Der Standard - 21.03.2020

(Ron) #1

DERSTANDARDWOCHENENDE Wirtschaft SA./SO., 21./22. MÄRZ 2020 | 17


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1MONAT

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Der Haltung gewidmet.


In Österreichs Supermärkten istwieder mehr Ruhe eingekehrt.Nach einemregelrechten Ansturm aufAushilfsjobs
istder Handelvorerstmit Mitarbeiternversorgt. Plexiglas und Bodenmarkierungen sollen sie nun besser schützen.

die verzögerte Überweisung der
Entschädigung des AMS für den
Personalaufwand. Vor allem per-
sonalintensive oder kleine Unter-
nehmen seien nicht in der Lage,
Zeitspannen von einem Monat
oder bis zu 90 Tagen zu stemmen.
Auch geringfügig Beschäftigte ge-
hörten ins Modell der Kurzarbeit
einbezogen. Andernfalls drohen
per Monatsende Kündigungen.
Spätestens Ende Juni komme das


  1. Gehalt. „Hier muss vorgesorgt
    werden, die Firmen werden diese
    Kosten nicht heben.“
    Neben Supermärkten rüstet
    auch die Österreichische Post
    nach: Kommende Woche werden
    die Filialschalter mit Plexiglas-
    Trennwänden ausgestattet. Bei
    heimischen Apotheken gibt es
    einstweilen noch keine einheitli-
    che Lösung. Viele Standorte wür-
    den aber bereits jetzt nur mehr
    durch das „Guckerl“ verkaufen,
    heißt es im Apothekerverband.


E


ssind Gastronomen, Schü-
ler aus Oberstufen, Studen-
ten und Mitarbeiter aus dem
Textil- bis hin zum Möbelhandel:
Innerhalb von drei Tagen bewar-
ben sich bei Rewe Österreich
15.000 Menschen, um im Lebens-
mittelhandel auszuhelfen. An die
tausend von ihnen sind bereits im
Einsatz, 300 weitere haben fixe
Arbeitszusagen, andere werden in
Evidenz gehalten. „Wir sind jetzt
ausreichend mit Mitarbeitern ver-
sorgt. Wir prüfen und bearbeiten
gerade alle Bewerbungen“, sagt
Rewe-Sprecherin Ines Schurin.
Auch Spar sieht aktuell keinen
Bedarf mehr an zusätzlichen Leu-
ten. 260 Beschäftigte der Tochter
Hervis wechselten in den Lebens-
mittelhandel. Der Konzern holte
zudem Personal aus seinen ge-
schlossenen Restaurants und der
Verwaltung in Filialen und Lager.
Nach dem Ansturm an Kunden
vergangeneWocheistindenmeis-
ten Supermärkten mehr Ruhe ein-
gekehrt. Schurin vergleicht in die-
ser Woche die Frequenz mit jener
der Vorweihnachtszeit, in der sich
zehn bis 20 Prozent mehr Kunden
als üblich im Handel tummeln. Da
die Wirte geschlossen halten und
Haushalte dazu gezwungen sind,
selber frisch zu kochen, werde das
wohl vorerst so bleiben. „Das zei-
gen uns auch unsere Erfahrungen
in Italien“, sagt Schurin.


Ladenschluss um 19 Uhr


ÜbersWochenende will dieRe-
gierung eine Verordnung aufden
Tischlegen,diedie Öffnungszeiten
desHandels während derCorona-
Krise neuregelt .Die Branche geht
davon aus, dass sie am Montagin
Kraft tritt. Fixist dieSperrstunde
um 19 Uhr. Details dazu wurden
bishernicht übermittelt.Ungeklärt
waramFreitag etwa noch, ob
Supermärkte in Summeweniger
Stunden offenhalten dürfen oder
früheraufsperren könnten.
Spar könne mit der Einschrän-
kung auf jeden Fall gut leben, sagt
Konzernsprecherin Nicole Berk-
mann. An Bahnhöfen und Flug-
häfen, wo bisher bis 23 Uhr einge-
kauft werden konnte, sei ja kaum
mehr was los. Andere Filialen
hielten bisher ohnehin nur eine
halbe Stunde länger offen. Stand-
orte in ländlichen Gemeinden, bei
denenbereitsbisherumsechsUhr
Ladenschluss war, behalten ihre
bestehenden Öffnungszeiten bei.
Haben Kunden weniger Zeit
zum Einkaufen, steigt natürlich
insgesamt die Frequenz an Leuten
indenMärktenan,gibtSchurinzu
bedenken. Rewe werde sich je-
doch auf jeden Fall daran halten.
Spar wie Rewe wollen bis spä-
testens Ende nächster Woche ihre
Mitarbeiter an den Kassen mit Ple-
xiglas schützen. Hofer rüstete sei-
neFilialenbereitsweitgehendauf.


Markierungen am Boden


Der „Hauchschutz“ vor Kassen
ist nur eine von mehreren Maß-
nahmen, die in der Nacht auf Frei-
tag von den Handelssozialpart-
nern in einem Schutzpaket fest-
gelegt wurde. Für alle Angestell-
ten sollen zudem Handschuhe
und Desinfektionsmittel zur Ver-
fügung gestellt werden. Nachsatz
aus der Gewerkschaft: „Sobald
diese wieder verfügbar sind.“
In dem Schutzpaket fordern die
Sozialpartner Betriebe zudem
dazu auf, Schwangere dienstfrei
zu stellen und Angestellte mit er-
höhtem Gesundheitsrisiko außer-
halb des Bereichs mit direktem
Kundenkontakt einzusetzen.
Auch für Kunden gibt es neue
Verhaltensregeln: Geplant sind
Bodenmarkierungen, die dafür
sorgen sollen, dass vor Theken


und vor der Kassaein ausreichen-
der Abstand eingehalten wird.
Auch Kundenkarten sollen nicht
mehr gescannt werden, um den
Kontakt zu verringern. Im Bedarfs-
fall sollen Betriebe dafür sorgen,
dass Kunden bei großem Andrang
nur gestaffelt in die Geschäfte ge-
lassen werden,umdas Infektions-
risiko zu minimieren, heißt es in
dem Schutzpaket weiter.
Der Handelsverband begrüßt
die Schutzmaßnahmen im Le-
bensmittelhandel und zeigt auch
fürdieeingeschränktenÖffnungs-
zeiten Verständnis. Um den Han-
del durch die Krise zu bringen,
müsse der Fokus aber mehr denn
je auf der Liquidität liegen, warnt
Rainer Will, Chef des Verbands.
„Das ist die Luft, die der Handel
zum Atmen braucht.“
Will hält das neue Modell der
Kurzarbeit für gut, pocht jedoch
auf eine Nachschärfung. Proble-
me bereite der Branche vor allem

Einstellungswelle im Handel


Verena Kainrath, Nora Laufer

Verkürzte Öffnungszeiten, Plexiglasscheiben und Markierungen
am Boden sollen Handelsangestellte vor Infektionen schützen.

Foto: Reuters

/M

ichele Tantussi
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