Der Spiegel - ALE (2022-01-08)

(EriveltonMoraes) #1
SPORT

110 DER SPIEGELNr. 2 / 8.1.2022

SPIEGEL: Herr Watzke, was fasziniert die Fans
so an Ihrem Stürmer Erling Haaland?
Watzke: Ach, Erling. Da kommt einfach alles
zusammen. Er ist gierig auf Erfolg, schießt
viele Tore, er ist eine imposante Erscheinung
und hat Entertainerqualitäten.
SPIEGEL: Halb Europa scheint ihn verpflichten
zu wollen. Was müssen Sie tun, damit Ihr
wichtigster Spieler in Dortmund bleibt?
Watzke: Es wird natürlich schwierig, ihn zu
halten. Trotzdem wollen und werden wir es
versuchen.
SPIEGEL: Real Madrid soll an Haaland inte­
ressiert sein. Wird er schon in dieser Winter­
transferperiode weiterziehen?
Watzke: Nein, das ist ausgeschlossen. Wer gibt
denn einen der besten Stürmer Europas in
der Winterpause ab, wenn er nicht muss? Bo­
russia Dortmund ist noch in drei Wettbewer­
ben vertreten – und in denen möchten wir
mit der bestmöglichen Mannschaft antreten.
SPIEGEL: Haalands Berater Mino Raiola hat
offenbar einen Karriereplan für seinen Klien­
ten. Ihr Klub scheint darin keine Rolle mehr
zu spielen.
Watzke: Am Ende ist immer entscheidend,
was der Spieler will. Mino ist im positiven
Sinne gerissen und hat selbstverständlich eine
klare Agenda: das Beste für seinen Spieler
herauszuholen.
SPIEGEL: Borussia Dortmund ist zu einer Art
Durchlauferhitzer geworden. Der Klub holt
jedes Jahr neue Talente, macht sie groß. Dann
kommen die finanzstarken Klubs aus England
oder Spanien und kaufen Ihnen die Spieler
weg. Die Kasse stimmt, aber Ihr Klub tritt
sportlich auf der Stelle.
Watzke: Es ist der Sisyphuseffekt, der aber
für 98 Prozent aller Klubs weltweit gilt. Zu­
dem vergessen Sie in Ihrer Frage, dass Spieler
wie Lewandowski, Gündoğan oder Aubamey­
ang – um nur einige zu nennen – nicht nur
ein, zwei Jahre bei uns waren, sondern deut­
lich länger. Aber es stimmt schon, wenn wir
den Felsbrocken mal den Berg hoch geschafft
haben, rollt er mitunter auch wieder runter.
Dazu gibt es keine Alternative. Wir entwi­
ckeln uns wirtschaftlich sehr gut, doch das
Wettbewerbsumfeld hat sich verschärft. Bay­

»Sollen wir den Bayern sagen, ihr startet


jetzt mit minus 15 Punkten in die Saison?«


SPIEGEL-GESPRÄCH Klubchef Hans-Joachim Watzke über die Langweile in der Bundesliga,
den Durchlauferhitzer BVB und Sponsoren, die ihm gestohlen bleiben können

Das Gespräch führten SPIEGEL-Mitarbeiter Marcus Bark
und die Redakteure Jörn Meyn und Gerhard Pfeil.

Watzke, 62, ist seit
2005 Geschäfts­
führer des
Fußball­Bundes­
ligisten Borussia
Dortmund. Ab
Februar wird der
Unternehmer aus
dem Sauerland
zudem Vorsitzen­
der des Aufsichts­
rats der Profi­
vereinigung DFL.

Patrick Junker / DER SPIEGEL

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