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R EVIER • GRIECHENLAND
W
ir von der Gemeinde der
Wind- und Wellenbeweg-
ten wissen: Der Horizont
ist ein treuer Begleiter.
Gelegentlich kommt er
uns nah, meist wahrt er Distanz, manch-
mal verbirgt er sich in Nebel, Regen oder
Dunst. Wesensgleich dem Schatten lässt er
sich nicht fassen, und mit dem schwinden-
den Licht macht er sich wie die Schatten
unsichtbar. Nicht erst seit Udo Lindenberg
wissen wir, dass es hinterm Horizont
weiter geht, ein neuer Tag beginnt, und
mit ihm kommt ein neuer Horizont.
So ist das mit den Horizonten aus den
Stoffen der Physik. Schön ist es, diesen hin-
terher zu segeln.
Wie aber ist es mit den Horizonten aus
den Reichen hinter der Physik, den meta-
physischen? Auch sie lassen sich nicht
fassen. Aber vor uns herschieben, den
Horizont des Verstandes über das Augen-
scheinliche und Sinnfällige hinausschieben,
das können wir doch. Auf der Reise zu neu-
en Horizonten muss man nur ein paar Ur-
teile und Überzeugungen über Bord werfen
und sich bequemer Einrichtungsgegen-
stände im Gedankengebäude entledigen.
Zudem hilft es, wenn man sich mit Neugier-
de im Herzen an Stätten begibt, an denen
wertvolle Gedanken in die Welt entlassen
wurden. Auch darum – nicht nur wegen der
guten Winde, entzückenden Menschen und
berückenden Landschaften – zieht es neu-
gierig zweifelnde und kultursensible Gemü-
ter immer wieder in griechische Gewässer
und damit an den Ursprung Europas. Nur
Italien wäre eine vergleichbar ergiebige
Destination. Leider hat das Schicksal die-
ses zweite Sehnsuchtsland der unruhigen
Geister mit zu viel glatter Küste und viel zu
wenigen Inseln ausgestattet.