Namen
des Tages
DONNERSTAG, 31. OKTOBER 2019, NR. 210
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Ann-Kristin Achleitner: Die Multi-Aufsichtsrätin
ist künftig auch in Princeton aktiv.
Marc-Steffen Unger für Handelsblatt
Ann-Kristin Achleitner
Ein neuer Posten für
die BWL-Professorin
DÜSSELDORF Ann-
Kristin Achleitner hat
einen neuen Posten –
allerdings nicht in ei-
nem Unternehmen,
sondern in einer der
renommiertesten In-
stitutionen Amerikas.
Die deutsche Wirt-
schaftsprofessorin
wird mit sofortiger
Wirkung in das Auf-
sichtsgremium des
„Institute for Advan-
ced Study“ (IAS) beru-
fen. Das Forschungs-
zentrum im amerika-
nischen Princeton
wurde im Jahr 1930
von Albert Einstein ge-
gründet und genießt
bis heute einen exzel-
lenten akademischen
Ruf. Achleitner hat seit
vielen Jahren einen
Lehrstuhl an der TU
München zu Unter-
nehmensfinanzierung
inne, zusätzlich sitzt
sie in mehreren Auf-
sichtsräten. Mit dem
neuen Mandat verbrei-
tert und internationa-
lisiert sie ihr Portfolio
weiter. Die Professorin
kontrolliert derzeit die
Dax-Konzerne Munich
Re und Linde – andere
Mandate wie jenes bei
der Deutschen Börse,
der Metro, Depfa, Von-
tobel und dem franzö-
sischen Energiekon-
zern Engie hat sie
mittlerweile abgege-
ben.
Neben ihrer Aktivität
in Gremien des Welt-
wirtschaftsforums be-
rät die 53-Jährige aber
auch die EU, die deut-
sche und die bayeri-
sche Regierung.
Andrea Rexer
Yngve Slyngstad
Nach zwölf
Jahren ist
Schluss
OSLO Der Chef des
norwegischen Öl-
fonds, Yngve Slyngs-
tad, will nach knapp
zwölf Jahren im Amt
seinen Posten räumen.
Das habe der 56-Jähri-
ge der Führung der
norwegischen Zentral-
bank mitgeteilt, erklär-
te die Bank am Mitt-
woch. Der Ölfonds gilt
als größter Staatsfonds
der Welt und verwal-
tet ein Vermögen von
fast einer Billion Euro.
Er wird mit den Ein-
nahmen aus der nor-
wegischen Öl- und
Gasförderung gefüt-
tert. Slyngstad will so
lange im Amt bleiben,
bis ein Nachfolger ge-
funden ist. dpa
Katharina Kort New York
A
ngefangen hatte Martin Richen-
hagen als Religionslehrer in
Deutschland. Heute leitet der
67-Jährige als Vorstandsvorsitzen-
der des US-Landmaschinenkon-
zerns Agco ein Fortune-500-Unternehmen. Da-
mit ist Richenhagen nicht nur einer der weni-
gen deutschen CEOs in den USA. Er zählt auch
zur kleinen Gruppe jener, die es wagen, US-
Präsident Donald Trump offen zu kritisieren.
Am vergangenen Dienstag ernannte ihn
der Thinktank „American Institute for Con-
temporary German Studies“ (AICGS) der
Johns-Hopkins-Universität in New York zum
neuen Chairman. Am gleichen Abend kürte
das AICGS-Gremium den neuen Linde-Chef
Steve Angel mit dem „Global Leadership
Award“. Ein Preis, den Richenhagen vor ein
paar Jahren selbst entgegengenommen hatte.
Während der amerikanische Linde-Chef
von der gelungenen deutsch-amerikanischen
Zusammenarbeit zwischen Praxair und Lin-
de schwärmt und die geplanten Entlassungen
in Deutschland nicht erwähnt, nimmt Ri-
chenhagen kein Blatt vor den Mund, wenn es
um die Beziehungen zwischen den USA und
Deutschland geht.
Richenhagen wundert es nicht, dass die
PR-Agentur Edelmann der Marke Deutsch-
land jüngst einen Imageeinbruch attestierte:
„Auch wenn Deutschland insgesamt noch
vorwiegend positiv gesehen wird, werden un-
sere Exporterfolge heute doch skeptischer ge-
sehen“, sagt er dem Handelsblatt. Man habe
erkannt, dass der Euro für Deutschland bes-
ser war als für Spanien oder Griechenland.
Auch das Erstarken der AfD, antisemitische
Tendenzen und Rechtsextremismus schade-
ten dem Image. „Es gibt einen Bodensatz von
20 Prozent mit antisemitischem Gedanken-
gut“, stellt er fest. „Das stimmt vor allem mei-
ne jüdischen Freunde hier in den USA nach-
denklich.“ Der Dieselskandal sei ebenfalls
nicht hilfreich gewesen: „Das sieht man hier
als Betrug am Kunden“, erklärt er.
Andererseits profitiert Richenhagen davon,
dass Deutschland noch immer für hohe tech-
nische Qualität steht – etwa wenn er die deut-
sche Tochter-Marke Fendt in den USA produ-
zieren lässt. Als Konzession an Donald
Trumps America-first-Politik will er das auf
keinen Fall verstanden wissen. „Wir produ-
zieren immer möglichst nah am Kunden, weil
unsere Geräte so groß sind, dass weite Wege
keinen Sinn machen.“
Von „America first“ hält der Agco-Chef gar
nichts. Sein Konzern hat nicht nur direkt un-
ter den Stahlzöllen gelitten. Auch Agcos
Hauptabnehmer, die Bauern, leiden unter
Trumps Politik. Wegen der hohen Zölle, die
China als Gegenwehr auf US-Waren verhängt
hat, gehen den US-Farmern bis zu 45 Milliar-
den Dollar Umsatz verloren, weil die Chine-
sen kein Soja, keinen Mais, keine Schweine
oder Hühner mehr kaufen. „Trump nennt
sich einen Freund der Farmer, aber faktisch
ist er das nicht“, sagt Richenhagen. Er sei der
Präsident, „der den Farmern in den vergan-
genen 30 Jahren am meisten geschadet hat“.
Umso stolzer ist Richenhagen, dass sein Un-
ternehmen nicht in den Abwärtsstrudel ge-
rät, dass er „möglichst bald“ eine Rendite
von zehn Prozent anstrebt.
Doch nicht nur Trump bedenkt er mit kri-
tischen Worten. „Deutschland ist unge-
schickt“, sagt er mit Blick auf die Autozölle –
und fragt: „Warum haben wir nicht null Pro-
zent Zölle auf beiden Seiten angeboten?“
Auch bei der Debatte um den deutschen Bei-
trag für die Nato habe Trump gepunktet.
„Warum geben wir das nicht einfach zu?“ Das
deutsch-amerikanische Verhältnis sei so ver-
fahren, dass man den Eindruck bekomme,
Trump treffe sich lieber mit Erdogan, Netan-
jahu und Kim Jong Un als mit der Kanzlerin.
In dieser Situation sei es ein Fehler, Goe-
the-Institute in den USA zu schließen. In At-
lanta hat Agco deshalb mit anderen, meist
deutschen Unternehmen als Ersatz das „Goe-
the Zentrum Atlanta“ gesponsert. „Wir geben
uns viel Mühe. Aber wir brauchen auch den
politischen Rückhalt“, mahnt er.
Trump glaube, er sei ein Meister im Ver-
handeln. „Aber ihm fehlt jedes Gefühl dafür,
wie man mit anderen Kulturen umgeht.“ Er
habe „keinen Stil, ist unerzogen, lügt und be-
leidigt. Ich wundere mich, dass das in einem
Land wie den USA hingenommen wird.“
Martin Richenhagen
Ein Deutscher
wirbt in Amerika
Ehrenamt für den Chef des US-Landmaschinenkonzerns Agco:
Künftig leitet er einen renommierten Thinktank in Washington.
Martin
Richenhagen:
Von „America
First“ hält der
Manager nichts.
imago/photothek,
M. Yeneroglu
Türkischer
Politiker
tritt zurück
ISTANBUL Der Abge-
ordnete der türki-
schen Regierungspar-
tei AKP, Mustafa Yene-
roglu, hat seinen
Rücktritt erklärt. Prä-
sident Erdogan habe
dies nach Differenzen
gefordert, erklärte Ye-
neroglu am Mittwoch.
Der Jurist, 44, wuchs
in Köln auf und vertei-
digte in deutschen
Talkshows die Politik
des türkischen Präsi-
denten. Zuletzt kriti-
sierte er jedoch den
repressiven Kurs der
AKP. Yeneroglu möch-
te sein Abgeordneten-
mandat behalten. Ob
er einer anderen Frak-
tion beitreten wird, ist
offen. O. Demircan
Steve Angel:
Der Linde-Chef
bekommt den
„Global-Leadership-
Award“, überreicht von
Martin Richenhagen.
Monika Höfler für Handelsblatt