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8 POLITIK DIE WELT DONNERSTAG,24.OKTOBER
E
s sind brisante Worte, mit
denen sich der geschäfts-
führende amerikanische
Botschafter in Kiew, Wil-
liam Taylor, am Dienstag
hinter verschlossenen Türen an Abge-
ordnete des US-Kongresses wandte.
Während seiner unter Eid geleisteten
Aussage stellte Taylor klar, Donald
Trump habe die Freigabe einer – vom
Kongress bewilligten – Militärhilfe für
die Ukraine von deren Bereitschaft ab-
hängig gemacht, Ermittlungen gegen
seinen Opponenten Joe Biden öffent-
lich anzukündigen.
VON DANIEL FRIEDRICH STURM
AUS WASHINGTON
Trump also hat, folgt man Taylor, der
ukrainischen Regierung verbal die Pis-
tole auf die Brust gesetzt: Wollt Ihr un-
ser Geld, dann ermittelt gegen Biden.
Ein klassisches Geschäft von Leistung
und Gegenleistung. Der Geschäftsmann
Trump allerdings streitet es ab. Das
amerikanische Recht verbietet es, aus-
ländische Hilfen für eine Wahl anzufor-
dern oder anzunehmen.
Mit den neuen Enthüllungen wird ein
Impeachment-Verfahren gegen den Prä-
sidenten wahrscheinlicher. Genau das
hatte Nancy Pelosi, die Sprecherin des
demokratisch dominierten Repräsen-
tantenhauses, vor knapp einem Monat,
am 24. September, angekündigt. Formal
abgestimmt hat das Haus indes noch
nicht. Vielmehr treiben drei Ausschüsse
die Ermittlungen heran, laden Zeugen
vor, fordern Unterlagen an, während
das Weiße Haus kräftig mauert (worin
man auch einen Anlass für ein Impeach-
ment-Verfahren erkennen kann).
Pelosi will eine möglichst breite Ba-
sis, eine gute Begründung, für die Ein-
leitung eines Amtsenthebungsverfah-
rens. Sie weiß um die Skepsis im Volk,
auch bei Anhängern der Demokraten.
Doch auch so hat sich schon allerhand
brisantes Material gefunden. Taylors
Aussage vom 22. Oktober dürfte sich da-
bei als besonders dicker Fisch erweisen.
Der erfahrene Diplomat und Veteran
Taylor lieferte den Abgeordneten, so be-
richtete zuerstdie „Washington Post“,
eine ausführliche Beschreibung zu dem
Untersuchungsgegenstand, in deren
Zentrum das Telefonat Trumps mit
dem ukrainischen Staatspräsidenten
Wolodymyr Selenskyj vom 25. Jui steht.
In einem 15-seitigen Statement, aus
dem die „Post“ zitiert, verteidigt der
Spitzendiplomat Taylor seine frühere
Einschätzung, es sei „verrückt“, die Mi-
litärhilfe von Ermittlungen abhängig
zu machen. Trump sah und sieht in Ex-
Vizepräsident Bideneinen politischen
Feind, gilt dieser doch bisher als Favo-
rit unter den zahlreichen demokrati-
schen Bewerbern für die Präsident-
schaftskandidatur 2020. Biden hat sich
angreifbar gemacht, weil sein Sohn
Hunter einen wohldotierten Aufsichts-
ratsposten bei dem ukrainischen Gas-
konzern Burisma innehatte, während
er selbst als Vizepräsident die US-
Ukrainepolitik dominierte. Für seine
Behauptung indes, Biden senior habe
seinen Sohn vor ukrainischen Korrupti-
onsermittlungen geschützt, hat Trump
keine Beweise vorgelegt.
Die neuerliche Aussage Taylors ist
heikel, zumal erst in der vorigen Woche
Trumps Stabschef Mick Mulvaney das
Koppelgeschäft von Militärhilfe gegen
Ermittlungen zugegeben hatte– bis er
es, vermutlich auf Trumps Druck hin,
widerrief. Ob Trump, der es bekannter-
maßen mit der Wahrheit nicht so genau
nimmt, mit seiner Behauptung, er habe
sich nicht um ein Koppelgeschäft („quid
pro quo“) bemüht, ist fraglich.
Vor den Abgeordneten beschrieb Tay-
lor unter anderen, wie sich Außen- und
Verteidigungsministerium sowie der
frühere Nationale Sicherheitsberater
John Boltonerfolglos um ein Treffen
mit Trump bemüht hätten, um so die
Freigabe der Militärhilfe zu erreichen.
Die ukrainische Regierung sei zudem
überrumpelt worden von der Entschei-
dung des Weißen Hauses Ende Septem-
ber, ein Memorandum – mitnichten ein
wörtliches Transkript – des Telefonates
zwischen Trump und Selenskyj zu ver-
öffentlichen.
Das ist ein neuerliches Beispiel für ei-
ne ausgesprochen hemdsärmelige Au-
ßenpolitik der Regierung Trump, die ge-
übte diplomatische Prozesse gern ein-
mal über den Haufen wirft – zumal
wenn es darum geht, die eigene Macht
abzusichern. Ein weiteres Beispiel,
ebenfalls von Taylor angeführt, sind die
informellen Kommunikationskanäle,
die Trumps persönlicher Anwalt Ru-
dolph Giuliani mit der Ukraine pflegte.
Trumps EU-Botschafter Gordon
Sondland, so berichtete Taylor am
Dienstag weiter, habe ihm mitgeteilt,
Trump wolle, dass der ukrainische Prä-
sident öffentlich erkläre, sein Land wer-
de gegen den Gaskonzern Burisma und
eine angebliche Einmischung der Ukrai-
ne in die US-Präsidentschaftswahl 2016
ermitteln. Trump wirft der Ukraine oh-
ne jede Belege eine solche Einmischung
vor. Warum? Weil diese Verschwörungs-
theorie die russische Einmischung in
die US-Wahl 2016 zu seinen Gunsten
vernebeln soll.
Von einer „vernichtenden Aussage“
Taylors sprach die demokratische Abge-
ordnete Debbie Wasserman Schultz. Joe
Biden schrieb in einer Pressemitteilung,
Trumps Angriffe auf die amerikanische
Demokratie und die Werte der Nation
kämen immer deutlicher zum Vor-
schein. Der Präsident missbrauche sei-
ne Macht auf schändliche Weise. Die
Aussage von Taylor zeige, dass „unser
Land dringend eine Führung benötigt,
die die amerikanischen Werte spiegelt
und Würde und Integrität des Amtes
wiederherstellt“, so Biden.
Wie sehr Trump unter Druck steht,
zeigte schon zuvor eine verbale Entglei-
sung am Dienstag, von der sich sogar
Parteifreunde distanzierten. Alle Mit-
glieder seiner Republikanischen Partei
müssten sich „daran erinnern, was wir
hier beobachten – einen Lynchmord“,
hatte Trump getwittert. Er fügte hinzu:
„Aber wir werden gewinnen!“ Das Wort
„Lynchmord“ wird mit den schlimms-
ten Auswüchsen des Rassismus in der
Geschichte der USA verbunden. Das
Amtsenthebungsverfahren sei kein
„Lynchmord“, sondern „Teil unserer
Verfassung“, twitterte Biden daraufhin.
Der Vergleich zwischen diesem parla-
mentarischen Procedere und der
„dunklen, schändlichen“ Geschichte
der Lynchjustiz sei „widerwärtig“ und
„abscheulich“.
Senatorin Kamala Harris, die sich
ebenfalls um die Präsidentschaftskandi-
datur der Demokraten bewirbt, schrieb
auf Twitter, die Lynchmorde seien –
ebenso wie „dieser Präsident“ – ein
„verwerflicher Schandfleck“ der US-Ge-
schichte. Der republikanische Frakti-
onschef im Senat, Mitch McConnell,
sprach von einer angesichts der Ge-
schichte „unglücklichen Wortwahl“.
Es sind, mal wieder, Chaostage, die
die amerikanische Regierung ausgelöst
hat. Trump weht derzeit allerhand
Wind ins Gesicht, nicht zuletzt in sei-
ner Hals über Kopf exekutierten Ent-
scheidung, aus Nordsyrien abzuziehen.
Bei einer Anhörung des außenpoliti-
schen Senatsausschusses zeigten sich
Republikaner wie Demokraten am
Dienstag entsetzt über die jüngste Ent-
wicklung, nicht zuletzt den Machtge-
winn für Russland und die Türkei in der
Region. James Risch, der republikani-
sche Ausschussvorsitzende, kritisierte
die Invasion der Türkei in Nordsyrien
und würdigte die Verdienste der Kur-
den. Die Zusicherungen Ankaras be-
trachte er skeptisch, sagte Risch.
Der demokratische Senator Robert
Menendez sprach von einer „sogenann-
ten Waffenruhe“. Der US-Abzug sei ein
„Geschenk“ für den Islamischen Staat
(IS) und führe zu einer ethnischen Säu-
berung auf Kosten der Kurden. Der tür-
kische Präsident Recep Tayyip Erdogan
stoße nun mit seinem „lieben Freund“
Wladimir Putin in jener Region vor.
Erst in der vergangenen Woche hatte
das Repräsentantenhaus, mit überwie-
gender Zustimmung der Republikaner
übrigens, Trumps Rückzug aus Nordsy-
rien verurteilt. Die Resolution ist indes
nicht bindend.
Anders als von der Trump-Adminis-
tration anfangs behauptet, sind die Sol-
daten nicht innerhalb des Landes ver-
blieben, sondern in den westlichen Irak
verlegt worden. In Syrien sind derzeit
laut „New York Times“ noch rund 200
US-Soldaten stationiert. Im Irak sind es
rund 6000, in Afghanistan 12.000 bis
13.000, in Saudi-Arabien und anderen
Staaten am Persischen Golf 45.000 bis
65.000. Trumps zentrales Wahlkampf-
versprechen 2015/16 bestand darin, die
Soldaten zurückzuholen. Der Druck, bis
zur Präsidentschaftswahl in gut einem
Jahr entsprechend zu „liefern“, ist groß.
Doch Trump hat auch in seiner eige-
nen Regierung allerhand zu regeln. Sein
Stabschef Mulvaney ist seit seiner Aus-
sage geschwächt. Noch immer hat
Trump keinen Nachfolger für den am-
tierenden Heimatschutzminister Kevin
McAleenan gefunden, der vor zehn Ta-
gen seinen Rücktritt angekündigt hatte.
Ursprünglich wollte Trump einen
Nachfolger bereits in der vergangenen
Woche nominieren. Die Suche scheint
sich schwierig zu gestalten, wohl auch
wegen des erheblichen Personalver-
schleißes, den Trump personifiziert. Im
konkreten Fall sucht der Präsident sei-
nen fünften Heimatschutzminister –
keine drei Jahre nach Amtsantritt.
William Taylor war 2006 bis 2009 Botschafter
in Kiew, seit Mai 2019 ist er Geschäftsträger
AP
/ANDREW HARNIK
Oberster Diplomat
der USA in der
Ukraine macht in
einer Aussage unter
Eid deutlich, dass
der amerikanische
Präsident
Militärhilfe aus
persönlichen
Gründen zurückhielt
Durch einen Botschafter gerät
Trump in ECHTE Not
I
talienische Umfrageinstitute lassen
einmal im Monat Politiker mit Schul-
noten bewerten. Die Ergebnisse zei-
gen, wer in der Gunst der Wähler hoch
im Kurs steht und wer in Ungnade gefal-
len ist. Denn die Noten werden aus ei-
nem Bauchgefühl heraus vergeben – hier
geht es nicht um die inhaltliche Linie ei-
ner Partei, sondern um das Auftreten
und die Glaubwürdigkeit einzelner Poli-
tiker. Eine höchst subjektive und darum
besonders relevante Bewertung, denn
spätestens seit Silvio Berlusconidas
Land regiert hat, ist klar, dass Sympa-
thien in Italien wahlentscheidend sein
können.
VON VIRGINIA KIRST
AUS ROM
VVVergangene Woche veröffentlichte dieergangene Woche veröffentlichte die
Tageszeitung „La Repubblica“ die neues-
ten Ergebnisse dieser Umfrage und stell-
te die Sympathien für eine aus deutscher
Sicht unwahrscheinliche Kandidatin he-
raus: Giorgia Meloni, Mitgründerin und
aaaktuelle Vorsitzende der Rechtsaußen-ktuelle Vorsitzende der Rechtsaußen-
Partei Fratelli d’Italia (FdI), Brüder Ita-
liens. Die 42-Jährige steht in der Wähler-
gggunst erstmals vor Matteo Salvini. 43unst erstmals vor Matteo Salvini. 43
Prozent der befragten Wähler bewerte-
ten sie als Politikerin mindestens mit
der Note „befriedigend“ – besser plat-
ziert ist nur der parteilose Ministerprä-
sident Giuseppe Conte, dessen Arbeit 53
Prozent der Befragten wertschätzen.
Meloni ist kein Neuling im italieni-
schen Politikbetrieb. Die gebürtige Rö-
merin wurde 2008 mit nur 31 Jahren un-
ter Silvio Berlusconi zur jüngsten Minis-
terin der Republik ernannt und ist seit-
dem durchgehend im Parlament vertre-
ten. Doch während Meloni bisher vor al-
lem durch fremdenfeindliche Parolen
auf sich aufmerksam machte, schaffte sie
es im vergangenen Jahr, die Zustim-
mungswerte ihrer Partei auf 7,9Prozent
zu verdoppeln. Sie bietet sich erfolgreich
als Alternative zu Salvini an, der sich in
den Augen seiner Wähler zuletzt zu viel
Schwäche geleistet hat. Besonders an
Meloni ist, dass sie noch weiter rechts
steht als Salvini und selbst die Nähe zum
Faschismus nicht scheut.
Den ehemaligen Ministerpräsidenten
und Lega-Chef Salvini verbannte Meloni
in der Umfrage von „La Repubblica“ auf
den dritten Platz. Damit bestätigt sich
ein Trend, der sich schon über die ver-
gangenen Wochen abgezeichnet hat: Die
Rechnung der moderaten Regierungsko-
alition, Salvini und das rechte Lager zu
schwächen, indem man ihn in die Oppo-
sition verbannt, geht nur teilweise auf.
Zahlen von YouTrend zufolge verliert
die Lega zwar weiterhin an Zustimmung,
bleibt mit 31,4 Prozent aber stärkste Par-
tei. Und was die Lega verliert, gewinnt
die FdI hinzu: Seit Anfang des Jahres hat
Melonis Partei ihre Werte verdoppelt
und mittlerweile sogar Berlusconis Par-
tei Forza Italia hinter sich gelassen.
Meloni, deren Markenzeichen lange,
blond gefärbte Haare sind, und ihre Par-
tei werden in der italienischen Politikal-
so zunehmend wichtiger. Dass Salvinis
Lega bei Neuwahlen mit der FdI koalie-
ren müsste, um auf eine Mehrheit zu
kommen, ist mittlerweile unumstritten.
Doch zunehmend drängt sich der Ein-
druck auf, dass es Meloni ist und nicht
Salvini, die am rechten Rand des politi-
schen Spektrums den Ton angibt. Ge-
schickt nutzt sie Salvinis aktuelle
Schwäche aus, verweist hier und da auf
seine Fehler. Dabei vermeidet sie die of-
fffene Konfrontation, die eine spätere Ko-ene Konfrontation, die eine spätere Ko-
alitionsbildung erschweren würde.
Und Salvini sieht sich gezwungen, ihr
zu folgen. So schloss er sich kürzlich ei-
ner von Meloni organisierten Demons-
tration an und übernimmt mittlerweile
auch Kernforderungen ihrer Partei: Et-
wa jene nach einer Gesetzesänderung,
um den in Italien zentralen Posten des
Staatspräsidenten direkt vom Volk wäh-
len zu lassen und die Wahl nicht mehr
dem Parlament zu überlassen. Gemein-
sam treiben Meloni und Salvini so die
Regierungskoalition vor sich her, deren
erklärtes Ziel es ist, lange genug an der
Macht zu bleiben, um 2022 den Staats-
präsidenten auszusuchen und einen
Kandidaten des rechten Spektrums zu
verhindern.
Klar ist, dass Salvini um seine Zustim-
mungswerte fürchtet und deshalb Melo-
ni folgt, doch wie ist es möglich, dass ei-
ne offen mit dem Faschismus sympathi-
sierende Politikerin in Italien überhaupt
wählbar ist? Für den Historiker Frances-
co Filippi, der vor wenigen Monaten das
Buch „Mussolini hat auch Gutes getan.
Die Idiotien, die weiterhin über den Fa-
schismus kursieren“ veröffentlicht hat,
ist die Antwort auf diese Frage klar: „In
Italien hat keine Aufarbeitung der fa-
schistischen Vergangenheit stattgefun-
den.“ Darum gebe es weiterhin Politiker
wie Meloni.
Er unterscheide zwischen zwei Wäh-
lergruppen, aus denen sie Stimmen er-
halte. Die erste Gruppe sind die Nostal-
giker, die das faschistische Regime rück-
blickend verklären und heute noch Beni-
to MussolinisGeburtstag feiern. Meloni
selbst ist seit ihrem 15 Lebensjahr in fa-
schistischen Jugendgruppen aktiv und
versucht im Gegensatz zu Salvini nicht,
sich von der Ideologie zu distanzieren.
So erklärte sie 2006 in einem Magazin-
Interview, „ein entspanntes Verhältnis
zum Faschismus“ zu haben.
In Bezug auf Mussolini, den faschisti-
schen Diktator Italiens, der im Zweiten
WWWeltkrieg ein enger Verbündeter eltkrieg ein enger Verbündeter Adolf
Hitlerswar und in Italien die Rassenge-
setze einführen sowie Oppositionelle er-
morden ließ, sagte Meloni 2008, er sei
„eine komplexe Persönlichkeit, die im
historischen Kontext gesehen werden“
müsse. Auch die Nähe ihrer FdI-Partei,
die sie 2012 mitgegründet hat, zum Fa-
schismus ist überdeutlich. So enthält das
Logo eine Flamme in den italienischen
Nationalfarben, die sogenannte Fiamma
Tricolore– eine klare neofaschistische
Referenz. Bei der Europawahl im Mai
stellte die FdI einen Urenkel Mussolinis
namens Caio Giulio Cesare Mussolini
als Kandidaten auf, dessen Nachname
das einzige Argument seiner Wahlkam-
pagne war.
Die zweite Gruppe potenzieller Wäh-
ler seien junge Menschen, die auf der Su-
che nach Orientierung bei FdI hängen
blieben, so Filippi: „Sie mögen, dass Me-
loni ihnen einfache Antworten auf kom-
plexe Fragen bietet.“ Mit dieser Ziel-
gruppe kennt Meloni sich besonders gut
aus, seit sie unter Berlusconi Jugendmi-
nisterin war – ein Ressort, das in Zeiten
des Faschismus entstanden ist. Im Parla-
ment fällt sie durch ihre stramm rechte
Gesinnung sowie ihr kompromissloses
AAAuftreten auf.uftreten auf.
Gerade ihre Kompromisslosigkeit
sieht Filippi als weitere Ursache für ih-
ren Erfolg. Salvini habe das Land in sei-
nen 14 Monaten als Innenminister an ei-
ne neue Art des politischen Diskurses
gewöhnt. In langen Monologen habe er
in den sozialen Medien zu seinen Anhän-
gern gesprochen und ungefiltert gegen
politische Gegner, die Europäische Uni-
on und illegale Flüchtlingepolemisiert.
Der Ton sei nun härter als zuvor, so Fi-
lippi. Gegenfragen, wie Journalisten sie
stellen, seinen nur ungern geduldet. Die-
se neue Form des Diskurses komme Me-
loni zugute.
Programmatisch ist Meloni heute eine
strenge Abtreibungsgegnerin, will ver-
hindern, dass in Italien geborene Ein-
wandererkinder die Staatsbürgerschaft
erhalten, und sieht in der Immigration
einen Angriff auf die „Souveränität und
Freiheit Italiens“. Ihr aktuelles Motto
lautet: „Ein Italien, das groß denkt“. Was
genau sie damit meint, ist unklar, doch
das sei kein Problem für ihre Anhänger,
glaubt Filippi: „Die Effizienz der Nach-
richt ist wichtiger geworden als ihr In-
halt“, erklärt er.
„Die Machtverhältnisse unter den
Rechten werden gerade neu verhandelt“,
sagt Filippi. Und dabei spielt Meloni eine
zentrale Rolle, weil es ihr gelungen ist,
sich als starke Frau zu positionieren, die
unnachgiebig ihre Ziele verfolgt. Sie gibt
den Kurs vor, dem auch Salvini folgt, und
sorgt dafür, dass dieser noch weiter
rechts verläuft. Salvini ist in einem
ZZZwiespalt: Ohne Meloni wird er bei denwiespalt: Ohne Meloni wird er bei den
nächsten Wahlen keine Mehrheit bilden
können. Doch zu viel Nähe zu ihr ist
ebenfalls gefährlich, weil er so seine Rol-
le als starker Anführer aufs Spiel setzen
könnte.
Die Frau, die Matteo Salvini
rechts überholt
Sie habe ein entspanntes Verhältnis zum Faschismus,
sagt Giorgia Meloni. Viele Italiener mögen das
Giorgia Meloni (l.) ist Vorsitzende der
Partei Fratelli d’Italia
PA/ZUMAPRESS.COM
/DPA/ VINCENZO LIVIERI
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