Der Spiegel (2022-02-26)

(EriveltonMoraes) #1
28 DER SPIEGELNr. 9 / 26.2.2022

CHAPPATTES WELT

Nachhilfe für die
Demokratie
REGIERUNG Familienministerin
Anne Spiegel (Grüne) und In­
nenministerin Nancy Faeser
(SPD) haben Eckpunkte für ein
Demokratiefördergesetz vorge­
legt, ein zentrales Vorhaben der
Ampel im Kampf gegen Rassis­
mus und Extremismus. Laut
dem Diskussionspapier habe
insbesondere die »rechtsextre­
mistische Bedrohung« massiv
zugenommen. Künftig soll da­

her der Bund die Möglichkeit
bekommen, »zivilgesellschaftli­
che Projekte mit überregionaler
Bedeutung« zu fördern, etwa
zur Unterstützung von Opfern
politischer Gewalt oder zur Be­
ratung von Aussteigern aus ex­
tremistischen Gruppen. Es gehe
um ein »Bekenntnis zu einer
angemessenen Finanzierung«
solcher Initiativen. Bestehende
Strukturen sollen »längerfristig«
abgesichert werden können.
Bisher sind solche Förderungen
nur zeitlich begrenzt möglich.

Unter der letzten Regierung
war das »Wehrhafte­Demokra­
tie­Gesetz« am Widerstand der
Unionsfraktion gescheitert. Sie
verlangte von Förderempfän­
gern ein Bekenntnis zur demo­
kratischen Grundordnung, um
zu verhindern, dass Linksradi­
kale an Gelder gelangen. Im
neuen Eckpunktepapier heißt es
nun, dass »selbstverständlich«
nur Maßnahmen unterstützt
würden, die eine den »Prinzipi­
en des Grundgesetzes förderli­
che Arbeit leisten«. HÖH, WOW

Taiwan anerkennen?


DIPLOMATIE Der Petitions­
ausschuss des Deutschen
Bundestags hat die Bundesre­
gierung aufgefordert, ihre
Außenpolitik gegenüber Taiwan
zu überprüfen. Hintergrund
ist eine Bürgerpetition mit der
Forderung, vollständige diplo­
matische Beziehungen zu dem
Inselstaat im chinesischen Meer
aufzunehmen. Der Meeres­
biologe Michael Kreuzberg aus
Rostock hatte die Petition im
Bundestag eingebracht und
innerhalb weniger Wochen
mehr als 50 000 Unterschriften
gesammelt. Das Auswärtige
Amt hatte in dem Petitionsver­
fahren dagegen argumentiert:
Eine Anerkennung Taiwans
sei geeignet, »zu schwerwiegen­
den Differenzen mit der VR
China zu führen«. Die Volks­
republik China, die Taiwan
nicht anerkennt, sei »ein strate­
gisch wichtiger Partner« der
Bundesrepublik. Der Petitions­
ausschuss kam in seinem Ab­
schlussbericht jedoch zu der
Auffassung, »dass eine erneute
Bewertung der außenpoli­
tischen Position der Bundes­
regierung gegenüber Taiwan
unter Berücksichtigung des
sich dynamisch verändernden
Umfelds internationaler Politik
angezeigt ist«. Dabei solle
auch »die Frage nach einer
grundlegenden Anerkennung
Taiwans als souveräner Staat
neben der Volksrepublik
China« erörtert werden, teilte
die Vorsitzende des Petitions­
ausschusses mit. CSC

Kriegstreiber!


SO GESEHEN Neue
Partei DLAfD auf
Friedenskurs

In aller Schärfe verurteilt Die
Linke Alternative für Deutsch­
land (DLAfD) die Kriegstrei­
berei des westatlantischen An­
griffsbündnisses Nato in der
russischen Teilrepublik Ukrai­
ne. »Die Welt darf nicht auf
diese perfide Manipulation he­
reinfallen«, sagte die Bundes­
sprecherin Sevim Dagdelen
auf einer Pressekonferenz der
noch jungen, im Bundestag
aber bereits mit 119 Abgeord­
neten vertretenen Partei.
Dagdelens Co­Sprecher
Tino Chrupalla ergänzte: »Wir
wissen zwar noch nicht genau,
wie sie es gemacht haben, aber

es so aussehen zu lassen, als ob
unser verehrter Herr Präsident
Putin eine Invasion befohlen
hätte, ist eine Frechheit.« Ver­
mutlich sei ein in den Medien
verbreitetes Video, in dem Pu­
tin einen Militäreinsatz ankün­
digt, Ergebnis einer Computer­
manipulation. Womöglich sei
auch eine animierte Wachs­
puppe zum Einsatz gekommen,
jedenfalls sei in der Aufzeich­
nung »offensichtlich kein ech­
ter Mensch« zu sehen.
Nur der Geduld des russi­
schen Staatslenkers sei es in­
des zu verdanken, dass in der
Ukraine weiterhin Frieden

herrsche. Daran werde auch
der provokante Selbstbeschuss
ukrainischer Städte durch »von
der Nato bewaffnete Rowdys«
nichts ändern.
Nachfragen waren auf der
Pressekonferenz in der
pro visorischen DLAfD­Partei­
zentrale in der russischen
Botschaft nicht zugelassen,
verwiesen wurde lediglich
auf eine für den Abend geplan­
te Erklärung des DLAfD­
Ehrenvorsitzenden Gerhard
Schröder. Er wird sie gegen
19 Uhr Moskauer Zeit abgeben


  • allerdings nur an den Meist­
    bietenden. Stefan Kuzmany


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