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FOTOS: CHRISTA STROBL
Regionen
Steiermark Magazin 5 • 2017
FOTOS: CHRISTA STROBL
Handwerk
I
mmer wieder bleiben Leute ste-
hen, schauen interessiert und ge-
hen hinein. Eigentlich war hier
in der Ischler Straße 66 eine Flei-
scherei, jetzt hat sich dort Georg Eder
eingerichtet. Ein kleiner Laden mit
Hüten, Holzspielzeug – und Waidsä-
cken. Was das sein soll? Jäger werden
sagen: „Klar, kennen wir.“ Das prakti-
sche Accessoire leitet sich schließlich
vom Waidmann ab. Eine Art Rucksack
in Jägergün, außen oft mit Patronen-
taschen ausgestattet. Georg Eder hat
den Ausseer Waidsack, oder Woadsack,
wie er im Salzkammergut genannt wird,
weiterentwickelt und auch für Nicht-
jäger alltagstauglich gemacht.
Früher hatte man im Salzkammer-
gut fast in jedem Haushalt so einen
Waidsack. Von Generation zu Genera-
tion wurden sie weitervererbt, weil sie
praktisch und fast nicht umzubringen
sind. Auch heute noch wird er verwen-
det, die Salzbergwerksarbeiter und
Holzknechte zum Beispiel nehmen ihn.
Das Besondere: Es gibt keinen Reiß-
oder Klettverschluss, stattdessen findet
man an der Rückseite einen Schlitz, der
aber so konstruiert ist, dass der Sackin-
halt nicht verloren geht. Man kann also
jederzeit etwas herausholen, ohne dass
man sich mit einem Verschluss abmü-
hen muss. Unverzichtbar beim Moped-
fahren, Wandern, Einkaufen – nichts
geht verloren, alles hat Platz. „Und es
schaut fesch aus.“
Sein Vater fertigte ihn nur auf
Wunsch an, so lernte Georg Eder früh,
wie man den Rucksack zusammenbaut.
Später übernahm er das Lebensmittel-
geschäft seines Vaters und stellte auf
Geschenke aus Holz, Heimtextilien
und Ausseer Spezialitäten um. Erst
2014 kam er auf die Idee, den Waidsack
wiederzubeleben, aber mit neuen Ma-
terialien und Mustern. Am Ausseer
Kirtag verkaufte er seine ersten Ent-
würfe, und weil die Leute ihm die
Rucksäcke förmlich aus der Hand ris-
sen, war ihm klar: „Das gehe ich jetzt
professionell an.“
Im Laden hängen die Waidsäcke nun
dicht an dicht, nicht ein Quadratzenti-
meter Platz wurde verschenkt. Und die
Auswahl ist groß. Georg Eder ist expe-
rimentierfreudig, vor allem bei den
Stoffen: Vom gängigen Leinen über Lo-
den bis hin zum Kork ist so ziemlich al-
les erlaubt. Auch Modelle in Lederop-
tik-Alcantara, mit Fisch grätmuster, Blu-
menornamenten oder in Kuhfelloptik
wurden entworfen. „Swarovski-Steine
kommen aber keine drauf.“
Allen Modellen gemeinsam ist ein
Eisenring, an dem man einen Hund
anhängen kann, dazu gibt es eine Le-
derschleife, an der man ein Tuch be-
festigen kann. „Jedes Stück ist ein Uni-
kat und echte Handarbeit.“ Passt gut
zu Tracht, aber nicht nur Traditions-
fans mögen den Waidsack, auch die
Jungen aus der Stadt kommen oder sie
bestellen auf http://www.waidsack.at.
Seine Fantasie lebt Georg Eder
auch mit abstrakter Malerei aus. Oder
er greift mit seiner Gruppe, den Ziam-
wiam, zur steirischen Harmonika. Nur
echte Volksmusik wird gespielt. Ver-
steht sich von selbst bei einem Puris-
ten wie Georg Eder.
DER RUCKSACK IM
AUSSEE-DESIGN
Der gute alte Rucksack wird chic. Der Grundlseer Georg Eder belebte das
Accessoire mit frischer Optik und hochwertigen Stoffen wieder.
KUHOPTIK für den Waidsack. Als Sto¤
wird natürlich kein echtes Fell verwendet.
PRAKTISCH und hübsch: die Lederschlau-
fe für fesche Tücher.
Von Werner Ringhofer
stmk1705_Waidsack.indd 36 12.06.17 17:53