Steiermark Magazin 5 • 2017
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FOTOS: MICHAEL MALFER MÜNCHEN, OTHMAR RABENSTEINER
Relativ schnell sind wir aber draufge-
kommen, wie virtuos er ist.
Wie habt Ihr angefangen?
Sabine Holzinger: Am Anfang hatten
wir gar kein Publikum. Ich erinnere
mich an einen Auftritt, als uns nur zwei
Kellnerinnen und ein DJ zugehört ha-
ben – denen haben wir richtig leid ge-
tan. Aber uns war das egal ...
Alfred Jaklitsch: Wir hatten schon das
Gefühl, es könnte besser laufen.
Habt Ihr immer an euch geglaubt?
Alfred Jaklitsch: Wir hatten gar kei-
ne andere Wahl. Ich habe immer das
Gefühl gehabt, das ist unsere Musi. Da
ist das drinnen, was ich gut spüre. Ich
hatte ja auch schon die Erfahrung als
Tanzband, als wir nur Musik nachge-
spielt haben und künstlerisch nach-
gehumpelt sind.
Wie ist das Lebensgefühl jetzt?
Alfred Jaklitsch: Wir können auf et-
was zurückblicken, das beruhigt. Aber
der Ehrgeiz und das Feuer und die Be-
sessenheit, Lieder zu schreiben und auf
die Bühne zu gehen, sind immer noch
gleich.
Woher kommt dieses Feuer?
Alfred Jaklitsch: Was bringt einen
Menschen dazu, auf die Bühne zu ge-
hen? Das hängt meistens damit zusam-
men, dass man sich von etwas befreien
will. Und mit dem herrlichen Hoch-
gefühl des Applauses, wenn man auf
der Bühne steht.
Sabine Holzinger: Ich sehe das an-
ders. Wir wollen den Leuten einfach
eine Freude machen, ohne ein inneres
Zerwürfnis ausleben zu müssen. Ein
großes Geschenk, wenn man seinen
Job gerne macht.
Alfred Jaklitsch: Es ist ja gar kein Job.
In der ersten Zeit waren wir als Ar-
beitslosenmusi verschrien.
Was ist euer Erfolgsrezept?
Alfred Jaklitsch: Die Echtheit. Wir le-
ben unseren Alltag wie alle anderen
Menschen. Der einzige Unterschied ist,
dass wir in der Nacht auf eine Bühne
steigen.
Jürgen Leitner: Unser Erfolg ist, dass
die Menschen so geblieben sind, wie
sie am Anfang waren. Und wir sind un-
serer Linie treu geblieben. Wie oft
wurde uns geraten, hochdeutsch zu sin-
gen. Wir haben immer gesagt: „Ent-
weder ihr nehmt uns so oder lasst es
bleiben.“
Gibt es auch Gewitterwolken?
Sabine Holzinger: Natürlich, wäre ja
kitschig, wenn es nicht so wäre. Das ist
ja auch ganz wichtig. Die Beziehungen,
in denen nie gestritten wird, sind zum
Scheitern verurteilt. Aber spätestens
beim ersten Ton auf der Bühne schau-
en wir uns an und wissen: Wir musi-
zieren und darum geht es in Wahrheit.
DIE WIESE füllt sich gut, wenn Die Seer zur jährlichen Fanwanderung aufrufen. Aufwärmen für die Open-Air-Konzerte in Grundlsee.
Schwerpunkt
Ausseerland-
Salzkammergut
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