Die Welt Kompakt - 05.11.2019

(Steven Felgate) #1

WIRTSCHAFT DIENSTAG,5.NOVEMBER2019 SEITE 10


Marktstimmung in Deutschland


WEuphorie WNiedergeschlagenheit
WBeschwingtheit WVerzweiflung
WGleichgültigkeit

gemessen am Angst-Index VDax


  • Aktuell -Vorheriger Handelstag


DAX
Name Schluss+/-52 Wochen
04.11.%HochTief
Adidas NA 286,10+2,18296,8178,
Allianz vNA 222,05+1,09223,7170,
BASF NA 70,29+1,8774,6155,
Bayer NA 71,28+1,9773,1752,
Beiersdorf 105,20+0,53117,380,
BMW St 71,60+3,1178,3058,
Continental 127,54+3,93157,4103,
Covestro 46,02+2,1859,9637,
Daimler NA 53,15+0,8560,0040,
Deutsche Bank NA 6,84+3,719,375,
Deutsche Börse NA 137,15 -1,90146,0102,
Deutsche Post NA 32,48+1,0032,5723,
Deutsche Telekom NA15,67+0,3216,2613,
E.ON NA 8,98 -0,2210,268,
Fresenius 48,29+1,0856,6838,
Fresenius M. C. St. 66,76+1,1876,6855,
HeidelbergCementHeidelbergCement 68,18+0,9273,5251,
Henkel Vz. 94,72+0,77104,180,
Infineon NA 18,36+3,1621,6213,
Linde PLC 179,80+1,12184,8130,
Lufthansa vNA 15,95+1,2423,6612,
Merck 107,95 -0,55109,085,
MTU Aero EnginesMTU Aero Engines 239,40+0,38257,2155,
Münch. Rück vNA 250,70+0,48252,2184,
RWE St. 27,50 -0,9428,8117,
SAP 120,82+1,00125,083,
Siemens NA 107,46+2,40108,884,
Volkswagen Vz. 177,72+2,91178,5134,
Vonovia NA 47,92+1,0148,9539,
Wirecard 118,90+3,53170,786,


FINANZMÄRKTE
DATEN VON


DaxPunkte Euro-Stoxx-50Punkte
04.11.13136,2804.11.3665,2104.11.13136,2804.11.3665,2104.11.13136,2804.11.3665,


Dow JonesPunkte Gold$/Feinunze
04.11.27441,2604.11.1509,3304.11.27441,2604.11.1509,3304.11.27441,2604.11.1509,


Name Schluss+/-52 Wochen
04.11.%HochTief


Name Schluss+/-52 Wochen
04.11.%HochTief
+2,18296,8178,
+1,09223,7170,
+1,8774,6155,
+1,9773,1752,
+0,53117,380,
+3,1178,3058,
+3,93157,4103,
+2,1859,9637,
+0,8560,0040,
+3,719,375,
-1,90146,0102,
+1,0032,5723,
+0,3216,2613,
-0,2210,268,
+1,0856,6838,
+1,1876,6855,
+0,9273,5251,
+0,77104,180,
+3,1621,6213,
+1,12184,8130,
+1,2423,6612,
-0,55109,085,
+0,38257,2155,
+0,48252,2184,
-0,9428,8117,
+1,00125,083,
+2,40108,884,
+2,91178,5134,
+1,0148,9539,
+3,53170,786,


04.11.%HochTief
+2,18296,8178,
+1,09223,7170,
+1,8774,6155,
+1,9773,1752,
+0,53117,380,
+3,1178,3058,
+3,93157,4103,
+2,1859,9637,
+0,8560,0040,
+3,719,375,
-1,90146,0102,
+1,0032,5723,
+0,3216,2613,
-0,2210,268,
+1,0856,6838,
+1,1876,6855,
+0,9273,5251,
+0,77104,180,
+3,1621,6213,
+1,12184,8130,
+1,2423,6612,
-0,55109,085,
+0,38257,2155,
+0,48252,2184,
-0,9428,8117,
+1,00125,083,
+2,40108,884,
+2,91178,5134,
+1,0148,9539,
+3,53170,786,

Der Adidas-Rivale Under Ar-
mour ist wegen des Verdachts
auf Verstöße gegen Buchhal-
tungsregeln ins Visier von US-
Ermittlern geraten. Bedenken
wegen der Untersuchungen
der Börsenaufsicht SEC und
des Justizministeriums ließen
die Aktie am Montag zeitwei-
se um über 15 Prozent abstür-
zen. Der Quartalsbericht des
Unternehmens geriet durch
die Ermittlungen in den Hin-
tergrund. Bei der Prüfung ge-
he es darum, ob der US-Sport-
artikelhersteller sein Umsatz-
volumen durch Umdatierun-
gen von Erlösen zwischen ein-
zelnen Quartalen künstlich
aufgebläht hat, berichtete das
„Wall Street Journal“ unter
Berufung auf eingeweihte
Kreise. Das Justizministerium
prüft demnach sogar straf-
rechtliche Vergehen. Under
Armour bestätigte Ermittlun-
gen und sicherte zu, mit den
Behörden zu kooperieren.


Bilanztricks bei


Adidas-Rivalen


Under Armour?


K


inder, die in kongole-
sischen Bergwerken
Kobalt aus der Erde
kratzen. Frauen, die in
asiatischen Sweatshops zu
Hungerlöhnen im Akkord Jeans
zusammennähen. Landarbeiter,
die in Mittelamerika ohne aus-
reichenden Schutz Pflanzengif-
te versprühen - drei Beispiele
für Menschenrechtsverletzun-
gen in den Produktionsketten,
die eigentlich niemand will.
Konsumenten nicht, denn un-
ethische Produkte sind unbe-
liebt. Unternehmen nicht, denn
sie fürchten den Reputations-
schaden.

VON MICHAEL GASSMANN

Doch immer wieder belegen
Skandale und Berichte, wie
schwer den dunklen Seiten un-
serer modernen Konsumwelt
beizukommen ist. Vor drei Jah-
ren hat die Bundesregierung
deshalb beschlossen, deutsche
Großunternehmen mit in die
Pflicht zu nehmen. Sie sollen
Strategien und Prozesse entwi-
ckeln, um die Risiken und Aus-
wirkungen ihres Tuns für die
Menschenrechte über alle Ver-
arbeitungsschritte bis zum
Endprodukt besser einschätzen
und negative Folgen möglichst
abstellen zu können. Bis 2020
soll mindestens die Hälfte der
Unternehmen mit mehr als 500
Mitarbeitern entsprechende
Richtlinien entwickelt haben.
Dabei setzt der Koalitionsver-
trag auf die freiwillige Koopera-
tion der Wirtschaft.
Wie weit es mit dem guten
Willen der Konzerne ein Jahr
vor der Ziellinie her ist, hat
jetzt eine Studie der Schweizer
Management-Schule ZHAW
aufgedeckt. Das Ergebnis in
Schulnoten würde lauten: Man-
gelhaft. „Keines der größten

deutschen Unternehmen hat
laut Analyse durchgängig ein
Grundniveau bei der Achtung
der Menschenrechte erreicht“,
lautet das Verdikt der am Mon-
tag veröffentlichten Untersu-
chung. Die Schweizer hatten
für die gemeinsam mit der Lon-
doner Organisation Business
and Human Rights Center
durchgeführten Untersuchung
speziell die 20 größten deut-
schen Wirtschaftsunternehmen
unter die Lupe genommen.
Kein einziges davon erreich-
te die von den Vereinten Natio-
nen festgelegten Mindeststan-
dards in vollem Umfang. Die
Studie stützt sich auf Informa-
tionen, die die Unternehmen
selbst offenlegen, etwa im
Web-Auftritt oder in offiziellen
Finanzberichten. Bewertet
wurde nach einem Dutzend Ka-
tegorien, die der UN-Men-
schenrechtsrat 2011 definiert
hatte, den sogenannten Kern-
indikatoren. „Dieser Test
kommt der Frage, ob die Unter-
nehmen das Ziel der Bundesre-
gierung erreichen werden, am
nächsten“, erklären die Auto-
ren. Bei jedem der einbezoge-
nen Unternehmen stand in
mindestens einer Kategorie der
Wert „null“ unter dem Strich
der Auswertung.
Am besten schnitt noch der
Siemens-Konzern ab, der im-
merhin 14,5 von insgesamt 24
möglichen Punkten erreichte.
Auch Daimler, die Deutsche Te-

lekom, der Handelskonzern
Metro, ThyssenKrupp sowie
Bayer und BASF stehen mit je-
weils mehr als zwölf Punkten
vergleichsweise gut da. Am un-
teren Ende der Skala rangieren
aus Sicht der Studienautoren
die Deutsche Bank, der Auto-
mobilzulieferer ZF Friedrichs-
hafen, sowie Deutsche Post und
Deutsche Bahn. Im Durch-
schnitt der 20 größten deut-
schen Unternehmen lag die er-
reichte Punktzahl bei 10,1 oder
rund 42 Prozent der Opti-
mums. Mangelhaft eben.
Nicht nur für große Indus-
triefirmen und Dienstleister ist
es alles andere als banal, die
Lieferketten in den Griff zu be-
kommen und von schwarzen
Schafen in puncto Arbeitssi-
cherheit, Niedriglöhne oder
Umweltverstöße möglichst frei
zu halten. In einem einzigen
Auto sind bisweilen bis zu
30.000 Einzelteile verbaut, von
Auspuff bis Zylinderkopf, dazu
Elektronik, Plastik, Textil. Für
die Herstellung von Kleidungs-
stücken sind oft Hunderte von
Arbeitsschritten notwendig,
vom Säen und Ernten der
Baumwolle über das Färben,
Weben, Zuschneiden, Nähen
und Anbringen von Knöpfen
oder Applikationen und im
Zweifel bis hin zur künstlichen
Alterung.
Mit jedem Schritt verviel-
facht sich die Zahl der mögli-
chen Zulieferer und wiederum
deren Lieferanten. Im Grün-
dungsakt des deutschen „Bünd-
nisses für nachhaltige Texti-
lien“, das nach der Katastrophe
des Einsturzes der Fabrik Rana
Plaza in Bangladesch mit mehr
als 1100 Todesopfern zustande
kam, wurde denn auch 2014
festgelegt, dass „in einem ers-
ten Schritt“ lediglich alle von
den Unternehmen selbst beauf-

tragten Produktionsstätten ein-
bezogen werden sollten. „Ein-
fluss auf weitere Zulieferstufen
zu nehmen, stellt für Unterneh-
men eine größere Herausforde-
rung dar, da hier in der Regel
keine direkte Geschäftsbezie-
hung besteht und es sich um
global arbeitsteilige und kom-
plexe Produktionsprozesse
handelt“, heißt es weiter in dem
Dokument.
ÄÄÄhnliches gilt auch für ande-hnliches gilt auch für ande-
re Branchen. Doch mit solchen
Argumenten können sich die
deutschen Großunternehmen
nach Einschätzung der ZHAW-
Studie nicht aus der Affäre zie-
hen. In der Regel betonten die
deutschen Firmen die Bedeu-
tung von Menschenrechten in
der Lieferkette allgemein,
doch dabei bleibe es dann oft.
WWWeder würden die Risiken be-eder würden die Risiken be-
wertet, noch konkret gesagt,
„welche Menschenrechte in
welchen Teilen der Lieferkette
oder in welchem Land auf dem
Spiel stehen“. Außer BASF lie-
fffere zudem kein einziges Un-ere zudem kein einziges Un-
ternehmen Informationen da-
rüber, wie Betroffene Berichte
über Missstände in der Liefer-
kette einreichen könnten. Nur
drei Unternehmen legten of-
fffen, wie sie im Falle von Schä-en, wie sie im Falle von Schä-
den mit Forderungen der Op-
fffer umgehen.er umgehen.
Die Studienergebnisse könn-
ten den Ruf nach einer gesetzli-
chen Regelung anstelle der
Freiwilligkeit wieder lauter
werden lassen. Einen Entwurf
hatte das vom CSU-Politiker
Gerd Müller geführte Entwick-
lungshilfe-Ministerium bereits
vor Monaten erstellt – zum Är-
ger von Wirtschaftsminister
Peter Altmaier, der weiter auf
guten Willen setzt. Derzeit
lässt er eine eigene Umfrage
zum Thema bei 1800 Unterneh-
men durchführen.

In vielen Ländern Afrikas und Asiens müssen Kinder hart arbeiten. Hier suchen Mädchen und Jungen nach Gold

AFP

/ ISSOUF SANOGO

„Mangelhaft“ in


Menschenrechten


Die 20 größten


deutschen


Konzerne haben


ihre Lieferketten


schlecht im Griff,


sagt eine Studie

Free download pdf