yachtrevue.at • 7|17 37
Grenzerfahrung
Bereichernd. Bei einem Törn im Dodekanes, wo die
europäische Kultur dem Orient am nächsten kommt, kann
man sowohl landschaftlichen als auch geisteswissen-
schaftlichen Attraktionen folgen. Von Werner Meisinger
Im Zweifel Kurs Südost
Reizvolle Destinationen gibt es in griechi
schen Gewässern viele. Wer wie die alten
Griechen den geographischen Horizont als
Grenzkreis versteht und sich von Reisen an
den Peripherien Entdeckungen verspricht,
wird am Dodekanes viel Freude haben. Mit
diesen Inseln wendet sich der Bogen euro
päischer Kultur von Süden nach Westen
und kommt dem Orient am nächsten. Wie
Gezeiten sind verschiedenste Kulturen
über die Region geschwappt und haben
gehaltvolle Sedimente hinterlassen. Die
Lebensarten der Menschen haben sich mit
den Zeitläufen fusioniert, die politischen
Begehrlichkeiten leider nicht.
Ja, ich weiß, geschätzte Leserinnen und
Leser, auch kulturaffine Reisende leben
nicht von geistiger Nahrung allein und
können von den Botschaften alter Steine
ihren Durst nicht stillen. Das hohe Lied
auf den griechischen Wein ist in diesem
Blatt jedoch schon ausführlich gesungen
worden, das Bier war in Gedanken einge
schlossen, das würzige Potpourri feststoff
licher Nahrungsmittel im Spannungsfeld
zwischen Taramosalata und Gyros auch.
Da gibt’s nichts Neues, kann ich aus fri
schem Eindruck melden, und aus nahezu
fünfzigjähriger Beobachtung der griechi
schen Küche kann ich prognostizieren: Da
kommt auch nichts Neues, so lang wir le
ben.
Also wollen wir hier den landschaft
lichen und geisteswissenschaftlichen
Attraktionen folgen. Als Ausgangspunkt der
Reise bietet sich Kos an. Den Norden und
Süden des Dodekanes hat die Insel ausge
wogen zu beiden Seiten, im Sommer ist sie
per Direktflug bequem erreichbar. Die
Überfahrt von den türkischen Charter
stützpunkten Bodrum oder Marmaris in