeneuropäi-
schen Ländernangehobenwerden.
Freilichsind es nicht nur Online-
Händler,die im Moment zusätzliches
Personal brauchen. Der amerikanische
Handelsgigant Walmartkündigtean,
150 000 neueMitarbeiterzu suchen.Of-
fenbaristdieNotsogroß,das sderKon-
zernden Einstellungsprozess, der übli-
cherweise zweiWochen in Anspruch
nimmt, auf 24Stundenverkürzen will.
Ein anderes P roblem hat Europas
größter Online-ModehändlerZalando
ausBerlin.DieserregistriertindenLän-
dern, in denenAusgangsbeschränkun-
gengelten, nichtetwa mehr Bestellun-
gen, sonderneher eine zurückgehende
Nach frage, wie eine Sprecherin sagt.
Man könntemutmaßen, dasszurzeit
niemand wirkliches Interesse an neuer
Kleidunghat,weilandereDingewichti-
gersind.
Dazu passt,dassdie Geschäfte beim
ebenfalls in Berlin ansässigenKochbo-
xen-VersenderHellof resh deutlichbes-
ser laufen. In denvergangenenWochen
habe man mehrNeukundengewinnen
können, heißt es dort. Hellofreshstellt
die Zutatenfür ein bestimmtes Gericht
in passender Mengezusammen und lie-
fert sie inklusivedes Rezepts in einer
Kiste frei Haus.„Wir sehen uns alsUn-
ternehmen,das Menschen dabei hilft,
an Lebensmittel zukommen,wenn sie
nicht so vielrausgehenwollen“, sagt
eine Sprecherin. Barclays-Analyst Ju-
lien Roch kürt edas kürzlichinden
M-Dax aufgestiegene Unternehmen
deshalb zu einemderjenigen, dievon
der Krise profitierenkönnten. Hello-
fresh sei eine „Bleib zu Hause“-Aktie
undgehörezuseinen„Top dreiimInter-
netbereich“. Die Aktie desUnterneh-
mens hat in dervergangenenWoche
um mehr als 30 Prozent zugelegt.

mj. KÖLN.Vor wenigen Tagenhat
Volkswagenbegonnen, die 262 500 an-
spruchsberechtigtenDiesel-Fahrernach
dem EndeFebruar geschlossenenVer-
gleichmit dem Verbraucherzentrale
Bundesverband (VZBV) anzuschreiben.
Viele VW-Kunden, die sichder Muster-
feststellungsklagederVerbraucherschüt-
zer angeschlossen hatten, dürften sich
wegender Corona-Pandemie im Home-
office befinden und daher auf einer ei-
gens erstelltenWebsiteein Angebotfür
ihrenWageneinholen. Am Dienstag
machten einigeVerbraucher ihremUn-
mut Luft,dassdie Internetseite nicht er-
reichbarsei. ImLaufedesTagesfunktio-
nierte die Anmeldung jedoch wieder.
SchonindervergangenenWochehat-
te der Konzerneine Erklärunggeliefert,
als er die Plattformfreigeschaltet hatte.
AmFreitagnutztennachAngabeneines

VW-Sprechersbis zu 5000Nutzer pro
Sekunde die Seite,waswiederumrund
15 000 Transaktionen auslöste. Zwi-
schen dem 20. Märzund dem 20. April
sollen so bis zu 830 Millionen Euroan
die Anspruchsberechtigten ausgezahlt
werden. Je nachFahrzeugmodellund
Alter erhalten Verbraucher einmalig
zwischen 1350 und 6257 Euro.
Trotzder technischen Probleme soll-
tenKundenallerdingsnichtaufeinelän-
gere Fristhoffen.WeildieEinzelverglei-
cheüber das Internetgeschlossenwer-
den, gilt einWiderrufsrecht von14Ta-
gen. Rechnerischsinddiesealsobiszum


  1. Mai möglich. Am darauffolgenden
    Tagverhandelt der Bundesgerichtshof
    erstmals in einer Diesel-Klage.Wird es
    ein verbraucherfreundlichesUrteil ge-
    ben, könntedas viele VW-Kundenvon
    einemVergleichabbringen.


Abstand halten auchamFlughafen


Heute


schon


ge-


flüstert?


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Internetseiteüberlas tet/Fristläuftbiszum20.April


DieRückkehrnach


Deutschlandende te für


viele Reisendeim


Gedränge.Das hatselbst


dieFlugbr anche


erschrocken. Jetztwird


eilignachjustiert.


VonTimo Kotowski,


Frankfurt


FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Unternehmen MITTWOCH, 25.MÄRZ 2020·NR.72·SEITE 21

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