auf die Leistungsprobleme und versucht,
zur Startbahn zurückzukehren. Durch das
Manöver verliert die Maschine jedoch an
Höhe und verschwindet für einige Sekun-
den hinter einer Baumgruppe. Als der Tief-
decker wieder auftaucht, ist er auf Baum-
wipfelniveau und setzt die Linkskurve fort
- offensichtlich eine Verzweiflungstat des
Piloten, der der Versuchung nicht widerste-
hen kann, die Piste zu erreichen.
Vor einer weiteren Baumgruppe kippt
die Robin von der linken in eine rechte
Querlage. Sie streift mit der Tragfläche die
ersten Bäume so stark, dass diese abgeris-
sen wird und das Flugzeug in Rückenlage
dem Boden entgegenstürzt. Dann prallt es
knapp 600 Meter in Verlängerung der Piste,
nördlich zur Schwelle des Stahringer Flug-
platzes auf eine hindernisfreie Wiese.
Nur die Mädchen überleben
Die kurz darauf eintreffende Feuerwehr
muss die Insassen mit schwerem Gerät aus
dem Wrack herausschneiden, während gro-
ße Mengen Flugbenzin aus dem Tank in die
Erde fließen. Einen Brand am Wrack kann
die Feuerwehr verhindern. Die Rettungs-
kräfte befreien die beiden schwer verletz-
ten Mädchen aus der zerstörten Kabine. Sie
werden in die nächstgelegenen Kranken-
häuser in Singen und Villingen-Schwen-
ningen gebracht. Der 43-jährige Pilot und
der Vater der beiden Mädchen werden tot
aus dem Wrack geborgen.
Unmittelbar an der Unfallstelle be-
ginnen die Experten der Bundesstelle für
Flugunfalluntersuchung (BFU) mit ihren
Ermittlungen. Besondere Aufmerksamkeit
erregt dabei ein Detail am Instrumentenpa-
nel im Cockpit des Wracks. Es ist kaum zu
erkennen und fällt erst bei genauerem Hin-
sehen auf: Der verbogene Zündschlüssel
steht nicht auf der Magnetstellung »both«,
sondern auf »L« für left beziehungsweise
links. Durch die Schäden am Panel und den
geknickten Zündschlüssel ist die Position
tatsächlich zunächst schwer auszumachen.
Anhand von Vergleichsbildern aus ei-
nem nahezu identischen Muster stellen die
Ermittler jedoch fest: Der Pilot war offenbar
mit dieser Einstellung gestartet und konnte
dadurch nicht die volle Leistung des Motors
abrufen. Da die Maschine mit drei Passagie-
ren voll beladen und nach den Berechnun-
gen der BFU sogar ein leichtes Übergewicht
von drei Prozent nachweisbar war, wirkte
sich die fehlende Leistung fatal aus: In Kom-
bination mit den hohen sommerlichen
Temperaturen zum Unfallzeitpunkt reich-
ten die 180 PS des Triebwerks nicht aus, um
eine sichere Höhe zu erreichen.
Das Verzweiflungsmanöver des Piloten,
eine Umkehrkurve, hatte in dieser geringen
Höhe keine Aussicht auf Erfolg und brach-
te die Maschine in einen Strömungsabriss.
Immer wieder scheitern Piloten an diesem
Leichtgewicht: Die Holzbauweise der Robin DR400 sorgt
für eine geringe Leermasse und eine hohe Zuladung
Rekonstruiert: Der Flug endet bereits kurz nach dem Start. Die Maschine kann keine Höhe gewinnen
und stürzt nach dem Versuch einer Umkehrkurve und der Kollision mit Bäumen auf eine Wiese
»impossible turn«: Statt eine Landung auf
oft gut geeigneten Flächen in Flugrichtung
einzuleiten, versuchen sie die Rückkehr zur
Piste, wo eine Landung auch für das Flug-
zeug folgenlos bliebe. Im Ergebnis ist dann
nicht nur die Maschine zerstört – sondern
auch Menschenleben.
Wie es genau zum Pilotenfehler kam,
können die Ermittler nicht rekonstruie-
ren. Möglich scheint, dass die Hitze und
die immer gleichen Verfahren bei Start und
Landung die Konzentrationsfähigkeit des
43-Jährigen beeinträchtigt haben.
Fotos: Bundesstelle Für FlugunFalluntersuchung, archiv Fliegermagazin
http://www.fliegermagazin.de #9.2017 69