94 http://www.fliegermagazin.de #7.2017
sind allenfalls oberflächlich, trotz intensi-
ven Trainings. Die Pilotin selbst kennt sich
mit dem hochmodernen Bendix-Equip-
ment offenbar noch weniger aus.
Einen Monat später steht die Lockheed
auf Lae, Papua Neuginea. Earhart und Noo-
nan, schon ziemlich ausgepowert, müssen
sich zur drittletzten Etappe nochmal zu-
sammenreißen. Gefordert ist ein schnur-
gerader Präzisionsflug von 4113 Kilometern
über praktisch Nichts! Das Ziel heißt How-
land, eine gerade mal einen Quadratkilo-
meter große Insel, die nur wenige Fuß aus
dem Wasser ragt und auf den damaligen
und geübt in Funknavigation, schmeißt
nach dem Crash hin. Es bleibt Fred Noonan,
der erst seit kurzem beim Team ist. Da er be-
vorzugt mit dem Sextanten navigiert und
genauso wenig morsen kann wie die Pilotin,
lässt sie die Morseanlage samt Antenne aus-
bauen – eine folgenschwere Entscheidung.
Nach der Reparatur der Lockheed ver-
sucht man es Anfang Juni in die Gegenrich-
tung: von Miami aus nach Osten, mitten
in die Regenzeit hinein. Die Stimmung an
Bord soll recht frostig gewesen sein; Earhart
verabscheut den notorischen Trinker Noo-
nan. Dessen Kenntnisse in Funknavigation
TexT Stefan Bartmann
E
s steht ein tragisches Jubiläum
an: Am 2. Juli jährt sich das Ver-
schwinden der legendären Avi-
atrix Amelia Earhart und ihres
glücklosen Navigators Frank
Noonan zum 80. Mal. Am 1. Juni 1937 sind
sie in Miami gestartet, um zickzack am
Äquator entlang den Globus zu umrun-
den – als wäre die Erdkugel gerade noch
groß genug, um eine Herausforderung für
die seinerzeit bereits enorm leistungsstar-
ken Flugmaschinen zu sein. Es ist ein eher
symbolischer Akt, dessen Sinn die Öffent-
lichkeit schon damals kaum mehr nach-
vollziehen mag: Bereits 1924 hatten ame-
rikanische Militärpiloten mit zwei Douglas
DWC die Welt in 157 Tagen umrundet, und
als erster Frau war es Elly Beinhorn 1932 ge-
lungen. Entsprechende Mühe hatten Ame-
lia Earhart und ihr Ehemann (und Manager)
George Putnam, das Projekt zu finanzieren.
Die Lockheed 10E Electra bekam dennoch
das Beste verpasst, was die Avionik des Jah-
res 1937 hergab.
Doch der Weltflug steht unter keinem
guten Stern – beim ersten Start am 20. März
auf Hawaii kollabiert das Fahrwerk. Naviga-
tor Harry Manning, von Anfang an dabei
Luftfahrt-Mythos aMELia Earhart
Die Suche
geht weiter
Ihr letzter Flug führte nirgendwohin. Und
dennoch in die Geschichtsbücher. Vor 80 Jahren
gingen die US-Pilotin Amelia Earhart und ihr
Funker Fred Noonan verschollen – sie versuchten,
die Welt zu umrunden. Bis heute beschäftigt
das rätselhaftes Verschwinden die Nachwelt
Mensch & Maschine
Militärische Unterstützung: In einem Hangar der U. S. Army-Basis
Wheeler Field wird die Electra vor dem großen Abenteuer gewartet
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