Flugrevue Oktober 2017

(Tuis.) #1

Sommerschlussverkauf


MitdergenauinderFerienzeitangekündigtenInsolvenzvonairberlinbegannein
erbittertes Tauziehen um die Bestandteile der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft.

A


m 27. Juli meldete airberlin-
Großinvestor Etihad für sein
Geschäftsjahr 2016 einen Kon-
zern-Verlust in Höhe von 1,9 Mrd. Dol-
lar, darunter 800 Mio. Dollar Abschrei-
bungen für die glücklosen Beteiligungen
an Alitalia und airberlin. Dabei kündigte
Etihad eine „Überprüfung“ der Beteili-
gungsstrategie an. Schon am 9. August
blieb dann eine zuvor schriftlich zuge-
sagte Etihad-Zahlung in Höhe von
50 Mio. Euro an airberlin aus. Ohne
ihren Geldgeber aus Abu Dhabi stand
die schon jahrelang defizitär fliegende
airberlin mit ihren rund 1,5 Mrd. Euro
Schulden augenblicklich vor dem Aus.
Mit Kampfpreisen per Rundmail,
darunter innerdeutsche Hin- und Rück-
flüge ab 79 Euro und Flüge von Deutsch-

land an die US-Westküste und zurück
für 333  Euro, versuchte airberlin er-
kennbar verzweifelt, noch frisches Geld
in die Kassen zu spülen. Noch sichtbarer
wurde das drohende Chaos, als man am
folgenden Wochenende die beworbenen
Sonder-Tarife im Reservierungssystem
gar nicht buchen konnte. Am Montag
sickerten Gerüchte über Finanzturbulen-
zen aus der Zentrale, am Dienstag, dem


  1. August, gab airberlin bekannt, dass
    sie einen Insolvenzantrag gestellt habe.
    Auch die Wartungstochter airberlin
    Technik folgte dieser Erklärung.
    Als Retter in höchster Not sprang
    zeitgleich die Bundesregierung mit ei-
    nem angekündigten KfW-Kredit über
    150 Mio. Euro plus Bürgschaft ein. Auch
    die Gehälter von 6500 Mitarbeitern


zahlt, laut Medienberichten, in den
nächsten drei Monaten die Bundesagen-
tur für Arbeit. Über das Ferienwochen-
ende hatten Verkehrs-, Wirtschafts- und
Finanzministerium sowie das Luftfahrt-
Bundesamt blitzartig auf die zu diesem
Zeipunkt überraschende Eskalation re-
agiert und den Notetat locker gemacht.
Der Staatskredit sichere den Flugbetrieb
bis Ende November, beruhigte Bundes-
verkehrsminister Alexander Dobrindt
Sorgen vor einem drohenden Betriebs-
stopp. Das Luftfahrt-Bundesamt erhalte
die AB-Betriebsgenehmigung aufrecht.
Der Flugbetrieb gehe weiter.
Derweil erklärte Lufthansa „gemein-
sam mit der Bundesregierung die Re-
strukturierungsbemühungen der Flugge-
Fotos: Matthieu Douhaire/AirTeamImages, Rainer Spoddig sellschaft“ zu unterstützen – sprich Teile

Die Flotte von airberlin besteht nur
noch aus geleasten Flugzeugen.

32 FLUG REVUE OKTOBER 2017 http://www.lugrevue.de

Zivilluftfahrt


Wer erbt airberlin?

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