18 |SA./SO.,21./22.MÄRZ2020DUnternehmen ERSTANDARDWOCHENENDE
Fixspiele1–5 Wahlspiele6–
Torwette
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ALLEANGABENOHNEGEWÄHR
Rund e12A 17.März
kein ×13Richtige Vier fach-Jackpot
kein ×12Richti ge Jackpot
18 ×11Richtige 5 67,
220×10 Richtige 5 11,
1.281×5erBonus 5 0,
kein×5RichtigeMega-Jackpot
kein×4Richtige Vier fach-Jackpot
14 ×3Richtige 5 31,
Hattrick
zusätzlich zumHattrick der
nächsten Runde
E1:0 E1:0 E0:0 E0:1E+:
E 1 E 1 EXE 2 E 1 E 2 E 1 E 2 EXEXEXEXE 2 EXEXE 1 E 1 E 1
DieZahlening ezogenerReihenfolge:
Angabenohne Gewähr
Ziehu ngvom19.03.
61 10 84 67 7
Ziehung vom 19. 3. 2020
09-11-
Seit die Konsumenten wie Hams-
ter über die Nudelvorräte im Han-
del hergefallen sind, produziert
Joachim Wolf, Eigentümer des
Teigwarenherstellers in Güssing,
in doppelter Schicht. Geradezu
entsetzt ist er von der Idee, ihn
persönlich aufzusuchen. Schon
sein striktes Zeitkorsett spricht
gegen ein solches Vorhaben, aber
auch die strengen Vorgaben rund
um die Corona-Krise.
STANDARD: Unser Interview er-
folgt unter ungewöhnlichen Bedin-
gungen. Wir telefonieren, weil Sie
Sorge um Ihre Nudelproduktion
haben und nicht mehr einfach so
jemanden in der Firma empfangen.
Wolf:Ja, hoffen wir, dass der Spuk
bald aufhört.
STANDARD:Sieklingen erschöpft.
Was unterscheidet Ihren derzeiti-
genAlltag von einem normalen?
Wolf:Wir haben jetzt jedes Wo-
chenende durchproduziert, in nor-
malen Zeiten erzeugen wir rund
140 Tonnen Nudeln pro Woche,
jetzt haben wir die Kapazitäten
fast verdoppelt.
STANDARD: Und das unter ver-
schärften Bedingungen?
Wolf:Meine Mitarbeiter sind alle
am Montag gleich in der Früh ein-
geschult worden. Die dürfen wirk-
lich nur zu Hause sein, die öster-
reichischen sowieso, aber auch
die ungarischen. In die Firma las-
se ich fremde Personen, Zustell-
dienste, die Ware abholen oder et-
was bringen, gar nicht herein. Bei
uns ist alles dicht, damit wir ja
nicht irgendwo eine Infektion her-
einkriegen. Wenn das passiert,
würde es wahrscheinlich ein Mal-
heur werden.
STANDARD:Seit dem Virus ist also
alles anders?
Wolf:Ja, sowieso. Die Mitarbeiter
sind alle um sechs Uhr da, dann
haben wir jetzt quasi einen Zwei-
schichtbetriebeingeführt.Ichmuss
sagen,meineMitarbeitersindwun-
JoachimWolfproduziert
im BurgenlandNudeln.
Derzeitbesondersviele.
Angefangen hat dieFirma
vorJahrzehnten mit fein
gesponnenen Suppennudeln
namens Goldfaden. In den
vergangenenTagenwurden
viele Nudeln quasizu Gold.
darüber. Als Beilage braucht man
überhaupt nur 60 bis 70 Gramm.
STANDARD: Ist das ein Super-
marktphänomen, oder ging es in
Ihren Bäckereien mit angeschlos-
senen Greißlereien auch so zu?
Wolf:Die Leute haben schon dort
und da ein bisschen mehr Nudeln
mitgenommen, vielleicht drei Pa-
ckerln Mehl statt eines, aber nicht
so krass wie in den Supermärkten.
Ich war vergangene Woche in ver-
schiedenen Märkten in Fürsten-
feld. Die Leute haben sich gescho-
ben, wie wenn ein Atomkrieg
käme. Da bekommst du fast Angst.
Da denkt sich der eine, wenn der
andere zehn Packerln nimmt,
muss ich auch zehn nehmen.
Denn der wird schon wissen, war-
um.
STANDARD:Mittlerweile hat sich
die Lage entspannt. Sie haben ne-
ben Brot und Nudeln für die Nudel-
suppe auch Spiralnudeln, Buch-
stabennudeln, Walznudeln, Band-
nudeln. Hatten die Leute in der
Hektik bestimmte Vorlieben?
Wolf:Ich glaube, sie greifen ein-
fach zu. Es ist ja so: Ein Viertel des
Sortiments macht 80 Prozent des
Umsatzes. Das andere sind Ni-
schenprodukte, die auch vorhan-
den waren im Lager. Nachprodu-
ziert haben wir die Mainstream-
produkte, zehn Formate. Wenn die
Einkaufsgewohnheit eines Konsu-
menten ist, dass er Spaghetti ha-
ben will, dann kauft er sich zu dem
Zeitpunkt keine Strozzapreti.
STANDARD:Sie haben über 30.
Hühner. Kommen die mit dem Eier-
legen nach?
Wolf:Nein. Meine Hendln legen
rund um die Uhr, aber das ist na-
türlich zu wenig. Da musste ich
zukaufen. Wir hatten auch bei den
Kartons schon Engpässe. Da hat
uns unser Kartonlieferant nach
vorn gereiht gegenüber anderen
„Ich alsLebensmittelerzeuger bin kein Gewinner“
der-, wunderbar. Es gibt im Unter-
nehmen einenZusammenhalt,wie
es ihn schon lange nicht mehr ge-
geben hat. Nicht dass wir streiten,
aber dassallesoaufeinander Rück-
sicht nehmen, dafür gibt es ein
großes Lob.
STANDARD: Ihre Firma gibt es
schon lange. Die Bäckerei hat Ihr
Urgroßvater in Güssing aufge-
macht. Ihr Vater hat mit dem Groß-
vater die Nudelfabrik dazu aufge-
baut. Sie selbst sind jetzt fast 40
Jahre im Betrieb. Gab es schon eine
ähnlich einschneidende Zeit?
Wolf:Nein, nein, nein. So etwas
habe ich noch nie erlebt. Vor dem
EU-Beitritt war es auch arg. Da-
mals sind die Rohstoffpreise in
Österreich um einiges höher ge-
wesenalsinnerhalbderEU.Daha-
ben wir nicht gewusst, wie wir tun
sollen. Das war auch sehr turbu-
lent. Aber nicht so turbulent wie
jetzt. Ich kann mich auch nicht er-
innern, dass es zu meines Vaters
Zeiten einmal so war.
STANDARD:So turbulent ist es, zu-
mindest was Ihren Betrieb betrifft,
weil sich plötzlich alle um Nudeln
gerissen haben, als gäbe es kein
Morgen –neben dem Klopapier.
Haben Sie eine Erklärung, war-
umso viele Menschen losgestürmt
sind, um zu hamstern? Machen
wir wohlhabende Menschen uns
mehr Sorgen ums Essen als är-
mere?
Wolf:Das glaube ich nicht. Viel-
leicht haben die Leute gar nicht
nachgerechnet, wie viel ich für
eine Portion Nudeln brauche oder
für eine Portion Kartoffeln. Sie ha-
ben ganz einfach irgendwie Dau-
men mal Pi eingekauft.
STANDARD:Wie man das eigent-
lich meistens macht. Nur jetzt hat
zwischen Daumen mal Pi viel hin-
eingepasst.
Wolf:Ja, da haben die Menschen
eben genommen was da war, ha-
ben sich gedacht, das hätte ich
gern und das auch. Und auf ein-
mal haben sie 20 Kilogramm Nu-
deln im Einkaufskorb gehabt. Da-
bei reicht ein 500-Gramm-Packerl
für vier Personen als Hauptspeise.
Da braucht man ein bisserl Zwie-
bel dazu, anschwitzen mit Oliven-
öl, und dann gibt man Parmesan
Artikeln,dienichtsowichtigsind.
Ich verwende nur österreichische
Rohstoffe. Da haben wir mit den
Vertragsbauern schon einen Ab-
schluss gemacht, bevor die Hyste-
rie ausgebrochen ist. Da bin ich
versorgt.
STANDARD:Sie haben viele Um-
weltinitiativen gestartet, als Erster
eine Verpackungsmaschine für Pa-
pier angeschafft, eine eigene Bio-
gasanlage, bauen das Futter für die
Hendln selbst an. Man kennt Sie,
aber berühmt werden Sie jetzt, weil
die Nudeln plötzlich zu Gold ge-
worden sind. Grämt Sie das?
Wolf:(Lacht.)Nein. Wir Menschen
sind halt Gewohnheitstiere. Ich
habe in meinem ganzen Leben das
SchnitzelinÖlherausgebackenbe-
kommen, wenn ich es in Schmalz
herausgebacken bekomme, tut mir
die Gabel weh.
STANDARD: In Ihrem Unterneh-
men arbeiten alle wie wild. Die
Wirtschaft kommt zum Erliegen,
machen Sie sich Sorgen, wie es in
nächster Zeit weitergeht?
Wolf: Ja,sowieso. Wir werden
wahrscheinlich im April, wenn
die Hamsterkäufe verdaut sind
und der normale Alltag sich in
zwei, drei Monaten wieder einfin-
det, Daumen drehen, weil die Leu-
te daheim einen Haufen Nudeln
im Regal haben oder in der Speis.
Ich spüre das jetzt schon bei mei-
nen Bäckereigeschäften, das ist to-
tal zurückgegangen.
STANDARD:Wenn man so hart ar-
beitet und andere sich jetzt Milliar-
denhilfen abholen, wurmt das?
Wolf:Nein,nein,Moment,ichsehe
mich hier als der Versorger. Die
anderen holen sich Milliarden ab,
damit sie nicht eingehen. Ich wer-
de wohl auch dort und da Kurz-
arbeit machen. Jetzt müssen wir
zusammenhalten, da kann nicht
einer auf den anderen eifersüchtig
sein oder der eine glauben, der an-
dere verdient jetzt einen Haufen
Geld.
STANDARD:Ist es nicht so?
Wolf:Die Eier, die ich jetzt zukau-
fe, sind um etliches teurer, die
Überstunden, Sonntagsstunden,
Samstagsstunden, alles ist teurer.
Und wenn sich das Ganze erholt
hat, braucht der Markt nichts
mehr. Ich bin auch kein Gewinner
in dieser Situation. Im Gegenteil.
STANDARD:Es heißt ja immer,
dass die Produzenten sich von den
Supermärkten die Preise diktieren
lassen müssen. Jetzt können Sie
den Spieß doch umkehren?
Wolf:Ich kann ja jetzt nicht herge-
hen und sagen, weil du das jetzt
unbedingt brauchst, werde ich
teurer. Das macht man nicht. Jetzt
muss ich einmal die Krot fres-
sen, und wenn alles vorbei ist,
muss ich mit dem Handel reden.
Da muss man sich schon verlas-
sen können aufeinander. Wenn
eine Notsituation entsteht, kön-
nenwirallezusammenhalten.Das
ist das Schöne an dieser Situation,
alles andere hätten wir nicht ge-
braucht.
STANDARD:Sie wollten ja früher
Weltenbummler werden. Dank des
Virus, das zum Weltenbummler ge-
worden ist, können Sie jetzt nicht
mehr gut essen gehen, wie Sie es
gerne tun. Wie entspannen Sie sich
an diesen stressigen Tagen?
Wolf:Ich esse am Abend mit mei-
ner Frau und meinen zwei Buben,
dann schau ich noch ein bisserl
fern und lese.
STANDARD:Passend zur derzeiti-
gen Lage einen Thriller?
Wolf:Nein, Wagner. Ich bin ja Ri-
chard-Wagner-Fan. Jetzt wurden
natürlich auch die Veranstaltun-
gen in der Staatsoper abgesagt, ich
hatte Karten für denRing,das tut
schonweh.Götterdämmerungwäre
auf dem Programm gestanden.
Wo
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Foto: Picturedesk
Unternehmer im Gespräch
ZWISCHEN
DEN
ZAHLEN
INTERVIEW:Regina Bruckner