24 WIRTSCHAFT Mittwoch, 9. Oktober 2019
DerTheologe Makoto Uchida ist neuer Chefdes japanischenAutobauers. S. F. THANACHAIARY
Nissan kürt ein Führungstrio
koe. Tokio· EinTheologe alsKonzern-
chef, ein Inder als seinVize und ein Nis-
san-Urgesteinals Nummer 3.So will sich
Nissan aus der Krise befreien, in die der
Konzern mit derVerhaftung von Carlos
Ghosn geschlittert ist. Makoto Uchida
kann über Gott genauso philosophieren
wie überAutos.Das kommt demTheo-
logen in seinem neuenJob entgegen.
Am Dienstag kürte NissansVerwal-
tungsrat den bisherigenVizepräsiden-
ten von Nissan und Chef von Nissans
chinesischemPartner Dongfeng Motor
zum neuenKonzernchef.
In seinemneuen Job mussder 53-Jäh-
rige, der auf Hiroto Saikawa folgt,vieles
anpacken.Wie schwer dieAufgabe wird,
machen schon die nächstenPersonal-
entscheide deutlich. DerVerwaltungs-
rat gab Uchida nicht etwa freie Hand,
stattdessen ernannte das Gremium den
Inder Ashwani Gupta zum neuen Chief
Operating Officer (COO) und den Inge-
nieur und früheren Dongfeng-ChefJun
Seki zu dessenVize. Pikanterweise ge-
hörten beide zu denTop-Kandidaten
für den Top-Posten. Nissan-Verwal-
tungsratspräsidentYasushi Kimura ver-
teidigte die ungewöhnlicheWahl eines
Führungstrios an einer kurzfristig ein-
berufenen Pressekonferenz.
In der derzeitigenLage sei starke
Führung wichtig, aber starkeFührung
habe zwei Seiten,sagte Kimura in An-
spielung auf GhosnsAlleinherrschaft in
der französisch-japanischen Allianz.
Hongkongs Bö rse
verzichtet auf
Kauf der LSE
Matthias Müller,Peking· Die Investo-
ren haben erfreut auf die Nachricht
reagiert, dass die Hongkonger Börse
von einem Kauf der London Stock
Exchange (LSE) absieht. Die Aktien
von HongKong Exchanges and Clea-
rin g (HKEX) gingen mit einem Plus
von 2,3% aus dem Handel. Der Grund
für denKursanstieg dürfte darin liegen,
dass die Hongkonger Börse sich für den
Kauf stark hätte verschulden müssen.
Dieser Schritt bleibt ihr nun erspart,
nachdem sie am Dienstagmorgen mit-
geteilt hat, man nehme enttäuscht Ab-
stand von der geplanten Übernahme
der LSE für 29,6 Mrd. £, was rund 36,3
Mrd.Fr.entspricht.
Die Hongkonger Börse hatte am
11.September überraschend angekün-
digt,dieLSEübernehmenzuwollen,und
proAktie £83.61 geboten.Im Gegenzug
hätte die Londoner Börse auf den von
den Investoren positiv aufgenommenen
Kauf des Anbieters vonFinanzdaten,
Refinitiv,verzichtensollen;dieLSEha tte
EndeJuli dieFirma in ihrer Offerte mit
27 Mrd. $ (26,9 Mrd.Fr.) bewertet. Die
Londoner Börse erwirtschaftet bereits
39% ihres Umsatzes mitFinanzmarkt-
daten, unter anderem durch den Index-
anbieter FTSERussell, und sieht darin
ihr grösstesWachstumspotenzial.
Der Chef der Hongkonger Börse,
Charles Li, machte aufseinem Blog
aus seiner Enttäuschungkein Hehl. Er
zitierte den britischen Kinderbuchautor
Lewis Carroll, dass man nur die Chan-
cen bedauere, die man nicht ergriffen
habe. Die Hongkonger Börsehatte meh-
rere Gründe für die Offerte genannt,
darunter erhebliches Synergiepoten-
zial und das bestmöglicheAngebot für
Investoren aus dem asiatischenRaum.
Ein Schwerpunkt des künftigen Ge-
schäfts der beiden Handelsplätze hätte
nämlich auf dem chinesischenFestland
liegen sollen.Ligeht davonaus, dass sich
ChinasFinanzmarkt weiter schrittweise
öffnen wird.
Durch den Zusammenschluss der
beiden Börsen wären die asiatische
und die europäische Zeitzone zusam-
mengeschmolzen, und ein18 Stunden
langer Handel an denFinanzmärkten
wäre möglich gewesen. Die Hongkon-
ger Börse hätte damit für weltweite
Firmen noch interessanter für dieAuf-
nahme von Kapital an denFinanzplät-
zen werden sollen. Im vergangenen
Jahrzehnt war HKEX in sechs von zehn
Jahren der weltweit wichtigste Standort
für Börsengänge.
Aus dem Umfeld der Hongkonger
Börse war zu hören, dass das Ange-
bot bereits sehr hoch gewesen sei und
es keinen Spielraum gegeben habe, die
Offerte nochmals zu erhöhen. Es war
eine Replik auf eine Meldung der Nach-
richtenagenturReuters, wonach einige
Aktionäre derLSE die Börse gedrängt
haben sollen, das Angebotum20% zu
erhöhen.Parallel dazu hatte HKEX die
beiden Grossbanken HSBC und UBS
beauftragt, bei den Aktionären derLSE
für die Übernahme zu lobbyieren.Das
Weibeln blieb erfolglos, wie die Absage
des geplanten Kaufs zeigt.
Derzeit herrschtRätselraten, wel-
che Folgen die sich seitJuni hinziehen-
den Proteste für denFinanzplatz Hong-
kong haben werden. Die einstige briti-
sche Kolonie ist für das chinesischeFest-
land noch immer der wichtigste Ort, um
internationales Kapital aufzunehmen.
Und selbst wenn die chinesischeRegie-
rung die Liberalisierung desFinanzplat-
zes vorantreiben sollte,wären dieAus-
wirkungen für Hongkong gering. Das
chinesischeFestland kann den Inves-
toren nicht solch eineRechtssicherheit
bieten wie Hongkong.
Zumindest sind die Folgen der
Demonstrationen und des zunehmen-
den Vandalismus für den Hongkonger
Finanzmarkt derzeit nochüberschau-
bar. Die amerikanische Investmentbank
Goldman Sachs hatte jüngst geschätzt,
dass bis EndeAugust die Nettoabflüsse
von Hongkong ins südostasiatische Sin-
gapur gerade einmal 3 bis 4 Mrd. $ be-
tragen haben.Ein zu vernachlässigender
Betrag, denn die in Hongkong deponier-
ten Einlagen sollen sich auf rund 1500
Mrd.$belaufen.
Migr os-Tochter Activ
Fitne ss übernimmt MFIT
(awp)·In nerhalbderMigros-Gruppewird
das Geschäft mit denFitnessstudios neu
aufgeteilt.Die15 OstschweizerMFIT-Fit-
nessstudios wechseln perAnfang 2020 zu
der zurMigros Zürich gehörendenFit-
nessanbieterinActivFitness .Damitsteigt
die Zahl der Standorte vonActiv Fitness
schweizweit auf 81 von bisher 66 Anla-
gen.DerWechseldervonderMigrosOst-
schweizbetriebenenMFIT-Studiosinner-
halb der Migros-Gemeinschaft sichere
auch die Beschäftigung von rund 400
Mitarbeitenden, heisst es in einer Mit-
teilung der Migros Zürich vom Dienstag.
Die MFIT-Studios sollen ab 2020 neu als
Activ Fitness auftreten. Zudem wird die
GenossenschaftMigrosZürichabAnfang
Januar neu denFitnesspark «Banane» in
Winterthur betreiben.
IN KÜRZE
Etwas weniger Arbeitsl ose
im September
(awp)· Der Schweizer Arbeitsmarkt
hat sich im September stabil gezeigt.
Die Zahl der Arbeitslosen ging gegen-
über demVormonat leicht zurück. Bei
der Kurzarbeit zeichnet sich jedoch ein
Anstieg ab. Die Arbeitslosenquote ver-
harrtekonkret bei historisch weiterhin
sehr tiefen 2,1%, wie das Staatssekre-
tariat fürWirtschaft (Seco) am Diens-
tag mitteilte. Insgesamt waren Ende
September 99098 Personen bei den
Regionalen Arbeitsvermittlungszentren
(RAV) als arbeitslos eingeschrieben.
Das sind 454Personen weniger als im
August und7488 (–7,0%) weniger als im
Vorjahr. Bereinigt um saisonale Effekte,
blieb dieallgemeine Arbeitslosenquote
im September bei 2,3%.
«Reflexe», Seite 34
Pilotengewerkschaft
klagt gegen Boeing
(dpa)·Dem amerikanischenLuftfahrt-
riesenBoeingdrohtwegendernachzwei
Abstürzen verhängten Startverbote für
denFlugzeugtyp737Maxweitererrecht-
licher Ärger. Die Pilotengewerkschaft
der US-Fluggesellschaft Southwest Air-
lines (Swapa) gab am Montag (Orts-
zeit) bekannt, Klagegegen Boeing ein-
gereicht zu haben. Der Hersteller habe
den Piloten gegenüber falsche Angaben
zur Flugtauglichkeit der Maschinen ge-
macht, teilte die Gewerkschaft mit. Die
Piloten müssten sich darauf verlassen
können,dass Boeing wahrheitsgemässe
Informationen liefere, sagteSwapa-Prä-
sid ent Jonathan L.Weaks. «Im Fall der
737 Max ist dies nicht geschehen.»
USA prüfen Unterstützung
von Hu awei-Konkurrenten
(dpa)·Die US-Regierung erwägt laut
einem Bericht der «FinancialTimes», die
beiden führenden europäischen Hua-
wei-Konkurrenten finanziell zu unter-
stützen. Der Plan sei, Nokia und Erics-
son im Kampfgegen eine möglicheVor-
machtstellung des chinesischenTele-
kommunikationsriesen für denAusbau
der neuen 5G-Netzwerke Kredite zu ge-
währen, schriebdie Zeitung am Diens-
tag unter Berufung auf informiertePer-
sonen. Die beidenKonzerne sollen da-
mit in dieLage versetzt werden, ihren
Kunden ähnlich grosszügigeFinanzie-
rungskonditionen einzuräumen,wie sie
Huawei seinenKunden bietet. Huawei
verkauft nach Zahlen des Marktfor-
schungsunternehmens Dell’Oro 28%
der weltweitenTelekommunikations-
ausrüstung. Insbesondere in Schwel-
lenländern erzielen die Chinesen der-
zeit grosse Absatzerfolge, auch weil sie
vergleichsweise günstigeFinanzierungs-
angebote machen.
HERAUSGEGRIFFEN
Shakespeare gegen die
klimabewegte Jugend
BenjaminTriebe,London· «Schlimm ist’s, wenn Kindeshand das
Zepterführt», heisst es in «König Heinrich VI» vonWilliam
Shakespeare. Kinder werden diesen Satz auf einerTheater-
bühne derRoyal Shakespeare Company (RSC) künftig wohl
seltener hören, oder ihreEltern werden mehr dafür bezahlen
müssen.Andere Kinder haben nämlich durchgesetzt, dass das
bekannte britischeTheaterensemblekein Geld mehr vom Erd-
ölkonzern BP annimmt.Das Sponsoring ermöglichte es, in den
vergangenenJahren 80000 Tickets für16- bis 25-Jährige für
nur je5£(6 Fr.) anzubieten. Doch wieRSCnun mitteilt, wird
die Zusammenarbeit EndeJahr eingestellt.Eine Erhebung
habe gezeigt, dass in Zeiten des «Klimanotstands» das Spon-
soring durch BP ein Hindernis darstelle «zwischen den jungen
Menschen und ihremWunsch, sich mit derRSC zu befassen».
«Ist dies schonTollheit, hat es doch Methode», würde wohl
Polonius aus «Hamlet»kommentieren.Das NationalTheatre
in London hat ebenfalls einen «Klimanotstand» ausgerufen
und will di e Kooperation mit Shell, dem Konkur renten von BP,
beenden.Der Unmut der Klimaaktivisten scheint kaum Gren-
zen zukennen – frei nach dem Motto «Den mach ich zum Ge-
spenst,der mich zurückhält» (Hamlet höchstpersönlich).Doch
wie der Prinz schon wenige Szenen später feststellt: «An sich
ist nichts weder gut noch schlimm; das Denken macht es erst
dazu.» Der BP-Konzern, der übrigens für die Herausforde-
rungen des Klimawandels einen neuen Chef sucht,ist b estürzt
über die Abfuhrvon RSC.Ironischerweisesei diePolarisie-
rung der Debatte genau das, was es nicht brauche, so BP. Zwi-
schen den Zeilen des Communiqués säuselt Miranda aus «Der
Stur m»: «O schöne neueWelt, die solche Einwohner hat.»
Symbolische Aktionen werden dasWeltklima nichtrett en.
Lassen wir uns vor denAuswüchsen des Klimastreits von der
ehrgeizigenLady Macbeth warnen:«Nichts ist gewonnen,alles
ist dahin,/Stehn wir am Ziel mit unzufriednem Sinn.» Und be-
sinnen wir uns auf Hamlet, wenn er ausruft: «Lasst die Schau-
spieler gut behandeln, denn sie sind der Spiegel und die abge-
kürzte Chronik des Zeitalters.»
Samsung schafft die Wende
koe. Tokio· Im Handelskrieg zwischen
den USA und China gibt es einigeTech-
nologiekonzerne, die Anleger alsKurs-
barometer sehen.Ein asiatischerWetter-
hahn ist derKonzern Samsung Electro-
nics,der am Dienstag eine Schätzung für
sein drittes Geschäftsquartal veröffent-
licht hat.Die Prognose beschränkte sich
zwar wie üblich nur auf den Umsatz und
den operativen Gewinn, aber diese dür-
ren Zahlen schürten die Erwartung, dass
der Konzerngewinn sich nach dem tie-
fen Fall bereits etwas erholt habe.
Zwar brach Samsungs Betriebs-
gewinn im Jahresvergleich um satte
56% auf7, 7 Bio.Won (6,4 Mrd.Fr.) ein.
Von einem derartigen Sturz waren die
Märkte schon lange ausgegangen,denn
im dritten Quartal 2018 hatte der glo-
bale Marktführer bei Speicherchips,ge-
tragen von hohen Preisen für Halbleiter,
einenRekorderwirtschaftet.In Z eiten
gefallener Chip-Preise hattedas nie-
mand mehr erwartet. Erstens tendieren
die Gewinne nach einemTiefstand im
ersten Quartal wieder nach oben, und
zweitens übertrafen dieKoreaner den
Marktkonsens um 10%.
Samsung bleibt damit eine Aus-
nahmeerscheinung in derWelt klassi-
scherTechnikkonzerne. Der Quartals-
umsatz erreichte trotz Flaute bei Spei-
cherchips und trotz virulenten geo-
politischen Unsicherheiten mit 62 Bio.
Won(51 Mrd.Fr.) fast wiederRekord-
niveau.Die Gewinnmarge lag immerhin
bei 12,4%.Das ist respektabel für einen
Konzern, der sich noch mit kaum profi-
tablen Geräten wieKühlschränken und
Fernsehern abgibt.
Für die Anlegersind dieseZahlen
ermutigend, denn dieKoreaner bewe-
gen sich mit Smartphones, Displays und
Speicherchips inFeldern, die derzeit be-
sonders unter Zollschranken leiden.Die
Abhängigkeit vonKonjunkturgang und
Konsum in den USA und in China ist
zudem gross. Die USA sind für Sam-
sung ein wichtiger Absatzmarkt für fer-
tige Handys, China darüber hinaus auch
für Bauteile «madeinKorea».Samsung
ist Marktführer bei Chips, Bildschirmen
aus Flüssigkristallen oder organischen
Leuchtdioden (Oled).
Doch nicht nur die Smartphones der
Koreaner verkaufen sich besser als er-
wartet. Die grösstenHoffnungen setzen
die Märkte darauf, dass die Preise für
Speicherchips wieder steigen werden.
Rekord gewinne sind zwar auch dann
unwahrscheinlich, aber die Chancen für
einen steigendenAktienkurs sind intakt.
Finnen sichern sich Mehrheit
an Energiekonze rn Uniper
(dpa)·Der finnischeVersorger Fortum
grei ft nach der Mehrheit beimDüssel-
dorfer Energiekonzern Uniper. Für 2,3
Mrd. € willFortum zusätzlich die bisher
von denFonds Elliottund KnightVinke
gehaltenen 20,5% an Uniper kaufen,wie
der Konzern am Dienstag mitteilte.Da-
mitkämendieFinnenauf70,5%undhät-
ten das Sagen bei derehemaligenToch-
ter des Energieriesen Eon. Den 11 000
Uniper-BeschäftigtensagteFortum-Chef
PekkaLundmarkzu,seinKonzernwerde
im Zuge derTransaktionkeine betriebs-
bedingtenKündigungen veranlassen.
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