Süddeutsche Zeitung - 17.10.2019

(Tina Meador) #1
von johannes schnitzler

D


ie Nummer 39 stach ins Auge. Zwar
fallen Eishockeytrikots generell luf-
tiger aus, und Torhüter tragen eine
besonders dick gepolsterte Ausrüstung un-
ter dem Stoff. Aber an Münchens Ersatz-
mann wirkte das Jersey wie einBodyfit-De-
signerhemd: wie auf den Leib geschnei-
dert. Zudem verriet der dichte, von weißen
Härchen durchzogene Fünf-Tage-Bart,
dass in dieser Nummer 39 nicht wie vorge-
sehen Daniel Fießinger, 22, steckte, dessen
Bild bei der Mannschaftsaufstellung einge-
blendet wurde, sondern Christian Winkler.
Winkler? Richtig gelesen. Winkler. Der Ma-
nager des EHC Red Bull München.

Der dreimalige deutsche Meister war
mit einem Rumpfkader zum abschließen-
den Champions-League-Spiel der Grup-
peG gegen Färjestad BK nach Karlstad ge-
flogen. Für den EHC war die Partie in der
schwedischen Provinz Värmland das sieb-
te Pflichtspiel im Monat Oktober, fünf wei-
tere folgen, an diesem Donnerstag bereits
das bayerische DEL-Derby bei den Strau-
bing Tigers. Die Ausgangslage war klar:
Färjestad benötigte noch Punkte, um sich
fürs Achtelfinale zu qualifizieren, Mün-
chen stand als Gruppensieger fest. EHC-
Coach Don Jackson verordnete deshalb ei-
nigen angeschlagenen und besonders stra-
pazierten Spielern eine Pause. Neben Da-
ryl Boyle, Chris Bourque, Patrick Hager,
Philip Gogulla, Derek Roy und Keith Aulie
war auch Nationaltorwart Danny aus den
Birken zu Hause geblieben. An ihre Stellen
rückten Spieler wie Dennis Lobach, Phil-
ipp Mass oder Bastian Eckl, Spieler aus der
RB-Akademie und von Kooperationspart-
ner SC Riessersee. „Es wird für diese Jungs
eine tolle Erfahrung und wir erwarten von
ihnen, dass sie alles geben und gewinnen“,
sagte Jackson. Im Tor stand Kevin Reich,
die etatmäßige Nummer zwei. Als Back-up
war Fießinger eingeplant. Doch der melde-
te sich am Morgen mit einer infektiösen Er-
krankung ab. Und weil Not bekanntlich
kein Pardon kennt, schlüpfte Sportdirek-
tor Winkler, 48, ins kleine Weiße.
Vermutlich dürfte nie ein Ersatzmann
dem spielenden Torwart inniger die Dau-
men gedrückt haben als Winkler am Diens-

tagabend Kevin Reich. Zwar war er zu sei-
ner aktiven Zeit selbst Torhüter, beim SC
Riessersee und EC Peiting. Aber sein Karri-
ereende liegt 17 Jahre zurück. Damals kam
Stürmer John Jason Peterka gerade zur
Welt. Dass die Münchner 1:3 (1:0, 0:2, 0:1)
verloren, wollte Jackson selbst unter die-
sen Voraussetzungen nicht einfach so ak-

zeptieren – 31 Sekunden vor Schluss nahm
der Trainer noch eine Auszeit. Winkler war
einfach nur froh, als er die Ausrüstung wie-
der ablegen durfte.
Das Ergebnis zeigte, dass Jackson sich
auf seine Talente verlassen kann. „Wir ha-
ben mit den vielen jungen Spielern ein gu-
tes Spiel abgeliefert“, fand Nationalvertei-

diger Yannic Seidenberg. Der EHC ging
durch Justin Schütz sogar in Führung (10.);
für den 19-Jährigen war es bereits der zwei-
te Treffer im laufenden Wettbewerb. Ande-
rerseits zeigte sich in Schweden auch: Mün-
chen kann doch noch Spiele verlieren –
wenn auch nur unter besonderen Umstän-
den. Im 17. Pflichtspiel dieser Saison war

dieses 1:3 erst die zweite Niederlage für
den EHC.
Für die Erfolgsserie der Münchner, die
mit elf Siegen in elf Spielen einen DEL-
Startrekord aufgestellt haben, gibt es Grün-
de. Erstens: Nicht nach hinten schauen auf
das, was man geleistet hat, sondern nach
vorne. „Natürlich ist es schön, wenn wir die-
sen Rekord aufstellen. Aber trotzdem den-
ken wir von Spiel zu Spiel“, sagt Schütz
ganz im Stil eines Routiniers und im Duk-
tus seines Trainers. Zweitens: Das Team
vertraut auf seine Stärken. „Auch wenn der
Start mal nicht so gut ist – wir wissen, was
wir können.“ Drittens: der ausgeglichene
Kader. Mit 44 Treffern und nur 19 Gegento-
ren hat München den besten Angriff und
die beste Abwehr und weiß in Danny aus
den Birken den mit 1,43 Gegentoren pro
Spiel und 95,0 Prozent Fangquote besten
Torhüter der Liga zwischen den Pfosten.

Auch eher unbekannte Zugänge wie US-
Nationalspieler Bobby Sanguinetti passen
perfekt in das gerade für Verteidiger sehr
laufintensive System. „Wir müssen schon
ganz schön radeln“, sagt Seidenberg. Der
bald 36-Jährige verkörpert den Siegeswil-
len des Teams vielleicht am besten. Ob-
wohl er die ersten Wochen der Saison ver-
letzt verpasst hat, führt er in der Plus-Mi-
nus-Wertung der DEL-Verteidiger, die dar-
über Auskunft gibt, ob ein Spieler öfter bei
Toren der eigenen Mannschaft (+) oder der
gegnerischen (-) auf dem Eis war, mit ei-
nem Wert von +12. Und trotz aller Superlati-
ve ist das Team nicht satt. „Wir wollen die
Siegesserie so weit fortsetzen, wie es geht“,
sagt Justin Schütz.
Am Donnerstag (19.30 Uhr) kommt es
nun zum Spitzenspiel der DEL in Strau-
bing. Überraschend daran ist weniger,
dass München als Primus in den Gäubo-
den reist. Schon eher, dass die Tigers den
EHC als Tabellenzweite empfangen. Das
Team von Tom Pokel hat mit 21 Punkten
aus den ersten elf Spielen immerhin einen
Klubrekord aufgestellt und tritt entspre-
chend selbstbewusst auf. „Wir wollen die
sein, die München die erste Niederlage zu-
fügen“, trommelte Verteidiger Sena Acolat-
se in denEishockey News. Allerdings gibt
es da noch so eine Serie: Die vergangenen
neun Duelle gingen alle an den EHC.

Als die Sonne sich in Schymkent gerade ver-
abschiedet und die Rollfläche des Flugha-
fens in gelb-orangenes Licht getaucht hat-
te, liefen die Fußballerinnen des FC Bayern
München ganz entspannt zur Treppe des
auf sie wartenden Flugzeuges. Über die so-
zialen Netzwerke wurde ein Video dazu ge-
teilt, „ab nachhause! Servus Schymkent!“,
die Arbeit war getan. Es ist keine unge-
wöhnliche Zeit gewesen, um nach einem
Fußballspiel in einen Flieger zu steigen. Un-
gewöhnlich war viel mehr, dass die Spiele-
rinnen erst wenige Stunden zuvor noch auf
dem Platz gestanden hatten. Das Hinspiel
im Achtelfinale der Champions League hat-
te eine Anstoßzeit verpasst bekommen, die
schon erahnen ließ, dass sich der Heimvor-
teil für den kasachischen Klub BIIK Kazy-
gurt zumindest nicht auf den Tribünen zei-
gen würde: 14 Uhr Ortszeit an einem Mitt-
woch, da verhalf auch der berühmte Name
des Gegners nicht zu einer der Königsklas-
se angemessenen Zuschauerkulisse. Gro-
ße Euphorie wäre unter den heimischen
Fans aber ohnehin nicht ausgebrochen.
„Das war ein super Ausrufezeichen von
uns an alle anderen Champions-League-
Mannschaften“, sagte Carina Wenninger
am Telefon noch am Flughafen in Kasachs-

tan. „Man möchte unbedingt auswärts tref-
fen – und wir haben das gleich fünf Mal ge-
schafft. So ein Spiel kann einem einen su-
per Impuls geben und könnte dafür sor-
gen, dass wir in einen Flow kommen.“ Nach
dem unglücklichen 0:1 bei der TSG Hoffen-
heim am Sonntag in der Bundesliga war
die Partie gegen Kazygurt, dieses deutliche
5:0 (3:0), ja auch ein Ausrufezeichen der
Mannschaft an sich selbst: Geht doch!
Simone Laudehr und Lyneth Beerenste-
yn hatten mit ihren Versuchen zunächst
den Eindruck vermittelt, dass sich womög-
lich diese lästig ausbaufähige Chancenver-
wertung erneut auf das Ergebnis nieder-
schlagen würde. Über die derzeitige Spiel-
weise herrscht ja keine Unzufriedenheit,
auch Trainer Jens Scheuer ist zufrieden da-
mit. Aber ohne Treffer bringt einem der
schönste Spielaufbau eben nichts. In
Schymkent beendete Jovana Damnjanović
jegliche Spekulationen, die sich dazu bis
dahin womöglich auf der dünn besetzten
Bank breitgemacht hatten: Der Kader für
den Auftakt im Achtelfinale umfasste ledig-
lich 13 Feldspielerinnen. Flanke Linda Dall-
mann, Kopfball Damnjanović, 1:0 in der


  1. Minute. Statt sich zu revanchieren folg-
    te ein unfreiwilliges Geschenk der Gastge-


berinnen: Nach einem Foul an Emily Giel-
nik verwandelte Lina Magull den Elfmeter
zum 2:0 (28.). Zehn Minuten später erhöh-
te sie auf 3:0, die Vorlage kam erneut von
Dallmann. „Wir waren von der ersten Minu-
te an fokussiert und wussten, dass sich

hier schon viele große Mannschaften
schwergetan haben“, sagte Magull.
In Erinnerung also zum Beispiel an die
1:3-Niederlage des FC Barcelona vergange-
ne Saison in Schymkent (nach der es Barça

noch ins Finale schaffte), sollte das Sicher-
heitspolster möglichst komfortabel wer-
den. Nach der Pause erhöhten Gielnik (73.)
und Nicole Rolser (80.) auf 5:0. „Wir haben
heute viele richtige Entscheidungen getrof-
fen, auch jede individuell vor dem Tor, und
aus unseren Chancen viel gemacht. Heute
hatten wir einfach die Effektivität und
Coolness vor dem Tor“, sagte Scheuer vor
dem Abflug nach München. Es sei nun
wichtig, das Selbstvertrauen mitzuneh-
men und Ruhe zu bewahren.
Die personell enge Situation dürfte sich
jedoch nicht wirklich bessern – und die Ta-
bellensituation im Alltagsgeschäft? Der
Rückstand des Bundesliga-Dritten auf den
mit 18 Punkten führenden VfL Wolfsburg
beträgt vor dem nächsten Spiel in Potsdam
sechs Punkte, Hoffenheim liegt mit 15 Zäh-
lern ebenfalls vor den Bayern. „Natürlich
wollen wir oben dran bleiben, aber zu viel
Druck hemmt“, sagte Scheuer hinsichtlich
der auf wenige Spielerinnen verteilten ho-
hen Belastung der nächsten Wochen. Das
Achtelfinal-Rückspiel der Champions
League findet am 30. Oktober auf dem
Campus des FC Bayern statt. Bis dahin im-
merhin bleibt noch etwas Zeit – und beruhi-
gende fünf Auswärtstore. anna dreher

Managerspiel


Trotz der Niederlage im letzten Duell bei Färjestad BK zieht der EHC München als Gruppenerster ins Achtelfinale der Champions Hockey League ein.
Trainer Jackson schont etliche Profis für das DEL-Derby gegen Straubing – und muss beinahe einen 48-Jährigen ins Tor stellen
Der frühere Augsburg-Profi und aktuelle
Stürmer des TSV 1860 München Sascha
Mölders will seinen auslaufenden Vertrag
nicht verlängern und am Saisonende seine
Laufbahn beenden. „Bisher habe ich es ge-
heim gehalten, aber ich habe mich ent-
schlossen, im Sommer meine Karriere zu
beenden. Ich könnte zwar noch einige Jah-
re spielen, aber das ganze Drumherum
geht mir, entschuldigen Sie die Ausdrucks-
weise, auf den Sack“, sagte der 34-Jährige
am Mittwoch in einem Interview derAugs-
burger Allgemeinen. „Es geht im Profibe-
reich oft gar nicht mehr um den Fußball
und das macht mir keinen Spaß mehr.“
Dieser Aspekt störe ihn auch bei seinem
aktuellen Klub besonders, der zuletzt im-
mer wieder vor allem durch Streitigkeiten
zwischen dem Investor Hasan Ismaik und
dem Vereinsvorstand aufgefallen ist. Möl-
ters wollte sich nicht detailliert zu der seit
Jahren anhaltenden Konfliktsituation bei
1860 München äußern. Dass seine Ent-
scheidung auch davon beeinflusst wurde,
ließ er jedoch durchblicken: „Es ist immer
was los, jeden Tag.“


Mölders war zur Saison 2011/12 zum da-
maligen Bundesliga-Aufsteiger FC Augs-
burg gewechselt, für den er der erste Tor-
schütze im Oberhaus war. Im Jahr 2016
schloss er sich dem TSV 1860 München an,
für den er heute noch aufläuft. Sportlich
sei der FCA die erfolgreichste Zeit seiner
Karriere gewesen, sagte Mölders: „Die Bun-
desliga ist einfach das Maß aller Dinge. Wir
waren immer Abstiegskandidat Nummer
eins und sind bis nach Europa gekommen.
Wir hatten einfach von den Typen her ein
geiles Team. Da hat alles gepasst.“ Für Möl-
ders ist nach der laufenden Saison nach 14
Jahren „definitiv“ Schluss mit Profifuß-
ball. „Ich werde irgendwo im Umkreis in
der Regionalliga Bayern als Spielertrainer
arbeiten. Es gibt schon zwei, drei lose Kon-
takte zu Vereinen. Im Winter werde ich be-
ginnen, die notwendigen Gespräche zu füh-
ren“, sagte der Angreifer. dpa, sz


Eigentlich hat Stephan Schad den Kampf
längst verloren. Seit einer Mitgliederver-
sammlung Ende September ist es beschlos-
sene Sache, dass sich der Ruderverein, in
dem er sich engagiert, zum Jahresende auf-
lösen wird. Schad aber will sich nicht damit
abfinden – er kämpft weiter.
An einem der letzten sonnigen Nachmit-
tage des Jahres steht Schad, hellgraue Ho-
se, dunkelblaues Hemd, rote Rahmenbril-
le, am Würzburger Mainufer und deutet
auf die Ruderboote. Es ist deutlich zu se-
hen, dass das Wetter ihnen ziemlich zu
schaffen macht, bei einigen fällt allmäh-
lich der Lack ab wie das Laub von den Bäu-
men, unter denen sie gelagert sind. „Es ist
kein Dauerzustand, dass die Boote hier un-
ter freiem Himmel stehen“, sagt Schad. In
seiner Stimme liegt eine gewisse Entschie-
denheit, aber auch etwas Verzweiflung.
Vor mehr als vier Jahren ist Schad aus
dem Würzburger Ruderverein Bayern
(WRVB) ausgetreten, um mit ein paar ande-
ren Ruderern die Rudergemeinschaft
Olympos Würzburg (ROW) zu gründen.
Das Problem ist nur: Während der WRVB
nach und nach Mitglieder verliert, aber
zwei Drittel des gesamten Geländes be-
sitzt, hat die ROW zwar großen Zulauf, al-
lerdings weder ein eigenes Bootshaus noch
Umkleideräume. Sie ist deshalb beim drit-
ten Verein der Würzburger Rudermeile un-
tergekommen, dem Akademischen Ruder-
club Würzburg, kurz ARCW. Weil dort aber

nicht ausreichend Platz ist für zwei wach-
sende Vereine, steht die ROW unmittelbar
vor dem Aus. All die Jahre waren ihre Mit-
glieder Geduldete – schon bald dürften sie
Gestrandete sein.
Schad, 36, setzt sich auf eine Holzbank
neben den Booten, legt die Hände in den
Schoß und blickt hinunter auf den Main.
Es könnte eines der letzten Male sein, dass
er sich hier in dieser Idylle aufhält. Schad
ist ein tatendurstiger Mann; wenn er jetzt
aber über das Klima an der Rudermeile
spricht, ist zu spüren, dass sich Resignati-
on in ihm breitgemacht hat. „Wir können
es dem ARCW nicht länger antun, dass wir
hier die Flächen belegen“, sagt Schad, „er
bräuchte selbst mehr Platz – stattdessen
nehmen wir ihm noch welchen weg.“

Die ROW hat die Stadt um Hilfe gebeten,
die ROW hat dem WRVB ein Angebot für ei-
nes der beiden Bootshäuser gemacht, weil
dieses ohnehin nicht genutzt wird, die
ROW hat selbst nach alternativen Grund-
stücken am Main gesucht – vergebens.
„Nur die Stadt kann das Aus jetzt noch ver-
hindern“, sagt Schad, doch im Rathaus be-
tonen sie, sie könnten sich nicht über Erb-
pachtverträge hinwegsetzen. Sie seien
zwar der Eigentümer des Geländes, es kä-
me aber einer Enteignung gleich, sollten

sie etwa den WRVB nötigen, ein Bootshaus
abzutreten.
Schad kennt dieses Argument, er hat es
x-mal gehört. Inzwischen ist er müde ge-
worden. Müde des Disputs, den er mit dem
WRVB austrägt, müde aller Anstrengun-
gen, die Auflösung der ROW noch abzuwen-
den. Im Grunde will Schad doch bloß eine
Lösung erzielen – und er hat auch eine gro-
ße im Sinn: ein Ruderzentrum, in dem die
drei Vereine gemeinsam untergebracht
sind. „Das wäre der Königsweg“, sagt
Schad, „das wäre eine fantastische Sache.
Man würde mehrere Fliegen mit einer
Klappe schlagen.“ Er glaubt allerdings
nicht mehr daran, dass seine Idee auf offe-
ne Ohren stößt, schließlich hat es in die-
sem Jahr noch kein einziges Gespräch zwi-
schen der ROW und der Stadt gegeben.
Schad hat alle beiläufigen Treffen proto-
kolliert, um nichts durcheinanderzubrin-
gen, jetzt trägt er vor: Am 28. November
des vergangenen Jahres sei die ROW im An-
schluss an eine Sportlerehrung auf Ober-
bürgermeister Christian Schuchardt zuge-
gangen, bei der Eröffnung der Rudersai-
son am 1. Mai erneut, bei der Verleihung ei-
nes Integrationspreises am 25. Juni ein
drittes Mal. Die Frage war stets dieselbe:
Wann passiert etwas? Die Antwort war
ebenfalls stets dieselbe: Bald.
Inzwischen sagt Cornelia Drewitzki:
„Das macht mürbe, es geht an die Sub-
stanz.“ Drewitzki sitzt neben Schad auf der

Holzbank, sie ist die Vorsitzende des Ver-
eins und ficht mit Schad jenen Kampf aus,
der im Grunde schon verloren ist. Drewitz-
ki trägt eine gelbe ärmellose Jacke und was-
serstoffblonde Lockenhaare, sie ist nicht
minder energiegeladen als Schad, doch
auch ihr hat längst gedämmert, dass das
Ende der ROW nahe ist.

In den vergangenen Wochen hat Schad
eine Menge unternommen, um die Hoff-
nung am Leben zu halten. Er hat einen
Brief an die Stadt geschrieben, er hat Tag
für Tag versucht, die Öffentlichkeit auf die
Umstände an der Rudermeile aufmerksam
zu machen – aber nun gesteht er doch: „Ich
bin geschafft.“ sebastian leisgang

28 HBG (^) SPORT IN BAYERN Donnerstag, 17. Oktober 2019, Nr. 240 DEFGH
„Nur die Stadt kann das Aus jetzt noch verhindern“: Stephan Schad (Mi.) hofft trotz
aller Rückschläge auf ein Ruderzentrum. FOTO: GESCHÄFTSSTELLE INTEGRATIONSBEAUFTRAGTE / OH
Spitzenspiel in Straubing:
Der Tabellenzweite empfängt
Sascha Mölders, 34, den ungeschlagenen Ersten
hat für den FC Augs-
burg und seit 2016
für den TSV 1860
München gespielt.
Die Entwicklung des
Profifußballs hat ihn
nun zum Karriereen-
de bewegt.
FOTO: SVEN LEIFER / IMAGO
Sechs Heimspiele
DasProgramm des FC Bayern bis Jahresende
Effektivität und Coolness
Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) Bayerns Fußballerinnen gewinnen in der Champions League beim kasachischen Klub Kazygurt Schymkent 5:0 und können mit dem Viertelfinale planen
will Klubs und Schiedsrichter nach dem
Wirbel um den Salut-Jubel türkischer
Nationalspieler vor dem nächsten Spiel-
tag im Freistaat weiter sensibilisieren.
Der BFV setze auf den Dialog und arbei-
te präventiv, sagte ein Sprecher am
Mittwoch. Das Thema rein über Strafen
regulieren zu wollen, sei im Gesamtkon-
text nicht allein hilfreich. Grundlage für
mögliche Sanktionen ist der Paragraf
47a der Rechts- und Verfahrensord-
nung des Bayerischen Fußball-Ver-
bands, der sich gegen politisch motivier-
te Provokationen und Diskriminierun-
gen im Fußball wendet. Der Fußball
habe eine Vorbildrolle zu erfüllen und
der Fußballplatz sei kein Ort für politi-
sche Bekundungen, sagte der Sprecher.
Türkische Nationalspieler hatten in den
vergangenen Tagen wiederholt beim
Torjubel einen militärischen Gruß ge-
zeigt. Ihr politisches Bekenntnis zum
Militäreinsatz türkischer Streitkräfte in
Nordsyrien zur Bekämpfung der Kur-
denmiliz YPG wird international kriti-
siert. Die Europäische Fußball-Union
prüft die Vorfälle. Im Amateurbereich
hatte der Salut-Jubel Nachahmer gefun-
den. Regionalliga-Spitzenreiter Türkgü-
cü München, der aktuell sportlich beste
türkischstämmige Verein in Bayern,
will sich auf den Fußball konzentrieren.
„Solche Aktionen wird es bei uns nicht
geben, weil wir uns auf den Sport fokus-
sieren“, sagte Geschäftsführer Robert
Hettich. Im Kader der ersten Mann-
schaft stehen nur wenige Spieler mit
türkischen Wurzeln. Im BFV sind 4600
Vereine mit insgesamt knapp 1,6 Millio-
nen Mitgliedern organisiert. dpa
Nach ihrem Sieg bei der Ironman-Welt-
meisterschaft auf Hawaii ehrt die Stadt
Bayreuth die Triathletin Anne Haug.
Am Donnerstag um 14.30 Uhr empfängt
Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Er-
be die gebürtige Bayreutherin, wie die
Stadt mitteilte. Die 36-Jährige soll sich
dort in das Goldene Buch eintragen.
Haug ist die erste deutsche Frau über-
haupt, die die legendäre Triathlon-Welt-
meisterschaft gewonnen hat – bei ihrer
erst vierten Teilnahme über die Langdis-
tanz. Für 3,86 Kilometer Schwimmen,
180,2 Kilometer Radfahren und 42,2
Kilometer Laufen benötigte Haug
8:40:10 Stunden. Die Oberfränkin ist
seit langem eine der besten deutschen
Triathletinnen. Im vergangenen Jahr
erreichte Haug bei der Ironman-WM
den dritten Platz. Sie trainiert überwie-
gend in Saarbrücken und startet für den
TV Buschhütten in Südwestfalen. dpa
Kein Spaß mehr
1860-Profi Sascha Mölders kündigt
Karriereende zum Sommer an
Nicht im selben Boot
In der Würzburger Ruderszene rumort es seit Jahren, nun muss sich einer der drei Vereine wohl auflösen – dabei gäbe es eine Lösung
Die Rudergemeinschaft Olympos
hat Zulauf, aber kein Gelände
Das 1:3 in Karlstad ist für
die Münchner im 17. Saisonspiel
erst die zweite Niederlage
Sport in Bayern
Fax: 089/21 83-83 40
[email protected]
20.10., 14:00, FC Bayern – Turbine Potsdam (BL)
27 .10., 14:00, FF USV Jena – FC Bayern (BL)
30.10., 19:00, FC Bayern – BIIK Kazygurt (CL)
03.11., 14:00, FC Bayern – 1. FC Köln (BL)
16.11., 14:00, FC Bayern – VfL Wolfsburg (Pokal)
23.11., 13:00, VfL Wolfsburg – FC Bayern (BL)
01.12., 14:00, FC Bayern – SGS Essen (BL)
06.12., 19:15, FC Bayern – SC Freiburg (BL)
13.12., 19:15, 1. FFC Frankfurt – FC Bayern (BL)
BL = Bundesliga, CL = Champions League
„Eine tolle Erfahrung für diese Jungs“: Philip Mass, links, 19-jähriger Verteidiger aus der Red-Bull-Akademie, gab am
Dienstag sein Champions-League-Debüt gegen Färjestad BK (rechts Gustav Rydahl). FOTO: FREDRIK KARLSSON / IMAGO
Zwei Treffer in Schymkent: Lina Magull
sorgtefür Bayerns gute Ausgangslage für
den Viertelfinaleinzug. FOTO: IMAGO
BFV will Salut-Jubel aufklären
Empfang für Anne Haug
KURZ GEMELDET

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