Der Standard - 21.03.2020

(Ron) #1

DERSTANDARDWOCHENENDE Automobil SA./SO., 21./22. MÄRZ2020 | 27


Vier absatzträchtige Frühjahrsboten: Mercedes-Benz GLA, VW T-Roc Cabrio, Audi A3 Sportback und Opel Corsa-e (von links oben). Muss nur noch die Corona-Krise vorbeigehen.

Fotos:Werk

Aufgrund der Epidemie musste eine ganze ReihevonFahrzeug-Neuvorstellungen abgesagtwerden.Wirkönnen
immerhin die Basisinfos liefern–zuMercedes GLA, VWT-Roc Cabrio,Audi A3 und Bentley Mulliner Bacalar.

Preispalette reicht von 40.900 bis
49.300 €. Plug-in-Hybrid und
AMG-Version (306 PS) komplet-
tieren das Angebot.

Luftige Fraktion
Der T-Roc ist mit 4,27meinen
Tick kürzer als der GLA, und weil
Golf und Beetle Cabrio passé sind,
ist das T-Roc Cabrio ab Mitte Mai
der einzige Vertreter der luftigen
(und lustigen) Fraktion bei VW –
da das Evoque-Cabrio verschwun-
den ist, zudem das einzige SUV-
Cabrio weit und breit. Das Textil-
verdeck öffnet und schließt in elf
Sekunden und bis 30 km/h, an-
getrieben wird an der Front und
ausschließlich ottonisch (115 und
150 PS)–den stärkeren Benziner
gibt es auch mit 7-Gang-DSG. Ein-
stiegspreis: 30.190 €.

E


igentlich könnte dieser Bei-
trag mit dem Bentley Mulli-
ner Bacalar beginnen, aber
zum Quintett fehlte die Forelle,
deshalb finden Sie den exquisi-
ten Briten in den Kurzmeldungen.
Nein, Flachwitz beiseite, hier geht
es um Neuzugänge mit Massen-
verbreitungspotenz, deshalb das
folgende Quartett, und apropos
Corona: Anders als die Klopapier-
industrie profitiert die Autobran-
che nicht von einer Sonderkon-
junktur. Sie ist global massiv be-
troffen, auch entfallen praktisch
alle Neuvorstellungen auf Wo-
chen hinaus, mindestens–des-
halb hier ein Vierertelegramm mit
zumindest den wichtigsten öster-
reichrelevanten Rahmendaten.
Mercedes GLA. Die erste Gene-
ration war erstens erfolgreich,


zweitens eigentlich nur eine auf-
geblasene A-Klasse. Beim Neuen
steht nicht mehr nur SUV drauf,
er ist jetzt auch formal einer, und
weil auf der Frontantriebsarchi-
tektur auch schon ein GLB (4,63 m
lang) lanciert wurde, sind die Rei-
hen zwischen GLA und GLS nun-
mehr lückenlos geschlossen.
Stilistisch setzt der GLA auf die
bewährte Rundwieeinbachkiesel-
steinform, bei den Abmessungen
sieht es gegenüber vorher so aus:
Länge 4,41m(–14mm), Breite
1,83(+30 mm), Höhe 1,61(+104
mm), Radstand 273(+ 30 mm),
Kofferraum 435 Liter(+14). Ende
April geht’s los–mit Frontantrieb
und Allrad, je zwei Benzinern
(163, 224 PS) und Dieselmotoren
(150, 190 PS), 7- und 8-Gang-Dop-
pelkupplungsgetriebe, und die

Bei Audi steht der A3 vor der
Ablöse, Marktstart für den seit
1996 über fünf Millionen Mal ver-
kauften Kompaktklassler ist im
Mai. Der Radstand (2,64 m) bleibt
gleich, das Wachstum beschränkt
sich auf Länge (4,34 m) und Brei-
te(1,82),dasindesjeweilsgutdrei
Zentimeter mehr. Weil der Wagen
vorsorglich auf einen neuen US-
Crashtest ausgelegt wurde, der
nun doch nicht so rasch kommt,
ist der Ingolstädter ein bisserl ein
Nasenbär, insgesamt aber eine
durchaus fesche Erscheinung.
Besondere Freude machen wird
das Fahrwerk, bei den Motoren
stehen zunächst zwei 2,0-Liter-
Diesel (116, 150 PS) und ein 1,5-
Liter-Benziner (150 PS; kommt
auch mit 48-Volt-Mildhybrid-Sys-
tem) zur Auswahl, geschaltet wird

manuell (6-Gang-Getriebe) und
doppelkupplerisch (7-Gang-S-tro-
nic). Plug-in-Hybrid in zwei Leis-
tungsstufen, g-tron (Erdgas) sowie
S3 mit 310 PS, folgen auch heuer
noch. Preise: 29.600 bis 33.590 €.
Zu guter Letzt ein ökokorrektes
AutofüralleMobilitätswendlerin-
nen und -wendler: Opel Corsa-e.
Der fesche, 4,06mlange Stromer
fährt mit demselben Technik-
paket vor wie der Peugeot e-208
–100-kW-Elektromotor (136 PS)
und 50-kWh-Batterie. WLTP-
Reichweite: 337 km. Zur Auswahl
stehen drei Fahrmodi (Normal,
Eco, Sport), und an der 100-kW-
Gleichstrom-Schnellladesäule ist
der Akku in einer halben Stunde
zu 80 Prozent voll. Eingepreist
ist der Elektro-Corsa haarscharf
unter der 30k-Schwelle: 29.999 €.

Heutespielen wirCorona-Quartett


Andreas Stockinger

UMWELT&TECHNIK


Kleine Autos sind um-
weltfreundlicher. Das
müsste in diesen Ta-
gen eigentlich genü-
gen, um eine Nachfra-
gelawine auszulösen.
Doch die Wirklichkeit
sieht anders aus. Im Spagat zwischen
Preiskampf und technischen Anforde-
rungen sind Kleinwagen zu einer Her-
ausforderung für die Hersteller gewor-
den. Immer öfter hört man, welche Mo-
dellreihen als nächste eingestellt wer-
den. Zu wenig Gewinn, zu wenig Publi-
kumsinteresse. Denn auch der Zug der
Kundschaft in Richtung Kleinwagen
hält sich in Grenzen.
Sie bieten doch nicht ganz den Kom-
fort der nächstgrößeren Kompaktwa-
gen, sind aber auch nicht deutlich billi-
ger. Außerdem hat man die Möglich-
keit, auf ein junges gebrauchtes Auto
auszuweichen.

Der springende Punkt liegt vermut-
lich gar nicht in rationalen Überlegun-
gen, sondern eher auf emotionaler Ebe-
ne. Trotz zahlreicher Versuche, den
Kleinwagen chic zu machen, driftet er
günstigenfalls in die niedliche Ecke ab.
Immer noch ist unser Verkehrsgesche-
hen so strukturiert, dass Kleinwagen
nicht ernst genommen werden, von Lie-
ferwagen bedrängt, von schnellen Kom-
bis belästigt und von arroganten SUVs
verscheucht. Das alles ist nicht drama-
tisch, aber ein wenig demütigend,
wenn man nicht allzu breite psychi-
sche Schultern hat–und lästig auch
für robuste Seelen.
Nun versuchen einigeAutohersteller,
durch den Umbauauf Elektroantrieb
ihre Kleinwagen in die Zukunft zu ret-
ten. Daswirkt aber eher wie Restlver-
wertung. Zu hoffen ist, dassihnen bald
etwas Neues einfällt zum Thema schlank
und sparsam in dieZukunft.(rs)

Kleinwagen als Restlverwertung


FAHRTENBUCH


S


eine Coolness würde der Welt derzeit
gut stehen: James Bond würde weder
Ängste schüren noch gerührt und be-
troffen über diebevor stehende Apokalypse
jammern. Als Mann der Tat würde er Maß-
nahmen setzen, von Fakten und Ratio ge-
trieben,weder(jenachEinschätzung)zöger-
lich noch überzogenagieren–imGegensatz
zur globalen Reaktionsgesellschaft. Nur lei-
der, leider ist Bond nur Fiktion–und sein
aktueller Einsatz aufgrund „des Virus“ so-
gar verschoben–mon dieu! „De Wöd steht
nimmer mehr lang, lang, lang“, würde Nest-
roy selig anstimmen. Wäre 007 real, hätte
er schon längst sämtliche Virenschleudern
„egalisiert“, wie das so schön heißt.
Nicht geschnürt–Bondage kommt
ja nicht von Bond–und Corona
nicht vom Bier! Oder er hätte sie in
positive Energie umgewandelt, die
das Universum zu einem besseren
Platz, an dem die gesamte Mensch-
heitinEinklangmitderNaturinLie-
be und Zufriedenheit leben könnte,

macht. So far, so good, aber unrealistisch.
However,der blaue Planet hat schon ande-
res überstanden. Mit und ohne Joe Cool und
Jack Black. Einen wunderbaren Rückblick
auf die schönsten, besten und schnellsten
Autos mit den außergewöhnlichsten Son-
derausstattungen liefert–als Ersatz für neue
cineastischeAbenteuerundpsychologische
Überbrückungshilfe für Filmsüchtige –
SiegfriedTeschesBeitrag überJamesBond.
In diesem kleinen, feinen Fotoalbum begeg-
net man nebst Roger Moore, Daniel Craig,
Sean Connery und diversen zu Vernachläs-
sigenden vor allem den wahrenProtagonis-
ten:vomaristokratischenAstonMartinüber
Bentley, BMW, Lotus bis zur Ente.
Aber ruhigBlut .ImHintergrund
ist Bondlängst aktiv, schlürft sei-
nen Martini–geschüttelt, nicht ge-
rührt–ander Bar und wartet, Cool-
ness in Person,aufneue Herausfor-
derungen. Gregor Auenhammer
SiegfriedTesche,„JamesBond.Motorle-
genden“.€30,60/240S.Motorbuch,2020

Gerüttelt,nichtgeschürt

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