Süddeutsche Zeitung - 14.11.2019

(Michael S) #1
In Südkorea haben Forscher in mehreren
Dutzend Fällen ihre Kinder oder Kinder
von Freunden als Co-Autoren von Fach-
veröffentlichungen angegeben. Das Wis-
senschaftsmagazinNatureberichtet über
diese besondere Form des Betrugs, wovon
mindestens 24 Fachartikel betroffen sein
sollen. Als Motivation wird vermutet, dass
Jugendliche als Mitverfasser solcher Bei-
träge größere Chancen hätten, einen der
raren Plätze an einer Eliteuniversität des
Landes zu bekommen.
Nun kann Frühförderung nicht früh ge-
nug beginnen. Deshalb ist es tröstlich für
Spätpubertierende, dass ihnen auch dann
noch der Karriereweg geebnet werden
kann, wenn es die Eltern verpasst haben
sollten, den Nachwuchs im Mutterleib mit
klassischen Etüden zu beschallen oder
einen Kindergarten mit Fremdsprachen-
kurs zu wählen. Jenseits solcher individuel-
len Ambitionen aus dem Kulturkreis der
Overachiever und Tiger-Moms wirft das
dreiste Namedropping aber ein Schlaglicht
auf einen aus den Fugen geratenen Publi-
kationsbetrieb.
Längst ist die wichtigste Währung in der
Wissenschaft die Veröffentlichung eines
Artikels in einer angesehenen Fachzeit-
schrift. Obwohl es mancherorts Bemühun-
gen gibt, für Berufungen auf Professuren
oder Institutsleitungen nur eine Handvoll
der hochwertigsten Paper zu berück-
sichtigen, gilt oft noch die alte Faustregel:
Die Menge macht’s,publish or perish– ver-
öffentliche oder verschwinde. Viele Artikel
sind deshalb von so minderer Qualität,
dass sie das Papier – oder die Download-
Zeit – nicht wert sind. Das gilt erst recht für
Fachartikel in Raubverlagen. Ihr Geschäfts-
modell besteht darin, dass sie Fake-Journa-
le gründen, in denen gegen Gebühr minder-
wertige Beiträge abgedruckt werden kön-
nen, um damit die eigene Literaturliste zu
verlängern.
Auch in Deutschland gibt es gerade in
Medizin und Lebenswissenschaften viele
sogenannte Koryphäen, die sich in ihrer
Literaturliste mit 500 oder mehr Artikel-
beiträgen schmücken. Eine solche Menge
an Fachartikeln kann entweder nicht von
großer Qualität sein – oder sie beruht auf
einem weiteren Missstand des Publikati-
onswesens, der Ehrenautorschaft. Sie wird
dem Institutsleiter, Chefarzt oder Abtei-
lungsvorstand gleichsam gratis gewährt,
weil dieser Räumlichkeiten stellt, den
Vertrag der Forscher verlängert oder eine
andere Gunst von ihm erwartet wird.
In Südkorea wurden 794 Fachartikel
identifiziert, in denen Kinder als Co-Auto-
ren auftauchten. Auch wenn manche als
Schülerpraktikanten tatsächlich ein wenig
an der Forschung beteiligt gewesen sein
mögen, bleiben Dutzende Fälle, in denen
die Namensnennung auf betrügerische
Weise erfolgte. Wissenschaftsforscher So
Young Kim äußert inNaturedie Vermu-
tung, dass „es viel weiter verbreitet ist,
Kinder als Co-Autoren zu benennen, als
wir denken“. Der Materialwissenschaftler
Changgu Lee von der Universität Suwon ist
gar dagegen, dass Universitäten für die
Vergabe von Studienplätzen berücksichti-
gen, ob die Bewerber Fachartikel veröffent-
licht haben: „Oberstufenschüler können
keinen seriösen Beitrag zur Forschung leis-
ten“, sagt er. „Zudem besteht die Gefahr
des Missbrauchs.“ werner bartens

Die japanische RaumsondeHayabusa 2
hat nach erfolgreicher Mission den Asteroi-
den Ryugu verlassen und sich auf den Weg
zurück zur Erde gemacht. Sie werde im
November oder Dezember nächsten Jah-
res zurückerwartet, gab die japanische
Raumfahrtbehörde Jaxa am Mittwoch be-
kannt. „Wir sind dem Asteroiden Ryugu
dankbar und sind ehrlich gesagt traurig,
ihn zu verlassen“, so Projektmanager Yui-
chi Tsuda.Hayabusa 2war im Dezem-
ber 2014 in Japan gestartet und hatte nach
fast vier Jahren im All Ende Juni vergange-
nen Jahres ihr 250 Millionen Kilometer
entferntes Ziel erreicht. Sie landete später
auf Ryugu und sammelte Proben von der
Oberfläche sowie erstmals auch von einem
Bereich unter der Oberfläche eines Asteroi-
den ein. Die Forscher wollten mit der Missi-
on, an der sich auch das Deutsche Zentrum
für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit dem
gemeinsam mit der französischen Raum-
fahrtagentur CNES entwickelten Lander
Mascotbeteiligte, den Ursprüngen des
Sonnensystems auf die Spur kommen. Im
Februar war die Sonde erstmals auf Ryugu
gelandet und hatte Proben von der Ober-
fläche des Asteroiden gesammelt. Im Juli
setzte sie erneut dort auf. dpa

von astrid viciano

F


rüher blieben Claus Garbe oft nur
noch Worte, um seine Patienten zu
trösten. Wenn er schwarzen Haut-
krebs diagnostiziert und der Krebs bereits
gestreut hatte, hielt der Arzt vor zehn Jah-
ren nichts in der Hand, um das Leben der
Erkrankten zu verlängern. Sieben bis neun
Monate später starb ein Großteil von ih-
nen; hatte der Mediziner Metastasen im Ge-
hirn entdeckt, ging es schon nach etwa
16 Wochen zu Ende. „Nie hätte ich gedacht,
dass sich das Blatt für die Patienten so
schnell wenden würde“, sagt Garbe heute,
der die Dermatologische Onkologie der
Universitätshautklinik Tübingen leitet.
In den vergangenen zehn Jahren hat
sich in der Therapie des schwarzen Haut-
krebses, des Melanoms, eine Revolution
vollzogen. „Die Euphorie unter den Kolle-
gen ist groß“, sagt Dirk Schadendorf, Leiter
der Klinik für Dermatologie und des West-
deutschen Tumorzentrums am Universi-
tätsklinikum Essen, der wie Claus Garbe
am Melanom forscht. Fast fortlaufend be-
richten Studien über Therapieerfolge.


So erschienen imNew England Journal
of Medicinejüngst zwei Arbeiten zum Lang-
zeitüberleben im Spätstadium der Krank-
heit: Mit einer Kombination von zwei Medi-
kamenten überlebten 34 Prozent der Pati-
enten die ersten fünf Jahre nach der Be-
handlung, mit einer anderen Kombination
von Wirkstoffen waren es sogar 52 Pro-
zent. Vor zehn Jahren schafften das nur
fünf bis acht Prozent der Erkrankten.
„Heute können wir den Patienten viel
mehr als nur Worte bieten“, sagt Garbe. An-
fang nächsten Jahres will er mit Schaden-
dorf und anderen Kollegen neue Leitlinien
zur Melanom-Therapie veröffentlichen,
mit der die Fortschritte der vergangenen
Jahre zur Standardtherapie werden. Dies
erscheint dringlich, denn immer mehr
Menschen erkranken an schwarzem Haut-
krebs. In den Jahren 2009 bis 2015 wuchs
die Zahl der Patienten sogar um 32 Pro-
zent, berichteten die Techniker Kranken-
kasse und das Uniklinikum Hamburg-Ep-
pendorf im jüngsten Hautkrebsreport. Zwi-
schen 2015 und 2017 nahm die Anzahl der
Tumorkranken erneut um 3,3 Prozent zu,
auf 355 Patienten je 100000 Einwohner.
Obwohl eine aktuelle Studie inJAMAfür
die Vereinigten Staaten nahelegt, dass In-
formationen über UV-Strahlung und Son-
nenschutz in der jüngeren Bevölkerung zu
einem leichten Rückgang der Zahlen füh-
ren, trifft die Diagnose oft Menschen, die
mitten im Leben stehen. „Wir haben
manchmal sogar Patienten, die erst ihr Stu-
dium beendet haben oder Frauen, die noch
kleine Kinder haben“, sagt Schadendorf.
Sonnenbrände, vor allem in der Kindheit,
gelten als eine Ursache der Erkrankung,
ebenso sind Pigmentflecken ein Risikofak-
tor. Gab es bereits Melanom-Fälle in der Fa-
milie, ist das Risiko zusätzlich erhöht. Ent-
scheidend bleibt in jedem Fall der Zeit-
punkt der Diagnose. Wächst das Melanom
nur in der Haut, lässt es sich im Rahmen ei-
ner Operation entfernen. Haben die Tu-
morzellen bereits in Lymphknoten oder an-
dere Organe gestreut, genügt ein solcher


Eingriff nicht mehr. Hier können die neu
entwickelten Medikamente helfen.
Einen ersten Angriffspunkt des Mela-
noms entdeckten britische Forscher vor
17Jahren. Damals berichteten sie inNa-
turevon einem Gen, das für ein Eiweiß na-
mens BRAF kodiert. Es kommt in allen Kör-
perzellen vor und regt als Teil einer Signal-
kette gesunde Zellen kontrolliert zur Tei-
lung an. Bei etwa der Hälfte aller Melanom-
Patienten ist das BRAF-Gen im Tumor mu-
tiert. Das veränderte Protein feuert die
Krebszellen pausenlos an, sich zu teilen.
Forscher entwickelten ein Medikament,
das dieses Dauerfeuer unterdrückt und
2011 zur Therapie des fortgeschrittenen
Melanoms zugelassen wurde. Bald fand
man ein zweites verändertes Eiweiß der
gleichen Signalkette in Melanomzellen,
ein weiterer Wirkstoff wurde gefunden.
„Die Wirkung dieser zielgerichteten Thera-
pie ist bei manchen Patienten ganz erstaun-
lich. Das Tumorgewebe schmilzt inner-
halb von Wochen dahin“, berichtet Christi-
an Posch, Leiter der Dermato-Onkologie
an der Klinik und Poliklinik für Dermatolo-
gie und Allergologie am Biederstein in
München. Die Nebenwirkungen sind dabei
erträglich, so litten die Patienten an einer

erhöhten Lichtempfindlichkeit und Fieber-
schüben, an leichten Schmerzen in Mus-
keln und Gelenken.
Allerdings zeigte sich, dass die Wirkung
der neuen Medikamente endlich ist. Nach
12 bis 14 Monaten Kombi-Therapie finden
die Krebszellen einen Weg, den Angriffen
auszuweichen – und sich wieder zu teilen.
Dennoch lebt mindestens ein Drittel der
Krebspatienten dank der neuen Wirkstof-
fe noch fünf Jahre nach der Diagnose. In ei-
ner Studie war bei 109 von 563 Patienten
nach der Behandlung sogar kein Tumorge-
webe mehr nachzuweisen. Und inzwischen
können Krebsmediziner mit drei verschie-
denen Kombi-Therapien behandeln.
Der zweite Umbruch kam jedoch erst im
Jahr 2010. Damals berichteten Forscher,
dass sie erstmals erfolgreich das körperei-
gene Immunsystem gegen das Melanom
gerichtet hatten. Tatsächlich kann das
menschliche Abwehrsystem unkontrol-
liert wachsende Zellen im Körper aufspü-
ren und gezielt vernichten. „Manchmal je-
doch gelingt es dem entarteten Gewebe,
der sonst so wachsamen Körperabwehr zu
entgehen“, sagt Posch. Ob das Immunsys-
tem normale von Krebszellen unterschei-
det, liegt an den sogenannten Checkpoints

an der Oberfläche der Immunzellen, die ei-
ne Attacke auf gesundes Gewebe stoppen.
Krebszellen manipulieren einige dieser
Checkpoints so, dass sie auch den Angriff
gegen neues Tumorgewebe ausbremsen.
Hier setzt heute die Immuntherapie an:
Antikörper blockieren die falschen Brems-
signale der Krebszellen. Die entfesselte Im-
munabwehr kann über die Tumorzellen
herfallen. Die erste Immuntherapie wurde

im Jahr 2011 für die Therapie des fortge-
schrittenen Melanoms in der EU zugelas-
sen, die zweite im Jahr 2015. Und für die
Entdeckung des Prinzips erhielten ein US-
Amerikaner und ein Japaner im vergange-
nen Jahr den Medizin-Nobelpreis.
Doch es gibt noch Hürden. „Da wir die
Kräfte des Immunsystems freisetzen,
kämpfen wir mit ganz neuen Nebenwir-
kungen“, sagt Schadendorf. Entzündun-
gen in Darm, Schilddrüse, Leber, im gan-
zen Körper können die Folge sein, viele Pa-
tienten brechen die Therapie ab. Zudem ist

die Immuntherapie teuer, sie kostet zwi-
schen 77 000 und 140 000 Euro pro Jahr.
„Immerhin kann ein Teil der Patienten
dann wieder in die Arbeitswelt zurückkeh-
ren“, sagt Schadendorf.
Zumal weitere Therapiemöglichkeiten
entstehen. Seit 2018 können die neuen
Wirkstoffe eingesetzt werden, um einem
Rückfall vorzubeugen. Bei Patienten, de-
nen der Tumor und mit Krebszellen befalle-
ne Lymphknoten entfernt worden sind,
sinkt das Risiko für eine Rückkehr des Tu-
mors durch die Therapie deutlich, je nach
Medikament um etwa 15 bis 20 Prozent.
Erste Studien deuten zudem darauf hin,
dass sich eine Behandlung schon lohnt, be-
vor ein Tumor operativ entfernt wird. Und
schließlich können Ärzte die Wirkstoff-
kombinationen inzwischen besser auf die
Patienten abstimmen. Noch profitiert aber
nur ein Teil der Melanom-Patienten von
den neuen Therapien. Daher suchen For-
scher nach weiteren Ansatzpunkten im Im-
munsystem und Tumor. Derzeit werden
mindestens 20 neue Wirkstoffe als neue
Therapien getestet. Eine Dynamik, die vor
zehn Jahren noch unvorstellbar war, sagt
Schadendorf: „Für uns Ärzte ist das fast
wie ein Wunder.“

In einem Krimi schält sich diese Erkennt-
nis regelmäßig heraus: Alles lief ganz
anders ab als vermutet. So, wie die Ge-
schehnisse bislang erzählt wurden, kann
es sich in Wirklichkeit nicht zugetragen ha-
ben. Zu einer solchen Erkenntnis kommen
nicht nur Kriminalkommissare, sondern
zuweilen auch Evolutionsbiologen. Zum
Beispiel, wenn sie dem Rätsel nachgehen,
wann und warum Nachtfalter die Fähig-
keit zu hören entwickelt haben.
Dabei schien es sich seit mehr als 50 Jah-
ren keineswegs um ein Rätsel, sondern
vielmehr um Gewissheit zu handeln: Nacht-
aktive Schmetterlinge wie Motten hätten
im Lauf der Evolution den Hörsinn ent-
wickelt, um hungrigen, mit Ultraschall ja-
genden Fledermäusen zu entkommen, so
lautete die gängige Erzählung. Sie galt als
Paradebeispiele einer Koevolution. Dies
bedeutet, dass sich evolutionäre Entwick-
lungen in verschiedenen Gruppen gegen-
seitig direkt beeinflussen. Jäger und
Gejagter versuchen sich im Wettrüsten zu
übertrumpfen.
Im Fall der Motten und Fledermäuse
jedoch ist diese wechselseitige Dynamik
überschätzt worden, lautet das Fazit eines
Teams um Akito Kawahara von der Uni-


versity of Florida. Wie die Wissenschaftler
im Fachblatt PNAS schreiben, konnten
Motten und andere Nachtfalter bereits hö-
ren, ehe die ersten Fledermäuse durch die
Dunkelheit flatterten. Allenfalls die Fähig-
keit der Falter, auch sehr hohe Ultraschall-
laute wahrzunehmen, gehe vermutlich auf
das Konto der nachtaktiven Säuger.

Wer nicht gerade berufsmäßig über die
Rätsel der Evolution sinniert, für den mag
die Fragestellung der Studie speziell er-
scheinen. Schließlich dürften sich die meis-
ten Menschen eher fragen, ob Motten
überhaupt hören können – und wie ihre
„Ohren“ aussehen – als warum. Doch das
„ob“ ist unumstritten geklärt: Ja, Schmet-
terlinge verfügen über einen Hörsinn. Sie
nehmen Schallwellen mithilfe des soge-
nannten Tympanalorgans wahr. Es be-
steht unter anderem aus einer schwin-
gungsfähigen Membran, dem Trommel-
fell, und befindet sich bei vielen Falter-
arten am oberen Körperabschnitt.

Um zu rekonstruieren, wann sich der
Hörsinn der Nachtfalter entwickelt hat,
mussten die Biologen nicht weniger akri-
bisch vorgehen als Ermittler bei einem
Kriminalfall. Kawahara und seine Kolle-

gen untersuchten dazu mehr als 2000 Ge-
ne von etwa 180 heutigen Schmetterlings-
arten. Aus diesen Daten und durch den
Vergleich mit fossilen Funden erstellten
die Forscher einen entwicklungsgeschicht-
lichen Stammbaum, mit dessen Hilfe sich
entscheidende Schritte der Schmetter-
lingsevolution datieren ließen.
Demnach entwickelten die meisten
Nachtfalter – einige wenige Ausnahmen
ausgenommen – bereits vor 78 bis 92 Milli-
onen Jahren die Fähigkeit zu hören. Fleder-
mäuse flatterten hingegen frühestens vor
65 Millionen Jahren durch die Dunkelheit,
und ehe sie mithilfe von Ultraschall jagten,
dauerte es noch einmal rund 15 Millionen
Jahre. Da braucht es keine allzu gewiefte
Kombinatorik, um zu folgern: Die Jagd der
Fledermäuse kann nicht ausschlaggebend
gewesen sein für den Hörsinn der Nachtfal-
ter. Denn dieser hatte sich in den meisten
Fällen bereits lange zuvor entwickelt.

Damit stellt sich abermals die Frage:
Warum? Wenn jagende Fledermäuse nicht
den Anstoß gaben, wer oder was tat dies
dann stattdessen? Dazu lässt die Studie
nur Vermutungen zu. Vielleicht nahmen
die Nachtfalter anfangs, als sie das Hören
gerade gelernt hatten, lediglich niedrigere
Frequenzen wahr. Tiefere Töne könnten
die Anwesenheit hungriger Vögel begleitet
haben. Diese wahrzunehmen und den Vö-
geln ausweichen zu können, dürfte den
Nachtfaltern einen deutlichen Überlebens-
vorteil verschafft haben. Die Fähigkeit hin-
gegen, speziell Ultraschall wahrzuneh-
men, könnte somit nach wie vor als Reakti-
on auf die Fledermäuse entstanden sein.
Und was ist mit den Verwandten der
Nachtfalter, den tagaktiven Schmetter-
lingen? Auch in ihrem Fall birgt die Studie
Überraschungen – und schwächt abermals
die Rolle der Fledermäuse ab. Bisher ver-
muteten Biologen, Schmetterlinge hätten
einst ihre Aktivität in die hellen Stunden
verschoben, um den nachtjagenden Säu-
gern zu entkommen. Doch Kawaharas Ana-
lyse legt auch in diesem Punkt eine andere
Abfolge der Ereignisse nahe. Den neuen Da-
ten zufolge wurden Schmetterlinge bereits
vor etwa 100 Millionen Jahren tagaktiv –
also zu einer Zeit, zu der auch die Nächte
noch frei von Fledermäusen waren.
Womöglich gab für den Schichtwechsel
der Schmetterlinge eine ganz andere Tier-
gruppe den Ausschlag: Bienen. Deren
Aufkommen führte vor gut 100 Millionen
Jahren dazu, dass Pflanzen eine Vielzahl
bunter, farbenprächtiger Blüten entwickel-
ten. Und die ernährten nicht nur Bienen,
sondern wirkten wohl auch auf Schmetter-
linge verlockend.
So haben die Autoren zwar die bisher üb-
liche Erzählung auseinandergenommen –
aber dafür eine andere, ebenso schlüssige
Geschichte präsentiert. Ganz so, wie es
auch in der Schlussszene eines Krimis
üblich ist. katrin blawat

Rückflug


Japanische Sonde verlässt Asteroid


Krebswende


Bösartige Tumore der Haut waren noch vor wenigen Jahren ein beinahe sicheres Todesurteil. Doch inzwischen helfen


neue Wirkstoffe – und die Möglichkeit, das körpereigene Immunsystem auf die entarteten Zellen zu hetzen


Das Tumorgewebe schmilzt


dahin – allerdings kehrt es in


den meisten Fällen wieder zurück


Jugend


fälscht


Eltern gebenKinder als
Co-Autoren von Fachartikeln aus

Derzeit werden mindestens
20 neue Wirkstoffe als
potenzielle Therapien getestet

Die Ohren der Falter


Weshalb ein Lehrbuchbeispiel der Evolutionsgeschichte nicht stimmt


Einst waren alle Falter nachtaktiv.
Was also hat Schmetterlinge
ins Tageslicht gelockt?

12 HF2 (^) WISSEN Donnerstag, 14. November 2019, Nr. 263 DEFGH
Zellen des schwarzen Hautkrebses täuschen die Immunabwehr des Körpers mit einem Trick, den Mediziner nun blockieren können. FOTO: DPA
Für Laien mag es eine Überraschung sein, dass Nachtfalter und Schmetterlinge über-
haupt hören können. FOTO: IMAGO IMAGES / BLICKWINKEL
Die SondeHayabusa 2bringt Proben vom
Asteroiden Ryugu mit zur Erde. FOTO: DPA
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