Yachtrevue – Juli 2017

(Ron) #1
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Regionen

Steiermark Magazin 5 • 2017

Kultur

FOTOS: PICTUREDESK.COM 
, FILMF

IRMA

Der Einsatz der Truppe begann in der
Realität gewissermaßen dort, wo der
Film aufhört, nämlich nach dem Ende
der Kampfhandlungen. Die Entde-
ckung und Erforschung Tausender
Kunstwerke im Altausseer Salzstollen
war – anders als es Clooneys Film sug-
geriert – „business as usual“.

Ungeahnte Dimensionen
Mit der Kapitulation Nazideutschlands
vom 8. Mai 1945 übernahm die US-
Army das staatliche Kunstdepot im
Salzbergwerk von Altaussee. In den
Monaten darauf begann man zusam-
men mit dem MFAA unter Leitung des
amerikanischen Kunsthistorikers Ge-
orge L. Stout – der Vorbild für den von
Clooney verkörperten Charakter Frank
Stockes war – die im Bergwerk Altaus-

see eingelagerte Kunst zu bergen. Ins-
gesamt wurden 6.755 Altmeistergemäl-
de, 230 Zeichnungen 1039 Drucke, 95
Wandteppiche, 68 Skulpturen, 50 Kis-
ten mit Kunstkammerobjekten, Tau-
sende historische Bücher und eine
nicht näher bezifferte Anzahl an mu-
sealen Einrichtungsgegenständen ge-
borgen. Der Grund für diese enorme
Ansammlung von Kunstwerken war,
dass im Altausseer Salzbergwerk idea-
le klimatische Bedingungen zur zerstö-
rungssicheren Lagerung von Kunst-
werken herrschen.
Ab 1943 hatte Herbert Seiberl als
von den Nazis eingesetzter Leiter des
Wiener „Instituts für Denkmalpflege“
(eine Vorgängerorganisation des Bun-
desdenkmalamts) hier ein großes „De-
pot für Kulturgüter“ errichten lassen.

Dazu wurden die Kammern des riesi-
gen Salzstollens mit Holz ausgezim-
mert und von Universitätsmitarbeitern
ein inventarisiertes Regalsystem für
Tausende Kunstwerke geschaffen. Zwi-
schen den einzelnen Depoträumen ver-
kehrte sogar eine Grubenbahn. Zusam-
men mit dem Bergwerk von Merkers
bei Eisenach wurde die Stollenanlage
von Altaussee zum bedeutendsten
Kunstbunker des Dritten Reichs. Wäh-
rend aber etwa in Merkers die großen
Berliner Museumsschätze ausgelagert
wurden, stammten die Objekte in Alt-
aussee zum Großteil aus der geheimen
Sammlung, die unter der persönlichen
Obhut Hitlers zwischen 1939 und 1944
unter der Bezeichnung „Sonderauftrag
Linz“ zusammengestellt wurde. Dabei
handelte es sich zum überwiegenden
Teil um Raubkunst. Daneben waren in
Altaussee etwa die Bestände der Wie-
ner Museen, die enteigneten Kunst-
sammlungen der österreichischen
Klöster und ein denkmalpflegerisches
Archiv eingelagert. Auch Privatperso-
nen konnten im Depot einlagern las-
sen. Die einsamen Höhepunkte des
Depots waren der um 1432 entstande-
ne „Genter Altar“ des Jan van Eyck
und die „Brügger Madonna“ von Mi-
chelangelo Buonarotti.

WAS GÖRING (l.) rauben ließ, stellten die
„Monuments Men“ (oben) in den Salzberg-
werken Österreichs und Bayerns sicher.

DIE „KUNSTLIEBHABER“ Hitler und Göring nutzten
den Weltkrieg für einen privaten Kunstraub.

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