Yachtrevue – Juli 2017

(Ron) #1
R E G AT TA • AMERICA’S CUP

60 yachtrevue.at • 7|17


schneller Energieaufbau gewährleistet, was
einerseits Stabilität während der Manöver
garantierte, andererseits ein kontinuierli-
ches Trimmen von Foils und Wings erlaub-
te. Dieses innovative System, das von an-
deren Teams angeblich auch angedacht,
aber wieder verworfen wurde, ist aber nur
Teil eines genialen Pakets. Entscheidend
für den besseren Speed dürften auch die
Foils gewesen sein, speziell die lange,
schmale Leichtwind-Variante mit Knick.
Sie generierte wenig Wasserwiderstand,
machte den Kat aber vergleichsweise un-
ruhig, war schwierig zu bedienen – und
deshalb auch nicht so leicht zu kopieren.


  1. Klügere Rollenverteilung
    Während Jimmy Spithill von Oracle sowohl
    pilotieren als auch per Schalt-Mechanis-
    mus am Steuerrad den Winkel der Foils ver-
    ändern musste, waren diese Aufgaben auf
    dem neuseeländischen Boot auf zwei Per-


D


ie Kanne gehört wieder den
Kiwis. Von 1995 bis 2003 stand
die älteste Sporttrophäe der
Welt bereits in der Royal New
Zealand Yacht Squadron in
Auckland, nun kehrt sie in das eigens
für sie angefertigte Gehäuse zurück. Der


  1. America’s Cup war nicht von engen,
    spannenden Duellen geprägt, sondern
    ging als klare Sache über die Bühne. Team
    Oracle, der Verteidiger aus den USA, der auf
    beinahe unbegrenzte Mittel und Ressour-
    cen zurückgreifen konnte, gewann nur ein
    einziges Match, Emirates Team New Zea-
    land, das aufgrund des Sieges der Gegner
    in der Qualifiers-Serie des Louis Vuitton
    Cup mit einem Punkt Rückstand (Score –1)
    beginnen musste, entschied acht Durch-
    gänge für sich, die meisten davon mit gro-
    ßem Vorsprung. In Summe bedeutete das
    ein Endresultat von 7:1 – und eine Demü-
    tigung der Amerikaner, die bis zuletzt den


Geist von 2013 beschworen und sich nicht
vorzeitig geschlagen geben wollten. Doch
diesmal gab es keine unfassliche Aufhol-
jagd, die Neuseeländer verwandelten ihren
ersten Matchball eiskalt und brachten ih-
re Landsleute daheim zum Jubeln.
Der Erfolg, der in dieser Eindeutigkeit
nicht vorherzusehen war, ruht auf mehre-
ren Säulen:


  1. Schnelleres Boot
    Die Neuseeländer verfolgten mit ihrer
    Aotearoa (= Land der langen, weißen Wol-
    ke) einen völlig anderen Designansatz als
    die Konkurrenz und setzten ihn im fernen
    Auckland, weitab von den gegnerischen
    Teams, ohne viel Aufhebens um. Auffälligs-
    ter Unterschied waren die vier radelnden
    Crewmitglieder, die per Beinkraft rund
    30 % mehr Druck ins Hydrauliksystem ein-
    speisten als die Grinder-Kollegen über die
    klassischen Handkurbeln. Damit war ein


Erfolgsfaktoren. Steuermann Peter Burling (links) und Wing-Trimmer Glenn Ashby pushten Emirates Team New Zealand zum Sieg beim 35. America’s Cup
Free download pdf