Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung - 20.10.2019

(Barré) #1

30 geld&mehr FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG, 20. OKTOBER 2019, NR. 42


Im November 2011 übernahm Mario Draghi das Amt des EZB-Präsidenten von dem Franzosen Jean-Claude Trichet(links). Foto Getty

D


ie Geschichte der Entfrem-
dung zwischen Mario Draghi
und weiten Teilen der deut-
schen Öffentlichkeit ist keine
Geschichte, in der es primär um geldpoli-
tische Konzepte, Inflationsraten und
Zinssätze geht. Im Kern handelt es sich
um eine Geschichte von Macht, Ohn-
macht und Kontrollverlust. Draghi hat
Deutschland, das glaubte, mit dem Ver-
trag von Maastricht und einer an der
Deutschen Bundesbank ausgerichteten
Konstruktion der Europäischen Zentral-

bank (EZB) beherrschenden Einfluss auf
die Geschicke der Währungsunion aus-
üben zu können, die Vergänglichkeit von
Macht verdeutlicht. „Es gab eine presti-
geträchtige Institution, die Bundesbank,
mit einer vor 20 bis 50 Jahren erfolgrei-
chen Geldpolitik – als fast jeder andere
in der Welt einen Politikfehler nach dem
anderen beging“, sagte Draghi kürzlich
der „Financial Times“, um unerbittlich
fortzusetzen: „Aber mit dem Euro sind
wir in eine neue Welt eingetreten. Und
diese Welt veränderte sich schnell.“

Die Entfremdung zwischen Draghi,
der international als Geldpolitiker höchs-
tes Ansehen genießt, und Deutschland
fand auf drei miteinander verbundenen
Ebenen statt. Die oberste Ebene betraf
die Grundkonstruktion der Währungs-
union. Wesentlich auf deutsches Drän-
gen wurden in den Vertrag von Maas-
tricht Sicherungen eingebaut, die eine
übermäßige Verschuldung der Staats-
haushalte und eine gegenseitige Haftung
der Mitgliedsländer für die Schulden der
anderen ausschloss, weil man daraus Ge-

fahren für den stabilen Geldwert fürchte-
te. Im Nachhinein ist man schlauer: Ein
bedeutendes Manko ist im Rückblick die
einseitige Fixierung auf Sicherungen ge-
gen eine hohe Inflation des Güterpreisni-
veaus gewesen, die bis heute nicht kam.
Aber die Konstruktion enthielt keine Si-
cherungen gegen die Verheerungen ei-
ner schweren Finanzkrise.
Doch schon in der großen Finanzkrise
der Jahre 2007 bis 2009 erwies sich in der
Eurozone eine Kombination aus gemein-
samer Geldpolitik bei nationaler Finanz-

politik und segmentierten Finanzmärk-
ten als nicht optimal, und spätestens seit
dem Ausbruch der Euro-Krise im Jahre
2010 steht diese Konstruktion zumindest
außerhalb Deutschlands unter scharfer
Kritik. Von amerikanischen Ökonomen
hätte man früh lernen können, dass eine
Währungsunion mit einer gemeinsamen
Geldpolitik mindestens ein weiteres ge-
meinsames Element benötigt, um wetter-
fest zu sein: entweder eine Banken- und
Kapitalmarktunion oder, aus politischer
Sicht fraglos problematischer, eine ge-

meinsame Finanzpolitik. In beiden Fäl-
len ist eine gewisse Form der supranatio-
nalen Risikoteilung kaum zu vermeiden,
so wie auch eine gemeinsame Geldpoli-
tik Elemente grenzüberschreitender Risi-
koteilung beinhaltet. Dies wurde aller-
dings erst richtig gesehen, als in der
Euro-Krise die Zeit für Grundsatzdebat-
ten knapp war.
Damals hat die Bundesregierung un-
ter dem Druck der Ereignisse und dem
Druck der Partner (darunter hinter den
Kulissen nicht zuletzt die Vereinigten

Nirgendwo ist Mario Draghi auf so viel Protest


gestoßen wie in Deutschland. Bremsen konnte


ihn aber niemand. Am Ende hat er die Macht der


Europäischen Zentralbank überdehnt.


Von Gerald Braunberger


Draghi

und die

Deutschen

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