Süddeutsche Zeitung - 21.03.2020

(C. Jardin) #1

W


ie stark steigt das Strea-
men von Filmen und Se-
rien während der Corona-
Krise an? Dazu haben die
Macher von Just Watch
Zahlen erhoben. Auf ihrem Internetportal
bieten sie Tipps für Netflix & Co. an und ha-
ben herausgefunden, dass in Deutsch-
land, Stand Freitag, derzeit um 25 Prozent
mehr als sonst gestreamt wird – was noch
ein vergleichsweise geringer Anstieg ist.
In den USA sind es bereits plus 44 Prozent.
Und auch das ist noch weit von den Län-
dern entfernt, die schon länger nicht mehr
nur auf freiwillige Isolation setzen, son-
dern auf Ausgangssperren. In Italien stieg
der Konsum von Online-Videotheken dem-
nach um 75 Prozent, in Frankreich um 98
Prozent – und in Spanien um 140 Prozent.
Ein solch heftiger Anstieg des Datenver-
kehrs bleibt nicht ohne Folgen. EU-Kom-
missar Thierry Breton hatte deshalb an die
großen Videoanbieter appelliert, mitzuhel-
fen, das Netz zu entlasten, das durch die
vielen Home-Office-Arbeiter ohnehin stär-
ker beansprucht werde als sonst. Weshalb
unter anderem Netflix und Youtube be-
schlossen haben, zunächst für 30 Tage ih-
re Inhalte nicht mehr in HD-Qualität, son-
dern nur noch in Standardauflösung zu lie-
fern. Laut Firmenangaben würde Netflix
dadurch etwa 25 Prozent weniger Daten-
verkehr verursachen. Die folgenden drei
Filmtipps fürs Heimkino sorgen aber auch
ohne HD für gute Ablenkung. sz


Lost Girls


Eine abgeschotteten Siedlung aus Holz-
häusern, am Ende der Küstenstraße, an
der offenen grauen See. Was können das
für Menschen sein, die sich hier vor der
Welt verstecken, wo die South Shore Bar-
rier von Long Island den Stürmen des
Nordatlantiks trotzt, umgeben nur von
Marschen und mannshohem Riedgras?
Ein Ort, der zu jeder Zeit unheimlich wirkt



  • in der Nacht zum 1. Mai 2010 aber muss
    er der reine Horror gewesen sein.
    In den frühen Morgenstunden, das ist
    die wahre Geschichte, rief das 24-jährige
    Callgirl Shannan Gilbert aus dieser Sied-
    lung am Meer den Notruf an, völlig aufge-
    löst, und stammelte, dass man sie umbrin-
    gen wolle. Das war ihr letztes Lebenszei-
    chen, danach blieb sie verschwunden. Und
    die einsame Holzhaussiedlung am Rande
    des Wassers geriet in einen schrecklichen
    Verdacht, als auf der Suche nach ihr in den
    umliegenden Marschen Frauenleichen ge-
    funden werden – erst eine, dann vier,
    dann immer mehr.
    Mit dieser Szene des Notrufs und der
    rennenden jungen Frau in der Nacht be-
    ginnt der Film „Lost Girls“ von Liz Garbus,
    die diese True-Crime-Geschichte mit bei-
    nahe dokumentarischer Genauigkeit nach-
    erzählt, an den realen Schauplätzen und
    sogar mit den realen Namen.
    Dann aber gibt es einen schnellen
    Schnitt, weg von der Flüchtenden und hin
    zu ihrer Mutter Mari, die von Amy Ryan ge-
    spielt wird, mit der rauen Genervtheit ei-
    ner Frau aus der Schicht derWorking Poor,
    die noch zwei jüngere Mädchen zu versor-
    gen hat. Mari wartet an diesem Abend ver-
    geblich auf ihre Tochter, die eigentlich
    nach Hause kommen wollte. Was diese
    Frau durchgemacht hat, scheint der Film
    zu sagen, das wissen wir. Wer Shannan
    aber wirklich war und warum sie ver-
    schwunden ist, muss ein Rätsel bleiben.
    Mari Gilbert hat bald den Verdacht,
    dass die Polizei nicht ernsthaft nach Shan-
    nan sucht, und auch nicht mit allen Mit-
    teln nach dem Serienkiller von Long Is-
    land fahndet, der für die Leichen verant-
    wortlich sein muss. Und sie leidet auch
    selbst unter der Schuld, dass sie ihre Toch-
    ter nicht von der Prostitution abbringen
    konnte. Der Film erzählt nun von ihr, von
    den Hinterbliebenen der anderen Opfer,
    und von dem Kampf, endlich die Antwor-
    ten zu bekommen, die ihnen träge oder un-
    fähige Behörden nicht geben wollen.
    Auffällig ist, das dies eine Schwestern-
    schaft ist – keines der verlorenen Mäd-
    chen scheint überhaupt einen Vater ge-
    habt zu haben, zumindest keinen, der trau-
    ert. Die Männer im Film sind Freier, mögli-
    cherweise brutal; Nachbarn, möglicher-
    weise mörderisch: ein Fahrer, der im ent-
    scheidenden Moment abhaut; und offen
    desinteressierte Polizisten. Einzig Gabriel
    Byrne als Police Commissioner hört Mari
    wenigstens zu, mit der Empathie eines ver-
    ständnisvollen Magengeschwürs. Aber
    auch er entpuppt sich als Schluffi, den
    man zum Jagen tragen muss.


Die Frauen aber, so sehr sie auch versu-
chen, Druck zu machen und sich gegensei-
tig Halt zu geben, können die Rätsel und
Widersprüche des Falls auch nicht auflö-
sen. Und da wird der Film wirklich unge-
wöhnlich. Er beschönigt nichts, er begra-
digt das Ganze nicht Richtung Thriller, am
Ende behauptet er nicht einmal, wirklich
schlüssige Antworten zu liefern – in die-
sem Genre ein Wagnis. Kriminalgeschich-
ten handeln ja fast immer von Tätern und
Ermittlern, deshalb ist es außergewöhn-
lich und stark, dass hier einmal wirklich
die Hinterbliebenen im Mittelpunkt ste-
hen, und ihr Ringen um Antworten, die ih-
nen niemand geben kann.
Vielleicht brauchte es eine eingefleisch-
te Dokumentarfilmerin wie Liz Garbus,
die auch „Ghosts of Abu Ghraib“ produ-
ziert hat, um das einmal so ungeschönt zu
zeigen. Und es spricht sehr für die neue
Streamingzeit, dass ein derart herausfor-
dernder Film in den Netflix-Charts für
Deutschland gerade tatsächlich auf Platz 4
steht. tobias kniebe

Lost Girls, USA 2020 – Regie: Liz Garbus. Buch: Mi-
chael Werwie. Mit Amy Ryan. Auf Netflix.

Isadoras Kinder


Es gab einmal eine Zeit – sagen wir, vor ei-
ner Woche – , in der man einem Spielfilm
wie „Isadoras Kinder“ wenig Beachtung
geschenkt hätte. Im Zentrum steht ein
Tanzsolo von Isadora Duncan, „Mutter“, in
dem die berühmte Tänzerin und Choreo-
grafin den Tod ihrer Kinder verarbeitet,
die 1913 bei einem Autounfall in der Seine
ertranken. Der Spielfilm des französi-
schen Regisseurs Damien Manivel spielt
im Heute und folgt drei Frauen, die Dun-
cans Stück auf ihre Weise interpretieren.
Da ist die professionelle Balletttänzerin
(Agathe Bonitzer), die akribisch Duncans
Partituren studiert und in tänzerische Be-
wegung übersetzen will. In der zweiten
Episode erarbeiten eine Choreografin und
einer Tänzerin mit Down-Syndrom einen
spontaneren Zugang. Und schließlich folgt
Manivel einer am Stock gehenden Frau,
die sich nach einer „Mutter“-Aufführung
in die einsame Wohnung schleppt, wo sie
wie aus dem Nichts Gesten aus dem Stück
wiederholt.
In normalen Zeiten hätte man gesagt:
Man muss sich schon sehr für Ausdrucks-
tanz interessieren, um mit Manivels Film
etwas anfangen zu können. Nun aber ist al-
les heruntergefahren, die Kinos geschlos-
sen, und auch das Schicksal jedes einzel-
nen Films verändert sich. „Isadoras Kin-
der“ sollte ursprünglich am 23. April in
den deutschen Kinos starten. Während
aber die meisten Filmstarts verschoben
werden, hat sich Münchner Filmverleih
Eksystent entschieden, den Start vorzuzie-
hen und den Film ab diesem Freitag auf
der Plattform „Kino on Demand“ anzubie-
ten. Dabei können die Zuschauer den Film
zum Preis eines Tickets bei einem Kino ih-
rer Wahl „ausleihen“, das dann an den Ein-
nahmen beteiligt wird. Auf diese Weise
kann jeder etwas tun, um Kinos zu helfen,
die durch die Krise mehr denn je in ihrer
Existenz gefährdet sind: Eine wichtige, so-
lidarische Maßnahme in düsteren Zeiten.
Was nun den Film selbst betrifft, kann
man ihn sicher etwas prätentiös finden.
Vielleicht wäre es nicht unbedingt nötig ge-
wesen, wie in einem Tagebuch die einzel-
nen Momente bestimmten Tagen im Okto-
ber und November zuzuordnen (wie in ei-
nem Ferienfilm von Eric Rohmer). Und
sicher betont Manivel manchmal etwas
exzessiv die beiläufigsten Gesten – wenn
da eine Hand zärtlich über eine Tanzparti-
tur gleitet, das Licht in der Straßenbahn
ein Gesicht erhellt oder die alte Frau Ewig-
keiten am Stock über eine dunkle Straße
hinkt. Man kann von diesem Gestus ge-
nervt sein, mit dem sich der Filmemacher
als besonders sensibler Beobachter dieser
Körper präsentiert.
Aber in Zeiten, in denen die halbe Welt
in häuslicher Quarantäne sitzt, fällt das
nicht so sehr ins Gewicht. So nimmt man
vor allem die Einsamkeit dieser Körper
wahr, die Manivel filmt, als seien sie von
der Welt abgetrennt. Jeder muss sich ei-
nen eigenen Zugang zu Duncans Gefühls-
welt schaffen, und damit einen eigenen
Raum – ob im Studio, auf der Probebühne
oder im Schlafzimmer. Die Figuren sind so
isoliert, wie viele Menschen sich gerade
fühlen, und die Straßen, durch welche die
alte Frau am Stock am Ende nach Hause
schlürft, so leer wie aktuell die Straßen je-
der europäischen Großstadt.

Der Raum schrumpft in diesem Film,
der im alten Kastenformat gefilmt ist, auf
Quarantäneformat zusammen. Die Zeit
hingegen erscheint uns auf einmal, trotz
der kurzen Laufzeit von knapp achtzig
Minuten, unendlich lang. Weil wir wissen,
dass die Zeit in den nächsten Monaten
gefüllt werden will. Mit Filmeschauen
zum Beispiel, und vielleicht auch mit Tan-
zen. philipp stadelmaier

Les enfants d’Isadora, F/KR 2019 – Regie: Damien
Manivel. Buch: Manivel, Julien Dieudonné. Mit Aga-
the Bonitzer. Auf kino-on–demand.com.

Der Schacht


Filmfans unter Quarantäne kann man
grob in zwei Lager einteilen: Es gibt die Es-
kapisten, die sich mit einem „Friends“-Ma-
rathon vor der Außenwelt verstecken. Und
es gibt die Sadomasochisten, die sich nach
dem Nachrichtenmarathon noch ein paar
Seuchenthriller zum Einschlafen gönnen.
Die spanische Netflix-Produktion „El
Hoyo/ Der Schacht“ ist eindeutig ein Ge-
heimtipp für die Gruppe der Sadomaso-
chisten.
Der Thriller spielt in einer dystopischen
Zukunft, in der Gefangene in einem ge-
heimnisvollen Gefängnis in Hunderten
von übereinandergestapelten Zellen le-
ben. In der Mitte einer jeden Zelle ist ein
rechteckiges Loch, das einen langen
Schacht bildet. Und durch diesen Schacht
gleitet von oben nach unten eine Tafel
nach dem Tischlein-deck-dich-Prinzip:
Sie ist reich gedeckt mit köstlichen Spei-
sen und erlesenen Weinen – zumindest zu
Beginn ihrer Reise durch den Schacht.
Je weiter sie in die Tiefen des Gefängnis-
ses gleitet, desto leergefressener sind die
Teller, und desto weniger bleibt für die Ge-
fangenen in den unteren Stockwerken üb-
rig. Eine Zweiklassengesellschaft also, in
der oben königlich soupiert wird, während
man unten hungert. Auch wichtig: Es darf
nicht gehamstert werden. In Zellen, in de-
nen die Gefangenen versuchen zu horten,
wird zur Strafe die Raumtemperatur im-
mer höher gedreht.
Der Regisseur Galder Gaztelu-Urrutia
inszeniert dieses Horrorszenario in der
Tradition des Science-Fiction-Films
„Snowpiercer“ als fiesen Klassenkampf.
Der Gefangene Goreng (Ivan Massagué)
wacht eines Tages in Stockwerk 48 des Ge-
fängnisses auf, worüber er sich gefälligst
freuen solle, wie sein neuer Zellenkame-
rad Trimagasi (Zorion Eguileor) findet –
auf der 48 ist immer noch reichlich zu fres-
sen übrig.
Die beiden Männer könnten unter-
schiedlicher nicht sein, der Neue ist noch
jung, der andere alt. Vor allem aber verra-
ten sich ihrer Charakterzüge über den ei-
nen Gegenstand, den jeder Eingesperrte
in seine Gefangenschaft mitnehmen darf.
Goreng, der Junge, hat sich für ein Buch
entschieden, Cervantes’ „Don Quijote“;
Trimagasi, der Ältere, hat ein riesiges Mes-
ser dabei. Wobei es sich nicht um irgend-
ein x-beliebiges ordinäres Küchenutensil
handelt, sondern um das berühmte „Sa-
murai Plus“ aus der Fernsehwerbung. Es
wird einfach nicht stumpf, egal, was man
damit schneidet.
Spanische Filmemacher leiden seit Jahr-
zehnten darunter, dass das spanische
Kino im Ausland automatisch vor allem
mit Pedro Almodóvar in Verbindung ge-
bracht wird. Das hat sich durch die Strea-
mingdienste deutlich verändert, die auch
andere Regisseurinnen und Regisseuren
eine weltweite Plattform bieten. Galder
Gaztelu-Urrutia hat zuvor zwei Kurzfilme
inszeniert, „Der Schacht“ ist sein Langfilm-
debüt.
Die Regeln des Locked-in-Thrillers be-
herrscht er meisterlich, aber auch die der
Sozialsatire. Denn die Moral dieser Ge-
schichte ist natürlich klar: Theoretisch ist
genug für alle da, aber weil der Mensch ein
gieriger Depp ist, kommt es zu blutigen
Verteilungskämpfen. Was man denn in
den untersten Stockwerken esse, fragt zu
Beginn der Neue den Alten, seinen „Don
Quijote“ unterm Arm haltend, wenn
nichts mehr übrig sei auf der Tafel? Der Al-
te blickt ihn an, halb ernst, halb belustigt,
als würde er gerade das köstlichste spre-
chende Steak vor sich sehen, das man sich
vorstellen kann. david steinitz

El Hoyo, Spanien 2019 – Regie: Galder Gaztelu-Ur-
rutia.Buch: David Desola, Pedro Rivero. Mit: Ivan
Massagué, Antonia San Juan. Auf Netflix.

Supertramp waren schon immer die
Band, mit der die mentale Fluchtstrate-
gie am besten funktionierte, die in der
amerikanischen Psychologie auf die
schlichte Empfehlung „Go to your happy
place“ verdichtet wird, womit der Rück-
zug in das Glück der eigenen Gedanken-
welt gemeint ist. Der eigentliche Flucht-
helfer bei der Band war natürlich Roger
Hodgson. Der hatte sich als Berufsmusi-
ker eher leidlich durch die britischen Hip-
piejahre geschlagen, bis er eine Stellenan-
zeige des Keyboarders Rick Davies imMe-
lody Makerbeantwortete.
Das ist ein recht unglamouröser An-
fang für eine der größten Karrieren in der
Rockmusik der Siebziger, die so viele Ex-
zesse, Egotrips und so viel Bombast liefer-
te. Bei Supertramp gab es das alles nicht.
Es war zunächst nicht einmal abzusehen,
dass die Band jemals aus den Untiefen
des Progrock aufsteigen würde, jener
Welle virtuoser Musiker, die mit über-
komplexen Songstrukturen und Konzept-
popkunst wagnerianischen Ausmaßes
den engen Strukturen des Blues entkom-
men wollten.
Nach zwei mittelmäßigen Platten aber
hatten Hodgson und Davies 1974 auf dem
Album „Crime Of The Century“ diesen
goldenen Mittelweg gefunden, der heute
noch funktioniert.

Die Hits schrieben ja beide. Hodgson
ein paar mehr und die deutlich eingängi-
geren: „Dreamer“ etwa, „Give A Little
Bit“, „The Logical Song“ oder „Breakfast
In America“. Und mit seinen Texten traf
er den Nerv der egomanischen Sinnsu-
cher seiner Zeit, die irgendwo zwischen
Spiritualität und Psychotherapie ein
Stückchen Glück vermuteten.
Er wusste aber auch, dass man hin und
wieder mal einen Text singen muss, der
da lautete: „Oh, thick chaka tooh, goh,
peep / Bah, gah, pah, pom teguedam,
tooh, deh, yeah!“ (zititert aus „Give A Litt-
le Bit“), weil dann irgendwann auch mal
Schluss sein muss, mit der Sinnsuche.
Weil die veredelten Hippiegitarren und
schweren Soujazz-Akkorde auf dem E-Pi-
ano, die Supertramps Hits antreiben für
sich stehen müssen. Und weil John Helli-
well hin und wieder ein Solo auf dem Sa-
xofon spielen muss, weil er einer der weni-
gen ist, die das hinbekommen in einer
Musik, in der Saxofone eigentlich nichts
zu suchen haben.
Hip waren Supertramp dabei nie. Sie
waren der allerkleinste gemeinsame Nen-
ner, auf den sich immer fast alle einigen
konnten. Schwer zu sagen, wann sich ihre
Rolle als eine Art Mittelstreifen der
„Middle of the Road“-Musik zum Flucht-
helfer zu den „Happy Places“ wandelte.
Hollywood war daran nicht ganz un-
schuldig. Der Regisseur Paul Thomas An-
derson war der erste, der Supertramp
1999 in seinem Film „Magnolia“ so ein-
setzte. Hodgsons strahlende Stimme und
die drängenden Wah-Wah-Gitarren von
„Goodbye Stranger“ trieben damals den
einsamen William H. Macy in einer Bar
für wenige Minuten in Richtung Glück.
Seither tauchen Supertramp-Songs im-
mer dann auf, wenn Sehnsucht und Hoff-
nung signalisiert werden sollen.
1983 stieg Hodgson bei Supertramp
aus. Er hatte genug vom Rummel und
von Kalifornien. Er zog in die Natur. Inzwi-
schen tourt er wieder. Kleine Hallen, klei-
nes Programm. Große Songs. Glückliche
Orte. Am 21. März wird er 70 Jahre alt.
andrian kreye

Das Filmfestival von Cannes wird wegen
der Coronapandemie nicht wie geplant
Mitte Mai stattfinden, wie die Veranstal-
ter mitteilten. Das habe man in Abspra-
che mit der französischen Regierung so-
wie der Stadt Cannes beschlossen. Der-
zeit prüfe man verschiedene Optionen,
von denen eine sei, die Veranstaltung auf
Ende Juni, Anfang Juli zu verlegen. Der
Regisseur Spike Lee, der designierte dies-
jährige Jurypräsident, unterstützt die
Entscheidung in einem Interview mitVa-
rietyenergisch: „Das ist kein Spaß. Das
ist kein Film. Menschen sterben.“
Derweil weisen deutsche Filmprodu-
zenten, allen voran die Macher der Firma
X-Filme aus Berlin, noch einmal dring-
lich auf ein Dilemma hin: Derzeit könne
man aus moralischer Verpflichtung für
die Mitarbeiter kaum weiterdrehen, aber
ein Abbruch auf eigene Verantwortung
wäre für Produzenten ebenfalls ruinös.
Man sehe die Behörden in der Pflicht:
„Ein generelles Drehverbot bundesweit
muss ausgesprochen werden“, verlangen
die X-Filmer in ihrer Stellungnahme. sz


Nach Bayern hat auch Berlin ein Hilfspa-
ket für Soloselbstständige und Kleinstbe-
triebe bis zu fünf Beschäftigten mit ei-
nem vorläufigen Volumen von 100 Millio-
nen Euro aufgelegt. Diese „Soforthilfe II“
kann bis auf 300 Millionen Euro aufge-
stockt werden. Nicht nur die Finanz- und
Wirtschaftssenatoren, sondern auch Kul-
tursenator Klaus Lederer hat daran mit-
gearbeitet. Sein Ziel: Die oft prekär und
freiberuflich arbeitenden Kreativen in
der Corona-Krise vor Existenznöten zu
schützen. „Viele brauchen möglichst
schnelle finanzielle Hilfen“, so Lederer:
„Viele befürchten, dass sie ihre Miete
nicht mehr bezahlen können.“
Auch deshalb soll der Zugang der über
die landeseigene IBB abgewickelten Fi-
nanzhilfen unbürokratisch geregelt wer-
den. Voraussetzung ist der Nachweis,
dass durch die Ausfälle die berufliche
Existenz gefährdet ist. Die Höhe des Zu-
schusse ist auf 5000 Euro pro Person be-
grenzt und kann nach sechs Monaten (bei
Soloselbständigen) oder sechs Monaten
(bei Kleinstbetrieben) erneut beantragt

werden. Lederer gibt zu, dass damit die
„Nothilfe-Lücke“ nicht geschlossen ist.
Das gelte insbesondere für die Privatthea-
ter, von denen vielen die Insolvenz droht.
Annemie Vanackere ist eine von vielen
Berliner Intendanten, die die Initiative
des Senators begrüßen. Vanackeres Thea-
ters, das HAU Hebbel am Ufer hat kein ei-
genes Ensemble und arbeitet mit freibe-
ruflichen Tänzern, Musikern, Regisseu-
ren, Performern, Schauspielern, aber
auch freien Technikern und Produzen-
ten. Viele bangen jetzt um ihre Existenz.
Mit ihrem Verwaltungsleiter prüft die In-
tendantin, ob und wie sie sie unterstüt-
zen kann – etwa bei den Anträgen für die
Hilfe des Senats. Bei allen abgesagten Pro-
duktionen will sie die rechtlichen Mög-
lichkeiten ausschöpfen und die Künstler
dennoch bezahlen. „Jetzt müssen wir
wirklich zu Solidarität miteinander in der
Lage sein“, sagt sie: „Langfristig geht es
für uns alle in den Theatern darum, die
Existenz, die Arbeitsfähigkeit und den
Freiraum der Künstlerinnen und Künst-
ler zu schützen.“ peter laudenbach

Dieses kleine bisschen
Glück: Roger Hodgson.FOTO: DPA

Hinterbliebene von Mordopfern demonstrieren in
„Lost Girls“ und verlangen Antworten (oben);
eine Tänzerin probt eine Choreografie von Isadora
Duncan, in „Isadoras Kinder“ (Mitte); und ein
Gefangener in „Der Schacht“ wartet auf seine Fütterung.
FOTO: NETFLIX (2), EKSYSTENT FILMVERLEIH

Cannes abgesagt,


Drehstopp verlangt


Oh, thick chaka


tooh, goh!


„Supertramp“-Gründer
Roger Hodgson wird 70

Sechs Monate Luft


Berlin hilft freischaffenden Künstlern


DEFGH Nr. 68, Samstag/Sonntag, 21./22. März 2020 HF2 FEUILLETON 17


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