Neue Zürcher Zeitung - 30.10.2019

(Michael S) #1

24 WIRTSCHAFT Donnerstag, 31. Oktober 2019


Ein Spezialschiffbei derVerlegungder Gas-Pipeline. AXEL SCHMIDT

Grünes Licht für Nord Stream 2


(dpa)·Dänemark hat der umstritte-
nen Gas-Pipeline Nord Stream 2 seine
Zustimmung gegeben.Wie die däni-
sche Energieverwaltung am Mittwoch
mitteilte,darfein147 km langerTeil
der Pipeline auf dem dänischenKonti-
nentalsockel südöstlich von Bornholm
durch die Ostsee verlaufen. Die Be-
hörde sei zu dem Schluss gekommen,
dass dieser Streckenverlauf zweiAlter-
nativrouten vorzuziehensei.
Die NordStream2AG hat mehr als
eineinhalbJahre auf den Bescheid ge-
wartet. Die dänische Behörde habe
nicht derWunschroute, sondern einer
um 8 kmlängeren Route durch die
ausschliesslicheWirtschaftszone zuge-
stimmt,teilte das Unternehmen mit.

Nord Stream 2 hoffe noch, dass zum
Jahresende das erste russische Gas
durch die Leitung ströme.«Wir arbei-
ten hart daran, das Projekt in denkom-
menden Monaten abzuschliessen», sagte
der Sprecher Steffen Ebert. Bisjetzt sind
laut Ebert mehrals 2100kmdes Pipe-
line-Doppelstrangs verlegt worden.In
russischen, finnischen und schwedischen
Gewässern seien die Arbeiten vollstän-
dig, in deutschen Gewässern grössten-
teils abgeschlossen.
Tr otz Kritik aus anderen EU-Staaten
und den USAsteht die deutscheRegie-
rung hinter dem Projekt und hofft auf
Versorgung mit preiswertem Gas – jähr-
lich sollen 55 Mrd. m^3 Erdgas durch die
Rohre nach Deutschland fliessen.

Deutsche Bank


erleidet Verlust


ra. Frankfurt·Die DeutscheBank packt
ihren angekündigten Umbau beherzt an,
doch das Management umKonzernchef
Christian Sewing hat noch einen weiten
Weg vor sich. DieTr ansformation wird
derzeit durch die sich eintrübendeKon-
junktur erschwert und geschieht vor dem
Hintergrund eines anhaltenden Umfel-
des mit Negativzinsen.Im dritten Quar-
tal verbuchte das Institut einen erheb-
lichenVorsteuerverlust von 687 Mio.€
(nach Steuern 832 Mio.€), doch das war
aufgrund der laufendenRestrukturie-
rung erwartet worden. Die künftigen
Kerngeschäfte erzielten alle einen Ge-
winn, wenngleich teilweise nur einen
winzigen. Dies lässt zumindest eine ge-
wisse Hoffnung aufkommen, dass die
Tr endwende hin zur nachhaltigen Profi-
tabilität geschafft werden kann.
Das Institut hatte AnfangJuli den
grössten Umbau der150-jährigenKon-
zerngeschichte angekündigt. ImRahmen
dieser Tr ansformation stellt das Manage-
ment nicht nur die Strategie um und hat
denVorstand auf mehrerenPositio-
nen verändert, sondern es sollen in den
nächstenJahren auch 18000 Arbeits-
plätze wegfallen. Aus strategischerWarte
zieht sich dieBank ausTeilendes Invest-
mentBanking zurück, etwa aus dem
Handelsgeschäft mit Aktien.
Das künftige Geschäftsmodell be-
ruht nicht mehr auf drei, sondern auf
vier Einheiten. Diese erzielten im drit-
ten Quartal insgesamt einenVorsteuer-
gewinn von 353 Mio.€. Die tragende
Säule war im dritten Quartal die Unter-
nehmerbank mit einem Vorsteuer-
gewinn von 254 Mio.€,in der dasFir-
menkundengeschäft und die Tr ans-
aktionsbank gebündelt sind. Die Privat-
kundenbank inklusive derPostbank, das
Asset-Management und das Investment
Bankingerreichten lediglich kleineGe-
winne. Im InvestmentBanking ent-
täuschte das Geschäft mit festverzins-
lichenWertpapieren.
Laut Sewing ist dieTr ansformation
derBank im vollen Gange mit spür-
baren Fortschritten bei den Kosten
und beim Risikoabbau. Bei der Errei-
chung desKostenziels für Ende 20 19
von 21,5 Mrd. € sieht sich die Bank
auf einem gutenWeg.Seit dem ersten
Quartal 20 18 wären dieKosten dann
um 1,8 Mrd. €reduziert worden.Erst-
mals seit der ÜbernahmederPostbank
imJahr 2010 ist die Mitarbeiterzahl des
Instituts unter die Schwelle von 90 000
gesunken. Mittelfristig soll die Anzahl
der Beschäftigten auf 74000 zurück-
gehen.Für nächstesJahr stellteFinanz-
chefJames von Moltke das Erreichen
einer schwarzen Null inAussicht.
Tr otz den erzielten Fortschritten
waren dieTitel der DeutschenBank am
Mittwoch mit einem Minusvon7, 9% die
grösstenVerlierer imDAX. Die Anleger
bleiben im Hinblick auf eine nachhal-
tigeTr endwende vor allem aufgrund der
hohen Umsetzungsrisiken derRestruk-
turierung und des weiterhin knappen
Kapitals somit vorerst skeptisch.

Kein Sitz im Verwaltungsr at
für Sen tis bei Me yer Burger
(awp)·Der Entscheid im Streit zwi-
schen Sentis undMeyer Burgerist gefal-
len: Die Beteiligungsgesellschaft Sentis
erhältkeinen Sitz imVerwaltungsrat des
Solarzulieferers.Am Mittwoch haben
die Aktionäre den Co-Geschäftsführer
von Sentis, MarkKerekes, nicht in den
Rat gewählt.An der ausserordentlichen
Generalversammlung vom Mittwoch
haben die Aktionäremit einem Stim-
menanteil von 65% gegen das Begehren
deraktivistischen Anleger um die Sen-
tis-Gruppe gestimmt. Sie vertrat 11,5%
aller Aktien von Meyer Burger.

IN KÜRZE


Miele baut weltweit


über 1000 Stellen ab


(dpa)·Die Miele-Konzernleitung kün-
digte am Mittwoch einen einschneiden-
den Stellenabbau an. Bis Ende 2021
sollen in einem ersten Schritt weltweit
rund 1070 Stellen gestrichen werden,
davon etwa 240 in Deutschland.Wei -
tere 650 Stellen sollen bis Ende 2025 im
GütersloherWaschmaschinenwerk weg-
fallen, wie das Unternehmen mitteilte.
Der Stellenabbau solle möglichst sozial-
verträglich erfolgen, hiess es bei Miele.
Ausserdem sollen an anderer Stelle 470
neueStellenentstehen.Das vor 120
Jahren gegründeteFamilienunterneh-
men beschäftigt weltweit gut 2 0000
Mitarbeiter, mehr als 11 000 davon in
Deutschland. Der Unternehmensbeauf-
tragte der Gewerkschaft IG Metall,Tho-
masWamsler, befürchtet,dass der nun
angekündigte Stellenabbau noch nicht
das letzteWort sei. Der Gewerkschaf-


Volkswagenliefert
starke Zahlen
(dpa)·Mit einem stark gestiegenen
Gewinn imRücken kannVolkswagen
seine neue Elektrowagenserie an den
Start bringen.Vor allem das Geschäft
mit SUV boomt weiter, gleichzeitig sin-
ken dieAusgaben für den Dieselskandal.
Kurz vor demProduktionsbeginn des E-
Modells ID.3 AnfangkommenderWoche
meldete der weltgrössteAutokonzern am
Mittwoch gute Zahlen zum abgelaufe-
nen dritten Quartal. Unter dem Strich
legte das Ergebnis vonJuli bis September
imVergleich zumVorjahreszeitraum von
rund2,7 Mrd. auf knapp 3,8 Mrd.€zu.

HERAUSGEGRIFFEN


Doch keine Stau-Steuer


für Supermärkte in Polen


Paul Flückiger,Warschau·Am Dienstag kündigtePolens
Ministerin für Unternehmertum undTechnologie, Jadwiga
Emilewicz, einen intelligentenAusweg aus dem Streit mit der
EU-Kommission um die umstrittene Supermarkt-Sonder-
steuer an. Statt wie von derrechtskonservativenRegierung
geplant, Umsatz undLadenfläche der mehrheitlich ausländi-
schen, grossenLäden zukorrelieren und diese dann zu besteu-
ern, sollte eine neue so genannte «CongestionTax», eine Stau-
Steuer also, eingeführt werden.
Man rieb sich bereits amüsiert dieAugen, als Emilewicz von
«einem bestimmten Algorithmus» sprach, mit dem die nega-
tivenAuswirkungen vonSupermärkten auf denVerkehr und
damit auch die nötigen Strassenarbeiten nach Staus berechnet
werdenkönnten. Natürlich sollte dies gerecht geschehen, denn
Polens alte und neueRegierungspartei «Recht und Gerechtig-
keit» (PiS) führt höchste moralische Standards ja bereits im
Namen. Die polnische «CongestionTax»könnte bereits zum


  1. Januar 2020 hin eingeführt werden,sagte Emilewicz.
    Den ersten Anlauf einerVorzugsbehandlung kleinerer
    Läden hatte Brüssel nämlich im Herbst 20 16 gestoppt. Die
    EU-Kommissionreichte gegen die damalige Umsatz-korre-
    lierte Supermarktsteuer vor dem Europäischen Gerichtshof
    (EuGH) Klage ein.Warschau legte dasVorhaben in derFolge
    auf Eis. Doch im Sommer entschieddasEuGH zugunsten der
    PiS und sprach sich gegen die Brüsseler Lesart einer unerlaub-
    ten staatlichen Subventionierung kleinerLäden aus. Die EU
    ging daraufhin in Berufung; ein Urteil steht noch aus.
    Zu der seltsamen Stau-Steuerkommt es nun offenbar doch
    nicht, wieRegierungssprecher Piotr Müller am Mittwoch klar-
    stellte. «Eine solche Steuer wird es 2020 bestimmt nicht geben»,
    versprach er im Privatfernsehen «Polsat».Viele ausländische
    Investoren horchten erleichtert auf, denn da die PiS bei denWah-
    len gerade erneut die absolute Mehrheit der Sitze erreicht hat,
    kann sie weiterhin alle Gesetze beschliessen, die sie für richtig
    hält. Ob jedoch auch Emilewicz wieder in der neuen PiS-Regie-
    rung sitzen wird, die im November gebildet wird, ist fraglich.


ter warf der Miele-Leitung Salamitaktik
vor.Es werde einRestrukturierungs-
programm nach dem anderen gestartet.
Miele betonte, der Stellenabbau sei not-
wendig, um den tiefgreifendenVerände-
rungen der Märkte durch die Digitalisie-
rung und den immer preisaggressiveren
Auftritt asiatischerWettbewerberRech-
nung zu tragen.

Glänze ndes Ergebnis
für Facebook
(dp a)·TrotzDatenskandalen und an-
haltender Kritik am Umgang mit mani-
pulativenWeb-Inhalten hatFacebook
im drittenQuartal glänzend verdient
und Nutzer hinzugewonnen. Der Über-
schuss kletterte imJahresvergleich um

19% auf 6,1 Mrd. $, wie der Internet-
riese am MittwochnachUS-Börsen-
schluss mitteilte. Die Erlöse wuchsen


  • angetrieben von boomendenWerbe-
    einnahmen – um 29% auf17,7 Mrd. $.
    Die Zahl der monatlich aktiven Nutzer
    nahm um 8%auf 2,45 Mrd.zu.Facebook
    übertraf damit klar die Erwartungen.


Apple rechnet mit Plus
im Weihnachtsquartal
(dpa)·DerKonzernumsatzvon Apple
im dritten Quartal legte imJahresver-
gleich um 2% auf 64 Mrd. $ zu. Beim
Gewinn gab eseinenRückgang von
14,1 auf 13,7 Mrd. $. Apple zeigt sich
optimistisch für das anstehendeWeih-
nachtsgeschäft – die wichtigste Zeit für
den iPhone-Konzern.Für das angebro-
chene Quartal prognostizierteApple
am Mittwoch einen Umsatzzuwachs auf
85,5 bis 89,5 Mrd. $. ImVorjahresquar-
tal hatte ein Einbruch im China-Ge-
schäft noch für einen Umsatzrückgang
auf 84,3 Mrd. $ gesorgt. In China gelang
es Apple, das Geschäft zu stabilisieren.

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