Die Welt Kompakt - 06.11.2019

(Brent) #1

14 WIRTSCHAFT DIE WELIE WELIE WELT KOMPAKTT KOMPAKT MITTWOCH, 6. NOVEMBER 2019


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M


it dem
Begriff
„Keim“
verbinden viele
wohl Krankheitserreger. Tat-
sächlich können Keime gesund
sein – etwa, wenn es sich um die
von Getreide-
körnen han-
delt. Wachsen
aus den Kör-
nern Sprossen,
steigt ihr Vita-
mingehalt. Das
Start-up Keimster will damit
ein Geschäft aufbauen.


Herr Gebhardt, Sie und Ihr
Mitgründer verkaufen ange-
keimtes Müsli. Welche Vortei-
le soll das haben?
Bevor wir das Getreidekorn zu
Flocken verarbeiten, legen wir es
in Wasser ein. Wenn das Korn
mit Wasser in Berührung kommt,
geht ein Stoffwechselprozess los.
Das aktiviert die Pflanze und
baut Anti-Nährstoffe ab. Danach
trocknen wir das Getreide und
verarbeiten es weiter.


Aber was bezweckt das Kei-
men nun wirklich?


Es gibt viele Studien,
die die Vorteile von
gekeimtem Getreide
für die menschliche Gesundheit
belegen. Aber in Deutschland
gibt es die sogenannte Health-
Claims-Verordnung, wegen der
Lebensmittel-
hersteller
nicht mit ge-
sundheitlichen
Vorteilen wer-
ben dürfen.

Wie sind Sie auf die Idee ge-
kommen, sich mit gekeimtem
Getreide selbstständig zu ma-
chen?
Ich habe Ende 2014 eine Ernäh-
rungsberaterausbildung ge-
macht und mich da intensiv mit
dem Thema Fitness und Ernäh-
rung beschäftigt. Auf einer Kali-
fornien-Reise habe ich dann das
Thema gekeimte Samen ken-
nengelernt, das war damals
schon recht groß dort. In
Deutschland war das Thema,
wenn überhaupt, nur in Bio-Lä-
den präsent. Die vermarkten
diese Produkte aber überhaupt
nicht. Beispielsweise gibt es
schon lange Essener Brot, das

auch aus gekeimtem Getreide
besteht – das weiß nur fast nie-
mand. Da dachte ich mir, ich
muss das Thema anders ver-
markten.

An welche Zielgruppe richten
Sie sich jetzt mit Keimster,
wenn nicht an die klassischen
Öko-Konsumenten?
Es sind schon vorrangig Perso-
nen, die sich mit gesunder Er-
nährung beschäftigen und
sonst auch Produkte in Deme-
ter- oder Bio-Qualität kaufen.
Oder Leute, die aufgrund von
Nahrungsunverträglichkeiten
gekeimtes Getreide besser ver-
tragen.

Woher kommt das Getreide,
das Sie verwenden?
Die Herkunftsländer ändern
sich je nach Charge, aber es
kommt immer alles aus der EU.
Als Start-up müssen wir das
nehmen, was die Produzenten
gerade vorrätig haben. Wir kön-
nen nicht wie die großen Anbie-
ter ein Jahr im Voraus bestel-
len, so viel Planungssicherheit
haben wir noch nicht.

Gestern sind Sie bei „Die Höh-
le der Löwen“ aufgetreten.
Jetzt gibt es Keimster auch bei
Kaufland, Lidl und Rewe. Sie
haben für die Show 300.
Packungen Müsli vorprodu-
zieren lassen, deutlich mehr
als sonst. Macht Sie das stolz?

Ehrlich gesagt habe ich es noch
gar nicht richtig realisiert. Es
ist schon Wahnsinn.

Wie viel Umsatz haben Sie
bisher gemacht?
Im ersten Jahr 60.000 Euro, vo-
riges Jahr waren es 120.000 Eu-
ro. Dieses Jahr hätten wir ohne
DHDL mit 160.000 Euro ge-
plant, aber jetzt rechnen wir
mit deutlich mehr.

Frank Thelen hat während Ih-
res TV-Auftritts den Namen
Ihres Start-ups kritisiert. Den
Begriff „Keim“ verbinde er
mit Krankheit. Hören Sie die-
se Kritik häufiger?
Nein, der Name wurde vorher
noch nie kritisiert. Ich finde das
auch nicht nachvollziehbar.
Wenn jemand sagt „Ich hole
mir Wasser aus dem Hahn“
denkt ja auch niemand an das
Tier.

Ein weiterer Kritikpunkt der
Juroren: Sie fanden, dass Sie
sich nicht genug für Ihr Pro-
dukt begeistern. Hat Sie das
getroffen?
Ja, schon ein bisschen. Aber da
muss man drüberstehen. Na-
türlich begeistert uns unser
Start-up, wir zeigen es nur
vielleicht nicht, weil wir eher
introvertierte Typen sind. Das
heißt aber nicht, dass wir
nicht total für das Thema
brennen.

START-UP-HELDEN, TEIL 317

Sein Müsli-Start-up


bekam Geld bei DHDL


PAULINE SCHNOR

IN KOOPERATION MIT

WWW.GRUENDERSZENE.DE

Michael Gebhardt(31)
gründete Keimster 2017 in
Leipzig. Neben ihm und
seinem Mitgründer Erik
Renk (31) arbeiten vier
weitere Personen für das
Start-up. Die Firma ver-
kauft Müsli aus angekeim-
tem Getreide. Seit heute
gibt es die Cerealien in
deutschen Supermärkten,
vorher hatte Keimster sie
nur im eigenen Onlineshop
angeboten. Für zwei 250-
Gramm-Packungen des
Müslis nimmt das Start-
up 12,99 Euro. In der TV-
Show „Die Höhle der Lö-
wen“ investierte Unter-
nehmer Ralf Dümmel
3 00.000 Euro in das Un-
ternehmen.

TVNOW/ BERND-MICHAEL MAURER
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