stern-ReporterJoachim
Rienhardt(l.)undFotograf
JonasWreschwarenüber-
rascht,wievieleVertreter
vonHilfsorganisationenvorOrtganzoffen
an derSinnhaftigkeitihresTunszweifelten
Problems–zumalvieleKinderaufgrund
vonMangelernährungbereitsmitkörper-
lichenodergeistigenDefizitenzurWelt
kommen.AuchDorfchefTanandavahofft,
dassdieScharseinerKinderbaldvonvier
aufzehnwächst.MöglichstvieleNach-
kommen sollen seine Versorgung im
Altersichern.
AgraringenieurJarryspricht–wiedie
ExpertenderDeutschenGesellschaftfür
InternationaleZusammenarbeit(GIZ)–
von einemTeufelskreisausKriseundNot-
hilfe,deneszudurchbrechengelte.„Wir
müssenaufBildungundInfrastruktur
setzen,umdemeinEndezumachen“,sagt
er. WerBargeld anBedürftige verteile,
wieesinzwischenselbstnamhafteOrga-
nisationentun,verschlimmerederenLage
nur.„DamitmachtmanausdenMenschen
tatsächlich armeKreaturen“,sagtJarry.
ErzitiertdieAltendesGrandSud,denen
er indenletztenJahrzehntenhäufigbe-
gegnetist:„Diesagen:MitGeldbringt
ihr unsere jungen Menschen um.“ DieAl-
mosenderreichenWeltnähmendenMen-
schendesGrandSudnicht nurdieWür-
de,sondernauchdenAntrieb, sichselbst
zuhelfen.
JarryistinzwischenimRahmeneines
LandwirtschaftsprojektsderEUtätig,an
demauchdieGIZbeteiligtist.Dasfördert
dieEigeninitiativederMenschenundfor-
dertdieseauchein.EshilftBauern,sich
miteinfachenMittelnaufdieKlimaverän-
derungen einzustellen: Hecken gegen
Winderosion,Blätterabdeckungenaufden
FelderngegendieHitze,Neuzüchtungen
vonstachelfreienKakteenals Tierfutter.Im
HintergrundwerdenWertschöpfungsket-
tenanalysiert.Zielistes,von Not-auf
Strukturhilfeumzuschalten.DieMenschen
müsstenmerken,dass„dasArbeitensich
wiederlohnt“,sagtdieGIZ-Programmleite-
rinLinhFeldkötter.„MankannEntwick-
lungnichtvonaußendiktieren.“InJahren
mitergiebigemRegen,sagt auchJeanPhi-
lippeJarry,könnederGrandSuddieganze
InselmitFrüchtenundGemüseversorgen.
AufsolcheJahrehofftauchDorfchef
Jeande DieuxTanandava.Geradekommt
seinNeffemitdenZebusvomWasserho-
lenzurück.ErspießtKaktusblätteraufeine
Lanze,fackeltdieStachelnab. Tanandava
trägtsieindieausgetrockneteTränke sei-
nesGattersundhacktdieBlättermiteiner
Macheteklein,umsiedannzuverfüttern.
Dabeispricht erleisevorsichhin.
DerausbleibendeRegen?Überfällevon
Viehdieben?„DasallesistinGottesHand“,
sagtderDorfchef.InseinenGebetenbittet
erdenAllmächtigenumRegen.Dochdie
Prognose der Meteorologen verheißt
nichtsGutes.BisAprilsollesimGrandSud
trockenbleiben.Normalerweisegehtdann
dieErntesaisonallmählichzuEnde. 2
Einkleiner
Junge pflückt
Kakteen,mit
denener
seinenHunger
stillenwill;wenn
dieStacheln
abgerubbelt sind,
istdieMahlzeit
fertig(ganz unten)
EinVaterhält
seinBaby
imArm.Aufdem
Bettdahinter
liegt dieunter-
ernährteMutter.
Sieist zu
schwachzum
Stillen
Je mehr Helferkommen, desto
größer die Zweifel an ihrem Tun
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